Eine Romreise mit Folgen
Als auch das jüngste ihrer Kinder fürs Studium das heimische Nest in Camerota verlässt, schrumpft die ehemals italienische Großfamilie auf Pia und ihren Ehemann Pasquale zusammen. In Camerota kennt jeder ...
Als auch das jüngste ihrer Kinder fürs Studium das heimische Nest in Camerota verlässt, schrumpft die ehemals italienische Großfamilie auf Pia und ihren Ehemann Pasquale zusammen. In Camerota kennt jeder jeden und Pfarrer Don Rosario steht allen bei. Kurz nach dem Abschiedsessen gibt Pasquales Vater den Löffel ab und Pia sieht sich den Anfeindungen ihres Schwagers ausgesetzt und die unausstehliche Schwiegermutter steht mit Sack und Pack vor der Tür und will bei ihnen einziehen. Doch auf Pasquales Unterstützung darf Pia nicht hoffen. So entschließt sie sich kurzerhand, ihre eigenen Sachen zu packen und ihre Tochter zu besuchen. Auf Umwegen landet sie irgendwann in Rom, wo ihr in Marcello ein attraktiver Mann begegnet, der sie wertschätzt und Balsam für ihre Seele ist. Kehrt Pia nach Camerota und zu Pasquale zurück?
Roberta Gregorio hat mit ihrem Buch „Signora Pia und das Lächeln des Meeres“ einen sehr unterhaltsamen und humorigen Roman vorgelegt. Der flüssige Schreibstil und die wunderbaren Beschreibungen der herrlichen italienischen Landschaft sowie der typischen temperamentvollen Familia Italiana entführen den Leser in südliche Gefilde, wo er sich sofort heimisch fühlt und heimlich dem sehr interessanten Treiben zusieht, oder einfach durch das pulsierende Rom wandelt an der Seite von Pia und gemeinsam mit ihr einiges in der Ewigen Stadt erlebt. Die im Text eingebetteten italienischen Worte geben einem das Gefühl, regelrecht vor Ort zu sein und dem wunderbaren melodischen Klang zu lauschen. Der Autorin gelingt es mit ihrer Erzählkunst, dass alles so lebendig wirkt und man sich vorkommt, als würde man sowohl die Protagonisten als auch deren Handlungsweise kennen. Irgendwie fühlt sich beim Lesen alles auf schöne Art und Weise ganz natürlich, aber auch sehr unterhaltsam und amüsant an. Das Leben wirkt auf einmal so leicht, obwohl es meist nicht so ist und auch hier die Charaktere ihre Päckchen zu tragen haben, die aber nicht nur in Italien, sondern auch in unserem Leben tagein tagaus anfallen.
Die Charaktere wurden sehr individuell und liebevoll gezeichnet und in Szene gesetzt. Pia ist eine liebevolle Ehefrau und Mutter, die sich auf einen neuen Lebensabschnitt mit ihrem Ehemann freut. Doch die Freude ist eher einseitig, denn Pasquale hat nur sein Hobby im Kopf und Pia ist auf sich allein gestellt. Dabei hat sie noch Wünsche und Träume, die sie gern verwirklichen würde. Auch würde sie gern einmal Wertschätzung erfahren, bisher wurde alles, was sie für die Familie und alle anderen tat, als selbstverständlich erachtet. Aber Pasquale ist zwar ein gutmütiger Mann, trägt das Herz aber nicht gerade auf der Zunge, hat keine romantische Ader und ist auch nicht der Typ, der sich fordernden Menschen entgegen stellt. Seine Mutter Sandrine ist eine herrische Person, der er immer noch nicht widerspricht, obwohl ihre Hinterhältigkeit schon einige Probleme verursacht hat. Und Bruder Ermano ist ein Kotzbrocken, der nur Ärger hervorbringt. Einzig Pfarrer Don Rosario ist eine Wohltat, denn er kennt die geheimsten Geheimnisse seiner Gemeindemitglieder und bemüht sich um alle und jeden.
„Signora Pia und das Lächeln des Meeres“ ist ein wunderschöner Roman über die Familie, geplatzte Träume, Sehnsüchte und die Liebe, der einen vom ersten Moment an verzaubert. Alle, die gern in fremde Länder abtauchen und sich von starken Charakteren und einer schönen Erzählweise hinwegtragen lassen wollen, werden dieses Buch lieben. Absolute Leseempfehlung!