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Veröffentlicht am 21.10.2016

Eine Romreise mit Folgen

Signora Pia und das Lächeln des Meeres
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Als auch das jüngste ihrer Kinder fürs Studium das heimische Nest in Camerota verlässt, schrumpft die ehemals italienische Großfamilie auf Pia und ihren Ehemann Pasquale zusammen. In Camerota kennt jeder ...

Als auch das jüngste ihrer Kinder fürs Studium das heimische Nest in Camerota verlässt, schrumpft die ehemals italienische Großfamilie auf Pia und ihren Ehemann Pasquale zusammen. In Camerota kennt jeder jeden und Pfarrer Don Rosario steht allen bei. Kurz nach dem Abschiedsessen gibt Pasquales Vater den Löffel ab und Pia sieht sich den Anfeindungen ihres Schwagers ausgesetzt und die unausstehliche Schwiegermutter steht mit Sack und Pack vor der Tür und will bei ihnen einziehen. Doch auf Pasquales Unterstützung darf Pia nicht hoffen. So entschließt sie sich kurzerhand, ihre eigenen Sachen zu packen und ihre Tochter zu besuchen. Auf Umwegen landet sie irgendwann in Rom, wo ihr in Marcello ein attraktiver Mann begegnet, der sie wertschätzt und Balsam für ihre Seele ist. Kehrt Pia nach Camerota und zu Pasquale zurück?

Roberta Gregorio hat mit ihrem Buch „Signora Pia und das Lächeln des Meeres“ einen sehr unterhaltsamen und humorigen Roman vorgelegt. Der flüssige Schreibstil und die wunderbaren Beschreibungen der herrlichen italienischen Landschaft sowie der typischen temperamentvollen Familia Italiana entführen den Leser in südliche Gefilde, wo er sich sofort heimisch fühlt und heimlich dem sehr interessanten Treiben zusieht, oder einfach durch das pulsierende Rom wandelt an der Seite von Pia und gemeinsam mit ihr einiges in der Ewigen Stadt erlebt. Die im Text eingebetteten italienischen Worte geben einem das Gefühl, regelrecht vor Ort zu sein und dem wunderbaren melodischen Klang zu lauschen. Der Autorin gelingt es mit ihrer Erzählkunst, dass alles so lebendig wirkt und man sich vorkommt, als würde man sowohl die Protagonisten als auch deren Handlungsweise kennen. Irgendwie fühlt sich beim Lesen alles auf schöne Art und Weise ganz natürlich, aber auch sehr unterhaltsam und amüsant an. Das Leben wirkt auf einmal so leicht, obwohl es meist nicht so ist und auch hier die Charaktere ihre Päckchen zu tragen haben, die aber nicht nur in Italien, sondern auch in unserem Leben tagein tagaus anfallen.

Die Charaktere wurden sehr individuell und liebevoll gezeichnet und in Szene gesetzt. Pia ist eine liebevolle Ehefrau und Mutter, die sich auf einen neuen Lebensabschnitt mit ihrem Ehemann freut. Doch die Freude ist eher einseitig, denn Pasquale hat nur sein Hobby im Kopf und Pia ist auf sich allein gestellt. Dabei hat sie noch Wünsche und Träume, die sie gern verwirklichen würde. Auch würde sie gern einmal Wertschätzung erfahren, bisher wurde alles, was sie für die Familie und alle anderen tat, als selbstverständlich erachtet. Aber Pasquale ist zwar ein gutmütiger Mann, trägt das Herz aber nicht gerade auf der Zunge, hat keine romantische Ader und ist auch nicht der Typ, der sich fordernden Menschen entgegen stellt. Seine Mutter Sandrine ist eine herrische Person, der er immer noch nicht widerspricht, obwohl ihre Hinterhältigkeit schon einige Probleme verursacht hat. Und Bruder Ermano ist ein Kotzbrocken, der nur Ärger hervorbringt. Einzig Pfarrer Don Rosario ist eine Wohltat, denn er kennt die geheimsten Geheimnisse seiner Gemeindemitglieder und bemüht sich um alle und jeden.

„Signora Pia und das Lächeln des Meeres“ ist ein wunderschöner Roman über die Familie, geplatzte Träume, Sehnsüchte und die Liebe, der einen vom ersten Moment an verzaubert. Alle, die gern in fremde Länder abtauchen und sich von starken Charakteren und einer schönen Erzählweise hinwegtragen lassen wollen, werden dieses Buch lieben. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 21.10.2016

Flug ins Glück

Für immer und ein Leben lang
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Archäologin Brittany gondelt jobbedingt durch die ganze Welt. Doch durch einen blöden Unfall, bei dem sie sich das Handgelenk gebrochen hat, ist sie zu einer Auszeit gezwungen und kehrt nach Puffin Island ...

Archäologin Brittany gondelt jobbedingt durch die ganze Welt. Doch durch einen blöden Unfall, bei dem sie sich das Handgelenk gebrochen hat, ist sie zu einer Auszeit gezwungen und kehrt nach Puffin Island zurück. Dort trifft sie nach 10 Jahren auf ihre Jugendsünde Zachary Flynn, den Bad Boy der Insel, den sie unüberlegt schnell mit 18 Jahren geheiratet und nach 10 Tagen ebenso schnell wieder geschieden wurde. Als Brittany zusagt, beim Summer Camp auszuhelfen, stellt sich heraus, dass auch Zachary dort mitarbeitet. So laufen sich die beiden ständig über den Weg und Brittany muss feststellen, dass der alte Zauber zwischen ihnen beiden immer noch besteht. Wird ihre Liebe dieses Mal eine Chance haben?

Sarah Morgan hat mit ihrem Buch „Für immer und ein Leben lang“ den zweiten Band ihrer „Puffin Island“-Reihe vorgelegt, den man allerdings auch ohne Vorkenntnisse des ersten Romans lesen kann. Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar flüssig, aber ebenso gefühlvoll. Als Leser taucht man sofort in die Inselwelt ein und wandelt als Schatten an der Seite der Protagonisten, erfährt ihre Gefühle und Gedanken aus erster Hand. Die Inselbeschreibungen sind so bildhaft, dass man nahezu das Rauschen des Meeres hört, die Salzluft in den Haaren spürt.

Die Charaktere sind sehr authentisch und wie aus dem richtigen Leben gestaltet. Sie haben Ecken und Kanten und auch schon den ein oder anderen Schicksalsschlag hinter sich, der ihr Leben und ihr Handeln geformt hat. Brittany ist eine sympathische und geduldige Frau, die für ihre Arbeit lebt und dadurch in der ganzen Welt herum kommt. Aber ihre Heimat ist Puffin Island und der Gedanke, hier für immer zu bleiben, kehrt immer wieder zurück. Brittany ist eine starke Frau, der Freundschaft und Ehrlichkeit sehr wichtig sind. Zachary ist ein Mann mit einer zerrissenen Seele, was in seiner Kindheit begründet liegt, wo er in Pflegefamilien aufwuchs, bis er auf Puffin Island ein richtiges Zuhause gefunden hat. Er ist misstrauisch und zurückhaltend, was seine eigenen Gefühle betrifft, er traut sich selbst nicht. Die Nebencharaktere sind sehr interessant in Szene gesetzt, so dass sie durch ihre eigenen kleinen Geschichten die Handlung des Romans sehr bereichern.

„Für immer und ein Leben lang“ ist ein wunderschöner und unterhaltsamer Liebesroman, der sich auch mit Vergangenheitsbewältigung und Vertrauen beschäftigt, was der Geschichte eine gewisse Tiefe verleiht. Alle, die knisternde Erotik und schöne Liebesgeschichten lieben, werden sich hier bestimmt nicht langweilen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.10.2016

Was ist mit Artur passiert?

Im Wald
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Gerade aus dem Jugendknast entlassen, sieht ein junger Mann seinen einzigen Ausweg in einem eigenhändigen Drogenentzug und sucht sich dafür einen Wohnwagen auf einem einsamen Campingplatz aus. Mitten in ...

Gerade aus dem Jugendknast entlassen, sieht ein junger Mann seinen einzigen Ausweg in einem eigenhändigen Drogenentzug und sucht sich dafür einen Wohnwagen auf einem einsamen Campingplatz aus. Mitten in der Nacht geht der Wohnwagen durch eine vorhergegangene Explosion in Flammen auf. Kriminalhauptkommissar Oliver Bodenstein wird dieser Fall zugeteilt und bringt seine 7-jährige Tochter Sophia mit zum Tatort, da er sie noch nicht allein lassen kann. Da in der letzten Zeit in der Gegend einige Brände gelegt wurden, wird dieser Fall zuerst als Brandstiftung eingeschätzt. Als jedoch die Spurensicherung eine Leiche in den Überresten des Wohnwagens findet, bekommt die Geschichte eine neue Wendung. Bei den Ermittlungen stößt Bodenstein mit der Besitzerin des Wohnwagens Rosemarie Herold auf seine eigene Vergangenheit, denn sie ist die Mutter seines ehemals besten Schulfreundes, der vor mehr als 40 Jahren spurlos verschwand und Bodenstein noch immer Schuldgefühle verursacht. Ist die Brandleiche sein Schulfreund? Bodenstein gibt den Fall an seine Kollegin Pia Kirchhoff ab, da er befangen ist. Wird sich das Verschwinden seines Freundes jemals aufklären? Was ist damals passiert?

Das lange Warten hat sich gelohnt, denn Nele Neuhaus hat wieder zugeschlagen und mit ihrem Buch „Im Wald“ den 8. Band um ihr Ermittlerduo Bodenstein-Kirchhoff vorgelegt. Der Schreibstil ist wie immer flüssig, und der Leser ist bereits mit dem Prolog schon in der Geschichte gefangen und kann nicht anders als sich dem Sog des Buches zu ergeben. Der Spannungsbogen wird bereits auf den ersten Seiten hoch angelegt, steigert sich aber im Verlauf der Handlung immer weiter bis zum Finale. Nele Neuhaus weiß mit den Emotionen ihrer Leser zu spielen und entfesselt mit ihrem bildhaften Schreibstil ein wunderbares Kopfkino, es ist, als wäre man hautnah bei den Ermittlungen dabei und kann die Spannung regelrecht mit den Händen greifen. Die Ortsbeschreibungen sind ebenso detailliert wie die Emotionen der Protagonisten. Auch die Rückblicke in die Vergangenheit geben dem Leser einen guten Einblick und tragen nach und nach zur Auflösung des Puzzles bei. Dabei hat Nele Neuhaus natürlich immer ein Ass im Ärmel, denn mit ihren gut verteilten Wendungen und Irrwegen manipuliert sie den Leser sehr geschickt immer wieder aufs Neue, der sich darauf wieder neu sortieren und alles überdenken muss.

Die Charaktere sind wie immer sehr lebensnah und authentisch gestrickt, deshalb sind Bodenstein und Kirchhoff einer großen Fangemeinde bereits regelrecht ans Herz gewachsen oder gehören sozusagen „zur Familie“. Auch in diesem Fall erhält man wieder einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten. Bodenstein wirkt diesmal sehr schuldbeladen und zerrissen, was einen als Leser nicht kalt lässt, ist er doch meistens der eher abgeklärte Typ, der nur in seinem Privatleben einige Krisen durchzustehen hatte. Er steht kurz vor einer Auszeit und da er zu direkt in diesen Fall involviert ist, gibt er ihn an seine Kollegin Pia Kirchhoff ab, die souverän, offen und ehrlich damit umgeht. Die beiden sind ein eingespieltes Team und Pia gibt sich hier alle Mühe, ihrem Chef etwas von seiner eigenen Unruhe zu nehmen.

Mit „Im Wald“ konnte auch der 8. Fall von Bodenstein und Kirchhoff wieder einmal restlos durch eine gut durchdachte Story, absoluten Nervenkitzel und einen bis fast auf den letzten Drücker nicht zu ahnenden Täter überzeugen. Alle Fans werden mit diesem Roman wieder voll auf ihre Kosten kommen und einige schlaflose Nächte in Kauf nehmen. Das Warten wird lang werden bis zum nächsten Fall – leider! Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.10.2016

Wer etwas wagt, dem wachsen Flügel

Das Café der kleinen Wunder
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Die Studentin Nelly lebt in Paris und ist schon seit längerem heimlich in ihren Professor verliebt. Doch diese Liebe ist nicht von Erfolg gekrönt, denn der Professor liebt eine Kollegin und möchte deswegen ...

Die Studentin Nelly lebt in Paris und ist schon seit längerem heimlich in ihren Professor verliebt. Doch diese Liebe ist nicht von Erfolg gekrönt, denn der Professor liebt eine Kollegin und möchte deswegen nach Italien ziehen. Nelly fällt in ein Loch, denn sie redet sich ein, wenn sie weniger Flugangst und das Angebot des Professors zu einer gemeinsamen New York Reise angenommen hätte, wäre alles ganz anders gekommen. In ihrem Frust kauft Nelly sich die rote Designer-Handtasche, die ihr so gut gefällt, und sichtet den Nachlass ihrer geliebten Großmutter. Dabei fällt ihr ein altes Buch mit Widmung in die Hände, welches ihre Neugier auf die Vergangenheit ihrer Großmutter weckt, allerdings muss sie für weitere Nachforschungen nach Venedig. Kurzerhand mietet sie in der Lagunenstadt eine Wohnung und macht sich auf, den Spuren der Vergangenheit zu folgen. Dabei trifft sie durch ein Missgeschick auf den Italiener Valentino. Wird er ihr bei der Suche helfen können?

Unter dem Pseudonym Nicolas Barreau wurde der neue Roman „Das Café der kleinen Wunder“ veröffentlicht, ein wunderschöner, gefühlvoller Liebesroman, dessen Handlung vor der Kulisse der wahrscheinlich schönsten und romantischsten Orte der Welt spielt: Paris und Venedig. Nirgendwo sonst werden Städte mit dem Wort Liebe in Verbindung gebracht außer bei diesen beiden. Der Schreibstil ist flüssig, schnell ist der Leser an der Seite der Hauptprotagonistin Nelly und beobachtet sie bei ihren Unternehmungen. Die Beschreibungen der Städte sind so detailliert und farbenfroh, dass man das Gefühl hat, sich blind dort zurecht zu finden. Wenn man sowohl Paris als auch Venedig kennt, ist es wie ein Wochenendtrip im Kopf auf den Spuren der Vergangenheit und dem Finden der Liebe. Der Duft von frischen Brioches und Croissants umweht einen ebenso wie der von starkem italienischen Espresso.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und wirken sehr authentisch. Nelly ist eine eher ängstliche Frau, die sich kaum etwas zutraut. Oftmals hat man das Gefühl, man müsste sie mal schütteln oder ihr Mut zusprechen, damit sie etwas wagt. Nelly ist auch sehr misstrauisch und begegnet ihren Mitmenschen eher zurückhaltend, was oftmals gar nicht von Vorteil ist und sie sich damit selbst Steine in den Weg legt. Sie muss erst eine traurige Erfahrung machen, die ihr in der Seele weh tut, um aus sich herauszuwachsen und sich immer mehr an neue Dinge und Erfahrungen heranzuwagen. Nellys Cousine Jeanne ist der gute Geist, der Nelly immer wieder ins Gewissen redet und sie anstachelt, etwas mehr Mut zum Leben zu entwickeln. Valentino ist ein gutaussehender Italiener, der das Herz auf dem rechten Fleck hat. Er ist ein Charmeur, doch kann er auch ernsthaft sein. Und Amerikaner Sean bringt mit seiner Art ebenfalls frischen Wind in das Leben.

Bei den Romanen von Nicolas Barreau hat man immer die Garantie von Romantik und von wunderschön erzählten Liebesgeschichten, wie man sie sich selbst im Geheimen erträumt. Da finden Außenseiter endlich auch das Stück vom Glück, das sie sich so sehr erhofft haben. „Das Café der kleinen Wunder“ ist wieder so ein Buch, dass man von der ersten bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen kann und sich in der Handlung regelrecht verliert, so schön wird sie erzählt, wobei auch die wunderschöne Hintergrundkulisse ihre Wirkung nicht verfehlt. Alles, die noch an Romantik und die wahre Liebe glauben, werden dieses Buch lieben. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.10.2016

Erst der Verlust gewinnt ein Herz

Die Tage, die ich dir verspreche
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„Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz.“ (Friedrich Hebbel)

Die 19-jährige Gwen ist sehr krank. Schon lange wartet sie darauf, dass sich ein Organspender findet, damit sie ein neues ...

„Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz.“ (Friedrich Hebbel)

Die 19-jährige Gwen ist sehr krank. Schon lange wartet sie darauf, dass sich ein Organspender findet, damit sie ein neues Herz bekommt. Und dann ist es soweit. Doch nach der Operation fällt Gwen in ein tiefes Loch, sie ist verzweifelt und todunglücklich, denn es plagen sie Schuldgefühle aufgrund der Tatsache, dass jemand sterben musste, damit sie leben kann. Ihre Verzweiflung stürzt sie in eine tiefe Depression, der Gedanke, das gerade erhaltene Herz jemand anderem zu geben, wird für sie zur fixen Idee und damit gibt sie offen zu, dass sie sterben möchte. Eine Anmeldung in einem Forum für Herztransplantationen führt sie zu dem jungen Studenten Noah, der das Forum betreut. Gwen bietet ihr Herz im Forum an, was Noah unbedingt verhindern will. Als Gwen auf einmal vor seiner Tür steht, versucht Noah mit allen Mitteln, Gwen umzustimmen. Wird es ihm gelingen? Wird Gwen endlich wieder lernen, das Leben zu lieben?

Lily Oliver hat mit ihrem Buch „Die Tage, die ich dir verspreche“ einen sehr emotionalen und anrührenden Roman vorgelegt und sich darin mit einem sehr heiklen Thema auseinander gesetzt, das immer aktuell ist und viele Menschen tagtäglich beschäftigt, seien es Spender, aber vor allem Empfänger. Niemand ist sich der Tatsache mehr bewusst, dass jemand anders zu leiden oder zu sterben hat, damit jemand neuen Lebensmut und mehr Zeit bekommt, als gerade die Spendenempfänger. Manche warten Jahre darauf, sich einer Operation zu unterziehen, viele sterben innerhalb der Wartezeit, weil es nie genug Spender gibt und vor allem der passende. Der Leidensweg dieser Menschen und deren Angehöriger ist meist jahrelang gezeichnet von der Organkrankheit und die Kraft, die Hoffnung aufrecht zu erhalten, wird immer schwerer, je länger es dauert, bis man die erlösende Nachricht bekommt. Die meisten Empfänger sind überglücklich, endlich ein halbwegs normales Leben führen zu können, aber es gibt auch diejenigen, die nach der Operation Depressionen bekommen, sich mit dem „Lebensgeschenk“ nicht abfinden können und darunter leiden, weil sie sich auf einmal selbst fremd sind oder sich fremd fühlen, weil sie der Gedanke an den eventuell toten Spender verzweifeln lässt und sie so ihrem Lebensmut und ihrer Energie beraubt.

„Du kannst Deine Augen schließen, wenn Du etwas nicht sehen willst, aber Du kannst nicht Dein Herz verschließen, wenn Du etwas nicht fühlen willst.“ (Johnny Depp)

Der Schreibstil ist flüssig, durch die verschiedenen Perspektiven findet sich der Leser mal an der Seite von Gwen, mal an der Seite von Noah wieder und erfährt so vieles über deren Empfindungen, Gefühle und Gedanken.

Die Charaktere sind sehr interessant ausgestaltet, wirken lebendig und authentisch. Gwen ist zu Beginn nicht gerade eine Sympathieträgerin, man muss sich auf sie einlassen, muss ihre Verzweiflung spüren und ihre Gedanken nachvollziehen, um sie besser kennenzulernen und sie zu verstehen. Gwen hat einen sehr langen Leidensweg hinter sich, sie hatte wahrscheinlich nicht mehr viel Hoffnung, am Leben zu bleiben. Nach der Operation lehnt sie das neue Herz ab, weil sie den Gedanken nicht erträgt, dass dafür ein Mensch gestorben ist. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass sie ihr eigenes krankes Herz nicht mehr besitzt und somit fühlt sie sich selbst fremd und nicht mehr wie sie selbst. Ihre Verzweiflung ist verständlich, vermuten doch heute noch viele Menschen auf der Welt, dass in dem Herz auch die Seele des Menschen wohnt. Ist Gwen nun ein anderer Mensch, weil sie ein fremdes Herz hat? Wo ist sie selbst geblieben? Natürlich fällt es schwer, sich damit abzufinden und diese Gedanken zuzulassen, vor allem muss man sich erst einmal selbst wiederfinden.

„Wem der Himmel eine große Aufgabe zugedacht hat, dessen Herz und Willen zermürbt er erst durch Leid.“ (Mengzi)

Student Noah ist eigentlich ein netter Typ, Sohn einer Herzchirurgin, der noch keine Ahnung hat, was er einmal machen will. Als Forumsleiter lernt er Gwen kennen und bringt sich hier mehr ein, als richtig ist. Doch Noah will Gwen beschützen, er macht eigentlich das Richtige, doch auf völlig falsche Art und Weise. Oftmals kann man nur den Kopf schütteln und hoffen, dass das Ganze gut ausgeht, weil er sich immer mehr Lügen bedient, um Gwen von ihrem Vorhaben abzubringen, und niemand weiß, wie Gwen darauf reagieren wird, wenn sie die Wahrheit erfahren wird.

„Mancher findet sein Herz nicht eher, als bis er seinen Kopf verliert.“ (Friedrich Nietzsche)

„Die Tage, die ich Dir verspreche“ ist ein Roman, der einen mitten ins Herz trifft und ein Thema behandelt, das einem lange nicht mehr aus dem Kopf geht. Eigentlich sollte sich jeder mit Organspende befassen und was es für einen selbst und für alle anderen bedeuten kann. Die dazugehörigen Gefühle sollte man ebenso bedenken wie die Tatsache, was einem durch eine Spende geschenkt und anderen genommen wird. Dieses Buch ist keine leichte Kost, aber absolut lesenswert, deshalb unbedingte Leseempfehlung!