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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2016

Für Leser von Horrorgeschichten

Muttertag
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Die Klassifizierung des Buchs in das von mir bevorzugte Genre „Literatur“ hat mich zu ihm greifen lassen. Leider war dies eine Irreleitung, denn richtigerweise handelt es sich um eine Mischung aus Thriller ...

Die Klassifizierung des Buchs in das von mir bevorzugte Genre „Literatur“ hat mich zu ihm greifen lassen. Leider war dies eine Irreleitung, denn richtigerweise handelt es sich um eine Mischung aus Thriller und Horrorgeschichte, zu deren Leserkreis ich eher nicht zähle. Das alleine hat mich aber nicht enttäuscht zurückgelassen. Vielmehr lag mir die schwerfällige Erzählweise nicht, die lange Zeit verhindert hat, dass ich in die Geschichte hineinfinden konnte. Eine Reihe von Bruchstücken mit jeweils eigener Thematik wird abwechselnd fokussiert. Da geht es um ein gedächtnisloses Mädchen, eine vermeintlich zerstörte und dann wieder aufgetauchte Sekte, die Menschen ohne deren Einverständnis mit Krankheiten infiziert und einem Menschenopferkult frönt, Ermittlungen durch den Verfassungsschutz. Für mich sind das alles sehr schreckliche Themen. Zum Glück werden sie durch eine Art Rahmen zusammengeführt, nämlich die angenehmer zu lesende Geschichte rund um den Jugendlichen Philipp, der bei seinem vermeintlich harmlosen Onkel lebt und mit diesem nach einem Überfall flüchten muss. Vollständiges Licht wird am Ende nicht in die Geschichte gebracht, bleibt doch etwa offen, was mit dem Mädchen passiert ist.

Das Buch bleibt hinter meinen Erwartungen zurück.

Veröffentlicht am 06.10.2016

Hinter meinen Erwartungen zurückbleibender Liebesroman

New York Diaries – Claire
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Dieser Roman ist der erste von vieren aus der Reihe „New York Diaries“, die die deutsche Autorin Anny Freytag unter dem Pseudonym Ally Taylor im Wechsel mit ihrer Freundin und Autorenkollegin Carrie Price ...

Dieser Roman ist der erste von vieren aus der Reihe „New York Diaries“, die die deutsche Autorin Anny Freytag unter dem Pseudonym Ally Taylor im Wechsel mit ihrer Freundin und Autorenkollegin Carrie Price bzw. Adriana Popescu schreibt. Ganz am Ende ist eine Leseprobe aus deren „New York Diaries - Sarah“ abgedruckt, das am 10.01.2017 erscheinen soll. Nach Lektüre des vorliegenden ersten Buches werde ich wohl aber kein weiteres Buch aus der Reihe lesen. Es ist einer der eher seltenen Fälle, in denen ich noch von der Leseprobe angetan war und dann von der gesamten Geschichte umso enttäuschter.
Protagonistin ist, wie es meistens in den vergleichbaren sog. chick-lit-Romanen deutscher Autorinnen vorkommt, eine 32jährige Frau (Claire), die gerade wieder einmal eine gescheiterte Liebesbeziehung hinter sich hat, deshalb in totalem Selbstmitleid zerfließt, beruflich ohne Perspektive und ohne Geld ist, dafür aber eine beste Freundin (June) hat, die hemmungslosen Sex mit wechselnden Männern hat. Jedenfalls zieht Claire in den begehbaren Kleiderschrank in der Wohnung von June, die in einer WG mit Claires (nur!) bestem Freund aus Kindertagen wohnt und Nachbarin von Claires verflossener Highschool-Liebe ist. Man kann schon ahnen, worauf es hinausläuft – werden Claire und ihr Freund als Liebespaar zueinanderfinden?
Woran ich mich am meisten stoße, ist, dass sich Claires gesamtes Denken um Sex und Beziehungen zu Männern dreht. Dass sie nach gerade beendeter Beziehung gleich einen One-night-stand hat, will ich nicht lesen. Unklar bleibt, warum die Geschichte gerade in New York angesiedelt ist. Gelegentliche Tagebucheinträge von Claire, die dem Buch wohl seinen Titel geben, sind wegen ihres kleinen Schriftbildes mühevoll zu lesen, ebenso ein Brief an Claire.

Ein durchschnittliches Buch, das keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gefühlvoller Roman über Trauer und Trauerarbeit

Lebensgeister
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Wie für Bücher aus dem Diogenes-Verlag typisch, befindet sich auch auf dem Cover des vorliegenden die Illustration eines bekannten Künstlers - hier des Japaners Mizutani, passend also zur Herkunft der ...

Wie für Bücher aus dem Diogenes-Verlag typisch, befindet sich auch auf dem Cover des vorliegenden die Illustration eines bekannten Künstlers - hier des Japaners Mizutani, passend also zur Herkunft der Autorin und zur grünen Tempelstadt Kyoto, in der ein wichtiger Teil der Geschichte angesiedelt ist. Die Geschichte selbst ist sehr gefühlvoll und handelt im Wesentlichen von der tiefen Trauer der Protagonistin und deren Verarbeitung nach dem Unfalltod ihres geliebten Freundes, bei dem sie selbst schwer verletzt wurde und eine Wesensveränderung erfahren hat. Ich persönlich habe es als etwas befremdlich empfunden, dass die Protagonistin plötzlich Geister von Verstorbenen sehen kann (ihres verstorbenen Großvaters, ihres toten Hundes, einer fremden Frau). Diese Übersinnlichkeit liegt mir nicht. Der Schreibstil stimmt ein wenig melancholisch. Wunderschön fand ich hingegen die Eindrücke, die von der Stadt Kyoto vermittelt werden.
Liebhaber japanischer bzw. asiatischer Literatur werden dieses Buch wohl eher mögen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Auf Umwegen zum Glück

Vor mir die Sterne
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Kurz vor ihrem 38. Geburtstag macht Ramie Philips eine persönliche Krise durch. Zwar hat sie Karriere gemacht, doch Partner und Kind fehlen ihr. Immer wieder sucht sie der Gedanke heim, dass vielleicht ...

Kurz vor ihrem 38. Geburtstag macht Ramie Philips eine persönliche Krise durch. Zwar hat sie Karriere gemacht, doch Partner und Kind fehlen ihr. Immer wieder sucht sie der Gedanke heim, dass vielleicht alles anders gekommen wäre, wenn sie sich im Teenie-Alter nicht von ihrem ersten Freund getrennt hätte. Und auch die Erinnerung an ihren vor Jahren plötzlich verstorbenen Vater lässt sie nicht los. Auf ihrer Party springt sie kopfüber von der Yacht ins Wasser, verletzt sich … und wacht in ihrem Jugendzimmer im Körper der 18jährigen Ramie auf. Mit ihrem gegenwärtigen Wissen kann sie wegweisende Entscheidungen neu treffen – und vielleicht glücklich werden?

Die Thematik der Zeitreise und zweiter Chancen im Leben wird in Romanen immer mal wieder verarbeitet. Von diesen Vorbildern hebt sich diese Geschichte nicht allzu sehr ab, als dass sie sich mir besonders einprägen würde. Es wird viel zu viel Text auf wiederkehrende Überlegungen der Protagonistin verwandt, wie und warum sie in ihrem Leben zeitlich zurückversetzt wurde. Am Ende wird dies schlüssig erklärt. Ebenso zu sehr in den Vordergrund gerückt werden die Beziehung Ramies zu ihrem Highschool-Freund, die typisch amerikanisch anmutet, sowie ausgiebige, zu ernsthaft klingende Gespräche mit ihrem Vater, der ihr viele Weisheiten auf den Weg gibt. Dadurch zieht sich der Mittelteil etwas. Obwohl der Roman doch eher für erwachsene Leserinnen gedacht sein dürfte, machen viele Passagen auf mich den Eindruck eines Jugendromans.

Ich empfehle das Buch allen, die, ohne allzu viel zu erwarten, Geschichten über „was wäre gewesen, wenn die Dinge anders gelaufen wären“ mögen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Momentaufnahmen aus dem Leben einer amerikanischen Familie

Die Sommer der Porters
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Die wohlhabende Familie Porter verbringt ihre Sommer und Feiertage in ihrem Sommerhaus auf Ashaunt, einer Halbinsel an der Küste von Massachusetts. Im Laufe der Jahre gibt es viele Einschnitte in ihrem ...

Die wohlhabende Familie Porter verbringt ihre Sommer und Feiertage in ihrem Sommerhaus auf Ashaunt, einer Halbinsel an der Küste von Massachusetts. Im Laufe der Jahre gibt es viele Einschnitte in ihrem Leben sowie Veränderungen auf dem von allen als Idyll angesehenen Land. Das Buch zeichnet eine Familienchronik in der Zeitspanne 1942 bis 1999.

Für mich hat die Familiengeschichte in ihrem ersten bis S. 156 gehenden Teil recht vielversprechend begonnen. Hier wird uns die Familie Porter aus der Sicht der aus Schottland stammenden Kinderfrau Bea vorgestellt. Sie spielt im Wesentlichen im Jahr 1942 mit gelegentlichen kurzen Ausblicken auf zukünftige Ereignisse (eine Technik, die ich mag); immer wieder wird auch Beas eigener Lebenslauf eingearbeitet. Das Ganze geschieht nicht strikt chronologisch und reizt so zum Weiterlesen. Allerdings habe ich detaillierte Beschreibungen des doch so in den Vordergrund gerückten Ashaunt und des Sommerhauses vermisst. Außerdem habe ich nach dem Klappentext ein gewichtiges Geheimnis bzgl. der jüngsten Tochter Jane erwartet. Tatsächlich berührt der Vorfall aus dem Jahr 1942 ihr Leben nicht. Enttäuschend empfand ich die folgenden beiden Teile („Pflanzen und ihre Kinder“ und „Unbefugtes Betreten“). Die zweite Episode springt in die Jahre 1947 bis 1961 und wird ausschließlich aus der Sicht der Porter-Tochter Helen in Form von Briefen und Tagebüchern geschildert. Erwartet hätte ich, dass ihre jünger Schwester Janie in den Mittelpunkt gerückt worden wäre, immerhin war sie Beas „Lieblingskind“ und hat mit dem oben erwähnten Vorfall doch mit zu Beas Entscheidung für einen Verbleib in der Familie und gegen eine Heirat mit einem Soldaten geführt. Stattdessen ist von ihr nur noch am Rande die Rede und steht Helens Wankelmut bzgl. ihrer Entscheidungen im Leben im Vordergrund. Der hier gewählte Erzählstil (Briefe, Tagebücher) ist natürlich gut geeignet, um zu zeigen, was Helen aus ihrem Leben machen will. Der dritte, längste Teil rückt Helens Sohn Charlie im Jahr 1970 in den Fokus, der an den hohen Erwartungen seiner Mutter scheitert und nach Drogenmissbrauch an psychischen Problemen leidet. Positiv zu vermerken ist hier seine Verbundenheit mit dem Land seiner Familie und sein Einsatz, dort Veränderungen zu verhindern. Versöhnlich zurückgelassen hat mich dann der letzte, wieder kürzere, im Jahr 1999 spielende Teil, wenngleich er sehr traurig ist, da hier viel Leid bei den Porters und Bea beschrieben wird.

Insgesamt dümpelt die Handlung ohne besondere Höhepunkte vor sich hin. Ich hätte mir gewünscht, die im ersten Leseabschnitt gewählte Erzählperspektive aus Beas Sicht wäre beibehalten worden und sie hätte die Familie weiterhin beobachtet. Die Zeitsprünge wären dann weniger auffällig gewesen. Verwirrend ist, dass immer wieder Namen von Personen auftauchen, die sich nicht einordnen lassen.