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Veröffentlicht am 08.06.2019

Ein tolles Buch über eine spannende Zeit

Space Girls
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Juni ist ein Sommerkind, das ständig in Bewegung ist. Schon seit ihrer Geburt, seit sie zusammen mit ihrer Mutter aus Köln über Frankreich in die USA geflüchtet ist. Und auch da will sie eigentlich nur ...

Juni ist ein Sommerkind, das ständig in Bewegung ist. Schon seit ihrer Geburt, seit sie zusammen mit ihrer Mutter aus Köln über Frankreich in die USA geflüchtet ist. Und auch da will sie eigentlich nur eines: Laufen und natürlich fliegen!
So hilft sie ihrem Stiefvater auf dem Flugplatz auf dem er arbeitet und macht bereits früh ihren Pilotenschein. Sie fliegt Rennen und überführt Flugzeuge nach Südamerika.
Als sie das Angebot bekommt an einem Auswahltraining für Astronautinnen teilzunehmen, sagt sie natürlich sofort zu, würde sich doch nur so der Traum, zum Mond zu fliegen, verwirklichen lassen.

Maiken Nielsen nimmt uns mit in eine Zeit, als Frauen als Piloten noch sehr unüblich waren, und Frauen generell lieber am Herd, als in der Luft gesehen wurden. Sie erzählt uns die Geschichte der 13 Mercury Pilotinnen, die die Tests auf sich nahmen, mit Bravour bestanden und dann aber trotzdem wieder ausgemustert wurden. Die Anhörung im Kongress, bei der diese Entscheidung getroffen wurde, wird im Buch wiedergegeben. Hier hätte ich schreien können, so unqualifiziert und überheblich wurde hier von Männern über Frauen geurteilt. Leider nur ein Beispiel dessen, was damals wohl Gang und gäbe war.

Die Geschichte der Raumfahrt in den USA ist aber nicht ohne einen Deutschen zu erzählen, ohne den vieles nicht möglich gewesen wäre: Wernher von Braun. Seine Geschichte und die Zeichnung seiner Person fand ich sehr interessant. Wenn er nur ansatzweise so war , wie hier beschrieben, war er ein Mann mit großen Zielen, für die er alles getan hat, egal welche Konsequenzen das für andere hatte. Und dabei hatte er das Glück auf Menschen zu treffen, denen seine Leistungen wichtiger waren, als seine Verstrickungen in der Nazi-Zeit.

Ich habe das Buch sehr genossen. Junis Geschichte hat mich fasziniert und ich muss sie und ihre Mutter für ihre Art, sich ihre Träume zu erfüllen nur bewundern. Auch wenn sie dabei immer wieder herbe Rückschläge hinnehmen mussten.

Die Geschichte der ersten Mondlandung aus der Sicht von Michael Collins hat mich mitgenommen, ich hatte das Gefühl mit in Apollo 11 zu reisen und den Mond zu umrunden.
Die Bilder, die man damals im Fernsehen sehen konnte, standen mir dabei direkt vor Augen, auch wenn ich die Mondlandung selbst nicht erlebt habe.

Ich kann dieses Buch nur empfehlen, wer etwas über die Gesellschaft in Amerika in den 50er und 60er Jahren wissen möchte, ist hier genau richtig.

Veröffentlicht am 01.06.2019

Vergangen ist nicht vergangen

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Gina Angelucci und Tino Dühnfort sind Eltern geworden. Ihre kleine Chiara ist ein Sonnenschein, allerdings hat sie das Down-Syndrom. Nun ist es ander Zeit für Tino in Elternzeit zu gehen und Gina fängt ...

Gina Angelucci und Tino Dühnfort sind Eltern geworden. Ihre kleine Chiara ist ein Sonnenschein, allerdings hat sie das Down-Syndrom. Nun ist es ander Zeit für Tino in Elternzeit zu gehen und Gina fängt wieder an zu arbeiten. Als erstes kommt ihr ein Fall auf den Tisch, bei dem 2 Skelette in Altbruck gefunden wurden. Sie scheinen aus der Zeit des zweiten Weltkriegs zu stammen. Gina und ihre Kollegen fangen an zu ermitteln und graben Stück für Stück einen eher unrühmlichen Teil der Geschichte Altbrucks aus. Im Krieg wurde dort von Zwangsarbeitern aus dem Osten Munition hergestellt. Nun stellt sich die Frage, was den beiden Toten passiert ist.
Währenddessen werden Gina und Tino auf eine Frau aufmerksam, die ihnen nachzustellen scheint. Schnell stellt sich heraus, dass diese es auf das Liebste der beiden abgesehen hat.

Ich habe diesen neuen Band rund um Gina und Tino innerhalb eines Tages verschlungen, so sehr war ich davon gefesselt. Sowohl der Fall in Altbruck, als auch die Geschichte um die Stalkerin fand ich sehr spannend. Mit dem Fall in Altbruck zeigt Inge Löhnig, dass die Vergangenheit eben nicht immer vergangen ist, sondern auch die Gegenwart immer noch beeinflusst. Auch wenn viele das gerne verleugnen und sich damit nicht mehr auseinandersetzen wollen. Inge Löhnig bezieht auch die aktuelle politische Situation mit in ihr Buch ein, so geht es um Denkmäler für Zwangsarbeiter und das Erstarken der Rechten in Bayern kurz vor der Landtagswahl. Mir hat die Art und Weise, wie das in die Handlung einfliesst, sehr gut gefallen.

Die Geschichte der Zwangsarbeiterin Kairi wird aus ihrer Sicht erzählt, hier verlässt das Buch die Gegenwart. So bekommt man als Leser mehr Hintergründe mit, als die Ermittler selbst herausfinden können. Auch der Sichtwechsel zu Toni, der einzigen Überlebenden, die noch berichten könnte was wirklich passiert ist, fand ich stilistisch gut gelöst. So gibt es für den Leser eine vollständige Aufklärung des Falles, während für Gina manche Vermutungen nicht mehr bestätigt werden können. So gelangt das Buch zu einem runden und umfassenden Ende, das allen Beteiligten mehr als gerecht wird.

Das Buch hatte von der ersten Seite an etwas von heimkommen. Ich war sofort wieder im Fluß und es fühlte sich an, wie Freunde zu besuchen, die man lange nicht mehr gesehen hat. Ich hoffe Inge Löhnig bietet uns noch mehr Gelegenheiten Tino und Gina weiter zu begleiten, ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen.

Von mir eine hundertprozentige Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 31.05.2019

Bin im Garten

Bin im Garten
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Es gibt Bücher, die liest man und möchte das, was der Autor da tut am liebsten sofort auch machen. Das ging mir bei Hape Kekerlings „Ich bin dann mal weg“ so und jetzt auch bei Meike Winnemuths „Ich bin ...

Es gibt Bücher, die liest man und möchte das, was der Autor da tut am liebsten sofort auch machen. Das ging mir bei Hape Kekerlings „Ich bin dann mal weg“ so und jetzt auch bei Meike Winnemuths „Ich bin im Garten“. Meike Winnemuth hat beschlossen ein Jahr lang in ihrem Garten intensiv zu arbeiten und sich, wenn möglich, von den Früchten ihres Tuns zu ernähren. Dabei hat sie eine Art Tagebuch geführt, in der sie also nicht nur ihre Erfahrungen beim Gärtnern, sondern auch das, was es mit ihr tut, im Garten zu leben, zu beschreiben.
An vielen Ecken habe ich mich auch selbst in mir erkannt und musste dann doch schhmunzeln, wenn sie sich erst einmal allerlei Gartenbücher anschafft um sich auch theoretisch mit dem Thema zu beschäftigen. Das könnte (und ist sicher in manchen Bereichen) mir auch passieren ? .
Zur Aufmachung des Buches muss ich sagen, dass es mich echt begeistert, Es liegt gut und etwas schwerer in dern Hand und ist auch unter dem Schutzumschlag noch einmal hübsch gestaltet. Unterteilt ist das Buch dann einfach in die zwölf Monate des Jahres. Jeder Monat hat ein aufwänig, zum Monat passend gestaltetes Vorsetzblatt mit einer Kurzzusammenfassung. Und im Text sind immer wieder Fotos des Gartens, Frau Winnemuths, ihrer Reiseziele und natürlich ihrer Blumen und Ernte eingebettet.

Wer einen Gartenratgeber erwartet wird sicherlich enttäuscht sein. Frau Winnemuth erzählt hier ihre Geschichte und die ihres Gartens, wie sie sie im letzten Jahr erlebt hat. Daran teilhaben zu dürfen hat mich sehr begeistert. Ihre Art zu schreiben ist einfach lebensnah und man hat das Gefühl mit der Autorin zusammen zu sitzen. Und es weckt die Lust auf mehr Garten, auch wenn man vielleicht keine Erfahrung hat, macht ja nix. Einfach machen!

Von mir eine hundertprozentige Leseempfehlung! Ich bin dann mal im Garten ?

Veröffentlicht am 26.05.2019

Grandios

Die Spionin der Charité
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Es ist mal wieder der 20. Juli, wieder einmal werden in Berlin die Helden des Attentat Versuchs geehrt. In Bern sitzt Lily Kolbe und könnte schreien vor Wut. Denn auch sie und ihr Mann haben im Widerstand ...

Es ist mal wieder der 20. Juli, wieder einmal werden in Berlin die Helden des Attentat Versuchs geehrt. In Bern sitzt Lily Kolbe und könnte schreien vor Wut. Denn auch sie und ihr Mann haben im Widerstand gearbeitet, nur wurde diese Arbeit nie bekannt. Als sich Eddie Bauer, ein Journalist aus den USA, bei ihr meldet, weil er von ihrem Mann und seinen Tätigkeiten erfahren hat und darüber schreiben will, entschließt sie sich ihr Schweigen zu brechen.
So erfahren wir die Geschichte von Lily, die 1941 nach Berlin kam , um bei Professor Sauerbruch in der Charité zu arbeiten. Lily will eigentlich Krankenschwester werden, da aber keine Stelle frei ist, wird sie Sauerbruchs Privatsekretärin. Schon bald stellt sich heraus, dass Sauerbruch kein Freund der Nazis ist und er auch bereit ist, aktiv etwas gegen sie zu unternehmen. So bildet sich der sogenannte Donnerstagsclub, eine kleine Gruppe aus vertrauenswürdigen Menschen in der Charité, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten Widerstand leisten.
Um diese Möglichkeiten zu erweitern, wird Lily 1943 auf den Mitarbeiter im Außenministerium, Fritz Kolbe angesetzt. Die beiden kommen sich rasch näher und Kolbe schließt sich der Gruppe an. Er ist es, der mit Hilfe der anderen, Geheimpapiere in die Schweiz schafft und diese den Amerikanern übergibt.
Das Attentat vom 20 Juli bringt sie dann alle in Gefahr, auch wenn sie nicht darin verstrickt sind.
Das Ende des Buches ist dann doch recht überraschend, ist doch Eddie Bauer nicht derjenige, für den er sich ausgibt. Mehr will ich aber dazu nicht verraten.

Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Es liest sich extrem flüssig und das Kopfkino läuft von der ersten Minute an. Christian Hardinghaus erzählt hier eine Geschichte, die auf Tatsachen beruht. Er verändert hier und da die Namen der Protagonisten, Lily hieß im wahren Leben Maria und auch die Namen der anderen Mitglieder des Donnerstagsclubs wurden verändert. Aber die Geschichte an sich ist so passiert, Christian Hardinghaus füllt hier nur die Lücken.
Mich hat das Buch sehr berührt, es zeigt doch was auch im kleinen machbar ist, wenn man nur will.

Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung für dieses Buch, das einen Teil des deutschen Widerstands im zweiten Weltkrieg beleuchtet, der nicht so berühmt geworden ist.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Super zweiter Band!

Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer
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Eigentlich könnte ja alles so toll sein, jetzt wo sich Flora wieder auf Mure niedergelassen hat und Joel eigentlich zur Arbeit pendeln will. Allerdings klappt das nicht besonders gut und Joel ist mehr ...

Eigentlich könnte ja alles so toll sein, jetzt wo sich Flora wieder auf Mure niedergelassen hat und Joel eigentlich zur Arbeit pendeln will. Allerdings klappt das nicht besonders gut und Joel ist mehr weg als da. Das verunsichert Flora gewaltig und irgendwie kommt sie nicht an Joel ran, der die Schotten weiterhin dicht macht, wenn es um seine Vergangenheit geht. Die beiden machen also erst einmal eine handfeste Krise durch.
Fintan und Colton sind miteinander glücklich und wollen heiraten. Alles könnte also so schön sein, hätte Colton da nicht ein Geheimnis.
Gleichzeitig lernen wir Said, den Arzt auf Mure, besser kennen. Er ist aus Syrien vor dem Krieg geflohen und seine Familie ist dort verschollen. Eines Tages bekommt er bescheid, dass seine beiden Söhne gefunden wurden und er sie zu sich holen kann. Unterstützung bekommt hierbei von Lorna und später auch der ganzen Insel, einfach wird es aber trotzdem nicht die verschreckten Kinder ins Inselleben zu integrieren.

Ich war ja eigentlich etwas skeptisch, ob mich dieser zweite Band der Reihe wieder so abholen würde, wie der erste. Meistens lassen zweite Bände ja etwas nach. Hier aber ist es Jenny Colgan gelungen, noch einmal eine Schippe oben drauf zu legen. Mir hat das Buch noch besser gefallen als das erste.
Die Verwirrungen zwischen Flora und Joel werden aus der Sicht beider beschrieben und so kann man sich in beide gut einfühlen und verstehen, warum da einiges schief läuft.
Die Geschichte um Said ist eigentlich ein zweiter Haupthandlungsstrang und nach und nach nähern sich die Geschichten aneinander an, so wie Said auch immer mehr ein Teil der Gemeinschaft auf Mure wird.
Mure ist generell so toll beschrieben, dass man da eigentlich wirklich gerne mal hinfahren möchte und sei es nur um in Annies Küche einmal essen zu gehen.

Jenny Colgan ist es mit diesem Buch gelungen, einen tollen Nachfolger zu schreiben und gleichzeitig noch soviel Handlungsspielraum zu lassen, so dass man sich schon auf den dritten Teil freut, der wohl im Oktober erscheinen wird.
Von mir eine absolute Leseempfehlung!