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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2017

Rosenkrieg

Glücksmädchen
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Lycke heißt Glück, aber Lycke ist alles andere als ein Glücksmädchen. Als Scheidungskind befindet sie sich zwischen den Fronten ihrer karriereorientierten Eltern. Bei beiden Parteien ist sie eigentlich ...

Lycke heißt Glück, aber Lycke ist alles andere als ein Glücksmädchen. Als Scheidungskind befindet sie sich zwischen den Fronten ihrer karriereorientierten Eltern. Bei beiden Parteien ist sie eigentlich unerwünscht, dient nur zu gegenseitigen Machtspielchen im Rosenkrieg.
Dazu kommt noch eine unsympathische Stiefmutter, die Lycke am liebsten gar nicht bei sich in der schicken Wohnung haben mag. Auch in der Schule wird das arme Mädchen gemobbt. Keiner hilft ihr, die Eltern unternehmen nichts aus Gleichgültigkeit und die Lehrer schauen einfach weg.
Als Lycke dann spurlos verschwindet, gestaltet sich die Suche als sehr schwierig. Keiner fühlt sich verantwortlich für das Mädchen, das bei strömendem Regen zu einer nicht vorgesehenen Tennisstunde gefahren wurde.
Die Kriminalreporterin Ellen verbeißt sich regelrecht in diesen Fall. Durch ihre eigene Kindheit wird sie von Lyckes Schicksal sehr berührt. Mehr, als es ihrer Arbeit gut tut. In den sozialen Medien wird sie aufs Übelste attackiert, sie wird auf der Strasse überfallen und ihr neuer Chef übt einen unguten Einfluss auf sie aus....
Ellens Handlungsstrang bildet den Gegenpart zur Kidnappingstory, und ist mindestens genauso spannend. Aber abseits dieser beiden Plots ist es Lyckes Schicksal, das berührt und zum Nachdenken anregt. Obwohl sie nur eine Phantasiegestalt der Schriftstellerin ist, steht sie doch für eine große Anzahl von Scheidungskindern, die von den Eltern für ihren persönlichen Rachefeldzug benutzt werden, ohne Rücksicht auf das Kindeswohl.
Weil die Persönlichkeiten der Hauptcharaktere sehr gut herausgearbeitet werden und die Handlung unter die Haut geht, kann ich diesen spannenden Thriller jedem weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 12.12.2016

Stiefmutter

Stiefkind
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Rachel ist eine Frau, die sich aus der Londoner Unterschicht herausarbeiten konnte. Nun hat sie scheinbar das große Los gewonnen, denn sie heiratet den reichen Witwer David Kerthen und zieht in sein Herrenhaus. ...

Rachel ist eine Frau, die sich aus der Londoner Unterschicht herausarbeiten konnte. Nun hat sie scheinbar das große Los gewonnen, denn sie heiratet den reichen Witwer David Kerthen und zieht in sein Herrenhaus. Hier lebt sie die Woche über allein mit ihrem neuen Stiefsohn Jamie, den sie von Herzen liebt. Das Haus ist renovierungsbedürftig. Davids erste Frau Nina hat schon mit aufwendigen Renovierungsarbeiten begonnen und Rachel fällt es nicht leicht, sich in die Materie einzuarbeiten. Die Historie der Kerthens ist beeindruckend. Die Minen ringsum zeigen, wie der Reichtum erworben wurde und sind zugleich ein Mahnmal für die vielen Menschen, die in den Gruben ihr Leben gelassen haben.
Ninas Präsenz ist noch allgegenwärtig und plötzlich meint der kleine Jamie, seine verstorbene Mutter zu spüren und in die Zukunft sehen zu können. Rachel wird immer mehr ängstlicher und auch ihre Ehe hält nicht, was sie verspricht.

Der Autor versteht es meisterhaft, den Leser zu verunsichern:
- ist Nina wirklich gestorben oder lebt sie noch oder hat sie eine Zwillingsschwester oder gibt es noch eine andere Erklärung für die Phänomene?
- war es ein Unfall oder Selbstmord oder sogar Mord. Wenn ja, wer ist der Mörder?
Viele, viele Fragen und der Leser kommt von einer falschen Spur auf die nächste.
Leider ist des Rätsels Lösung für mich nicht ganz so glaubwürdig.
Und leider muss ich auch sagen, dass mir die Hauptfigur, nämlich Rachel, nicht sympathisch ist. Sie ist so versessen darauf, dieses alte Herrenhaus zu besitzen, dass sie keine Gefahr scheut und auch vor Lügen nicht zurückschreckt.

Insgesamt ist dem Autor S. K. Tremayne ein guter, in weiten Teilen sehr spannender Psychothriller gelungen, der vielleicht noch unter Auslassung der weitschweifigen Bergbauhistorie etwas straffer hätte erzählt werden können.

Veröffentlicht am 21.10.2016

In Partylaune

Im dunklen, dunklen Wald
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Auch 10 Jahre nach der abrupten Trennung schmerzt Nora jeder Gedanke an ihre Jugendliebe James. Sie hat sich seit damals von ihrem Freundeskreis zurückgezogen. Umso überraschender ist da die Einladung ...


Auch 10 Jahre nach der abrupten Trennung schmerzt Nora jeder Gedanke an ihre Jugendliebe James. Sie hat sich seit damals von ihrem Freundeskreis zurückgezogen. Umso überraschender ist da die Einladung zum Junggesellinnenabschied ihrer ehemals besten Freundin Clare. Nora bereut ihre Zusage vom ersten Moment an, an dem sie den seelenlosen abgeschiedenen Glaspalast betritt, in dem die handverlesene Truppe das Wochenende feiern will. Richtig motiviert ist keiner der Freunde und dann geschieht ein furchtbares Unglück. Nora erkämpft sich stückweise den Weg zur Wahrheit und damit auch zu ihrer Vergangenheit...
Mir hat es gut gefallen, wie die einzelnen Personen dargestellt werden. Noras Entsetzen, als sie erfährt, dass James der Bräutigam sein wird, ist erst der Anfang eines üblen Spiels von Sticheleien und dunklen Andeutungen. Die böse Atmosphäre geht einem als Leser unter die Haut und man möchte am liebsten zusammen mit Nora weglaufen. Die Wahrheit, die schließlich ans Tageslicht kommt, ist vielleicht nicht ganz so überraschend, aber der finale Showdown hat es trotzdem in sich, als die schöne Fassade bröckelt und zusammenbricht.
"Im dunklen, dunklen Wald" hat mir gut gefallen. Es ist lesenswert, wie aus einem Zusammentreffen, wo man zwanghaft lustig sein soll, böse Dinge an die Oberfläche treiben. Das macht Lust auf weitere Bücher von Ruth Ware.

Veröffentlicht am 07.10.2016

Jugendthriller, auch für Erwachsene

Travis Delaney - Was geschah um 16:08?
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Als Leser lernt man die pfiffige Hauptperson Travis Delaney auf der Beerdigung seiner Eltern kennen. Die beiden hatten einen mysteriösen Autounfall und der Junge kann es verständlicherweise noch nicht ...


Als Leser lernt man die pfiffige Hauptperson Travis Delaney auf der Beerdigung seiner Eltern kennen. Die beiden hatten einen mysteriösen Autounfall und der Junge kann es verständlicherweise noch nicht recht begreifen, dass Vater und Mutter für immer gegangen sind. Trotz seines Kummers bemerkt er, dass ein Trauergast eine winzige Spycam im Knopfloch trägt. Seine Eltern haben ihn schon früh für kleinere Aufgaben in ihrer Detektei herangezogen und auch schon der Großvater, Gründer der Firma, war ursprünglich für den Geheimdienst tätig.
Travis setzt nun alles daran, mehr über den letzten Fall seines Vaters heraus zu bekommen. Damit übernimmt er eine lebensgefährliche Aufgabe....
Im Prinzip könnte der Plot gut und gerne für einen Erwachsenenthriller herhalten, so spannend agieren die Geheimorganisationen und so ausgefeilt sind schon die technischen Apparate. Kevin Brooks aber vereinfacht den Inhalt so, dass auch ein Teenager sich in dieser gefährlichen Welt zurechtfindet. Ein junger Leser wird sich gerne mit diesem cleveren Travis identifizieren, der coole Tricks beherrscht, gut Boxen kann und sich grundsätzlich für das Gute engagiert, auch wenn ihm die Angst im Nacken sitzt.
"Travis Delaney - Was geschah um 16:08?" ist ein Jugendthriller, der für junge Leser quasi die Lücke zwischen Kinderkrimis wie "TKKG" und der Erwachsenenliteratur schließt und jede Menge Action und Spannung bietet.

Veröffentlicht am 17.09.2016

Mord im Pfarrhaus

Lügenmauer. Irland-Krimi (Ein Emma-Vaughan-Krimi 1)
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Im beschaulichen Hafenstädtchen Sligo an der Nordwestküste Irlands wird der protestantische Reverend Dean Fitzpatrick erdrosselt aufgefunden. Leitung der Mordermittlung hat Inspector Emma Vaughan. Die ...

Im beschaulichen Hafenstädtchen Sligo an der Nordwestküste Irlands wird der protestantische Reverend Dean Fitzpatrick erdrosselt aufgefunden. Leitung der Mordermittlung hat Inspector Emma Vaughan. Die sympathische junge Frau, selbst auch Protestantin, hat einen schweren Stand im bigott katholischen Umfeld. Sie ist geschieden, alleinerziehend, in einer Männerdomäne erfolgreich berufstätig, und natürlich der falschen Konfession zugehörig, zumindest auf dem Papier. Tatsächlich hat sie mit Religion so gar nichts am Hut.
Das Mordopfer war ein Unsympath erster Güte, ein Weiberheld, machtgierig und rücksichtslos. Emma verfolgt mehrere Lösungsansätze.
Sollte die IRA die Hände im Spiel haben oder ist das Motiv eher in der Familie zu suchen?
Emma ist eine Karrierefrau, sie arbeitet korrekt und umsichtig. Mir gefällt, wie sie sich im entscheidenden Moment zwischen Recht und Gerechtigkeit entscheidet, auch wenn es für sie berufliche Konsequenzen haben wird.
Der Charakter von Emma ist gut ausgearbeitet, wie überhaupt die Personen in dem Roman sehr lebendig wirken.
Für meinen Geschmack nimmt der politische Aspekt etwas zu viel Raum ein. Auch kam nicht so recht das Irland-Feeling beim Lesen auf, das man beim Betrachten des hübschen Covers erwartet hat. Man merkt doch, dass die Autorin eine Deutsche ist.
Die Handlung ist spannend aufgebaut, auch wenn man schon früh eine Ahnung hat, wo der Mörder zu suchen ist.
"Lügenmauer" von Barbara Bierach bietet dennoch solide Krimiunterhaltung.