Cover-Bild Der Koran und die Frauen
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Gütersloher Verlagshaus
  • Themenbereich: Philosophie und Religion - Religion und Glaube …
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 22.04.2019
  • ISBN: 9783579014630
Benjamin Idriz

Der Koran und die Frauen

Ein Imam erklärt vergessene Seiten des Islam
»Historisch betrachtet brachte der Koran Frauen die Freiheit und das Recht.« (Benjamin Idriz)

Frauenfeindlichkeit und Islam gehören für viele scheinbar zusammen. Daran gibt es nichts zu beschönigen, aber vieles zu ändern. Dass das möglich ist, zeigt dieses Buch, sogar ganz ohne nichtislamische Besserwisserei. Hier erklärt ein Imam, was er die Männer und Frauen in seiner Gemeinde über das Verhältnis der Geschlechter lehrt. Seine Quelle ist der Koran und sein Ziel ein Islam, der sich seines befreienden Ursprungs wieder bewusst ist. Ein erhellendes Buch für alle, denen an Debatte und nicht nur an Denunziation gelegen ist.

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Veröffentlicht am 31.05.2019

Der Koran – eine lebendige Offenbarung

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Was für das Christentum heute eine Selbstverständlichkeit ist, unternimmt Benjamin Idriz in seinem Buch „Der Koran und die Frauen. Ein Imam erklärt vergessene Seiten des Islam“: eine historisch-kritische ...

Was für das Christentum heute eine Selbstverständlichkeit ist, unternimmt Benjamin Idriz in seinem Buch „Der Koran und die Frauen. Ein Imam erklärt vergessene Seiten des Islam“: eine historisch-kritische Exegese. Dieses Sachbuch ist im April 2019 im Gütersloher Verlagshaus erschienen und umfasst 192 Seiten.
Unterdrückung der Frau, Polygamie, Zwangsehen, Gewalt – Praktiken gelebten Islams, die in der westlichen Welt, und das zu Recht, auf Ablehnung stoßen. Dass man jedoch unterscheiden muss zwischen dem, was der Koran (und mit ihm der Prophet) sagt, und dem, wie dieses gelebt wird, versucht Idriz in seinem Buch darzustellen.
Dabei geht er zuerst auf die vorislamische Zeit der arabischen Welt ein, beleuchtet das damalige Frauenbild, um dann anhand der Schlagwörter „Gerechtigkeit“ und „Gleichheit“, die der Koran für alle Menschen fordert, die Verbesserungen auch für Frauen darzustellen. Streng unterscheidet er dabei zwischen dem Frauenbild in mohammedanischer und nachmohammedanischer Ära: Die Gesellschaft an sich war (und ist) nach wie vor patriarchalisch geprägt, was sich auch auf den Glauben auswirkte. Anhand diverser Beispiele zeigt er auf, wie Suren des Koran und Empfehlungen Mohammeds sich teils frappierend von dem unterschieden, wie sie heute praktiziert werden. Hierzu zählen unter anderem Gewalt in der Ehe, Scheidungs- und Erbrecht, das Gebot, verhüllt zu gehen, oder das Gebet der Frau in der Moschee.
Seine Argumentation folgt im Großen und Ganzen dem, was man aus der Bibelexegese des Christentums schon seit Jahren kennt: Die Heilige Schrift ist zwar eine Offenbarung Gottes, aber eben in einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Voraussetzungen entstanden. Vieles, was heute als konservativ und unmenschlich verschrien ist, muss vor dem historischen Hintergrund betrachtet werden. Dass sich neu etablierende Religionen auch althergebrachte Traditionen übernehmen, ist in der Religionsgeschichte allbekannt. Als Exempel diene hier die Polygamie: In einer Zeit, in der eine Frau allein nicht überleben konnte, in der aber gleichzeitig aufgrund von Kriegen ein Frauenüberschuss herrschte, war diese eine angemessene Möglichkeit, das Überleben der Frau zu sichern und diente somit ihrem Schutz. Was – neben patriarchalisch geprägten Konventionen – hier dem Islam heute noch in weiten Bereichen fehlt, ist eine historisch-kritische Auseinandersetzung mit der Schrift, wie sie sich mit der Aufklärung in der westlichen Gesellschaft nach und nach etabliert hat. Eine vergleichbare Epoche jedoch fehlt dem Islam bis heute.
Sehr dezidiert geht der Imam auch auf die Analyse einzelner Begriffe ein (z.B. „wadribuhunne“, welches oft als Legitimation zum Schlagen verwendet wird, aber auch anders verstanden und übersetzt werden kann), was in der Bibelexegese ebenfalls schon lange üblich ist. Gerade diese Passagen erfordern z.T. einige Konzentration beim Lesen und mögen den Lesefluss ein wenig hemmen, für alle, die sich für Sprachwissenschaften interessieren, sind sie jedoch nachvollziehbar, stößt man doch im Christen- oder Judentum sowie der Literaturwissenschaft auch immer wieder auf ähnliche Vorgehensweisen.
Ein wenig negativ aufgestoßen ist mir, dass ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, an einigen Stellen versuche der Autor den Koran über die jüdisch-christliche und somit auch humanistische Tradition zu stellen. „Manches von dem, was wir im modernen Europa als emanzipatorisch betrachten, wurde im 7. Jahrhundert in Mekka und Medina schon thematisiert.“ (S. 56) Hier vergisst er zu erwähnen, dass auch die Geschichte Europas diesbezüglich eine mit Rück- und Fortschritten ist, mit Wellenbewegungen.
Insgesamt legt Benjamin Idriz hier einen gelungenen Versuch vor, den Koran als dynamische Überlieferung zu betrachten, die in ihrem Kern einen Wunsch hat: Gerechtigkeit und Gleichheit für alle Menschen. Eine starre Lesart und Missbrauch stehen diesem Ansinnen jedoch noch allzu oft im Weg. Hier wären in einem weiteren Schritt Lösungswege zu entwickeln – meiner Meinung nach durch Bildung und Aufklärung. Ein Buch, das ich Interessent*innen an der Islamdebatte wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 31.05.2019

Andere Perspektive

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In seinem Buch 'Der Koran und die Frauen - Ein Imam erklärt vergessene Seiten des Islam' erläutert Benjamin Idriz verschiedene Aspekte im Islam, die die Frauen betreffen und über die im Volksmund häufig ...

In seinem Buch 'Der Koran und die Frauen - Ein Imam erklärt vergessene Seiten des Islam' erläutert Benjamin Idriz verschiedene Aspekte im Islam, die die Frauen betreffen und über die im Volksmund häufig geredet werden (z.B. welche Position Frauen im Islam einnehmen sollen). Der Autor hat dafür einen Teil seiner Doktorarbeit aufgearbeitet und ergänzt, woraus dieses Buch entstanden ist.
Dementsprechend kann man den Inhalt nicht leicht herunterlesen, sondern benötigt Ruhe und Zeit. Der Schreibstil ist wissenschaftlich, trotzdem jedoch verständlich - solange man sich dem Thema öffnet und einen Satz auch zweimal zu lesen bereit ist. Die Inhalte sind in kurze Kapitel und Unterkapitel eingeteilt, wodurch auch ein gezieltes Lesen möglich wird. Trotzdem empfehle ich den chronologischen Ablauf, da öfters mal auf vorherige Kapitel zurückverwiesen wird.
Für mich als Christin bot das Buch eine andere Perspektive auf den Islam und insbesondere auf den Stellenwert der Frauen. Besonders interessant fand ich die Vergleiche zu Christentum und Judentum, die überraschende Ergebnisse lieferten. Viele Sachen kann ich nun besser nachvollziehen und durch die Interpretation mancher Koranstellen ist mir die Religion verständlicher geworden. Einige Begründungen erschließen sich mir (als Frau) jedoch trotzdem nicht (z.B. der Grund der Verschleierung).
Die Erläuterungen des Autors beginnen in der vorislamischen Zeit, was ich definitiv sehr interessant fand. Ich hätte mir jedoch noch gewünscht, dass die interpretierten Stellen und behandelten Aspekte mehr auf die heutige (westliche) Welt angewendet werden. Denn egal, um welche Religion es sich handelt: Die heiligen Schriften wurden vor hunderten von Jahren verfasst und verdienen es - meiner Meinung nach - Wandel zu erfahren und auf die jeweilige Zeit angepasst bzw. dahingehend interpretiert zu werden. Das habe ich in diesem Buch leider meistens vermisst.