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Veröffentlicht am 01.06.2019

Rezension: „Die Schriftenhändlerin“ von Brenda Vantrease

Die Schriftenhändlerin
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In „Die Schriftenhändlerin“ erzählt Brenda Ventrease vom Lollardentum im 15. Jahrhundert und dem Prozess gegen Lord Cobham. Der Roman wurde von blanvalet neu aufgelegt und ist im April 2019 erschienen. ...

In „Die Schriftenhändlerin“ erzählt Brenda Ventrease vom Lollardentum im 15. Jahrhundert und dem Prozess gegen Lord Cobham. Der Roman wurde von blanvalet neu aufgelegt und ist im April 2019 erschienen.

Prag, 15. Jahrhundert: Anna ist eine begabte Schreiberin, die zusammen mit ihrem Großvater Finn verbotene Übersetzungen religiöser Schriften anfertigt. Doch diese Arbeit wird immer gefährlicher, da der Klerus damit beginnt, die Lollarden und die Anhänger der Schriften Wycliffes zu verfolgen. Als es die ersten Toten gibt und ihr Großvater stirbt, flieht Anna aus Prag. In Frankreich begegnet Sie dem Händler Van Cleve und die beiden verlieben sich ineinander. Doch Van Cleve spielt ein doppeltes Spiel, dass ihre Liebe und ihr Leben bedroht.
Bruder Gabriel wird von Erzbischhof Arundel nach Cooling Castle und die nahe gelegene Abtei entsendet. Er soll Beweise beschaffen, die Lord Cobham seines ketzerischen Tuns überführen und ihn unweigerlich in den Tod führen sollen. Bei dieser Aufgabe gerät Bruder Gabriel in einen Zwiespalt, der seinen Glauben auf eine harte Probe stellen soll.

Bei diesem Roman handelt es sich um den zweiten Teil einer Reihe. Dies habe ich allerdings erst erfahren als ich nach dem Lesen, die ein oder andere Rezension gelesen habe. Fürs Verständnis dieses Buches ist der erste Teil also nicht zwingend notwendig.
Der Schreibstil hat mir soweit gut gefallen, allerdings wirkte die Übersetzung gerade anfangs etwas ungelenk und manche Umschreibung war mir ein wenig zu blumig. Es waren so einige Fehler im Buch zu finden. Ich weiß nicht, ob das im gedruckten Buch auch so ist oder ob dies der Umwandlung ins kindle-Format geschuldet ist. Ganz oft gab es kein Leerzeichen zwischen dem Punkt und dem nächsten Satz.
Die Geschichte insgesamt hat sich für mich teilweise sehr gezogen, so dass ich einiges quer gelesen habe. Ich denke, hier hätte man sich auch kürzer fassen können. Der Unterschied zwischen der kirchlichen Lehrmeinung und den Lehren Wycliffes wurde sehr ausführlich dargestellt. Darüber hinaus hat man auch einiges über das Leben der Roma erfahren, was ich sehr interessant fand.
Bruder Gabriel war in diesem Roman eine sehr schwer zu fassende Person für mich. Auf der einen Seite war er nachsichtig mit Sündern und hat ihnen Barmherzigkeit zuteil werden lassen, weil er selber nicht zu 100% hinter dem Handel mit den Ablassbriefen steht, andererseits konnte er aber auch sehr hart sein und hat die Lehren seiner Kirche vehement verteidigt, die dennoch im Laufe des Romanes deutlich ins Wanken geraten. Diesen Prozess zu verfolgen fand ich sehr spannend.
Anna, die Schriftenhändlerin, war mir durchgehend sympathisch, auch wenn mir ihre lose Zunge so manches Mal auf die Nerven ging. Sie ist die Person, die neben Lady und Lord Cobham, Einblick in die Überzeugungen der Lollarden gibt.
Ich persönlich hätte mir einen größeren historischen Anteil gewünscht, aber der Klappentext hat auch nicht mehr als das religiöse Thema versprochen und so steht die Geschichte rund um Anna und Gabriel im Vordergrund, während die Geschichte der Verurteilung Lord Cobhams zwar einen wichtigen Part des Romanes ausmacht, aber in gewisser Weise auch in den Hintergrund rückt.
Das Bild, das in diesem Roman von Romantik vermittelt wurde, fand ich sehr fragwürdig. Jemand hört an den Stimmen, dass diese perfekt zusammen passen und füreinander bestimmt sind oder auch die Liebe auf den ersten Blick, die aber nur an Äußerlichkeiten fest gemacht wird. Ich mag durchaus Liebesgeschichten und es darf auch ein bisschen kitschig werden, aber das war mir schon zu viel des Guten.
Ein Personenverzeichnis sucht man in diesem Roman vergeblich, aber die Personenanzahl ist überschaubar. Ein kurzes Nachwort klärt über die Arbeitsweise und die Quellen der Autorin auf.

Fazit: Ein sehr durchwachsener historischer Roman, der einen die Lehren Wycliffes und der Lollarden ausführlich näher bringt. Für meinen Geschmack zu ausführlich, aber wer dem nicht abgeneigt ist und dramatische Liebesgeschichten mag, dem sei dieser Roman ans Herz gelegt.

Veröffentlicht am 18.05.2019

Rezension zu „Die Zarin und der Philosoph“ von Martina Sahler

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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„Die Zarin und der Philosoph“ von Martina Sahler ist ein Roman über Katharina die Große und die Blütezeit von St. Petersburg, das zu diesem Zeitpunkt erst 60 Jahre existiert. Dieser ist Anfang Mai im List-Verlag ...

„Die Zarin und der Philosoph“ von Martina Sahler ist ein Roman über Katharina die Große und die Blütezeit von St. Petersburg, das zu diesem Zeitpunkt erst 60 Jahre existiert. Dieser ist Anfang Mai im List-Verlag erschienen und der zweite Teil aus der St. Petersburg Reihe.

St. Petersburg, 1762: Nach dem Tod Zar Peter III. krönt sich Katharina selber zur Zarin. Sie hat eine Vision und möchte Russland in ein neues Zeitalter überführen und Europa zeigen wie fortschrittlich ihre Heimat ist. Die Förderung der Bildung und Kunst ist ihr dabei wichtig, doch von ihrer Macht möchte sie nichts abgeben und auch an der Grundordnung Russlands aus Reichen und Leibeigenen rüttelt sie nicht.
Stephan Mervier ist ein Philosoph, der von Friedrich II als Spion an den Zarenhof entsendet wird. Er ist beeindruckt von der Zarin und geblendet von der Moderne St. Petersburg. Dennoch bekommt er auch die Missstände im Land mit und schließt sich letztendlich einem philosophischen Zirkel an, der die Unterdrückung im Land beenden will.

Ich war sehr gespannt auf diesen Roman, denn „Weiße Nächte, weites Land“, in dem es um die deutschen Auswanderer nach Russland geht, hat mir sehr gut gefallen und schon damals hätte ich gerne mehr über Katharina die Große erfahren.
Diesem Anspruch wird die Autorin gerecht, denn in diesem Roman nimmt Katharina die Große eine zentrale Rolle ein und wir sind hautnah dabei wie sie vom Peterhof und vom Winterpalast aus Russland regiert. Es wird ein opulentes Bild der Gesellschaften und der Personen erschaffen, die die Zarin um sich scharrt, um ihre Vision eines modernen Russlands lebendig werden und nach außen transportieren zu lassen.
St. Petersburg als moderne, europäische Stadt nimmt hierbei eine besondere Rolle ein. Martina Sahler hat diese Stadt mit ihren Beschreibungen lebendig werden lassen und ich habe Lust darauf bekommen, diese Stadt einmal zu den weißen Nächten im Sommer, in denen es nie ganz dunkel wird, zu besuchen.
Der Roman ist sehr von Politik bestimmt, was für meinen Geschmack leider schon zu viel war. Es ist spannend zu sehen, wie Katharina von St. Petersburg aus mit viel Verstand und Geschick das Bild von ihr und Russland in Europa beeinflusst und auch ihre Motive für Russland und ihr Volk sind durchaus gute, wäre da nicht der Kontrast, dass sie dennoch absolut herrschen möchte. Dieser Widerspruch ist ein ganz zentraler Punkt des Romanes und hieraus ergibt sich der Widerstand, der sich gegen sie bildet.
Ich hätte gerne mehr vom Russland außerhalb St. Petersburgs gesehen. Der Fokus liegt mir zu sehr auf dieser Stadt, was einerseits natürlich nur folgerichtig ist, denn es ist ein Roman über ebenjene Stadt. Die Perspektive der Leibeigenen ist vorhanden, aber ich hätte mir diese ausführlicher und intensiver gewünscht. Die Armut und die Verzweiflung dieser Menschen war für mich nicht greifbar.
Das Leben der Personen in diesem Buch habe ich gerne verfolgt, aber wirklich für sich einnehmen konnte mich keine Person. Es gibt den Künstler, der sich von seiner Familie lossagt und zuerst unter einem Pseudonym seine Werke veröffentlicht. Es gibt das Paar, das nach St. Petersburg aufbricht und sich dort in unterschiedliche Richtungen entwickelt oder auch die Philosophen, die mit Katharina der Großen debattieren. Ein durchaus interessanter Mix, aber ich bin dennoch eher eine unbeteiligte Beobachterin geblieben. Gerade die Liebesgeschichten, die sich im Laufe entwickeln, waren für mich kaum greifbar und konnten mich nicht für sich einnehmen.
Die historischen Fakten hat die Autorin allerdings gut mit der Fiktion verwebt, was diese in einem ausführlichen Nachwort erläutert. Insofern habe ich auf jeden Fall das Gefühl, dass hier ein authentisches Bild erschaffen wurde. Jeder Zeile des Buches merkt man an, dass die Autorin eine besondere Verbindung zur Stadt St. Petersburg hat. Ausgestattet ist der Roman zusätzlich noch mit einem Personenverzeichnis und Kartenmaterial.

Fazit: Ein authentischer historischer Roman über St. Petersburg und Katharina die Große, der gut recherchiert ist, allerdings nicht auf ganzer Linie überzeugen kann. Für mich persönlich war dieser zu politisch und ich hätte gerne mehr über die ganz armen Menschen in der russischen Bevölkerung erfahren. Wer genau dies mag und darüber hinaus, an der Geschichte der Zarin interessiert ist, für den ist dieser Roman genau richtig.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Die preußische Besetzung im Rheinland an der Feste Ehrenbreitstein

Die Festung am Rhein
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In „Die Festung am Rhein“ erzählt Maria W. Peter von der preußischen Herrschaft im Rheinland und dem Bau der Feste Ehrenbreitstein. Erschienen ist der Roman bei Bastei Lübbe im März 2017.

Coblenz, 1822: ...

In „Die Festung am Rhein“ erzählt Maria W. Peter von der preußischen Herrschaft im Rheinland und dem Bau der Feste Ehrenbreitstein. Erschienen ist der Roman bei Bastei Lübbe im März 2017.

Coblenz, 1822: Der Pionier Berger wird wegen Landesverrates verhaftet. Angeblich soll er geheime Pläne der Fest Ehrenbreitstein entwendet und an die Franzosen verkauft haben. Der einzige Beweis liegt in seiner Herkunft begründet, denn sein Vater war Franzose und hat unter Napoleon gekämpft. Seine Schwester Franziska kann das ganze nicht auf sich beruhen lassen und fängt auf eigene Faust an Hinweise für die Unschuld ihres Bruders zu suchen. Hierbei ist sie immer wieder auf die Hilfe des preußischen Premierleutnants Rudolph Harten angewiesen, der anfangs nur seine eigene Weste rein waschen will, da Pionier Berger unter seinem Kommando stand. Aber mit der Zeit ändern sich seine Motive und aus anfänglicher Abneigung entsteht mit der Zeit mehr.

Mal wieder ein Buch, dass für mich ein bisschen schwieriger zu bewerten ist, da es für mich vom persönlichen Geschmack her nicht ganz das richtige Buch war, es aber dennoch auch einiges positives zu erwähnen gibt.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Situationen werden genau beschrieben, so dass man sich das Geschehen gut vorstellen kann. Immer wieder hatte ich auch lebendige Bilder der Landschaften im Kopf. Auch Dialekte einzelner Personen wurden gut verständlich eingebracht.
Die Handlung hingegen konnte mich nicht immer fesseln und das wiederum liegt auch an einem Grund, den ich von Anfang an hätte ahnen können. Der Klappentext und meine Zusammenfassung zeigen ja schon, dass auch Ermittlungen eine größere Rolle spielen und das ist einfach nicht meins. Ich probiere es immer wieder mal, aber auch dieses Buch konnte mich nicht von dieser Art Geschichte überzeugen. Darüber hinaus war mir die Geschichte in gewisser Weise auch ein wenig zu vorhersehbar.
Gut eingefangen fand ich hingegen das Bild der Zeit. Das Rheinland wird seit mehreren Jahren schon von den Preußen besetzt, die versuchen die Zeit vor die französische Revolution zurückzudrehen. Die Rheinländer hingegen sind deutlich von den Ideen ebenjener Revolution beeinflusst. Dieser Kontrast und der daraus entstehende Konflikt wurden wunderbar eingefangen. Schön fand ich auch, dass hier nicht nur einseitig berichtet wurde, sondern unterschiedliche Sichtweisen durch die Charaktere ins Buch gefunden haben.
Auf der einen Seite ist da Rudolph Harten, der preußische Leutnant, der durch jahrelangen Drill zu absolute Gehorsam erzogen worden ist und die Ordnung des preußischen Systems zu schätzen weiß. Mit seiner einfachen Herkunft hat er allerdings die Strenge Hierarchie mit Hilfe eines Gönners durchbrochen. Auf der anderen Seite haben wir Franziska Berger, eine rheinländische Frohnatur, die ihre Zunge und ihre revolutionäre Prägung nur schwer verstecken kann. Sie ist allerdings auch ein offener Mensch und so blickt sie auch hinter die Fassade der Menschen und beurteilt diese nicht nur nach ihrer Herkunft.
Weitere Figuren wie Alasdair McBaird, einem Künstler aus Schottland, der sich in die Natur des Rheinlandes verliebt hat oder auch Feldwebel Bäske, Therese, Franziskas beste Freundin, sowie Fritz, Hartens Laufbursche, bringen weitere Sichtweisen ein.
Die gute Recherche merkt man dem Buch jederzeit an und auch das ausführliche Nachwort sowie die Danksagung bestätigen dies. Die Autorin konnte auf die Hilfe einiger Experten in Sachen preußischer Geschichte und auch der Fest Ehrenbreitstein zurückgreifen und auch auf die medizinischen Details wurde geachtet. Abgerundet wird das ganze noch durch ein Glossar, ein Personenverzeichnis und einem kurzen Überblick über die historischen Persönlichkeiten.

Fazit: Leider nicht die Art von Geschichte, die ich gerne lese, dennoch wurde mir einiges an geschichtlichem Wissen über das Leben Anfang des 19. Jahrhunderts näher gebracht. Wer Ermittlungen mag und dies gerne im historischem Kontext liest, ist bei diesem Buch auf jeden Fall an der richtigen Adresse. Einen historischen Krimi sollte man allerdings nicht erwarten, auch wenn Elemente davon vorhanden sind.

Veröffentlicht am 26.03.2019

Ein gut rechierchierter Thriller mit starkem Start

Pandemie - Die Extinction-Serie 1
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In „Pandemie“ beschreibt der Autor A. G. Riddle den Ausbruch einer Krankheit, die sich rasend schnell über die ganze Welt verbreitet. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil der Extinction Reihe, der ...

In „Pandemie“ beschreibt der Autor A. G. Riddle den Ausbruch einer Krankheit, die sich rasend schnell über die ganze Welt verbreitet. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil der Extinction Reihe, der im Februar im Heyne-Verlag erschienen ist.

Mandera im Nordosten Kenias: Als zwei amerikanische Touristen schwer erkrankt ins Mandera Referral Hospital gebracht werden, ist dies der Beginn einer weltweiten Pandemie. Elim Kibet, Leiter des Krankenhauses, untersucht die Patienten und informiert die Gesundheitsbehörden, da aufgrund der Symptome der Verdacht auf Ebola besteht – eine der tödlichsten Krankheiten der Welt. Peyton Shaw, eine Epidemiologin des CDC wird mit einem Team nach Afrika entsendet und soll eine weitere Verbreitung der Krankheit verhindern.
Währenddessen wacht in Berlin ein Mann in einem Hotelzimmer auf. Er kann sich nicht mehr erinnern, wer er ist, aber ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Mit ihm im Raum ist eine Leiche eines hohen Angestellten einer High-Tech Firma. Auf seiner Reise zurück zu seinen Erinnerungen gerät er in den Strudel einer weltweiten Verschwörung.

Killer-Viren, die das Zeug dazu haben, die ganze Welt auszulöschen, sind auf jeden Fall ein Garant dafür, dass ich ein Buch interessant finde und so musste Pandemie unbedingt auf die Leseliste wandern. Auch 800 Seiten und dass es sich hierbei um eine zweiteilige Reihe handelt, schrecken mich eher weniger ab und so habe ich mich mit Eifer ins Lesevergnügen gestürzt.
Der Anfang des Buches ist sehr stark. Der Schreibstil und die Beschreibungen des Ablaufs nach den ersten Krankheitsfällen gefiel mir sehr gut. Man erfährt viel über die Arbeit des CDC und welche Routinen dann in Kraft treten, um die Weiterverbreitung einzudämmen und die Ursachen des Ausbruches festzustellen. Ich liebe es, wenn man aus einem Buch noch etwas lernen und viele interessante Informationen mitnehmen kann. Der Autor stellt gleich zu Beginn in groben Zügen dar, was Fiktion und Wahrheit ist und so kann man im gesamtem Buch recht gut einschätzen, was erfunden ist und was eben nicht.
Leider hat das Buch für mich nach dem ersten Drittel deutlich nachgelassen. Wir erfahren dann immer noch, wie sich die Pandemie ausbreitet und welche Maßnahmen ergriffen werden, aber der Fokus verschiebt sich deutlich zu dem Mann, der ohne Gedächtnis in seinem Hotelzimmer aufwacht. Dieser Teil der Geschichte ist spannend und actionreich und der Einfallsreichtum beachtlich, auf der anderen Seite verstrickt sich hier die Geschichte sehr in der Betrachtung der Vergangenheit. Diese ist wichtig, um die aktuellen Ereignisse zu verstehen, aber ich denke an der ein oder anderen Stelle hätte man sich durchaus kürzer fassen können.
Richtig auf die Nerven gegangen sind mir allerdings die ganzen Zufälle. Hier will ich euch nicht die Freude vorwegnehmen, diese selber zu entdecken, aber ich musste nachher beim Lesen schon die Augen rollen, so viele Zufälle gab es. Man hat es dann teilweise schon geahnt und es kam dann kurze Zeit später auch so. Die Verschwörung insgesamt fand ich auch sehr weit hergeholt, aber darüber kann ich noch ganz gut hinwegsehen, denn diese haben es so an sich ein bisschen übertrieben zu sein.
Die Recherche des Autors ist sehr gut. Wenn ich mal den ein oder anderen Begriff gegoogelt habe, hat man diese Fakten auch im Internet wiedergefunden. Neben der kurzen Eileitung die Fiktion und Wahrheit trennt, gibt es auch noch eine Internetseite, auf der man sich ausführlich informieren kann. Ich mag gute Recherche und in dieses Buch muss einiges davon eingeflossen sein. Im Buch sind u.a. Informationen zu Organisationen, wissenschaftlichen Themen und einigen historischen Ereignissen eingeflossen.
Zu den Personen im Buch kann ich gar nicht so viel sagen. Das was mir gefallen oder nicht gefallen hat, ist an anderer Stelle in diese Rezension mit eingeflossen. Ich habe im großen und ganzen mit den Personen mitgefiebert und wollte immer wissen wie es weiter geht. Die Liebesgeschichte in diesem Roman ist recht typisch für eine Geschichte dieser Art und hat auch eine gewisse Relevanz für die Geschichte, aber sie nimmt für mein Empfinden nicht zu viel Raum ein.

Fazit: Ein gut recherchierter Wissenschaftsthriller mit einer großen Verschwörung, der sehr stark beginnt, sich dann aber in der Vergangenheit verliert und mit zu vielen Zufällen aufwartet. Wer auf etwas weit hergeholte Weltverschwörungen steht und gerne viel Action hat, ist bei diesem Roman sehr gut aufgehoben.

Veröffentlicht am 02.03.2019

Rezension zu „Gier“ von Marc Elsberg

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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„Gier“ ist der neueste Wissenschaftsthriller von Marc Elsberg, in dem es um das wirtschaftliche Thema Wohlstand geht. Erschienen ist der Roman am 25.02.2019 bei blanvalet.

Die Welt ist aus den Fugen ...

„Gier“ ist der neueste Wissenschaftsthriller von Marc Elsberg, in dem es um das wirtschaftliche Thema Wohlstand geht. Erschienen ist der Roman am 25.02.2019 bei blanvalet.

Die Welt ist aus den Fugen geraten und eine neue Wirtschaftsblase droht zu zerplatzen. Millionen Arbeitsplätze und Existenzen sind bedroht und so gehen die Menschen immer mehr auf die Straßen, um ihren Anteil am Wohlstand der wenigen großen Konzerne und Superreichen zu fordern. Mitten drin befindet sich der Nobelpreisträger Herbert Thompsen, der gerade auf dem Weg zu einem Sondergipfel in Berlin ist, bei dem er eine Rede halten soll. Doch nicht allen ist daran gelegen, dass diese Rede ans Tageslicht kommt, beinhaltet sie womöglich eine Formel, die Wohlstand für alle bringen könnte.

Bis vor kurzem wusste ich gar nicht, dass schon bald ein neuer Roman von Marc Elsberg erscheint, umso mehr hatte ich mich darüber gefreut, dass die Wartezeit deswegen nicht allzu lang ausfällt. Mit Euphorie hatte ich mich also auf die Lektüre gestürzt, denn eine Formel, die Wohlstand für alle bringt, klingt doch nach einem spannenden Thema und zu gut um wahr zu sein.
Ich hatte diesmal etwas Probleme ins Buch reinzufinden. Es beginnt sehr actionlastig und ich kam zu Beginn auch nicht wirklich an das Thema ran. Es wurden einem quasi nur Themenfetzen zugeschmissen und ich konnte mir nicht so wirklich einen Reim drauf machen. Anfangs verfolgt Marc Elsberg einen sehr stakkatoartigen Schreibstil, der mir irgendwie so gar nicht zugesagt hat. Es hat mich teilweise etwas an eine berühmte Haarspraywerbung aus den 90ern erinnert. Zum Glück lässt dies nach einer gewissen Zeit nach. Das eigentliche Thema rückt mit interessanten Theorien in den Vordergrund und so habe ich dann doch noch in die Geschichte reingefunden.
Das Thema Wohlstand wird aus mehreren Blickwinkeln betrachtet. Der Mathematik sowie wirtschaftlichen Betrachtungen sollte man auf keinem Fall abgeneigt sein, auch wenn hier keine hochkomplizierten Rechenleistungen gefordert werden. Die Theorien werden meines Erachtens gut verständlich erklärt, aber ich glaube, wer sich nicht dafür interessiert, könnte etwas erschlagen werden. Für mich ist es genau mein Ding und mit komparativen Kostenvorteilen wurde ich auch sehr an meine Schulzeit auf dem Wirtschaftsgymnasium erinnert.
Der Personenmix in diesem Roman ist sehr interessant. Auf der einen Seite sind die Menschen, die der Wohlstand reich bedacht hat, zu denen Milliardäre, Wissenschaftler oder auch erfolgreiche Spieler gehören. Auf der anderen Seite gibt es die einfachen Menschen, die nicht so reich bedacht wurden, wie zum Beispiel die Oma mit der kleinen Rente oder der Pfleger mit einem zu geringen Gehalt.
Am besten gefiel mir noch die Oma. Diese war mit einer Weisheit gesegnet, die man wohl nur mit dem Alter erreicht. Jan Wutte, ein Pfleger, und Fitzroy Peel, ein Spieler und Wissenschaftler, waren mir sympathisch. Beide hatten allerdings auch ihre Macken, die mir teilweise etwas auf die Nerven gingen. Die Polizistin Maja konnte mich mit ihrer umsichtigen Art überzeugen. Sie war daran interessiert die Wahrheit ans Licht zu bringen, wohingegen ihr Kollege Jörn doch etwas sehr voreingenommen von seiner einmal gefassten Meinung war.
In einem kurzen Nachwort erläutert der Autor, wie er sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat und welche Quellen und Personen bei der Ausarbeitung der Geschichte geholfen haben. Auch Fiktion und Wahrheit werden hier voneinander getrennt, damit man das Gelesene besser einordnen kann.

Fazit: Ein solider Wissenschaftsthriller mit einem spannenden Thema, bei dem ich jedoch einige Anfangsschwierigkeiten hatte, die sich erst mit der Zeit aufgelöst haben. Empfehlenswert, wenn man viel Action mag und wirtschaftlichen sowie mathematischen Erläuterungen nicht abgeneigt ist.