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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2019

Fesselnder Krimi aus wien

Paulis Pub
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Dies ist der erste Band rund um den Wiener Kriminalbeamten und Drogenfahnder Wolfgang Hoffmann.
Hoffmann ist ein Ermittler mit dem richtigen Riecher, der aber immer wieder durch Alleingänge und unkonventionelle ...

Dies ist der erste Band rund um den Wiener Kriminalbeamten und Drogenfahnder Wolfgang Hoffmann.
Hoffmann ist ein Ermittler mit dem richtigen Riecher, der aber immer wieder durch Alleingänge und unkonventionelle Aktionen auffällt. Auch wenn diese Vorgangsweise fast immer zum Erfolg führt, sind die Kollegen und Chefs häufig damit nicht einverstanden.

Hannes, ein Kleinganove und Dealer, findet seine Freundin Sonja tot auf. Die herbeigerufene Polizei faselt von „Drogentod“ und „Goldenem Schuss“ und will Sonja Tod als xte Drogentote zu den Akten legen. Hannes kann das sogar nicht glauben, da Sonja panische Angst vor Spritzen hatte und sich niemals einen „Goldenen Schuss“ gesetzt hätte. Als er dann ein ihm bekanntes Feuerzeug in Sonjas Wohnung findet, erkennt er, dass hier andere Mächte am Werk sind. Hat Sonja etwas gesehen, was sie nicht sehen sollte?

Ein ziemlich dubiose Rolle spielen eine Stadträtin und ihr Pressechef, die zwar offiziell mit der Wiener Polizei zusammenarbeiten und aus dem „Law and Order“-Prinzip politisches Kapital schlagen wollen. Dabei übersieht die blauäugige (Sic!) Stadträtin, dass die Feinde eher innerhalb der Partei zu finden sind, und der Tippgeber nicht von der Polizei ist.

Hoffmann hingegen kennt das Milieu und hat neben dem richtigen Riecher und dem nötigen Quäntchen Glück, auch genügend Fingerspitzengefühl.

In „Paulis Pub“ kommt es zum Showdown, der einige korrupten Machenschaften in Wiens Stadtregierung aufdeckt.

Meine Meinung:

Die selbst ernannten Saubermänner, Pardon, Sauberfrauen der Politik sind die wahren Ungusteln in diesem Krimi. Sie schlagen rechtspopulistisches Kapital aus der Zusammenarbeit mit echten, kriminellen Größen.
Günter Neuwirth hat zwischen gut und böse einige Zwischentöne für seine Leser bereit. Hannes ist so ein Zwischenton - er handelt zwar mit Cannabis, hat aber die Grenze zum Gewaltverbrecher noch nicht überschritten. Im Gegenteil, er will Sonjas Tod aufklären, wenn auch mit nicht ganz legalen Mitteln. Unterstützt wird er dabei von der arbeitslosen Journalistin Carina.

Fazit:

Ich finde diesen Reihenauftakt ansprechend. Die Sympathien sind klar verteilt. Der Krimi ist mit viel Lokalkolorit und Wiener Eigenheiten garniert und lässt die Herzen von Wien-Fans höher schlagen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.06.2019

"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut" - oder doch nicht?

Die Wiederentdeckung des Menschen
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Andreas von Westphalen, Literaturwissenschaftler und Philosoph, nimmt in seinem neuen Buch das Fehlen von Empathie und Kooperation zwischen den Menschen (und Staaten) unter die Lupe.

Wenn man sich in ...

Andreas von Westphalen, Literaturwissenschaftler und Philosoph, nimmt in seinem neuen Buch das Fehlen von Empathie und Kooperation zwischen den Menschen (und Staaten) unter die Lupe.

Wenn man sich in seinem Umfeld umsieht, hat man den Eindruck, dass heute alles Streben dem Konkurrenzkampf untergeordnet wird. Sei es um den besten Preis im Supermarkt, sei es um das schönste Spielzeug im Kindergarten, das neueste Mobiltelefon, die meisten Klicks in den sozialen Medien oder den besten Job. Wettbewerb an sich ist ja nicht verwerflich. Es kommt, wie schon Paracelsus sagte, auf die Dosis an. Wenn wirklich alles nur mehr der Gier nach „mehr“ untergeordnet wird, bleiben andere menschliche Eigenschaften wie Nächstenliebe oder Rücksichtnahme auf der Strecke.

Das Buch regt zum Nachdenken über sich selbst und die Umgebung an. Viele Kapitel sind mit spannenden Zitaten überschrieben. Der Autor zeigt Wege und Denkansätze auf. Man muss nicht allen folgen. Den einen oder anderen näher zu betrachten, lohnt sich auf jeden Fall.

Fazit:

Ein durchaus angenehm zu lesendes Buch zu einem eher philosophischen Thema. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 13.06.2019

Vom Bücherfass zum Download

Geschichte des deutschen Buchhandels
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Dieses Buch ist die vierte Auflage eines wirklich sehr interessanten Themas. Es gibt einen detaillierten Überblick über die mehr als 500-jährigen Geschichte des Buchhandels im deutschen Raum.

In 13 Kapiteln ...

Dieses Buch ist die vierte Auflage eines wirklich sehr interessanten Themas. Es gibt einen detaillierten Überblick über die mehr als 500-jährigen Geschichte des Buchhandels im deutschen Raum.

In 13 Kapiteln spannt Autor Reinhart Wittmann den Bogen von der Antike bis zur Gegenwart:

Der Buchhandel vor Gutenberg und in der Frühdruckzeit
Der Buchhandel im Zeitalter der Konfessionskämpfe
Der Buchhandel der Barockzeit - das „Tauschzeitalter“
Die Entstehung des modernen Buchhandels
Der Dichter auf dem Markt - die Entstehung des freien Schriftstellers
Die Entstehung des modernen Publikums - die Leserevolution
Der Buchhandel zwischen Wiener Kongress und Märzrevolution
Der Buchmarkt im Nachmärz und der Gründerzeit
Der Buchmarkt um die Jahrhundertwende: „Kulturbuch“ und „Massenbuch“
Der Buchhandel in der Weimarer Republik
Der Buchhandel im Dritten Reich und im Exil
Buchhandel und Buchmarkt nach 1945
Die digitale Herausforderung


Mir hat das Buch bis auf zwei Dinge sehr gut gefallen: Da ist zum einem die extra kleine Schrift - die ist fast nicht zu lesen. Das müsste jetzt nicht wirklich sein. Zumal das Buch für geschichtliche interessierte Leser gedacht ist, die eher schon ein wenig älter sind.
Das Zweit, das mich einigermaßen irritiert wie gestört hat: Man hat zwar Taler oder Gulden in DM umgerechnet, aber dann die DM nicht mehr in Euro. Natürlich kann man (so wie ich als Österreicherin) die Faustformel 1 Euro = 2 DM verwenden, doch stört das den Lesefluss schon einigermaßen. Diese beiden Irritationen kosten einen Stern.

Ich finde das Buch außergewöhnlich gut recherchiert und gut erzählt. Vom Bücherfass zum eBook - ein weiter Weg.

Fazit:

Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 01.06.2019

Zweiter Teil der Trilogie

Abenteuer Afrika - Mit dem Zug der Störche
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In diesem zweiten Teil der Trilogie rund um den Naturforscher Georg Wilhelm Schimper begleiten wir ihn auf seinen Reisen nach (Nord)Afrika. Zunächst ist es wieder einmal Flucht nach einer Liebschaft, die ...

In diesem zweiten Teil der Trilogie rund um den Naturforscher Georg Wilhelm Schimper begleiten wir ihn auf seinen Reisen nach (Nord)Afrika. Zunächst ist es wieder einmal Flucht nach einer Liebschaft, die ihn Italien verlassen lässt. Er strandet in Algier und ist fasziniert von den fremden Bräuchen und (wie schon so oft) von einer schönen Frau.
Bei seinen Streifzügen durch die Umgebung Algiers gerät er zwischen die Fronten: da die Fremdenlegion, dort die Einheimischen.

Nach mehreren schweren Erkrankungen reist Wilhelm wieder nach Europa um sich auszukurieren. Er verbringt die Rekonvaleszenz nicht nur mit dem Schreiben und der Suche nach einem Sponsor für weitere Reisen, sondern - ja, genau, erraten - mit Liebschaften mit diversen Frauen, alle natürlich verheiratet. Wilhelm, Wilhelm - das hat dich schon mehrmals in Bedrängnis gebracht!

Seine nächste Reise geht nach Ägypten und hält neben einem anstrengenden, weil dauernd nörgelnden Reisegefährten, neue Abenteuer bereit. Wieder bringt ihn seine Neugierde und sein Wissensdurst in akute Lebensgefahr ...

Meine Meinung:

Wie schon im ersten Teil („Die Rückkehr der Störche“) nimmt uns die Autorin in die Zeit des Biedermeiers mit. Doch diesmal reisen wir nicht mit der Postkutsche, sondern trotzen gemeinsam mit Georg Wilhelm Schimper Unwettern und einem unfähigen Kapitän. Wir reiten auf Mauleseln und Kamelen, wir spüren die Hitze, trinken Tee mit Beduinen und handeln im Basar - das alles können wir Dank des bildhaften Schreibstils von Gabrielle C. J. Couillez quasi „live“ miterleben. Dass die Erzählung im Präsens geschrieben ist, verstärkt dieses Gefühl des Miterlebens.

Schmunzeln musste ich über die Begegnung mit dem Händler Hussein: Der beschafft Wilhelm eine Unterkunft, weil der Schwager des Neffens des Bruders seiner Frau, gerade ein Haus leer stehen hat. Die Wohnverhältnisse lesen sich wie Frankensteins Spukschloss - Feuchte Wände, Ratten, Spinnen, Skorpione und/oder Schlangen.

Auch die Szenen, die in Mitteleuropa spielen, sind äußerst lebhaft beschrieben. Bei der Prügelei anlässlich der Hochzeit von Wilhelms früheren Geliebten habe ich Stuhl- und Nasenbeine knirschen hören.

Wilhelm „brennt“ für seine Forschungsreisen - das macht ihn sympathisch. Seine häufigen Frauengeschichten, die eher nur Sex-Abenteuer sind, spiegeln die Ungerechtigkeiten der Zeit wieder. Die Männer dürfen alles, die Frauen nichts. Nur die algerische Frau Meriem nimmt sich ihre Freiheiten.

Gut gefällt mir, dass historische und völkerkundliche Details völlig unaufgeregt vermittelt werden. Der Leser bekommt quasi „Unterricht“, ohne es zu merken.

Ich freue mich schon auf den 3. Teil, der 2020 erscheinen soll. Bin schon gespannt, welche Abenteuer Georg Wilhelm Schimper noch zu bestehen hat.

Fazit:

Gerne gebe ich für diesen farbigen und lebendigen historischen Roman 4 Sterne und warte mit Ungeduld auf den nächsten Band.

Veröffentlicht am 30.05.2019

Spannender Krimi

Was geschah mit Michelle?
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Gerd Raguß nimmt seine Leser in eine Zeit zurück, in der von allgegenwärtiger Kommunikationsmittel wie Mobiltelefone und Internet noch keine Rede war. Nicht jeder Haushalt hatte einen Telefonanschluss ...

Gerd Raguß nimmt seine Leser in eine Zeit zurück, in der von allgegenwärtiger Kommunikationsmittel wie Mobiltelefone und Internet noch keine Rede war. Nicht jeder Haushalt hatte einen Telefonanschluss und deshalb braucht man immer genügend Kleingeld, um eine der zahlreichen Telefonzellen benutzen zu können.

Wir schreiben das Jahr 1973 bzw. 1974. Deutschland ist in BRD und DDR getrennt und der Prager Frühling ist erst 5 Jahre her.

Claus von Radus, ein Leutnant der Bundeswehr, lernt auf einem Dorffest die Jurastudentin Michelle Jansen kennen. Michelle stammt aus einem reichen Elternhaus und ist das, was man „eine gute Partie“ nennt. Obwohl ihr Vater eine Verbindung mit dem Sohn eines Freundes befürwortet, stimmt er, der ehemalige Offizier, der Verlobung mit Claus von Radus zu. Wenig später verschwindet die junge Frau spurlos und Lösegeldforderungen bleiben aus.
Hat einer der abgewiesenen Exfreunde mit dem Verschwinden von Michelle zu tun?
Nachdem die polizeilichen Ermittlungen für Claus und die Familie zu langsam vor sich gehen, nehmen sie die Suche nach Michelle in ihre eigenen Hände.

Meine Meinung:

Obwohl der Krimi nur 176 Seiten hat, ist es dem Autor gelungen, Spannung zu erzeugen und diese bis zum Schluss hoch zu halten. Mir persönlich ist relativ schnell klar geworden, wer der Täter sein muss. Die Figur scharwenzelt ständig um Michelle und ihre Großmutter herum, genießt das Vertrauen der Dorfbewohner und der Familie. Also ein Klassiker, nicht der große böse Unbekannte ist der Täter, sondern jemand aus dem Familien- bzw. Bekanntenkreis.

Ich habe mich wieder in die Zeit als Teenager zurückversetzt gefühlt. Dem Autor ist es großartig gelungen durch geschickte Einstreuen der damals aktuellen Songs diese Zeit wieder auferstehen zu lassen. Ich habe bei der Lektüre einige dieser Klassiker wie die Rolling Stones mit „Angie“ oder Lobo wieder gehört.

Sehr schön ist das Umfeld der Bundeswehr beschrieben, was in diesem Fall kein Kunststück ist, war doch der Autor lange Zeitsoldat. Lachen musste ich über die Szene, als die SOldaten darüber philosophieren, ob eine kleinere Ausgabe des Feldtelefons für jedermann die oft fehlenden oder zerstörten Telefonzellen ersetzen könnten.

Die Charaktere sind recht gut beschrieben. Vor allem der schlitzohrige „Kubi“ ein Soldat aus Claus von Radus Kompanie, der den jungen Leutnant ins Herz geschlossen hat.

Fazit:

Ein gut gelungener Krimi, der die 1970er Jahre wieder in Erinnerung ruft. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.