Leider zu flach, mit oberflächlichen Beschreibungen aber insgesamt eine interessante Gesellschaftsstudie
Meine Meinung und Inhalt:
"Effi Briest" habe ich eigentlich nur gekauft, weil ich es in einer Klassiker-Leserunde lesen wollte. Dann stiegen nach und nach alle aus und ich war alleine, weshalb das Buch ...
Meine Meinung und Inhalt:
"Effi Briest" habe ich eigentlich nur gekauft, weil ich es in einer Klassiker-Leserunde lesen wollte. Dann stiegen nach und nach alle aus und ich war alleine, weshalb das Buch dann lange vor sich hin schlummerte. Schon anfangs hat es mich nicht sonderlich gefesselt, weshalb ich es nicht sofort beendete, sondern eher mässig motiviert nebenher las. Nun aber wollte ich das Buch endlich beenden und sehen, welch übles Ende es mit Effi nehmen würde.
Zuerst einmal kann ich sagen, dass mir das Buch keine grosse Mühen bereitet hat, was sicher auch am Glossar im Anhang liegt, der durchaus hilfreich ist in dieser Ausgabe. Ausserdem habe ich schon einige Klassiker gelesen, deren Sprache wesentlich behäbiger war. Leider jedoch ist an Tiefgründigkeit nicht allzu viel zu erkennen, die Charakter sind insgesamt eher flach, Effi einfach nur kindlich und die Handlung ein wenig zu plakativ. Fontane versteht es definitiv nicht, sich in eine junge Frau hineinzuversetzen, ihre Gedanken und Gefühle wiederzugeben und sie als Figur fassbar zu machen. Vielmehr blickt er väterlich auf die Szenerie herab und beschreibt, was sonst im gesellschaftlichen Gefüge vor sich geht. Dies allerdings ist ziemlich spannend in einer Zeit, in der man nur mit Briefen und Telegrammen kommuniziert, in der man die Meinung der Nachbarn höher gewichtet als familiäre Banden und in der man einander gegenseitig zum Tee und zu Abendgesellschaften einlädt, um Beziehungen zu pflegen und Kontakte zu knüpfen. Interessanterweise treten dabei vor allem einige besonders pointiert dargestellte Nebenfiguren hervor, die für ein wenig Unterhaltung sorgen und die eigentliche Qualität des Schriftstellers zeigen.
Auf meinem SuB liegt noch "Der Stechlin" von Fontane, so schnell werde ich mir aber einen solchen Roman, der stets zwischen dröge, unterhaltsam und aufmerksam beobachtend schwankt, nicht mehr zumuten, wenn auch ich auf den letzten 70 - 80 Seiten noch einmal positiv überrascht worden bin, vom Tempo, das Fontane gegen Ende aufgenommen und auch gehalten hat.
Fazit:
Ob ihr dieses Buch lest oder nicht, wird eure Welt nicht verändern. Wenn ihr es aber lest, könnt ihr einiges darüber erfahren, wie man sich in der eher vornehmen Gesellschaft des 19. Jahrhunderst bewegt hat und welche Konsequenzen ein Seitensprung für eine verheiratete Frau hatte. Ausserdem werdet ihr vor allem von den Nebenfiguren positiv überrascht sein und immer wieder ein paar unterhalsame Lesemomente erleben.