Was bringt einen Hochschulprofessor dazu, seinen Posten zu kündigen und eine Anstellung als Museumswärter anzunehmen?
Antoine Duris ist ein respektierter und beliebter Professor an der Hochschule der Schönen Künste in Lyon. Eines Tages kündigt er seinen Posten, löst seine Wohnung auf, lagert seinen Besitz ein und verlässt Lyon, nachdem er sich bei Freunden und Verwandten per Mail abgemeldet hat. In Paris bewirbt er sich auf eine Stelle als Wächter im Musée d'Orsay. Er ist erleichtert, diesen Job zu bekommen und verrichtet seinen Job als Saalaufsicht, wobei er viel Zeit in stummer Zwiesprache mit seinem bevorzugten Bild, Modiglianis Bildnis der Jeanne Hébuterne, verbringt.
Bals muss er feststellen, dass er auch in Paris in Zeiten des Internets nicht untertauchen kann, seine Schwester spürt ihn auf, und dass er auch dort nicht völlig Kontakten aus dem Weg gehen kann, seien es nun Kollegen oder Nachbarn.
Man ahnt, dass der Flucht aus seinem bisherigen Leben eine Krise vorangegangen sein muss. Aber man erfährt aber gleich zu Beginn, dass die Trennung von seiner langjährigen Partnerin Louise nicht der Auslöser war, sondern dass es eine andere, schwerere Erschütterung gegeben hat.
Die Geschehnisse in Lyon vor Antoines Flucht werden erzählt in Rückblenden, die nicht nur seine sympathischen Züge offenbaren, und bei denen oftmals die Erzählperspektive mitten im Absatz wechselt. Irritierend sind zunächst auch die vielen eingestreuten Fußnoten, die den Lesefluss ausbremsen. Diese erlauben dem Leser jedoch zusätzlich eine ironische Distanz.
"Die Frau im Musée d'Orsay" hat mir nicht so ganz gut gefallen wie erst kürzlich "Das geheime Leben des Monsieur Pick", dazu fand ich manche Figuren zu blass und auch das Ende zu vage. Dennoch habe ich wieder die Leichtigkeit, mit der die teilweise tragische Handlung daherkommt und den feinfühligen Erzählstil des Autors sehr genossen. Ich bin gespannt auf weitere Romane von David Foenkinos.