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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2019

Nachkriegsdeutschland

Deutsches Haus
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"Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und jüngste Tochter der Wirtsleute Bruhns, steht kurz vor ihrer Verlobung. Unvorhergesehen wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen. ...

"Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und jüngste Tochter der Wirtsleute Bruhns, steht kurz vor ihrer Verlobung. Unvorhergesehen wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen. Ihre Eltern sind, wie ihr zukünftiger Verlobter, dagegen: Es ist der erste Auschwitz-Prozess, der in der Stadt gerade vorbereitet wird. Eva, die noch nie etwas von diesem Ort gehört hat, folgt ihrem Gefühl und widersetzt sich ihrer Familie. Sie nimmt die Herausforderung an, ohne zu ahnen, dass dieser Jahrhundertprozess nicht nur das Land, sondern auch ihr eigenes Leben unwiderruflich verändern wird."

Mit "Deutsches Haus" schafft Annette Hess den Sprung vom Drehbuch zum Roman und stellt die Frage einer ganzen Generation: Wie viel Schuld trägt jemand, der nichts tut? Dabei ist ihr ein außergewöhnlicher Roman gelungen, der ein schwieriges Thema mit viel Zeitgeist äußerst höenswert macht.

Eva Meckbach liest das Hörbuch mit ihrer ruhigen und bedachten Stimme ganz wunderbar. Sie klingt, wie die Protagonistin klingen könnte.

Aus vielerlei Gründen ist "Deutsches Haus" von Annette Hess unbedingt hörenswert.

Veröffentlicht am 21.06.2019

111 Reisetipps

111 Orte in Nordfrankreich, die man gesehen haben muss
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Diese Reihe des Emons Verlags hält was sie verspricht, auch die Ausgabe "111 Orte in Nordfrankreich , die man gesehen haben muss" von Georg Renöckl.

Der Autor war mutig genug, 111 ungewöhnliche Orte aus ...

Diese Reihe des Emons Verlags hält was sie verspricht, auch die Ausgabe "111 Orte in Nordfrankreich , die man gesehen haben muss" von Georg Renöckl.

Der Autor war mutig genug, 111 ungewöhnliche Orte aus der eher unbekannten Region Nordfrankreich zu picken und diese auf einer Seite auf den Punkt zu bringen inkl. Foto, Adresse, ggf. auch Öffnungszeiten und einem weiteren Tipp. Die einzelnen Kapitel beinhalten Orte, die historisch, architektonisch, landschaftlich usw. interessant sind. Das beste daran ist, dass kein einziges Kapitel dabei ist, dass ich uninteressant finde. Einige Orte habe ich sofort auf die Liste der zu besuchenden Orte für meinen nächsten Nordfrankreich-Urlaub gesetzt, wie z.B. die unterirdischen Höhlen in Naours, in denen sich bis zu 600 Menschen mit Vieh verstecken konnten. Oder sehenswerte Markthallen aus dem 17. Jahrhundert, in denen heute noch Wochenmärkte stattfinden; nur um einige wenige zu nennen.

Das Buch ersetzt zwar keinen herkömmlichen Reiseführer, ist aber als zusätzliche Information für einen Urlaub unbedingt empfehlenswert, denn genau diese Orte findet man i.d.R. nicht in einem Reiseführer.

Veröffentlicht am 02.06.2019

Nach einer wahren Geschichte

Roter Herbst in Chortitza
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Tim Tichatzki erzählt die Geschichte seiner Frau bzw. ihrer deutsch-russischen Familie, die der mennonitischen Glaubensgemeinschaft angehören. Beginnend 1919 in Russland mit dem Zerfall des Zarenreichs ...

Tim Tichatzki erzählt die Geschichte seiner Frau bzw. ihrer deutsch-russischen Familie, die der mennonitischen Glaubensgemeinschaft angehören. Beginnend 1919 in Russland mit dem Zerfall des Zarenreichs und der anschließenden Verfolgung durch die Sowjetdiktatur, den Zweiten Weltkrieg und die Deportation nach Sibirien bis sie endlich in den 70er Jahren nach Deutschland ziehen konnten. Dabei greift Tichatzki zum einen auf die autobiografischen Erzählungen seiner Schwiegerfamilie zurück zum anderen auf geschichtliche Fakten und Fiktion. Beim Hören dachte ich, dass das Leid doch endlich ein Ende haben muss, nicht nur für die Menschen aus der mennonitischen Gemeinschaft, auch für die Juden, Ukrainer und Russen, dabei wird es immer schlimmer. Trotz der harten Kost fliegen die Minuten nur so dahin.

Ein sehr hörenswertes Buch, das auf eine sehr berührende Art und Weise ein Stück unbekannte Geschichte näher bringt.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Die Halbinsel voller Wunder

50 Dinge, die man in Istrien getan haben muss
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"50 Dinge, die man in Istrien getan haben muss" ist ein sehr gelungener Reiseführer, wobei man natürlich nicht von einem Reiseführer im klassischen Sinn sprechen kann. Dennoch finden Urlauber darin jede ...

"50 Dinge, die man in Istrien getan haben muss" ist ein sehr gelungener Reiseführer, wobei man natürlich nicht von einem Reiseführer im klassischen Sinn sprechen kann. Dennoch finden Urlauber darin jede Menge Tipps und Anregungen. Silvia Trippolt-Maderbacher sieht ihr Buch als "fröhliche Einstimmung" für eine Istrienreise und war mutig, 50 Orte herauszugreifen und die auf je einer Seite genauer zu beschreiben. So habe ich erfahren, dass in Istrien Lavendel blüht und man Trüffel finden kann, dass sogar der erste Vampir sein Zuhause in Istrien hatte und keinesfalls aus Transsilvanien kommt. Genau diese Anekdoten und Informationen machen Silvia Trippolt-Maderbachers neuestes Buch so lesenswert und unterscheiden es von anderen Büchern über diese außergewöhnliche kroatische Region.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Ein langer Weg nach Hause

Mein Freund Fred und unser langer Weg nach Hause
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Craig ist als Soldat in einer afghanischen Taliban-Hochburg im Einsatz, als ihm ein tölpeliger Hundewelpe mit kurzen Beinen und großen Augen zuläuft. Der zutrauliche Welpe bekommt den Namen Fred und ist ...

Craig ist als Soldat in einer afghanischen Taliban-Hochburg im Einsatz, als ihm ein tölpeliger Hundewelpe mit kurzen Beinen und großen Augen zuläuft. Der zutrauliche Welpe bekommt den Namen Fred und ist bald aus dem Camp nicht mehr wegzudenken. Als es für Craig an der Zeit ist heimzukehren, bringt er es nicht übers Herz, den kleinen Hund im Kriegsgebiet zurückzulassen. Er schmiedet einen wagemutigen Plan und schmuggelt Fred in die USA. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass Fred für ihn schon bald zum Retter in der Not wird."

Die Geschichte über den herrenlosen Streuner Fred , der von dem jungen Soldaten Craig Grossi nach seinem Afghanistaneinsatz in die USA mitgenommen wurde, ist äußerst rührselig, die Fotos tun ihr Übriges, und sie scheint trivial. Zudem ist Craig Grossi Soldat und im zivilen Leben Student und kein Schriftsteller, somit ist das Buch literarisch einfach gestrickt, dafür aber umso flüssiger zu lesen.

Craig beschreibt die ersten Monate mit Fred in den USA und seine Reise , die er mit Hund und einem guten Freund unternimmt. Die Kapitel der Reisebeschreibung wechseln mit Rückblenden ab, die den Afghanistan-Einsatz, Kampfhandlungen, getötete Kamerdaden usw. zum Thema haben. Dadurch wird der Roman auf eine andere Ebende gehoben und ist alles andere als trivial. Es handelt sich bei "Mein Freund Fred" aber keineswegs um einen Antikriegsroman, sondern greift die Einstellung der meisten Amerikaner auf, die v.a. patriotisch sind und den Militäreinsatz nicht in Frage stellen. Ich konnte durch Craigs Erlebnisse zum einen besser verstehen, warum junge Männer freiwillig nach Afghanistan ziehen, warum sie ihr Lebens aufs Spiel setzen, zum anderen wurde mir klar, was mit ihnen nach so einem Kriegseinsatz auf psychischer und physischer Ebene passiert. Manche sind verwundet, invalide, gezeichnet für ihr Leben, liegen monatelang im Krankenhaus, müssen zig OPs über sich ergehen lassen, um einigermaßen im Alltag zurecht zukommen. Allen gemeinsamen sind tiefe seelischen Wunden, die jeder anders verarbeitet. Uns allen ist das posttraumatische Belastungssyndrom geläufig, was aber wirklich dahintersteckt, wissen wir nicht und es ist zweifelhaft, ob man diesen jungen Männern ausreichend und adäquat hilft. Dabei sollte man bedenken, dass dies erst in den letzten Jahren auch von der Army als Krankheit anerkannt wurde. Um die Vietnam-Veteranen hat sich niemand gekümmert und viele von ihnen fanden nie mehr in die Gesellschaft zurück.

Da ich als Leser diesen Einblick gewinnen durfte, gebe ich Höchstpunktzahl, ganz unabhängig von der anrührenden Geschichte und des Schreibstils.