Alles hat ein Ende ...
Viermal fragt Jenny Erpenbeck in diesem Roman: Was wäre wenn? Wenn die Protagonistin nicht gestorben wäre, sondern eines der vielen möglichen Leben gelebt hätte. In Intermezzi lässt Erpenbeck die Handlung ...
Viermal fragt Jenny Erpenbeck in diesem Roman: Was wäre wenn? Wenn die Protagonistin nicht gestorben wäre, sondern eines der vielen möglichen Leben gelebt hätte. In Intermezzi lässt Erpenbeck die Handlung sich einen anderen Abzweig wählen, auf dem es weitergeht durch die Jahre, durch die Generationen, durch das Schicksal. Dabei lesen wir kluge Gedanken, erleben starke Frauen in wechselvollen Zeiten – von der K.u.K.-Monarchie über das Dritte Reich, das Moskauer Exil bis in die Tage der realexistierenden DDR und die Nachwendezeit. Das Schicksal der Familie ist auch ein ostjüdisches, vor allem aber ein menschliches.
Die Sprache des Roman ist bisweilen frisch und leicht, bisweilen phantasievoll und überraschend, leider häufig redundant und meistens zu nüchtern.
Je länger der Text währt, desto öfter fragt man sich unwillkürlich, ob das Was-wäre-wenn nicht eigentlich banal ist. Ob nicht der gewählte Abzweig ein beliebiger wäre – oder eben just der, den die Autorin brauchte und deshalb erfand, manchmal arg gekünstelt. Und schließlich scheint der Roman in seinen Titel zu münden: Irgendwann ist schließlich immer „Aller Tage Abend“, egal welchen Abzweig das Leben genommen hat. Welche Bedeutung hat es dann?
Wenn das Unausweichliche unausweichlich ist, was teilen die vielen Möglichkeiten, die unzähligen Potenzial denkbaren parallelen Leben dann mit?
Der Roman scheint auf vier nicht gerade erbaulichen Umwegen diese Frage zu stellen, ohne eine Antwort anzudeuten.