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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2019

Schweres Thema leicht erzählt

Wir von der anderen Seite
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"Wir von der anderen Seite" erzählt vom Krankenhaus- und Reha-Aufhalt einer 35jährigen Frau, deren lästiger Nierenstein zu einer Blutvergiftung mit multiplem Organversagen führte bis sie letztendlich ins ...

"Wir von der anderen Seite" erzählt vom Krankenhaus- und Reha-Aufhalt einer 35jährigen Frau, deren lästiger Nierenstein zu einer Blutvergiftung mit multiplem Organversagen führte bis sie letztendlich ins Koma versetzt wurde. Nun muss sie sich auf den schmerzhaften Weg zurück zu einem normalen Leben machen. Dabei kann sie anfangs noch nicht mal einen Löffel halten...

Obwohl das Buch mehr ein 'Bericht' als ein Roman ist, so fand ich es extrem lesenswert. Trotz der Schwere des Themas hat Anita Decker, ihres Zeichens Drehbuchautorin für Komödien, einen leichten Ton gefunden (gespickt mit etwas schwarzem Humor) - ohne dass sie irgendetwas verharmlost oder übertrieben witzig darstellt! Aber es liest sich einfach super, und man fühlt mit Rahel auf jedem ihrer Schritte mit.

Das ist wohl auch deshalb so, weil ich beim Lesen immer im Hinterkopf hatte, dass die Autorin ihre eigenen Erfahrungen niedergeschrieben hat. Wobei man nicht weiß, wo sie sich dichterische Freiheiten genommen hat und wo etwas genau so passiert ist. Eine schreckliche und erschreckende Erfahrung ist es ganz bestimmt gewesen. Zum Glück hat sie eine so tolle Familie an ihrer Seite, die hatte ich sofort ins Herz geschlossen! Über ihre Tätigkeit als Drehbuchautorin, so ein bisschen "Hinter den Kulissen", hätte ich zu gerne noch mehr erfahren. Dafür hätte ich den ganzen Beziehungskram, der im letzten Drittel des Buches im Mittelpunkt steht, nicht in diesem Umfang gebraucht. Den Anfang, wo es allein um Rahel und ihre Genesung ging, fand ich deutlich interessanter. Aber es gehört wohl alles zum Prozess, den unsere Protagonistin durchlaufen ist, dazu.

"Lacht laut und heult leise!" - diesen 'Tipp' (oder ist es vielmehr eine Aufforderung?) von Bora Dagtekins Testemonial zu diesem Buch kann ich zu 100% weitergeben.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Die physikalischen Gesetze der Liebe

Liebe in der Fibonacci-Spirale
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Schon zum zweiten Mal innerhalb eines Monats lese ich ein Buch über eine Pflegerin in einem Altenheim, bei der endlich auch die Liebe an die Tür klopft. Und doch ‚fühlt‘ sich dieses Buch ganz anders an. ...

Schon zum zweiten Mal innerhalb eines Monats lese ich ein Buch über eine Pflegerin in einem Altenheim, bei der endlich auch die Liebe an die Tür klopft. Und doch ‚fühlt‘ sich dieses Buch ganz anders an. Zum einen nämlich sehr französisch, obwohl es von einer deutschen Autorin geschrieben wurde. Doch das Setting in einer kleinen französischen Stadt, dazu all die frz. Namen und auch Eigenheiten, vermitteln eine untrüglich französische Atmosphäre. Auch der Schreibstil erinnerte mich nicht selten an Anna Gavaldas „Zusammen ist man weniger allein“. Inklusive der häufigen melancholischen Momente.

Philine hat man sehr schnell ins Herz geschlossen, bei Tristan dauert es ein wenig länger. Die Nebenfiguren im Altenheim konnte ich zwar namenstechnisch nicht immer auseinanderhalten (bis auf Tata, die war leicht zu merken), aber an ihren Marotten erkannte man sie dann doch immer wieder: der Raucher, die mit dem Nasenspray, das ‚Ehepaar‘. Den Blick, den uns die Autorin auf das Leben der alten Menschen am Schluss ihres Lebens gewährt, lässt einen auch schon mal nachdenklich werden.

Im Fokus steht aber natürlich Philine, ihr Beruf, ihre Freunde, ihr Job, ihre alte Ente - und ihre neugewonnene Leidenschaft für Physik. Dieser Aspekt wurde für meine Begriffe (ich bin absoluter Physik-Laie) ganz wunderbar in die Liebesgeschichte integriert und die vielen Vergleiche zwischen der Physik und der Liebe fand ich toll. Jetzt verstehe ich auch den perfekt gewählten Titel!

Veröffentlicht am 19.07.2019

Guter deutscher Krimi

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Sehr guter Krimi, der vom Stil her typisch deutsch ist würde ich sagen - und meine das keinesfalls negativ!
Trotzdem es sich um einen Cold Case handelt, schafft die Autorin es, auch im heutigen Zeitstrang ...

Sehr guter Krimi, der vom Stil her typisch deutsch ist würde ich sagen - und meine das keinesfalls negativ!
Trotzdem es sich um einen Cold Case handelt, schafft die Autorin es, auch im heutigen Zeitstrang eine gewisse Spannung in der Geschichte zu erzeugen. Und strickt dabei eine verzwickte aber wahrscheinlich gar nicht so unrealistische Familiengeschichte. Auf jeden Fall eine interessante!

Die Ereignisse von damals werden in eingestreuten Rückblenden ebenfalls Stück für Stück offenbart. Und damit macht Inge Löhnig gleich auch noch auf das Schicksal von Zwangsarbeitern in Nazideutschland aufmerksam. Ein Thema, über das ich selbst im Grunde gar nichts weiß und zu dem man auch fast nie was in den Medien hört. Das Thema wurde erfolgreich verdrängt, insofern fand ich gut hier mal etwas darüber zu lesen.

Irritiert hat mich einzig die häufige Erwähnung von Ginas alter Schulfreundin. Bis auf die Tatsache, dass Gina immer mal wieder an sie denkt, hat es sonst keinerlei Relevanz. Wahrscheinlich wird hier schon die Grundlage für einen nächsten Teil gelegt, aber es fühlte sich hier immer fehl am Platz an. Gut integriert in die Krimigeschichte fand ich hingegen das Privatleben von Gina und ihrer Familie, das war sehr authentisch dargestellt.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Schönes Kinderbuch mit Schulbezug

Die wilde Baumhausschule, Band 1: Raubtierzähmen für Anfänger
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Dieses Kinderbuch ist mit 192 Seiten (und einer durchgängigen Geschichte!) nicht gerade kurz, aber wird durch zahlreiche wirklich sehr gelungene Illustrationen immer wieder aufgelockert. Dennoch müssen ...

Dieses Kinderbuch ist mit 192 Seiten (und einer durchgängigen Geschichte!) nicht gerade kurz, aber wird durch zahlreiche wirklich sehr gelungene Illustrationen immer wieder aufgelockert. Dennoch müssen sich die Kids gedulden wenn sie wissen wollen, wer denn da den Zoo die ganze Zeit sabotiert. Wir haben die abendliche Vorlesezeit zwar immer wieder überzogen ('Nur noch ein Kapitel, Mama! Ist grad so spannend.'), aber doch 5 Abende gebraucht bis wir durch waren.

Erzählt werden die ersten paar Tage von Greta in ihrer neuen Schule - wo 'ihr' Elefant das Schulhaus zerstört und ihre Klasse den Lehrbetrieb kurzerhand auf den Hügel verlegt, wo auch der Zoo sein zu Hause hat. Der Zoo, in dem Greta seit kurzem lebt weil ihre Eltern als neue Direktoren eingestellt worden sind.
Sehr gut gefallen hat uns, dass der Rundgang der Schulkinder durch den Zoo wirklich schön und ausführlich beschrieben wurde (und man sogar das eine oder andere gelernt hat). Dazu kommen dann noch ein paar 'Streiche', dessen Urheber lange unklar ist. Das enthielt für meine Jungs wirklich viel Spannung und sie stellten ihre eigenen Überlegungen an wer da dem Zoo wohl was Böses wollen würde. Sehr viele Verdächtige werden allerdings nicht präsentiert. Auch ansonsten ist das Buch an einigen Stellen eher 'minimalistisch' gehalten. So gibt es in der eingefallenen Schule zB nur diese eine Klasse? Weitere Kinder werden zumindest nie erwähnt. Meinen Jungs machte das aber gar nichts aus, denen ist das noch nicht mal so aufgefallen.

Enttäuscht waren wir dann aber doch, dass erstens Raubtiere gar nicht gezähmt werden müssen (der Löwe ist eher ein Kuscheltier) und vor allem zweitens die titelgebende Baumhausschule in dieser Form gar nicht stattfindet. Es gibt zwar ein Baumhaus, das anscheinend groß genug wäre für die Schüler (wie riesig ist das??), aber Unterricht findet dort nicht statt. Zumindest noch nicht in diesem ersten Band. Den zweiten gibt es aber bereits, und wir werden die Reihe definitiv weiterverfolgen.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Schnitzeljagd durchs Märchenland

Land of Stories: Das magische Land – Die Suche nach dem Wunschzauber
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Im ersten Moment hatte ich den Autor mit dem von "Artemis Fowl" verwechselt, bis ich draufkam wieso mir der Name so bekannt vorkam. Der schüchterne Kurt Hummel aus Glee! Der hat also ein Buch geschrieben. ...

Im ersten Moment hatte ich den Autor mit dem von "Artemis Fowl" verwechselt, bis ich draufkam wieso mir der Name so bekannt vorkam. Der schüchterne Kurt Hummel aus Glee! Der hat also ein Buch geschrieben. Für Kinder. Über Märchen! Das machte mich neugierig.
Und wenn schon das nichts hilft, dann verführt einen spätestens das wunderschöne Cover dazu, in diese Märchenwelt eintauchen zu wollen. (Leider gab es im Inneren des Buches dann nur sehr kleine Illustrationen zu Beginn eines jeden Kapitels)

Die Geschwister Alex und Connor geraten ungeplanterweise in die Welt von allerlei Märchengestalten. Was auf der einen Seite magisch, unvorstellbar und teilweise auch wunderschön ist, kann allerdings auch ziemlich gefährlich sein. Wölfe, Jäger, Trolle, Kobolde und nicht zuletzt Schneewittchens böse Königin wollen den 2 kleinen Menschenkindern ans Leder. Zum Glück sind die Geschwister äußerst mutig, und treffen auch immer wieder auf ein paar Märchengestalten, die ihnen freundlich gesonnen sind.

Mich hat die Geschichte sehr begeistert. Ich fand es toll, immer wieder neuen Anspielungen auf Märchenwesen zu begegnen, die entweder als Hauptfiguren auftraten oder zumindest nebenbei mal erwähnt wurden. Die 'Schnitzeljagd' der Kinder nach den einzelnen Märchen-Requisiten für den Wunschzauber ist abwechslungsreich, spannend, und dennoch kindgerecht geschrieben (das empfohlene Alter von 10 Jahren kann ich nur bestätigen). Die 'Erholungspausen' zwischen den Action-Sequenzen sind gerade richtig, so dass sich Alex & Connor (und auch die Leser) mal erholen können, uns allen aber nie langweilig wird. Ähnlich wie Neil Patrick Harris im letzten Jahr überraschte mich nun also Chris Colfer, dass junge Schauspieler auch gute Kinderbuchautoren abgeben können!

Es wundert mich, dass das Buch im Original schon 2012 erschienen ist. Trotz des großen Erfolges in den USA hat man sich mit der Übersetzung ins deutsche mächtig Zeit gelassen! Dafür hat Colfer in der Zwischenzeit brav an einigen weiteren Büchern gearbeitet. Das Potential für Fortsetzungen ist bei den zahlreichen Figuren im 'Land of Stories'-Universum da, und ich kann mir vorstellen, dass diese märchenhafte Buchreihe ähnlich beliebt werden könnte wie es die 'Zauberland'-Reihe von Alexander Wolkow in meiner Kindheit war.