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Veröffentlicht am 17.11.2020

Über die Suche nach dem ewigen Leben

Das Volk der Bäume
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Ich habe mir dieses Buch gekauft, nachdem "Ein Wenig Leben" von Hanya Yanagihara mich umgehauen hatte. Ich habe einen ähnlichen erwartet, aber ein Buch bekommen, bei dem ich bis heute nicht sagen kann, ...

Ich habe mir dieses Buch gekauft, nachdem "Ein Wenig Leben" von Hanya Yanagihara mich umgehauen hatte. Ich habe einen ähnlichen erwartet, aber ein Buch bekommen, bei dem ich bis heute nicht sagen kann, ob es mir gefallen hat.

Zum Inhalt: das Buch stellt die Biographie des Arztes und Forscher Norton Perina dar und ist entsprechend mit Vorwort und Nachwort aufgebaut. Auf der Insel Ivu'ivu gibt es ein Volk deren Mitglieder überdurchschnittlich alt werden. Der Grund dafür soll der Verzehr einer besonderen Schildkröte sein, die es nur auf der Insel gibt. Wer das 60. Lebensjahr erreicht hat die Ehre, das Schildkrötenfleisch zu probieren.
Aber nicht nur das entdeckt Perina auf der Insel: so scheinen die Ureinwohner auch rege sexuelle Kontakte untereinander zu pflegen, auch mit ihren Kindern.
Und so kommt es, dass Perina nicht nur ein paar der älteren Einwohner zu Studienzwecken mit sich nimmt, sondern auch Kinder der Insel adoptiert.

Von Schreibstil her wirkte das Buch so sachlich wie man es von einer Biographie erwarten würde. Die Expedition und die Erkenntnisse, welche auf der Insel gemacht wurden, wurden detailliert geschildert. Der Einstieg ins Buch war dadurch für mich etwas langatmig, einen riesigen Spannungsbogen wird man in diesem Buch nicht finden. Das Inselleben und der Umgang der Ureinwohner mit ihren älteren Mitgliedern war für mich sehr faszinierend und interessant zu lesen. Auch Perina's Bestreben war nachvollziehbar geschildert und wäre das Buch vor dem Nachwort zu Ende gewesen, hätte es einen netten aber vermutlich keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Erst das Nachwort offenbart wie weit Perinas Liebe zu Kindern wirklich ging. Vorher gab es Andeutungen, aber im Nachwort wird ganz klar gesagt, dass Perina seine Adoptivkinder missbraucht hat. Und das ist der Punkt, an dem mich das Buch fassungslos zurückgelassen hat und ich nicht mehr wusste, ob ich das Buch nun gut fand oder nicht.

Es ist jetzt fast ein Jahr her, dass ich das Buch gelesen habe. Und trotzdem bin ich mir immernoch unschlüssig, was ich davon halte. Es ist gut geschrieben, hat eine interessante Story und eine Botschaft, die mir nicht harsch genug ausgefallen ist.

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Veröffentlicht am 03.06.2019

Schweden mal anders

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Vorab: ich habe mir dieses Buch hauptsächlich geholt, weil es im Zuge der Leipziger Buchmesse so stark beworben wurde. Überall konnte man in den sozialen Medien Werbung und Rezensionen sehen. Ich hab vorher ...

Vorab: ich habe mir dieses Buch hauptsächlich geholt, weil es im Zuge der Leipziger Buchmesse so stark beworben wurde. Überall konnte man in den sozialen Medien Werbung und Rezensionen sehen. Ich hab vorher noch nicht viele Schwedenkrimis gelesen; und schon gar keine historischen ;D

Der Leser wird direkt in die Handlung geworfen: eine Leiche wird in der Stadtkloake gefunden. Der vermeintliche Held: ein versoffener Veteran namens Cardell, der in Stockholm als Häscher arbeitet. Soweit so gut, dann kann die Ermittlung ja beginnen. Es werden noch einige andere Charaktere in die Handlung eingeführt, unter anderem den "Ermittler für besonders prekäre Falle" Cecil Winge. Zusammen wollen Cardell und Winge den Fall lösen.
Schade nur, dass die Geschichte erstmal nicht so richtig in Gang kommt. Nachdem das grausam zugerichtete Mordopfer obduziert wurde, kommen die beiden Ermittler einfach nicht so recht weiter.Stattdessen wird viel über die Vergangenheit der beiden Hauptcharaktere erzählt, was ein nettes Benefit ist, aber eben den Fall nicht löst.

So richtig Fahrt nimmt die Gesichte erst im zweiten Teil auf, der aus einer ganz anderen Perspektive geschrieben ist, nämlich aus der des Möders. Dieser Teil der Geschichte hat mich einfach umgehauen. Die Geschichte rund um Blix war gut konstruiert, wahnsinnig fesseln und hat mich sprachlos zurückgelassen. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen dem, was man als Täter und Opfer definiert.

Auch der dritte Teil der Geschichte, der erneut einen neuen Charakter auf die Bühne holt, ist super geschrieben. Dieser Teil hat mir vielleicht sogar am besten gefallen, weil man mit der Protagonistin sehr gut mitfühlen konnte.

Im vierten Teil laufen dann alle Fäden zusammen und der Fall wird zum Abschluss gebracht. Auch diesen Teil fan dich sehr gut geschrieben und die Auflösung des Falls war detailliert beschrieben und durchaus spannend.

Alles in allem ist es ein sehr solider Krimi. Nachdem ich meine anfänglichen Schwierigkeiten, in die Geschichte einzusteigen, überwunden hatte, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
Allerdings muss ich sagen, dass ich aufgrund der vielen Werbung und der begeisterten Rezensionen irgendwie mehr erwartet hatte.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Mörderische Idylle

Nachts schweigt das Meer
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Ben kehrt nach einem Schicksalsschlag auf seine Heimatinsel zurück um sich selbst zu finden und einen klaren Kopf zu fassen. Doch ein Mord erschüttert die traumhafte Idylle der Scilly Inseln und der Täter ...

Ben kehrt nach einem Schicksalsschlag auf seine Heimatinsel zurück um sich selbst zu finden und einen klaren Kopf zu fassen. Doch ein Mord erschüttert die traumhafte Idylle der Scilly Inseln und der Täter kann nur einer der Bewohner sein. Dies scheint auf der beschaulichen Insel, wo man seine Nachbarn seit Ewigkeiten kennt und jeder jedem hilft, eine Unmöglichkeit zu sein. Und doch scheinen direkt mehrere Inselbewohner verdächtig. Ein zweiter Handlungsstrang führt den Leser zusätzlich in die Irre. Und wer ist die schöne, unnahbare Fremde, die Ben den Kopf verdreht? Das Buch ist flüssig geschrieben und lässt sich angenehm lesen. Man fiebert mit den Menschen mit und will wissen, wer auf der Insel einen solchen Verrat begangen hat. Generell scheint hinter den Kulissen nicht alles so idyllisch zu sein, wie es scheint. Ich hatte bis zuletzt keinen Verdacht wer der Mörder ist, alle meine Theorien wurden vorher zerschlagen. Trotzdem fand ich das Ende sehr enttäuschend, nachdem die Autorin so lange auf die Auflösung des Falls hingearbeitet hat. Hier hätte ich mir mehr Details, Reaktionen der anderen Inselbewohner und eine schlüssigere Erklärung gewünscht. Aber alles in allem war es ein lesenswerter Krimi, der mich gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 07.07.2024

Abrechnung aus der Vergangenheit

Tödlicher Schall
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Die Auris-Reihe rund um den Phonetiker Matthias Hegel begleitet mich jetzt schon eine Weile und neben den Fällen an sich, gefällt mir vor allem die wissenschaftliche Komponente, dir ich immer wahnsinnig ...

Die Auris-Reihe rund um den Phonetiker Matthias Hegel begleitet mich jetzt schon eine Weile und neben den Fällen an sich, gefällt mir vor allem die wissenschaftliche Komponente, dir ich immer wahnsinnig interessant finde. Und auf in diesem Band wird sie wieder auf dir Spitze getrieben. Der Fall selbst ist in sich geschlossen und kann von allen bisherigen Bänden dieser Reihe am ehesten unabhängig gelesen werden.

Zum Inhalt: eine alte Freundschaft, die sich zu einer Rivalität entwickelte. Und Hegel der, gerade dem Tod entronnen, noch nicht wieder in Bestform ist. Trotzdem muss er diesen Kampf antreten und gewinnen, wenn er die retten will, die er liebt.

Das Buch ist wie eine phonetische Schnitzeljagd angelegt, was ich ein geniales Konzept fand. Als Leser hat man davon natürlich erstmal nichts, aber Hegel beschreibt und simuliert immer sehr detailliert, was genau er hört, sodass das für mich als Leser schon auch wieder faszinierend und spannend war.

Das Buch greift so ein bisschen das Konzept der klassische Rivalität zwischen einem Helden und seiner Nemesis auf. Dir einzelnen Etappen waren schon auch auf verrückte Art ausgefuchst, nah an den Grenze dessen, was für die Umsetzung noch realistisch wirkte.

Hegel selbst kommt hier mal wieder nicht gut weg. Je mehr Bücher aus der Reihe ich lese, desto unsympathischer finde ich ihn. Dafür wächst Jula zusehends über sich hinaus, hat inzwischen einiges von Hegel gelernt und wird für mich zu einer immer zentraleren Figur.

Das Buch hat sich wieder flüssig lesen lassen und ist mit seinen kurzen Kapiteln und den Perspektivwechseln auch temporeich angelegt, sodass es ein sehr kurzweiliger Thriller ist. So richtig mitgerissen hat mich diese Reise in Hegels Vergangenheit aber nicht.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Neubeginne und spätes Glück

Das Lied der Biene
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Das Buch kommt in einer sehr sommerlichen, ansprechenden Optik daher, die auch einen schönen Bezug zum Inhalt schafft. Für mich war es ein leichter, sommerlich angehauchter Roman, der zwar auch ernstere ...

Das Buch kommt in einer sehr sommerlichen, ansprechenden Optik daher, die auch einen schönen Bezug zum Inhalt schafft. Für mich war es ein leichter, sommerlich angehauchter Roman, der zwar auch ernstere Themen anschneidet, den man aber gut in einem Rutsch weglesen kann.

Zum Inhalt: Marga ist Anfang 40, ihre Tochter längst zum Studium ausgezogen und entfremdet sich langsam von ihr. Mittelpunkt ihres Lebens ist ihre Arbeit als Haushälterin bei Paul Alprecht, doch auch diese sah sie durch seine neue Lebensgefährtin zunehmend in Gefahr. Gerade als Marga sich überwunden hat, proaktiv zu handeln, geschieht ein Unglück und das Schicksal nimmt seinen chaotischen Lauf.

Die Figuren, vor allem auch die Nebencharaktere, sind angenehm differenziert ausgearbeitet. Ich mochte, dass es reichlich Konflikte gab, vor allem weil hier Generationen und Lebensmodelle aufeinanderprallen, diese aber nicht überdramatisiert wurden. Ein schönes Stilmittel innerhalb des Buches waren für mich die Emails, die ich gerne gelesen habe und die mich mit ihrer emotionalen Tiefe sehr berührt haben. Auch ich habe in Margas Worten Trost und Verständnis gefunden. Mit ihren klugen und einfühlsamen Worten beweist die Protagonistin nicht nur Lebenserfahrung sondern auch Empathie, was sie sehr sympathisch macht.

Margas charakterliche Entwicklung hat mir wahnsinnig gut gefallen. Die Lovestory selbst fand ich dagegen etwas zu stark stilisiert und konstruiert. Das kam mir insgesamt alles sehr überstürzt vor und hatte an vielen Stellen Romcom-Charakter, den ich irgendwie generell unauthentisch finde. Paul hat in meinen Augen im Verlauf der Geschichte durch sein Verhalten ganz schön an Boden verloren, sodass ich die Romanze selbst nicht gespürt habe und mir für Marga sogar einen anderen Ausgang gewünscht hätte. Finde ich nicht schlimm, da mich dafür andere Aspekte der Geschichte überzeugt haben.

Ganz großartig fand ich die landschaftlichen und kulturellen Beschreibungen Portugals. Ich hatte das Gefühl selbst eine kleine Reise durch Lissabon zu unternehmen. Generell war der Schreibstil sehr einnehmend und unterhaltsam, ohne aufdringlich zu sein. Neben der Liebesgeschichte werden auch die Themen Familie und Freundschaft beleuchtet, wobei ich vor allem die Eltern-Kind-Beziehungen in den Fokus gerückt empfunden habe. Das hat der Geschichte zusätzlich Substanz gegeben und mir gut gefallen.

Alles in allem ein Buch, das ich gerne gelesen habe.

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