Auf “Falsche Nähe” von Martin Krist hab ich mich unbändig gefreut. Was vor allem daran lag, das er sich hier an die Mischung zwischen Thriller und Erotik wagt.
Doch kann das überzeugen und dann noch auf so wenigen Seiten?
Meine Skepsis wuchs immer mehr.
Von Anfang an wurde hier klar,es ist kein typisches Krist Werk.
Keine Härte, kein Verwirrspiel und leider muss ich auch das sagen , so leid es mir tut, zu wenig Tiefe und Gefühl.
Aber: es ist ein Kurzroman und wenn man es auch als diesen betrachtet. So ist er verdammt nochmal sehr gelungen.
Wir erfahren hier alles aus der Sicht von Ellen. Ein Umstand, der eigentlich für nötige Tiefe sorgen sollte. Aber Ellen selbst blieb für mich doch ziemlich blass.
Ich erlebte sie und anhand der Atmosphäre, hatte ich zunächst das Gefühl, nichts als Verbitterung, Wut, Sarkasmus und auch Einsamkeit zu spüren.
Wenn man bedenkt, daß sie von ihrem Mann betrogen wurde, ist das wohl auch nachvollziehbar.
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
Mag ich sie , mag ich sie nicht?
Sie ist eine Person, bei der ich oft nicht wusste, was ich überhaupt denken sollte.
Nach außen tough und mit einer spürbaren Kälte und Finesse ausgestattet. Aber im Inneren tobte ein wahrer Sturm. Unsicher, verletzlich und irgendwie verloren.
Die Naivität die sie manchmal an den Tag legt, hat mich schier in den Wahnsinn getrieben. Ich dachte nur: Mädel, was hast du nur für ein Brett vor dem Kopf.
Ehrlich, ich hab so manches Mal mit den Augen gerollt und mir meinen eigenen Teil gedacht.
Ebenso undurchschaubar war für mich Rick. Auf mich wirkte er wenig anziehend. Ich hatte eher Misstrauen ihm gegenüber. Besonders weil seine Partnerin so reagierte, wie sie es eben tat. Sie fand ich übrigens richtig klasse und hätte gern noch mehr von ihr gesehen.
Mein Herz erobert haben dagegen Charlie und Pretty.
Sie ein bisschen verrückt und er total charmant und unglaublich süß. Da schlug mein Herz gleich Purzelbäume. Umso mehr genoss ich die Momente mit ihnen.
Insgesamt sind die Charaktere eine gute Mischung , authentisch und greifbar.
Tja die Handlung. Es fing ziemlich genial und heiß an und besonders die ersten Seiten fand ich einfach nur total explosiv und adrenalingeladen. Ich musste mich bremsen, das es nicht in einen Lachanfall ausartete.
Es war spannend ohne Ende und ich dachte nur, mein lieber Scholly. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
Aufregend, erotisch und so unfassbar gut spürbar.
Dann wurde es ernster, verzwickter und mysteriöser.
Skepsis und Misstrauen machte sich breit und das war der Punkt, als es für mich leider zu vorhersehbar wurde.
Nichtsdestotrotz hatte ich trotzdem eine Menge Spaß. Ja,teilweise fand ich es amüsant, besonders wie sich Ellen gab.
Gott, diese Frau. Wah.Ich kann nicht mehr. Echt nicht.
Man muss sich hier natürlich vor Augen halten, das alles verdammt schnell geht.
Mir persönlich teilweise etwas zu schnell.
Den Erotikanteil hat der Autor hingegen richtig gut hineingebracht.
Ansprechend und sinnlich. Emotionen die jede Frau um den Verstand bringen.
Leider war für mich der Thrillanteil zu wenig. Mit mehr Details hätte man da eindeutig noch mehr rausholen können.
Besonders was den Hintergrund des Ehepaars anbelangt.
Dennoch zeigt er sehr gut auf, wie leicht es in die falsche Richtung laufen kann und wohin Macht und Ehrgeiz führen können.
Die Spannung ist durchgehend hoch und ich konnte mich tatsächlich nicht vom Geschehen lösen.
Woran natürlich auch sein Schreibstil mit die Schuld trägt.
Leicht, einnehmend und absolut bildhaft hat er mich in verborgene Gefilde entführt und so manches Mal eine Gänsehaut beschert.
Diesmal punktet er vor allem mit den zwischenmenschlichen Aspekten, was mir wirklich gut gefallen hat und einfach auch toll zur Story passt.
Martin Krist packt nochmal alle Trümpfe aus und bietet einen explosiven Showdown. Den ich zwar gelungen fand, der mich jedoch nicht überraschte.
Besonders das Ende war mir persönlich etwas zu abrupt.
Schlussendlich ein kurzweiliger Erotik Thriller, bei dem ich zwar eine Menge Spaß hatte, der für mich Dennoch kleinere Schwächen hatte.
Ich hätte mir einfach mehr Tiefe und Emotionalität gewünscht.
Fazit:
“Falsche Nähe” sagt eigentlich schon alles.
Manchmal ist es gesünder, sich lieber dreifach umzudrehen, als mitten in ein gewaltiges Chaos aus Intrigen und Manipulationen zu schlittern.
Manchmal nimmt es dir alles.
Mit seinem Ausflug ins Genre der Erotik Thriller hat mich Martin Krist wirklich überrascht.
Leider ist das aber für mich auch kein typischer Krist.
Er war mir einfach zu flach, zu vorhersehbar.
Mehr Seiten wären einfach besser gewesen.
So ist es leider für mich nur ein kurzweiliger, aber dennoch spannender und amüsanter Thriller , der vor allem mit Nebencharakteren punktet, die mein Herz im Sturm erobert haben.
Sehr gerne wieder in diesem Bereich, dann aber bitte mit mehr Seiten, mehr Ausarbeitung und mehr Thrill.