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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2019

Eindringlich und weise

Die Nickel Boys
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„Florida, Anfang der sechziger Jahre. Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Als er einen Platz am College ...

„Florida, Anfang der sechziger Jahre. Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Als er einen Platz am College bekommt, scheint sein Traum von gesellschaftlicher Veränderung in Erfüllung zu gehen. Doch durch einen Zufall gerät er in ein gestohlenes Auto und wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt. Dort werden die Jungen missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt. Erneut bringt Whitehead den tief verwurzelten Rassismus und das nicht enden wollende Trauma der amerikanischen Geschichte zutage. Sein neuer Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht, ist ein Schrei gegen die Ungerechtigkeit.“

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, der Roman lässt mich ein wenig atemlos zurück – verstört, entsetzt.
Whitehead schreibt eindringlich und irgendwie weise, findet genau die richtigen Worte, um den Leser gleichzeitig auf Distanz zu halten, als auch so tief ins Geschehen zu reißen, das einem beim Lesen schlecht wird. Es bedarf keiner expliziten Gewaltdarstellungen, keines ausformulierten Schreckens, um eine Atmosphäre zu schaffen, die bedrückt.
Whitehead weiß, wie er schreiben muss, um den Leser bei Stange zu halten. Er arbeitet mit „Foreshadowing“, lässt zu, dass der Leser eigene Rückschlüsse zieht, sorgt dafür, dass wir die Geheimnisse des Nickels gemeinsam mit dem Protagonisten Elwood entdecken.
Elwood ist ein guter Protagonist. Ich denke das kann man so sagen, er hat seine Flaws und Eigenheiten, hat jedoch typischen Helden-Elemente, die wohl benötigt werden, um die Geschichte fortzuführen. Ich denke leider, dass die Nebencharaktere, wie etwa Jaimie oder Turner durchaus mehr Potential hatten, mehr Spannung boten und den Leser näher zu sich heranließen.
Aber das soll keine Kritik sein, Elwood liegt beim Protagonist-O-Meter im oberen Viertel, er nervt und heult nicht unberechtigt, hält an seinen Grundwerten fest und ist nicht unbesiegbar und supertoll.
Ich habe öfter gelesen, dass bemängelt wurde, der Roman würde sich trotz der wenigen Seiten ziehen, kann dem aber nicht zustimmen. Ich gebe zu, es gab Passagen, die habe ich nicht so intensiv gelesen, wie man sie lesen sollte und auf dem ersten Blick will man sie als Lückenfüller enttarnen, aber wen man sich darauf einlässt, bringt Whitehead doch recht philosophische und wichtige Punkte auf, verwendet Sätze, die unter die Haut gehen.
Dennoch vergebe ich nur vier Sterne, was weniger am Buch an sich, sondern an seiner Aufmachung liegt. Das Cover ist wunderschön, aber aus irgendeinem Grund ist der Umschlag eine Katastrophe. Man kann ihn nicht einmal richtig um das Buch spannen, muss ihn deswegen neben das Buch legen. Nervt. Ein ganz normaler Umschlag hätte es auch getan.

Nein, man sollte den Roman nicht zwischendurch lesen, wenn man kurz fünf Minuten hat. Man muss sich darauf einlassen, sich die Zeit nehmen das Buch wirklich zu lesen. Und ja, wir alle sollten dieses Buch lesen. Denn auch wenn Charaktere und das Nickel imaginär sind, sie haben reale Vorbilder. Solche Dinge sind geschehen.
Man darf all das nicht vergessen und ich bin unfassbar dankbar, dass ich dieses Buch lesen durfte.

Veröffentlicht am 17.06.2017

Eine ganz neue Art der Magie

Stormheart 1. Die Rebellin
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In einem Land, in dem Stürme Herzen haben und eine Bedrohung für jeden Menschen sind, lebt Aurora, die als Prinzessin die Aufgabe hat eben jene Stürme mit ihrer magischen Gabe zu kontrollieren. Doch ausgerechnet ...

In einem Land, in dem Stürme Herzen haben und eine Bedrohung für jeden Menschen sind, lebt Aurora, die als Prinzessin die Aufgabe hat eben jene Stürme mit ihrer magischen Gabe zu kontrollieren. Doch ausgerechnet sie hat diese Gabe nicht geerbt und um ihre Farce aufrecht zu erhalten muss sie einen Prinzen heiraten, der für sie auserkoren ist. Als sie bemerkt, dass er sie nur ausnutzen will, flieht sie und schließt sich eine Truppe Sturmjägern an. Aber vor ihrem Schicksal kann sie nicht entfliehen ..

Kommt es euch auch bekannt vor? Eine Prinzessin, die keine Gabe hat um ihr Volk zu beschützen und daraufhin flieht? Keine Angst, dieses Buch legt zwar diesen Grundplot zugrunde, aber ist trotzdem besonders.
Besonders gut hat mir eben jene Sturmmagie gefallen, um die es sich auch in dem Buch handelt. Abgesehen davon, dass ich noch nie über so etwas ähnliches gelesen habe, ist diese Magie nicht einfach nur da, sondern wird erklärt und dargestellt, bis sie ein perfektes rundes Bild ergibt.
Auch wenn die Geschichte klischeehaft beginnt und natürlich irgendwo immer auch an andere Bücher erinnert, entwickelt sie sich teilweise anders als vermutet. Die Ideen sich gut, aber dennoch kratzt sie doch sehr am Klischee.
Die Charaktere haben mich dafür restlos überzeugen können. Egal ob Aurora, die ein wunderbar runder Charakter ist, den man einfach nur gern haben muss oder ihr Love Interest - sie sind echt tolle Charaktere von denen ich so gerne mehr lesen würde.
Das Gute an diesem Buch ist dass die Geschichte nicht allein um eine Protagonistin aufgebaut ist. Da gibt es noch die Zofe, die auch besondere Kräfte hat und auf die ich mich schon wahnsinnig in Teil 2 freue.
Bis zur Mitte hätte ich das Buch als okay eingestuft, aber spätestens danach wurde das Buch spannender und spannender. Und als es endete wollte ich unbedingt weiterlesen, weil die Autorin es schafft Aurora und die Magie so zu verbinden, dass man einfach wissen muss, was als nächstes passiert.
Wer mit so ein bisschen Klischee klarkommt, dem kann ich Stormheart nur zutiefst empfehlen. Ich warte jetzt sehnsüchtig auf Teil 2.

Veröffentlicht am 29.03.2017

Tolles Debüt!

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
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Eine Leiche bestehend aus sechs Opfern. Für Detective Wolf, der nach einem verhängnisvollen Fall gerade erst wieder in den Dienst zurückgekehrt ist, soll dies der Fall seines Lebens werden. Denn ...

Eine Leiche bestehend aus sechs Opfern. Für Detective Wolf, der nach einem verhängnisvollen Fall gerade erst wieder in den Dienst zurückgekehrt ist, soll dies der Fall seines Lebens werden. Denn ausgerechnet seine Ex bekommt eine Liste mit den nächsten Opfern des Täters .. Und Wolf ist einer von ihnen.

Mal abgesehen von dem grandiosen Cover, kann »Ragdoll« auch mit seinem Inhalt überzeugen. Ohne Startschwierigkeiten taucht man schnell in die Geschichte ein und wird sowohl mit Wolfs Vergangenheit, als auch der jetzigen Lage konfrontiert.
Die Charaktere nagen ein bisschen am Klischee, sind aber insoweit stimmig. Gerade Wolf und die wichtigsten Nebencharakter bekommen genug Tiefe, sodass sie Wiedererkennungswert haben. Sie haben ihre typischen Verhaltensmuster, ihre Ansicht von Gut und Böse und ihre Aufgabe im Buch.
Ab und zu bin ich mit den Namen der weniger wichtigen Figuren durcheinander gekommen, aber das war nicht weiter störend, da sich meist aus dem Kontext ergab, um wen es sich nun handelt.
Im Buch gab es immer mal wieder kurze Zeitsprünge, die ich erst beim dritten / vierten Mal als solche erkannt habe. Beim Lesen sollte man also unbedingt auf die Zeitangaben achten.
Dem Autor gelingt es jedoch sehr gut Spannung aufzubauen und den Leser miträtseln zu lassen. Teilweise war man sich selbst nicht mehr sicher, ob das Gelesene real oder nur die Fiktion eines Charakters war.
Teilweise war das Handeln der Figuren nicht ganz nachvollziehbar, die Handlung hat sich ein bisschen gestreckt und es erschien mir unlogisch.
Jedoch war das Buch großteils spannend und ich habe teilweise auch wirklich gesagt: Nicht jetzt, es ist gerade so spannend.
Insgesamt auch überraschend unblutig. (Zumindest meiner Meinung nach.)
Die große Auflösung erscheint eher schleichend und ohne großen Knall. Das Ende hätte ruhig ein bisschen länger sein dürfen, über einen Epilog o.Ä. hätte ich mich sehr gefreut, da es mir einfach am Ende ein bisschen zu kurz war.

Dennoch hat mir das Buch insgesamt gut gefallen, es hatte viele interessante Aspekte in sich und ich habe es gerne gelesen.

Veröffentlicht am 27.03.2017

Willkommen in Aranea Hall!

Die Erwählten von Aranea Hall
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Liv wird nach einem schweren Unfall zu einem Internat namens Aranea Hall geschickt. Sie trifft auf den Badboy Jayce und seinen attraktiven Freund Malik, sowie auf ihre Doppelgängerin Kaj. Schon bald muss ...

Liv wird nach einem schweren Unfall zu einem Internat namens Aranea Hall geschickt. Sie trifft auf den Badboy Jayce und seinen attraktiven Freund Malik, sowie auf ihre Doppelgängerin Kaj. Schon bald muss sie feststellen, dass das Internat kein gewöhnliches ist und mehr Geheimnisse birgt, als sie sich vorstellen kann.

Der Einstieg ist mir verhältnismäßig schwer gefallen, da Liv mich anfangs mit ihrer extremen Anti-Stimmung gar nicht von sich einnehmen konnte. Das wurde im Laufe des Buches dann besser, aber so wirklich ins Herz geschlossen habe ich sie dann doch nicht.
Die anderen Charaktere waren ganz okay, aber doch sehr klischeehaft (Der Badboy, der Nerd, die Zicke, ..). Auch die Beziehungen zwischen einzelnen Charakteren waren für mich nie so ganz nachvollziehbar und ich habe die entstehende Schwärmerei Livs für die Jungs auch nicht wirklich verstehen können.
Der Schreibstil war ganz okay, aber teilweise kamen so hochgestochene Wörter vor, dass ich sie erst einmal googlen musste und das passt irgendwie nicht so ganz in einen Jugendroman. Dafür war aber die Jugendsprache authentisch und gut.
Die Rätsel werden seeeehr langsam aufgelöst und irgendwie bleibt doch noch einiges unklar, weil man sich doch nicht so ganz sicher ist, wie es jetzt damit weitergeht, was es auf sich hat, etc.
Aber der Grundkonflikt im Buch hat mir sehr gut gefallen, also praktisch "des Rätsels Lösung".
Als wirklich spannend habe ich das Buch nicht empfunden, dafür war es mir ein Tick zu viele Rätsel und zu wenig Aktion.
Aber insgesamt habe ich das Buch doch gerne gelesen und mitgerätselt was dann doch los war.
Das Ende war echt toll - überraschend - aber super geschrieben und mein persönliches Highlight.

3,5 Sterne gebe ich Aranea Hall.

Veröffentlicht am 15.03.2017

Wenn das Schicksal zuschlägt ..

The Sun Is Also a Star
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Natasha und Daniel – sie sind so verschieden wie gleich. Durch Schicksal treffen sie sich am Tag von Natashas Abschiebung nach Jamaika und lassen sich auf Daniels Beharren auf ein ungewöhnliches Experiment ...

Natasha und Daniel – sie sind so verschieden wie gleich. Durch Schicksal treffen sie sich am Tag von Natashas Abschiebung nach Jamaika und lassen sich auf Daniels Beharren auf ein ungewöhnliches Experiment ein: Kann man sich an einem einzigen Tag in ein anderen Menschen verlieben?

Sowohl Daniel als auch Natasha sind Charaktere von denen man gerne liest. Beide wurden durch äußere Einflüsse unterschiedlich geprägt und während Daniel eher der romantische und verträumte Typ ist, interessiert sich Natasha für Naturwissenschaften.
Durch den Perspektivenwechsel und den Einbau von Passagen, die beispielsweise die Biografie des Vaters wiedergeben, lernt man die Charaktere unglaublich gut kennen und auch verstehen. Auch die gegenseitige Faszination von einander wird gut dargestellt.

Der Schreibstil von Nicola Yoon ist sehr angenehm und modern. Die Seiten verfliegen praktisch und der Aufbau des Buches ist einfach nur genial.
Abgesehen von den Perspektiven von Daniel und Natasha gibt es die bereits erwähnten Biografien bzw. Zukunftsszenarien der Nebencharaktere, wie die des Vaters oder des Bruders. Dadurch entsteht der Eindruck, dass das Schicksal wirklich seine Finger im Spiel hat und die erst flachen Nebencharaktere bekommen viel mehr Tiefe.
Abgesehen von diesen Perspektiven gibt es auch noch Hintergrundgeschichten zu z.B. Natashas Kultur. Diese Hintergrundinformationen machen die Geschichte irgendwie noch lebendiger und sind einfach etwas, was ich so noch nie zuvor gelesen habe.

Trotz all dieser positiven Aspekte konnte mich das Buch einfach nicht komplett vom Hocker hauen. Es hatte einen tollen Aufbau, tolle Charaktere und einen schönen Schreibstil, aber irgendwie fehlt mir so eine richtige Handlung. Wenn man dieses Buch liest, dann verfliegen die Seiten, aber hört man einmal auf, braucht man erst wieder einen Anreiz anzufangen, da letztlich auf den fast 400 Seiten doch recht wenig passiert.

Dennoch hat mir das Buch insgesamt wirklich sehr zugesagt. Gerade die Verwicklung von Schicksal und den Entscheidungen der Charakteren ist unglaublich gut gelungen. Alle, die eine romantisch, süß-bittere Geschichte suchen werden mit diesem Buch gut bedient sein :)!