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Veröffentlicht am 29.12.2019

Weihnachten ist (nicht) nur einmal im Jahr

Echo Lake - Zweimal heißt für immer
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Worum geht’s?
Etwas mehr als zehn Jahre und die plötzliche Erkrankung ihres Vaters braucht es, um Josie dazu zu bringen, in ihre Heimatstadt zurück zu kehren. Echo Lake und der familieneigene Weihnachtspark ...

Worum geht’s?
Etwas mehr als zehn Jahre und die plötzliche Erkrankung ihres Vaters braucht es, um Josie dazu zu bringen, in ihre Heimatstadt zurück zu kehren. Echo Lake und der familieneigene Weihnachtspark waren ihr mit achtzehn Jahren zuwider, weshalb sie nach Boston ging, um dort ein neues Leben anzufangen – ohne ihren Verlobten Ethan. Zehn Jahre später steht sie ihm zum ersten Mal wieder gegenüber, und die zwischen ihnen herrschende Anziehungskraft scheint noch immer kein Stück abgenommen zu haben. Aber können die beiden trotz ihrer gemeinsamen Vergangenheit zusammen arbeiten, oder liegen doch noch zu viele verletzte Gefühle zwischen ihnen im Argen?


Meine Meinung
Mir hat besonders der lockere und angenehm zu lesende Schreibstil gefallen, mit dem es dem Leser leicht gemacht wird, einen Einstieg in die Geschichte zu finden. Mich als absoluter Weihnachtsfan hat der Themenpark als Setting direkt begeistern können. Die Fahrgeschäfte und die Verkleidungen der Angestellten wurden mit viel Liebe beschrieben und ich würde mich als Besucher in diesem Park sicherlich sehr wohl fühlen.

Dass Josie so einiges an seelischem Ballast mit sich herum schleppt, wird schon relativ zu Anfang der Geschichte deutlich. Zeitweise wirkte sie auf mich sehr in der Vergangenheit versunken, was durch die immer wieder auftauchenden Flashbacks noch verstärkt wurde. Als Leser hat man so auch Zugang zu wichtigen Hintergrundinformationen und erlebt praktisch im Zeitraffer mit, was in der Zeit kurz vor Josies Umzug nach Boston tatsächlich passiert ist. Prinzipiell finde ich diese Herangehensweise sehr zuträglich für den Spannungsbogen der Geschichte, stellenweise wurde mir persönlich aber ein wenig zu sehr um den heißen Brei herum geredet, nur um das eigentliche Schlüsselereignis noch ein wenig länger geheim halten zu können.

Ethan scheint der perfekte Mann und Schwiegersohn zu sein, und diese Meinung vertritt auch so ziemlich ganz Echo Lake. Er wirkte auch auf mich eigentlich sehr sympathisch, kümmert sich freiwillig um seinen dementen Vater und um krebskranke Kinder und liebt Josie auch nach zehn Jahren der Abwesenheit noch immer genau so wie am ersten Tag. Das Einzige, was mich an ihm ein wenig gestört hat, war die Tatsache, dass er so schnell bereit war, Josie alles zu verzeihen und noch mal neu mit ihr anzufangen. Erste große Liebe hin oder her, die Aussprache der beiden kam für mich etwas spät und hätte vielleicht vor dem Neuaufleben ihrer Beziehung stehen sollen. Trotzdem waren sie ja ganz süß zusammen und mir haben die Szenen mit den beiden meistens sehr gut gefallen.

Den aufgrund von verletzten Gefühlen wütenden Part hat dann Molly, Josies ehemals beste Freundin übernommen. Sie braucht wirklich lange, um überhaupt wieder mit Josie zu reden und rät auch Ethan vehement davon ab, sich wieder auf seine Exverlobte einzulassen. Für meinen Geschmack war sie dabei schon ein wenig heftig, und auch in den Flashbacks, in denen sie teilweise auftrat habe ich mich gefragt, ob ihre Ablehnung Josie gegenüber vielleicht auch daher rührt, dass sie heimlich in Ethan verliebt sein könnte. Schlussendlich schaffen es aber auch die beiden, sich wieder halbwegs zu vertragen und runden somit das Happy End ab.


Fazit
Obwohl Echo LakeZweimal heißt für immer im Sommer spielt, ist dieses Buch die perfekte Lektüre für die Vorweihnachtszeit. Die Geschichte ist fluffig, romantisch und absolut zum Wohlfühlen.

Die Hintergrundgeschichte zu Avery und das nach ihr benannte Haus fand ich sehr berührend und ich musste zum Ende hin auch ein paar Tränen verdrücken. Diese Thematik hat dem Buch ein wenig der Leichtigkeit genommen, gleichzeitig war sie jedoch auch elementar für die Zusammenhänge der Hintergrundgeschichten der Charaktere und erklärt, warum Josie damals ihre Heimatstadt verlassen hat.

Wer sich nicht nur zu Weihnachten die Zeit mit ein bisschen Weihnachtszauber und einer berührenden Geschichte versüßen will, dem kann ich dieses Buch nur ans Herz legen.

Von mir gibt es daher viereinhalb Bücherstapel für's Ho-Ho-Camp in Echo Lake

  • Einzelne Kategorien
  • Gefühl
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2019

A man can never dream these kind of things

Songbird
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Worum geht’s?
Ella und Sam kennen sich schon ewig. Seit sie zwölf ist, schwärmt sie für ihn, den besten Freund, Mitbewohner und Bandkollegen ihres großen Bruders. Da sie nach einem Austauschjahr in Großbritannien ...

Worum geht’s?
Ella und Sam kennen sich schon ewig. Seit sie zwölf ist, schwärmt sie für ihn, den besten Freund, Mitbewohner und Bandkollegen ihres großen Bruders. Da sie nach einem Austauschjahr in Großbritannien die elfte Klasse wiederholen muss, weckt der Beginn des neuen Schuljahres nicht gerade besonders viel Freude in ihr. Wie auch, wird sie dadurch doch von ihren zwei besten Freunden Emma und Milo getrennt. Und was Sam ihr dann eröffnet, hebt ihre Laune auch nicht gerade in intergalaktische Sphären: Ab diesem Schuljahr wird er eine Stelle als Referendar an ihrer Schule antreten. Prompt übernimmt er dann auch noch ihren Sportkurs und ist damit so gut wie gar nicht aus ihren Gedanken zu vertreiben. Völlig verwirrt von ihren Gefühl bewegt sich Ella gefährlich nahe an einem Abgrund, aus dem sie sich ohne fremde Hilfe nicht mehr befreien kann. Denn sowohl durch seinen Job als Lehrer an ihrer Schule, als auch durch seine Beziehung zur scheinbar perfekten Sarah ist er für Ella unerreichbar. Als sie sich ihre Gefühle dann schließlich eingestehen kann, gefährdet sie damit nicht nur Sams noch junge Karriere, sondern auch ihre eigene Gesundheit.


Meine Meinung
Songbird habe ich zuerst vor etwas über einem Jahr auf Wattpad gelesen und war schon damals total begeistert. Als ich dann mitbekommen habe, dass die Autorin mit dieser Geschichte den ersten Platz des Schreibwettbewerbs des Piperverlags belegt hat, musste ich mir das fertige Buch einfach ins Regal stellen. Mittlerweile habe ich Songbird schon einige Male gelesen und kann immer noch sagen, dass ich es in meinem Bücherregal nicht mehr missen möchte.

Schon das Cover finde ich unglaublich schön gestaltet, die Farben sehen toll zusammen aus, harmonieren gut miteinander und einige Elemente glitzern sogar. Mit der wirklich schönen Aufmachung hat man mich als bekennendes Cover-Kauf-Opfer schon mal sehr glücklich gemacht, auch wenn das wirklich Interessante ja eigentlich der Inhalt ist.

Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er war angenehm zu lesen und ich bin bis zum Ende förmlich durch die Seiten geflogen.

Normalerweise bin ich ja absolut kein Fan von Lehrer – Schüler – Lovestorys, weil die meisten davon echt abgedreht und eher schlecht gemacht sind. Die Geschichte von Ella und Sam hat mich aber trotz der Thematik berührt und stellenweise wirklich arg verzweifeln lassen. Anders als in den meisten solcher Geschichten kennen sich die zwei schon praktisch ihr ganzes Leben lang, und auch der Altersunterschied zwischen ihnen beträgt keine Jahrzehnte. Das macht es für die beiden aber auch besonders schwer, Ellas Eltern und ihrem Bruder Kurt von ihrer Beziehung zu erzählen, da Sam für sie praktisch zu Familie gehört und in ihren Augen deshalb ganz sicher keinen geeigneten Partner für Ella darstellt.

Sam muss man einfach gern haben, weil er trotz bzw. gerade wegen seiner ziemlich tragischen Hintergrundgeschichte so ein toller Mann geworden ist. Er möchte immer nur das Beste für seine Mitmenschen – ganz besonders für Ella – schleppt aber gleichzeitig auch eine ganze Menge an seelischem Ballast mit sich herum, der ihm das Leben nicht unbedingt erleichtert. Für mich war damit dann auch ziemlich schnell klar, welcher der Charaktere mein Liebling sein würde, denn bei Sam klingeln alle Bookboyfriend-Alarmglocken, die ich so zur Verfügung habe.

Bei Ella bin ich mir ziemlich sicher, dass sie ein Charakter ist, der bei den Lesern ziemlich zwiegespaltene Gefühle auslöst. Dass sie eine Essstörung hat, wird ja bereits im Klappentext angedeutet. Im weiteren Verlauf des Buches schwebt diese Krankheit förmlich wie eine dunkle Wolke über dem Geschehen, wesentlich genauer darauf eingegangen wird jedoch nicht. Mich persönlich hat das nicht gestört, gerade weil für mich auch wichtig war, dass Ella nicht ausschließlich über ihre Erkrankung definiert wird. Auf der anderen Seite verstehe ich aber auch, dass es für manch Anderen durchaus wichtig gewesen wäre, ein bisschen mehr über die Hintergründe und Ereignisse, die zu dieser Essstörung geführt haben, zu erfahren.


Fazit
Songbird zählt auch nach etwas mehr als einem Jahr noch immer zu einer meiner Lieblingsgeschichten. Ich habe die Charaktere mit ihren Macken und Eigenheiten sehr ins Herz geschlossen und bei allen Höhen, Tiefen und Konflikten mit ihnen mitgefiebert. Richtig gut gefallen hat mir auch, dass es immer wieder Bezüge zu richtig guter Musik gab, was bei dem Titel Songbird ja schon praktisch vorprogrammiert ist.

Mir ist durchaus bewusst, dass eine Beziehung wie die von Ella und Sam in der Realität auf wesentlich mehr Widerstand und Probleme stoßen würde, als es in Songbird tatsächlich der Fall war. Auch eine Essstörung wie die Magersucht wird im wahren Leben wahrscheinlich größere Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen und ihres Umfeldes haben, als wir als Leser das in der Geschichte gezeigt bekommen haben. Der Schreibstil und die Atmosphäre der Geschichte haben mich jedoch so mitgerissen, dass ich auf diese kleinen inhaltlichen Schwächen gar nicht so genau geachtet habe, sondern eher in die Handlung abgetaucht bin.

Dafür gibt es von mir insgesamt viereinhalb Bücherstapel und einen Preis für die beste Leseplaylist bisher.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Ein Science - Fiction - Roman für Menschen, die kein Science - Fiction mögen

Seelen
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Darum geht's
Die Erde wurde von Außerirdischen, sogenannten Seelen, besetzt, die sich in die Körper von Menschen einnisten und sich ihres Verstandes bemächtigen.
Die Rebellin Melanie lebt mit ihrem kleinen ...

Darum geht's
Die Erde wurde von Außerirdischen, sogenannten Seelen, besetzt, die sich in die Körper von Menschen einnisten und sich ihres Verstandes bemächtigen.
Die Rebellin Melanie lebt mit ihrem kleinen Bruder Jamie und ihrem Freund Jared versteckt in der Wildnis und konnte so einer Besetzung durch eine Seele bisher aus dem Weg gehen. Doch als sie sich auf der Suche nach überlebenden Verwandten macht, wird sie von den sogenannten Suchern entdeckt und gefangen genommen.
Die ihr eingesetzte Seele Wanda hat schon auf einigen Planeten gelebt und wurde so zu einer wahren Legende unter den Außerirdischen. Im Körper von Melanie gelingt es ihr jedoch nicht, diese vollständig zu verdrängen. Von den menschlichen Gefühlen und Melanies Liebe zu Jared überwältigt, macht sich Wanda auf die unmöglich erscheinende Suche nach anderen Überlebenden und ahnt dabei noch nicht, welchen Einfluss der Planet Erde auf sie haben wird.


Meine Meinung
Stephenie Meyer war mir bis dato nur als Autorin der Twilight – Reihe bekannt, von der ich persönlich eigentlich kein besonders großer Fan bin. Umso überraschter war ich deshalb, als ich Seelen entdeckt und gelesen habe.

Das Cover ist mir in der Buchhandlung witzigerweise sofort ins Auge gesprungen, obwohl es eigentlich ziemlich unauffällig gestaltet ist. Da ich Teile des Films schon kannte, bevor ich das Buch gelesen habe, ist mir hier besonders die relativ dezente Darstellung des Rings um die Pupille aufgefallen, die meiner Meinung nach einfach passender ist als das leuchtende Blau in der Verfilmung.

Schön gestaltet war auch das Worldbuilding, das in seiner Gesamtheit zwar ziemlich komplex ist, aber von Anfang an mühelos in den Erzählfluss eingebunden wird. Alle wichtigen Hintergrundinformationen bekommt man ganz einfach nebenbei, ohne durch unnötig ausschweifende Erklärungen im Lesefluss gestört zu werden. Besonders spannend fand ich die anderen von den Seelen besetzten Planeten und ihre unterschiedlichen Lebewesen, weil sie alle noch unglaublich viel Potenzial für weitere spannende Geschichten bieten. Für mich hätte Wanda gerne noch wesentlich mehr Geschichten aus ihren vorherigen Leben erzählen können, aber vermutlich wäre das dem Gleichgewicht zwischen Handlung und Hintergründen eher weniger zuträglich gewesen.

Wanda als Hauptprotagonistin ist einfach von Grund auf nett und liebenswürdig und verkörpert damit die positiven Eigenschaften und Charakterzüge, die den Menschen manchmal und ganz besonders in einer Ausnahmesituation wie der Besetzung der Erde durch Außerirdische fehlen. Man merkt relativ schnell, dass Wanda anders als die übrigen Seelen ist und nicht ganz so gut mit dem Leben auf dem neuen Planeten klar kommt, wie eigentlich gedacht. Deshalb wirkte es auf mich auch nicht so unglaubwürdig, dass Wanda und Melanie währen ihrer Koexistenz eine Freundschaft zueinander aufbauen. Auch die Tatsache, dass Wanda eigene Beziehungen zu den übrigen Menschen aufbaut und sich schlussendlich gegen ihre eigene Spezies entscheidet, passt somit zu ihrem Charakter und wirkt durch den Entwicklungszeitraum auch nicht überstürzt.

Zu Melanie, in deren Körper Wanda eingesetzt wurde, konnte ich irgendwie keine Beziehung aufbauen, obwohl auch ihr und ihrer Persönlichkeit relativ viel Platz in der Geschichte eingeräumt wird. Vielleicht leide ich da an einer Wahrnehmungsstörung, aber mir kam es irgendwie so vor, als sei sie relativ schnell und häufig beleidigt, was mir – selbst unter den extremen Bedingungen, denen sie in ihrer Situation ausgesetzt ist – einfach ein wenig zu anstrengend war. Auch die Liebesgeschichte zwischen Melanie und Jared war mir am Ende relativ egal, da auch er nicht unbedingt meine Nummer eins bei den männlichen Hauptcharakteren war.

Jamie dagegen, den kleine Bruder von Melanie, mochte ich richtig gerne. Er war einfach süß und hat Wanda als eigenständige Person gesehen, was mich tatsächlich sogar ein wenig überrascht hat. Gleichzeitig fungiert er aber auch als Bindeglied zwischen Wanda, Jared und Melanie, da sie ihn alle lieben und nur das beste für ihn wollen. Ich bin mir relativ sicher, dass die Geschichte ohne ihn größtenteils nicht funktionieren würde, da sonst sicherlich irgendjemand schon wesentlich früher versucht hätte, Wanda umzubringen.

Der Spannungsbogen war überwiegend gut gestaltet, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass das Buch knapp 900 Seiten hat. Die Szenen in der Höhle der Überlebenden waren an vereinzelten Stellen ein wenig langatmig, aber im Großen und Ganzen kommt während des gesamten Buchs keine Langeweile auf. Das Ende kam dann ein bisschen plötzlich, weil gerade noch einmal Fahrt in die Geschichte kam und ich nicht damit gerechnet hatte, so schnell schon wieder aus dem Lesefluss gerissen zu werden. Die Ereignisse waren schlussendlich aber ganz intelligent platziert, da man so ein offenes Ende mit Potenzial für hoffnungsvolle Zukunftsszenarien gestalten konnte. Als Leser war ich schon ein wenig enttäuscht über das abrupte Ende, weil ich gerne noch erfahren hätte, wie es mit den Protagonisten weiter geht.


Fazit
Seelen hat bei mir einen überraschend positiven Eindruck hinterlassen, mit dem ich vor dem Lesen des Buchs nicht gerechnet hätte. Das apokalyptische Setting ist spannend und von einem gut durchdachten Worldbuilding untermalt, was mir beim Lesen besonders positiv aufgefallen ist. Die Hauptcharaktere sind überwiegend sympathisch und machen es leicht, mehr über sie und ihr Leben erfahren zu wollen. Etwas mäkeln könnte man in Bezug auf das leicht hektisch wirkende Ende, aber das macht die integrierte Zukunftsvision schon fast wieder wett. Im Großen und Ganzen hat mir Seelen sehr gut gefallen und ich kann der Autorin nur zustimmen, wenn sie sagt, dass Seelen ein Science – Fiction – Roman für Menschen sei, die eigentlich kein Science – Fiction mögen.

Dafür gibt es von mir viereinhalb Bücherstapel

Veröffentlicht am 04.06.2019

Vampire müssen nicht immer glitzern, um eine Geschichte lesenswert zu machen

Vorübergehend tot
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Worum geht’s?
Sookie Stackhouse arbeitet als Kellnerin in einer Bar in Bon Temps, einer Kleinstadt in Louisiana. Seit der Entwicklung von synthetischem Blut ist es Vampiren offiziell erlaubt, unter Menschen ...

Worum geht’s?
Sookie Stackhouse arbeitet als Kellnerin in einer Bar in Bon Temps, einer Kleinstadt in Louisiana. Seit der Entwicklung von synthetischem Blut ist es Vampiren offiziell erlaubt, unter Menschen zu leben und Sookie wartet seit dem sehnsüchtig darauf, dass es auch einmal einen von ihnen ins Merlottes verschlägt. Als dann tatsächlich Vampir Bill an einem ihrer Tische sitzt, ist sie hin und weg, und auch Bill ist nach einigen Startschwierigkeiten fasziniert von ihr. Das ist Sookie bis dato völlig unbekannt, da sie normalerweise als seltsam und ganz sicher nicht als die begehrenswerteste Frau in ihrer Stadt gilt. Sookie kann nämlich Gedanken lesen, eine von ihr als „Behinderung“ bezeichnete Fähigkeit, die vielen Menschen seit ihrer frühesten Kindheit Angst macht. Bill stört sich daran jedoch überhaupt nicht, zumal Sookie ihn nicht hören kann, was es ihr erlaubt, sich bei ihn auch einmal fallen lassen zu können. Doch dann taucht ein Serienmörder auf, der es scheinbar auf Frauen wie Sookie abgesehen hat: Kellnerinnen, die Kontakt zu Vampiren haben. Für Sookie ist nicht nur der Tod ihrer Kolleginnen belastend, sondern auch die Tatsache, dass Bill unter Mordverdacht gerät. Da überschlagen sich die Ereignisse und Sookie gerät selbst ins Visier des Serienmörders, der auch „Kollateralschäden“ billigend in Kauf nimmt.
Vorübergehend tot ist der erste Teil der dreizehnbändigen Sookie-Stackhouse-Reihe, welche unter dem Titel True Blood als erfolgreiche Fernsehserie aufbereitet wurde.


Meine Meinung
Vampire sind ja eigentlich nicht so ganz mein Fall, besonders dann nicht, wenn sie so stark im Vordergrund einer Geschichte stehen. Aber Vorübergehend tot hat selbst mir als eigentlichem „Vampir-Gegner“ gefallen. Direkt zu Anfang geht es ganz schön zur Sache, neben der Einführung der wichtigsten Charaktere kommt es auch relativ schnell zu den ersten Gewalttaten und Todesfällen. Dieses Muster an relativ schnell aufeinander folgenden Ereignissen zieht sich durch die gesamten 260 Seiten, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Ich habe mich nicht gelangweilt oder an unnötig in die Länge gezogenen Textstellen aufgehangen, was mir normalerweise auch bei recht kurzen Büchern passiert und den Lesespaß erheblich einschränkt. Bei Vorübergehend tot war das zum Glück nicht der Fall, denn sonst hätte ich es garantiert niemals in Erwägung gezogen, mir auch die restlichen Bände auf die Wunschliste zu setzen.

Sookie Stackhouse, die Hauptprotagonistin, ist eigentlich ziemlich hübsch, aber ihre telepathischen Fähigkeiten machen sie nicht besonders attraktiv für die Männer in ihrem Umfeld. Dafür, dass das immer wieder betont wird, tauchen aber echt viele Typen auf, die genau das Gegenteil beweisen. Nach dem vierten Verehrer dachte ich mir dann aber irgendwann auch mal, dass jetzt langsam gut sein könnte, immerhin war das ja nur ein Buch, was soll dann in den übrigen zwölf Büchern noch kommen? Außerdem musste mein Romantiker-Herz ganz schön leiden unter dem ganzen Hin und Her zwischen Sookie und den Männern, die sich scheinbar alle gleichzeitig für sie interessiert haben. Ein bisschen anstrengend zu lesen war das schon, auch wenn mir die Abwechslung zwischen Mordfällen und Beziehung als Schwerpunkt der Erzählung eigentlich ziemlich gut gefallen hat. So fühlte man sich nicht direkt mit Handlung erschlagen, auch wenn das Erzähltempo relativ hoch ist.

Unangenehm an Sookie als Protagonistin fand ich ihre Naivität, die besonders am Anfang extrem in den Vordergrund ihres Verhaltens tritt und auch am Ende noch einmal eine relativ große Rolle bei einigen ihrer Entscheidungen spielt. Ich gehe mal stark davon aus, dass das im Verlauf der Reihe auch noch Folgen haben wird, was mich jetzt schon die Hände über dem Kopf zusammen schlagen lässt.

Bill, der versucht als Vampir möglichst unauffällig unter den Menschen zu leben, ist meiner Meinung nach etwas platt geraten. Aufgrund seines Alters hat er zwar viel Hintergrundgeschichte, aber ich konnte irgendwie noch nicht so richtig warm mit ihm werden. Sein Verhalten war manchmal etwas verwirrend für mich, besonders wenn es um Sookie und die Beziehung zwischen den beiden ging. Er hat aber auch so seine Momente, in denen er mir echt sympathisch ist. Besonders gut gefallen hat mir da sein Vortrag im Verein der Nachkommen ruhmreicher Toter, den er auf Bitten von Sookies Oma hin gehalten hat, weil es eine so nette Geste von ihm war.

Damit wären wir dann auch schon bei meiner Lieblingsprotagonistin angekommen: Sookies Oma. Ich finde sie einfach klasse, ihre Art ist richtig niedlich und sie hat mich damit unglaublich stark an meine eigene Oma erinnert. Besonders witzig fand ich ihre absolut unauffälligen Versuche, Sookie endlich „an den Mann zu bringen“. Außerdem hatte sie keine Vorurteile gegenüber Bill, obwohl er als Vampir nicht gerade das beste gesellschaftliche Ansehen in Bon Temps besaß. Darüber hinaus hat sie sich immer toll um ihre Enkelin und deren Bruder Jason gekümmert und die beiden nach dem Unfalltod ihrer Eltern alleine großgezogen. Was im Laufe der Geschichte dann mit ihr passiert, hat mir echt die Tränen in die Augen getrieben, da ich es so wahnsinnig ungerecht fand. Ihr Charakter hätte noch wahnsinnig viel Potenzial für witzige Situationen in den weiteren Bänden gehabt, aber mein Happy End versessenes Herz kann nun mal nicht immer alles haben.

Wenn wir dann schon von Charakteren mit etwas verschenktem Potenzial sprechen, kann ich auf jeden Fall auch auf Sookies Bruder Jason zeigen. Ich kann mir wirklich nur wünschen, dass er sich in den Folgebänden noch charakterlich weiter entwickelt, denn wenn mir eine Figur wirklich unsympathisch war, dann war das eindeutig Jason. Sein Verhalten ist schon so echt anstrengend zu ertragen, aber wie er sich dann nach dem Schicksalsschlag, den sowohl er als auch Sookie durchleben muss aufführt, hat dem Ganzen echt die Krone aufgesetzt. Mich hat er total wütend gemacht, und ich kann ehrlich gesagt auch nur bedingt verstehen, wie gelassen Sookie mit ihm und seinem Verhalten umgegangen ist.

Abgesehen von diesen für die Handlung nicht unbedingt maßgebenden Schwächen einzelner Charaktere stechen eigentlich eher die positiven Eigenschaften der meisten Protagonisten hervor, wobei mir besonders auffällt, dass einige Nebenfiguren teilweise mehr Charakter haben als die eigentlichen Hauptprotagonisten.


Fazit
Ich habe es zunächst nicht glauben wollen, aber auch als Nicht-Vampir-Fan kann man Vorübergehend tot lieben. Der Schreibstil trägt den Leser von einem Ereignis zum nächsten und lässt keine Langeweile aufkommen. Auch die Romantik kommt in dieser Geschichte nicht zu kurz, wobei sich mein romantisch veranlagtes Herz wirklich nicht besonders begeistert über das ganze Hin und Her zwischen Sookie und den Männern gezeigt hat. Ich ahne da ja schon böses für die folgenden Bände, aber was wäre das Leben ohne ein bisschen Spannung – Da muss ich wohl durch. Kleine Abzüge gebe ich wegen der Teils nicht besonders gut ausgearbeiteten Charaktere und dem leider verschenkten Potenzial einiger Figuren, was hoffentlich im Verlauf der Folgebände behoben werden kann. Ich freue mich auf jeden Fall schon darauf, den zweiten Teil zu lesen und wieder in eine Welt einzutauchen, in der Vampire nicht zwangsläufig glitzern müssen, um Leser anzulocken.

Dafür vergebe ich insgesamt viereinhalb Bücherstapel

Veröffentlicht am 19.08.2024

Ein spannender Comic-Roman mit Realitätsbezug

Kaijū-san – Das Monster greift an!
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Worum geht’s?
Protagonistin Yun ist als apokalyptische Heldin denkbar ungeeignet – meint sie jedenfalls, denn als ein riesiges Monster aus Plastik ihren Wohnhausblock bedroht, muss sie trotz ihrer mangelnden ...

Worum geht’s?
Protagonistin Yun ist als apokalyptische Heldin denkbar ungeeignet – meint sie jedenfalls, denn als ein riesiges Monster aus Plastik ihren Wohnhausblock bedroht, muss sie trotz ihrer mangelnden Abenteuerlust etwas unternehmen. Zusammen mit ihren Klassenkameraden Karim und Lana stellt sie sich der Gefahr und findet so heraus, dass Freundschaft und Zusammenhalt manchmal wesentlich mehr bewirken können, als jeder Superheld dieses Universums.


Meine Meinung
Da ich selber mittlerweile wirklich gerne Comics und Graphic Novels lese, als Kind aber abgesehen von Bilderbüchern kaum die Möglichkeit dazu hatte, fand ich die Idee der Geschichte und den Bezug auf eine eher jüngere Zielgruppe sehr interessant.

Yun als eher untypische Heldin hat mir dabei wirklich gut gefallen, da man sich gerade in diesem Alter sicherlich gut mit Themen wie Unsicherheit, dem Finden der eigenen Interessen und neuen Freundschaften identifizieren kann. Darüber hinaus wurde so meiner Meinung nach auch wesentlich anschaulicher dargestellt, was man durch Zusammenhalt und ein bisschen Mut alles erreichen kann, was ich gerade für die Zielgruppe als sehr gelungenen Nebeneffekt des Leseabenteuers wahrgenommen habe.

Die Geschichte an sich ist wirklich flott erzählt, wobei die Themen Umweltschutz und -verschmutzung für einen ernsten Unterton sorgen, der gleichzeitig aber nicht den Lesefluss hemmt. Durch die kleinen Comics kommt man sehr flüssig voran und hat einige tolle Illustrationen zu entdecken, was selbst mir sehr viel Spaß gemacht hat – auch wenn ich mittlerweile vollkommen abseits der Zielgruppe bin und deshalb gerne ein wenig mehr über das Worldbuilding und die Charaktere erfahren hätte, was aufgrund des hohen Erzähltempos aber leider ein wenig unter den Tisch fallen musste.


Fazit
Insbesondere für jüngere und noch nicht ganz so sichere Leseratten finde ich die Kombination aus actionreicher Geschichte und toll illustrierten Comic-Anteilen sehr gelungen, da der Lesespaß so auf jeden Fall garantiert ist. Auch die Botschaft und der aktuelle Bezug zu wichtigen Themen wie Umweltschutz hat mir gut gefallen, kleine Abstriche bei der Entwicklung der Charaktere muss man dabei dann allerdings leider ebenfalls in Kauf nehmen.

Dafür gibt es vier Bücherstapel von mir.

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