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Veröffentlicht am 04.06.2019

Deutsches Haus

Deutsches Haus
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»Deutsches Haus« ist so ein Buch, zu dem ich vermutlich nie gegriffen hätte, weil ich gar nicht gewusst hätte, dass es existiert, wenn es mir nicht empfohlen worden wäre. Neben dem Klappentext fand ich ...

»Deutsches Haus« ist so ein Buch, zu dem ich vermutlich nie gegriffen hätte, weil ich gar nicht gewusst hätte, dass es existiert, wenn es mir nicht empfohlen worden wäre. Neben dem Klappentext fand ich zudem ganz ansprechend, dass die Autorin ebenfalls die Drehbücher für die Serien »Ku’damm 56/59« und »Weißensee« geschrieben hat. Letzteres habe ich nicht gesehen, wurde mir aber von meinen Eltern ans Herz gelegt und »Ku’damm 56/59« fand ich großartig. Deshalb durfte »Deutsches Haus« dann kurz nach Weihnachten spontan bei mir einziehen und ich habe es innerhalb kürzester Zeit verschlungen.

Bevor das Thema Aufarbeitung in der Oberstufe im Geschichtsunterricht behandelt wurde war mir irgendwie – so doof das klingt – nie so richtig klar, dass der zweite Weltkrieg nicht vorbei war, als er vorbei war. Also klar, der Krieg an sich schon, aber wie viel danach noch kam, das war Neuland für mich. Umso spannender fand ich es, dass »Deutsches Haus« diese Thematik aufgegriffen hat. Spielen tut die Geschichte 1963/64 in Frankfurt und sie dreht sich hauptsächlich um die Familie Bruhns, welche eine Gaststätte mit dem Namen »Deutsches Haus« leiten, woraus sich also der Titel ableitet.

Besonders interessant fand ich in der Hinsicht insbesondere zu Beginn wie unterschiedlich die verschiedenen Erzähler – man liest nämlich aus mehreren Sichten – auf den bevorstehenden ersten Auschwitz-Prozess reagieren. Während die ältere Generation nichts davon wissen möchte und sich in Schweigen hüllt, so fängt Eva, welche sich nicht mehr an die NS-Zeit erinnern kann, weil sie zu jung war, langsam an Fragen zu stellen und versucht das was sie bei den Übersetzungen der Zeugenaussagen erfährt mit dem in Einklang zu bringen, was sie bis dahin zu glauben wusste. Neben Eva liest man aus Sicht von (beinahe) allen Mitgliedern der Familie Bruhns, von Evas Verlobtem Jürgen, so wie aus Sicht des Referendars und Kanadiers David Miller, der für den Staatsanwalt arbeitet. Durch die unterschiedlichen Blickwinkel nimmt man einige Dinge unterschiedlich auf und kann die einzelnen Charaktere und ihre Entscheidungen so zum Teil besser nachvollziehen, was mir sehr gut gefiel. Ich hatte das Gefühl die Autorin hat es geschafft eine Bandbreite an Konflikten, welche die verschiedene Generationen, Nationalitäten und Religionsangehörige mit dem Auschwitz-Prozess hatten, nachvollziehbar darzustellen, sodass man nicht einer einzigen beschränkten Meinung folgt, sondern mehrere sieht und sich so selbst ein wenig ein Bild machen kann.

Nicht nur das Thema, sondern auch wie das Buch geschrieben ist, haben dazu beigetragen, dass ich es kaum aus der Hand legen mochte und immer wieder dachte: »Nur noch ein Abschnitt… okay, einer noch. Die paar Zeilen kann ich jetzt auch noch lesen.« Und so weiter. Das Buch ist nämlich nicht in Kapitel unterteilt, sondern in vier Teile und innerhalb dieser in mehr oder weniger kurze Abschnitte, die sich manchmal über mehrere Seiten, manchmal aber auch nur über ein paar Zeilen erstreckten. Ich mochte diese Erzählweise sehr gerne, da ich dadurch zum einen das Gefühl hatte zügig voran zu kommen, zum anderen hat es wie gesagt eine gewisse Suchtwirkung auf mich gehabt, weil man so den Faden nie verliert, sondern immer weiter lesen möchte.

Neben dem Auschwitz Prozess an sich – den ich im übrigen auch juristisch ganz interessant finde, da muss ich unbedingt noch mehr zu lesen -, fand ich es unfassbar, denn auch das war mir gar nicht so klar gewesen, obwohl es eigentlich logisch ist, wie negativ einige Deutsche auf Juden zu sprechen waren, auch zwanzig Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. Mir war nicht bewusst wie sehr die Vorurteile in den Köpfen der Menschen feststecken und das war irgendwie beängstigend zu lesen. Daneben fand ich es wiederum ebenso spannend darüber zu lesen, wie Juden andererseits auf Deutsche reagiert haben, noch etwas, worüber ich mir nie Gedanken gemacht habe.

Ein weiteres Thema, das immer dafür sorgt, dass ich unfassbar froh bin heute zu leben, war die Rolle der Frau in den 60ern. Eva ist eine recht moderne Frau, sie arbeitet als Übersetzerin und so gerne sie Jürgen auch heiraten möchte und sich ihm teilweise unterordnet, so stark ist sie gleichzeitig auch. Eva hatte durchaus ihre Momente, in denen ich sie sehr bewundert habe, in denen sie gegen den Willen ihrer Familie und ihres Verlobten handelt und das tut, was sie für richtig hält. Ich finde es immer wieder unfassbar wie abhängig Frauen von ihrem Mann waren, wie sehr der Mann alles kontrollieren durfte, insbesondere da diese Zeit noch gar nicht allzu lange her ist. Also ja, ich war beim Lesen immer wieder unglaublich froh heutzutage zu leben.

Fazit?
»Deutsches Haus« konnte mich in vielerlei Hinsicht überzeugen; es hat mich mitgerissen, ich wollte es nicht aus der Hand legen und einige Szenen gingen durchaus unter die Haut. Auf eine gewisse Art war »Deutsches Haus« für mich sehr lehrreich, hat ein wenig sensibilisiert und die Augen geöffnet. Wer sich in irgendeiner Form für das Thema interessiert, dem kann ich dieses Buch nur ans Herz legen.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Ein wirklich erstaunliches Buch

Ein wirklich erstaunliches Ding
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Auf meiner Wunschliste hatte ich »Ein wirklich erstaunliches Ding« von Hank Green schon etwas länger stehen, genau genommen so ziemlich seit es auf englisch erschienen ist. Der Aufhänger des Buches klingt ...

Auf meiner Wunschliste hatte ich »Ein wirklich erstaunliches Ding« von Hank Green schon etwas länger stehen, genau genommen so ziemlich seit es auf englisch erschienen ist. Der Aufhänger des Buches klingt einfach total cool finde ich, irgendwie ein wenig anders als so vieles, das ich in letzter Zeit gelesen habe. Das liegt zum einen daran, dass ich sehr wenig Sci-Fi lese und zum anderen habe ich noch nie ein Buch in der Hand gehabt, das sich so viel mit Social Media und unserer heutigen Gesellschaft beschäftigt. Warum ich es trotzdem erst jetzt gelesen habe? Gute Frage. »Ein wirklich erstaunliches Ding« hat mich immer irgendwie gereizt, aber gleichzeitig nicht genug, da ich doch recht durchwachsene Meinungen dazu gehört habe, etwas, das sich fortgesetzt hat, als das Buch jetzt auch im Deutschen erschienen ist.

Eigentlich nehme ich mir ja immer wieder vor nicht zu viel auf die Meinungen anderer Rezensenten zu geben, aber gerade wenn Blogs, deren Meinung man vertraut, das Buch eher mittelmäßig bewerten kommt man doch ins Grübeln. Umso froher bin ich, dass ich »Ein wirklich erstaunliches Ding« dennoch (endlich) gelesen habe, denn – und ich weiß nicht ob das daran liegt, dass ich mit niedrigeren Erwartungen heran gegangen bin – mir gefiel Hank Greens Debüt meistbietend sehr gut. Ich kann die Kritik die viele an der Geschichte üben nachvollziehen, aber nichtsdestotrotz hat »Ein wirklich erstaunliches Ding« es geschafft mich von sich zu überzeugen.

Wie gesagt bin ich eher etwas skeptisch an »Ein wirklich erstaunliches Ding« heran gegangen und das erste Kapitel war ich mir ziemlich sicher, dass ich diese Geschichte nicht mögen würde, einfach weil ich ein paar Seiten gebraucht habe um mich an den Erzählstil von Hank Green zu gewöhnen, denn man liest aus der Ich-Sicht von April, wie sie aus der (für den Leser) Zukunft auf die Geschehnisse rund um die Carls blickt und aus ihrer Perspektive berichtet. Für mich war das ein wenig gewöhnungsbedürftig zunächst, da April dadurch viele Gedanken einbringt und teilweise anfängt zu philosophieren, was einen wiederum aus der eigentlichen Handlung etwas rausreißt, mich aber, nachdem ich mich erstmal daran gewöhnt habe, gar nicht mehr gestört hat. Eher im Gegenteil, nach ein paar Kapiteln steckte ich mittendrin und mochte April als Erzählerin richtig gerne, eben weil es sich fast so anfühlt als würde sie einem tatsächlich ihre Geschichte erzählen.

Wenn ich jetzt sage, dass ich April als Erzählerin mochte, dann müssen wir einmal zwischen April als Charakter und April als Erzählerin separieren, denn den Charakter April May, wie sie sich selbst darstellt, fand ich stellenweise alles andere als sympathisch. April ist sehr Ich bezogen, handelt oft übereilt und ohne nachzudenken und allgemein dreht sich gefühlt die ganze Welt um sie. Was so besonders an ihr ist? Keine Ahnung. April ist ein ziemlich normaler Mensch, sie trifft ab und an Entscheidungen, die schwer nachvollziehbar sind und ist in mancher Hinsicht etwas verkorkst, was noch schwerer nachzuvollziehen war, weil sie teilweise zwar sehr selbstreflektiert auf die Vergangenheit blickt, teilweise aber eben auch nicht. Ergibt das Sinn? Ich hoffe. Also: Ich fand April nicht unbedingt sympathisch – im echten Leben wäre sie jemand mit dem ich nicht würde befreundet sein wollen -, aber ich mochte dennoch die Art wie sie ihre Geschichte erzählt und sich selbst dargestellt hat; ich habe ziemlich gerne aus ihrer Sicht gelesen, auch, wenn ich sie als Charakter nicht unbedingt mochte. Eine ungewöhnliche Kombination, aber irgendwie hat Hank Green es geschafft, dass eben diese Kombi sehr gut für mich funktioniert hat. Ich fand es irgendwie fast schon erfrischend, dass ich April nicht mochte, dass sie Fehler macht und das zur Genüge. April ist herrlich menschlich und das war wohl das, was mir am meisten an ihr gefiel.

Aber genug von unserer Erzählerin, machen wir noch einen kleinen Abstecher zu den Nebencharakteren. Ich muss sagen, dass mir die meisten der Nebencharaktere sympathischer waren als April selbst, obwohl ich mich bei manchen wirklich gefragt habe, was sie an April finden, denn wie gesagt, sie ist nicht unbedingt die Definition einer guten Freundin. Was die Nebencharaktere angeht fand ich vor allem großartig wie divers Hank Green schreibt, so ist Aprils ehemalige Mitbewohnerin (und Ex-Freundin) Maya zum Beispiel schwarz und lesbisch, April selbst bisexuell und Miranda, eine Wissenschaftlerin die April im Laufe der Geschichte kennenlernt, bewegt sich ebenfalls irgendwie im queeren Bereich. Das tolle dabei ist, dass Hank Green es schafft, dass die Nebencharaktere nicht durch die Minderheit der sie angehören charakterisiert werden (ich will ja kein Negativbeispiel nennen, wo das so ist, aber… wir wissen alle wovon ich rede, oder? hust Someone New hust) , sondern sie alle davon abgesehen eine wichtige Rolle für April und die Geschichte haben. Allerdings muss ich auch sagen, dass dadurch, dass man rein aus Aprils Sicht liest die Nebencharaktere teilweise doch recht wenig Screentime bekommen, dafür ist April einfach zu Ich-bezogen, und deshalb teilweise etwas flach bleiben, beziehungsweise hätte ich von ein paar, weil ich sie so gerne mochte, einfach gerne mehr gesehen… okay, ich gebe es zu, hauptsächlich geht es mir um Aprils persönlichen Assistenten Robin, der mir gegen Ende etwas Leid tat, weil er April sehr loyal gegenüber ist und ihr das Leben so viel leichter macht und sie ihn einfach nicht zu schätzen weiß. Aus irgendeinem Grund fand ich Robin jedenfalls ziemlich interessant, vielleicht gerade weil man so wenig über ihn weiß, aber ich hätte definitiv gerne noch mehr von diesem Charakter gesehen, da er doch recht eng mit April zusammenarbeitet.

Wie gesagt, ich kann die Kritik an »Ein wirklich erstaunliches Ding« stellenweise gut nachvollziehen, aber für mich hat das Konzept des Buches halt funktioniert. Zwischen »Ein wirklich erstaunliches Ding« und mir hat es irgendwie Klick gemacht. Das wird denke ich nicht bei jedem so sein, kommt vielleicht aber auch ein bisschen darauf an mit welchen Erwartungen man an die Geschichte heran geht. Ich habe mit keinem Buch voller Spannung und Sci-Fi Elementen gerechnet, trotz, dass die Carls in irgendeiner Art außerirdisches Leben sind. Ich würde sagen die Handlung ist gerade zu Anfang eher gemächlich, hat mich aber gleichzeitig sehr neugierig gemacht. Ohne dass sonderlich viel passiert hat Hank Green es geschafft, dass ich am Ball blieb und unbedingt wissen wollte, was es mit den Carls auf sich hat. April selbst tut nämlich zwar so, weiß aber tatsächlich auch nicht viel mehr als der Rest der Menschheit, obwohl sie von den Medien quasi als Carl-Botschafterin dargestellt wird. Okay, zugegeben stellt auch sie selbst sich so dar und nimmt diese Rolle dankend an. Jedenfalls tappt man zusammen mit April im Dunkeln und versucht das Rätsel um die Carls und was sie auf der Erde und von den Menschen wollen zu lösen. »Ein wirklich erstaunliches Ding« ist – zumindest die ersten zwei Drittel – nicht spannend im eigentlichen Sinne, hat auf mich aber dennoch eine gewisse Sogwirkung ausgeübt. Ich gebe da wie gesagt dem Erzählstil die Schuld, der dafür gesorgt hat, dass ich das Buch nicht so wirklich aus der Hand legen wollte.

Was mir an »Ein wirklich erstaunliches Ding« aber wohl am meisten gefallen hat, ist, wie Hank Green unsere heutige Gesellschaft porträtiert. Der Fokus dieses Buches liegt neben dem Rätsel um die Carls auf sozialen Medien und dem Umgang damit. April wird quasi über Nacht weltberühmt und es war definitiv interessant zu verfolgen was diese plötzliche Reichweite, die sie durch das Video und die darauf folgenden Besuche in Talkshows mit ihr gemacht haben. Hank Green stellt wunderbar die schönen, aber auch die nicht so schönen Seiten von Social Media dar, angefangen damit, dass April von ihrer Agentin dazu angehalten wird sich in der Öffentlichkeit als lesbisch und nicht als bisexuell auszugeben, über Trolle, den Drang immer alles sofort zu erfahren, der Erste und Schnellste zu sein und schlichtweg die Angst all diese vielen, vielen Follower wieder zu verlieren. Ich denke wir wissen alle wie viel Arbeit darin steckt Social Media Accounts ordentlich zu pflegen und April dabei zuzusehen, wie sie quasi süchtig danach wird eine höhere Reichweite zu erzielen, mehr Menschen zu erreichen mit dem was sie macht und dabei auch noch gut dazustehen war gleichermaßen erschreckend wie auch… relatable? Denn ja, April trifft einige, wirklich einige nicht ganz so tolle Entscheidungen, aber irgendwie konnte ich ihr das auch immer wieder verzeihen, weil ich bis zu einem gewissen Grad verstehen kann, warum sie tut was sie tut, sei es manchmal auch noch so dämlich.

Fazit?
Schließlich bleibt mir jetzt eigentlich gar nicht mehr so viel zu sagen, außer, dass »Ein wirklich erstaunliches Ding« für mich, obwohl es nicht perfekt ist und ich dem Buch „nur“ 4 Sterne gegeben habe, irgendwie gleichzeitig auch ein bisschen ein Jahreshighlight ist. Für mich war das Buch erfrischend anders; ich fand es toll wie divers dieses Buch war, wie treffend es in vielerlei Hinsicht unsere heutige Gesellschaft beschreibt und außerdem fand ich die Carls richtig spannend. Man tappt so lange im Dunkeln, weiß nicht so recht was man von diesen mysteriösen Robotern halten soll und schließlich ist man an Ende auch nicht viel schlauer. Das ist einer der Gründe, weshalb das Buch von mir nicht die volle Punktzahl bekommt, denn so genial ich es in vielerlei Hinsicht auch fand, ich habe immer noch nicht so wirklich eine Ahnung wo der Autor uns eigentlich hinführen möchte. Nichtsdestotrotz hat mir Hank Greens Debüt insgesamt richtig gut gefallen und ich bin gespannt auf den zweiten Teil. Wer sich von dem was ich geschrieben habe jetzt nicht abgeschreckt fühlt, dem würde ich das Buch wirklich ans Herz legen, weil es wirklich ein tolles Buch ist. Wenn nicht, dann lasst lieber die Finger davon.

Veröffentlicht am 03.01.2019

Ein schöner runder Abschluss

Der letzte erste Song
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Die ersten zwei Drittel von Masons und Graces Geschichte haben mir unglaublich gut gefallen und waren all das, was ich mir von dem Buch erhofft hatte. Der allergrößte Pluspunkt und die größte Überraschung ...

Die ersten zwei Drittel von Masons und Graces Geschichte haben mir unglaublich gut gefallen und waren all das, was ich mir von dem Buch erhofft hatte. Der allergrößte Pluspunkt und die größte Überraschung war in diesem Fall tatsächlich Mason an sich. Während ich ihn im ersten Band kaum leiden konnte und er die folgenden hauptsächlich ein Neben-Nebencharakter war und dementsprechend wenig vorkam und vor allem finde ich häufig auf seine On-Off-Beziehung reduziert wurde, so war er in seiner eigenen Geschichte eindeutig der Sympathieträger für mich. Nicht, dass ich Grace nicht auch mochte, aber Mason ist mit Abstand mein Highlight. In den vorigen Bänden wurde er häufig als Spaßvogel und Drama-Queen dargestellt, was hier definitiv nicht der Fall war, eher im Gegenteil. Ich fand es richtig angenehm zu lesen wie erwachsen Mason und Grace agieren. Ja, es gibt auch typische Bianca-Iosivoni-Szenen, die zwar sehr lustig zu lesen, mir persönlich aber fast schon zu übertrieben sind, aber dennoch fand ich die beiden grundsätzlich sehr vernünftig.

Während es für mich häufig bei romantischen Büchern wenig nachvollziehbar ist, wie schnell sich Charaktere ineinander verlieben, wie wichtig sie sich in unfassbar kurzer Zeit werden, so war bei Mason und Grace das genaue Gegenteil der Fall. Das liegt zum einen daran, dass die beiden in etwa den gleichen Freundeskreis haben, auch, wenn die beiden an sich nicht sonderlich viel miteinander zu tun haben, bis Grace als Sängerin in Masons Band anfängt. Ein großer Pluspunkt für den Realismus, ich mochte es sehr darüber zu lesen, wie zwei Personen die sich schon kannten sich ineinander verliebt haben und nicht Fremde. Zum anderen hat die Chemie zwischen den beiden einfach gestimmt.

Mason und Grace verlieben sich langsam ineinander, kämpfen ein wenig gegen die ungewollten Gefühle an, da sie eigentlich beide in einer Beziehung stecken und nicht so recht wissen, was sie eigentlich wollen. Diese Unsicherheit und das vielleicht-vielleicht-auch-nicht und dann wieder die Momente nur zwischen den beiden, in denen man sich sicher ist, dass gleich was passiert, haben unfassbar gut harmoniert und ich habe regelrecht mitgefiebert. Was ich dabei auch besonders schön fand war vor allem der Umgang mit den Partnern der beiden, besonders im Hinblick auf Mason und Jenny. Aus Masons Sicht zu lesen hat besonders seine Handlungen aus dem ersten Band viel schlüssiger und weniger idiotisch erscheinen lassen und ihn mir um einiges sympathischer werden lassen. Man kann sich ja bereits denken, dass Mason und Grace im Laufe der Geschichte zueinander finden, aber den Weg dahin fand ich wirklich gelungen, denn Mason hat noch lange um die Beziehung zu Jenny gekämpft, die seine erste große Liebe war. Während Jenny in den restlichen Bänden immer als unausstehlich dargestellt wurde fand ich es interessant über sie aus Masons Sicht zu lesen und warum er derart an ihr hängt und es ihm so schwer fällt sich einzugestehen, dass sie sich womöglich auseinander gelebt haben. Mir gefiel die Thematik und die Umsetzung einfach richtig gut, dass beide Protagonisten Vorgeschichte haben, die sie prägen und dass nicht jede Beziehung ein „für immer“ ist.

Die ersten zwei Drittel des Buches haben mir wie man also merkt wirklich gut gefallen und ich wünschte ich könnte sagen, dass das auch auf das Ende zutreffen würde, aber dem ist leider nicht so. Nicht, dass ich das Ende gar nicht mochte, aber nachdem Mason und Grace irgendwann schließlich zueinander gefunden haben ging es für mich doch etwas bergab, denn ehrlich gesagt fand ich den Konflikt am Ende zwischen den beiden fast schon überflüssig, denn für mich hat er nicht viel gelöst im Endeffekt, einige Probleme wurden weiterhin konsequent nicht angesprochen und ich fand es schade, dass so künstlich noch einmal ein Tiefpunkt für Grace konstruiert werden musste. Dabei hat mich vor allem gestört, dass keiner ihrer Freunde in irgendeiner Weise versucht hat für sie da zu sein. Grace hat sehr damit zu kämpfen, dass ihre Mutter ihr immer vorhält sie würde zu viel wiegen, obwohl – wenn ich das richtig verstanden habe – Grace sogar untergewichtig ist und sehr viel Sport treibt, wo jeder weiß, dass sie sich damit quält. Aber keiner sagt etwas? Keiner macht sich mal Sorgen? Dafür, dass die Clique so eng befreundet ist, fand ich das ehrlich gesagt etwas mau. Außerdem wurde in der Hinsicht am Ende sehr wenig geklärt, ich hatte mir irgendwie gewünscht, dass Graces Probleme bezüglich ihres Gewichts und ihrem Zwang immer perfekt sein zu wollen nicht einfach so abgefertigt, sondern ordentlich aufgearbeitet werden, da hat ein Stimmungsumschwung ihrerseits für mich nicht gereicht, wenn man diese Themen schon anspricht.

Was ebenfalls etwas schade war, war, dass es so einen großen Cast an Nebencharakteren gibt. Einerseits war es selbstverständlich schön die altbekannten Pärchen wiederzusehen und mir hat auch sehr gut gefallen, dass bei denen nicht alles immer perfekt läuft, aber trotzdem gab es für mich zu viele Personen in diesem Buch. Es wurde versucht allen Raum zu geben, aber das hat eben nicht geklappt und so weiß man zwar ein bisschen was über Masons Band, letztendlich aber nicht sonderlich viel, was schade ist, weil ich über die Jungs gerne noch mehr erfahren hätte. Andererseits liegt der Fokus halt hauptsächlich auf Mason und Grace, was ja auch so sein soll, aber irgendwie hätte ich mir da doch mehr gewünscht. Logisch kann man nicht allen Charakteren unendlich viel Raum geben, aber so hat sich gerade die Band irgendwie wie nichts Halbes und nichts Ganzes angefühlt fand ich.

Außerdem muss ich sagen, dass mir das Ende dann fast schon etwas schnell und übereifrig abgehandelt wurde, mit einem Mal hat Grace eine 180 Grad Wende hingelegt, mal ganz davon abgesehen, dass der gesamte Epilog gefühlt lediglich dazu diente alle Charaktere noch einmal auf die Bühne zu kriegen und man gefühlt durch eine rosarote Brille guckt. Das ging der Realismus, den ich am Anfang so schön fand, dann irgendwie flöten. Leider.

Fazit?
Die ersten zwei Drittel waren wahnsinnig stark und ein 5-Sterne-Buch für mich, während die letzten Seiten meiner anfänglichen Euphorie dann einen kleinen Dämpfer verpasst haben. Nichtsdestotrotz hat mir Masons und Graces Geschichte insgesamt unglaublich gut gefallen, ist denke ich sogar fast mein Lieblingsband der Reihe. Die Chemie zwischen den beiden hat einfach gestimmt und ehrlich, Mason ist einer der sympathischsten Protagonisten, über die ich seit langem gelesen habe und allein deshalb mag ich das Buch sehr gerne und kann es euch nur ans Herz legen.

Veröffentlicht am 21.10.2018

Eine magische Reise

Der Welten-Express 1 (Der Welten-Express 1)
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"Zu einer Zeit, als die Märchen zu Metall wurden und Fabriken sich übers Land erhoben, lebte ein kleiner, aber außergewöhnlicher Junge in sehr, sehr armen Verhältnissen. Zu seinem Glück besaß er drei Dinge: ...

"Zu einer Zeit, als die Märchen zu Metall wurden und Fabriken sich übers Land erhoben, lebte ein kleiner, aber außergewöhnlicher Junge in sehr, sehr armen Verhältnissen. Zu seinem Glück besaß er drei Dinge: Tapferkeit, Tatendrang und Talent." (S. 6)


Mit diesen Worten beginnt der Prolog von Der Welten-Express und allein damit hat die Autorin mich schon vollkommen verzaubert und in ihren Bann gezogen. Ich fand den Einstieg sehr gelungen, der Prolog erklärt einem kurz die Entstehung des Welten-Express‘ und ich fand man fühlte die Magie des Buches von der ersten Seite an.

Anschließend lernen wir Flinn kennen und die Geschichte geht richtig los. Die ersten Kapitel haben sich so weggelesen; Flinn war mir unglaublich sympathisch, wie man glaube ich schon merken konnte mag ich den Schreibstil der Autorin sehr gerne und am Anfang geht es ziemlich zügig zur Sache.

Flinn hat nicht viel zu verlieren, als sie mitten in der Nacht auf den Welten-Express aufspringt. Ohne ihren Halbbruder Jonte ist das Leben zuhause öde, in der Schule hat sie kaum Freunde, weil sie „nicht genug Mädchen“ ist und ihre Mutter ist mit ihren restlichen Geschwistern beschäftigt genug. Als sich die Chance bietet Jonte wiederzufinden zögert Flinn also nicht lange.

Auf dem Welten-Express bleibt sie nicht lange unentdeckt: Zuerst läuft sie dem Kohlejungen Fedor in die Arme, der anschließend Madame Florett holt, die vollkommen entsetzt ist, dass Flinn kein Ticket hat – tatsächlich ist sie nämlich die erste blinde Passagierin des Welten-Express, der normalerweise vor den meisten Augen verborgen bleibt. Da Flinn natürlich nicht einfach irgendwo abgesetzt werden kann, wo der Zug einmal in Bewegung ist, erlaubt Schulleiter Daniel, dass sie zwei Wochen mit dem Welten-Express mitreisen darf, bevor sie zurück in ihr Heimat-Kaff Weidenborstel muss. Da sie weder Schüler noch Angestellter im Zug ist, fühlt Flinn sich teilweise nicht wirklich zugehörig, allerdings ändert sich das schnell, sobald sie Pegs und Kasim kennenlernt, die gar nicht so versnobt sind wie die restlichen Schüler.

Man sieht es ja schon an den Namen, die ich gerade genannt habe: Die Figuren kommen aus aller Welt. Logisch bei einem Welten-Express, aber ich war dennoch positiv überrascht von der Diversität der Charaktere.

Wie gesagt war mir Flinn durchaus sympathisch, das einzige, was mich manchmal an ihr gestört hat, war, wie sehr sie darauf fixiert war zu betonen, dass sie ein Mädchen ist, denn offenbar wird sie teilweise nicht so wahrgenommen. Was wiederum suggeriert, dass Flinn kein „typisches Mädchen“ ist, beziehungsweise nicht in das gesellschaftlich verankerte Rollenbild Mädchen passt. Dass Flinn ein klasse Charakter ist wird einem beim Lesen schnell klar, deshalb hat es mich schließlich etwas genervt, wenn mal wieder aufgegabelt wurde, dass Flinn anders als andere Mädchen ist – als wäre eines von beidem weniger erstrebenswert. Das ist letztendlich nur eine Kleinigkeit, denn insgesamt mochte ich Flinn sehr gerne, aber gerade durch das ständige Wiederholen ist es negativ hängen geblieben.

Aber nicht nur Flinn mochte ich richtig gerne, auch die meisten anderen Nebencharaktere waren liebevoll gestaltet. Einigen fehlte es an Tiefgang, was schlichtweg der Fülle der Nebencharaktere geschuldet ist und was ich gar nicht mal groß ankreiden möchte, denn immerhin ist es ein Kinderbuch. Besonders viele der Lehrer und das Bordpersonal sind sehr akkurat porträtiert, sie haben ein oder zwei ulkige Charakterzüge oder interessante Namen – Madame Florett zum Beispiel verdreht immer wieder Wörter und kann sich Flinns Namen, nachdem sie ihn einmal falsch verstanden hat, einfach nicht richtig merken -, aber mehr erfährt man nicht, geschweige denn, dass sie häufig im Buch auftauchen oder relevant für die Handlung sind, mit ein paar Ausnahmen.

Außerdem fand ich es etwas schade, dass von Anfang an klar ist, worauf die Geschichte hinaus läuft und wer der Bösewicht ist. Die Autorin kommt mit wenig Überraschungen um die Ecke, vielmehr wurden die meisten meiner Vermutungen bestätigt. Und ja, Der Welten-Express ist eher für jüngeres Publikum gedacht, aber wenn der Antagonist von der Hauptperson von Anfang an nicht gemocht wird, dann überrascht es einen am Ende wenig, wenn besagte nicht gemochte Person der Bösewicht der Geschichte ist. In der Hinsicht wäre definitiv noch mehr drin gewesen und ich würde mich gerne von dem zweiten Band etwas mehr überraschen lassen.

Ein großer Grund, weshalb ich Der Welten-Express überhaupt lesen wollte, war, dass es von einigen mit Harry Potter verglichen wurde und ja, die Parallele liegt tatsächlich nahe. Zwar geht es im Welten-Express eher unterschwellig magisch zu, es gibt etwas, das sich Magietechnologie nennt und ansonsten jedenfalls nichtmagische Unterrichtsfächer, aber nichtsdestotrotz hat es sich manchmal angefühlt, als hätte man Hogwarts in einen Zug verlagert und würde das Schulleben dort abhalten. Und das meine ich keinesfalls negativ, mir hat diese Magie, die zwischen den Seiten steckt und einen manchmal regelrecht anspringt, richtig gut gefallen.

Oben habe ich ja geschrieben, dass die Geschichte nach dem Prolog zügig an Fahrt aufnimmt, allerdings wird die Handlung anschließend leider erstmal etwas seichter. Wer ein abenteuerliches, action-reiches Buch sucht, der sollte lieber nicht zu Der Welten-Express greifen. Zwar bietet der Aufhänger der Geschichte – Flinns verschwundener Bruder – eine gewisse Grundspannung, allerdings dauert es sehr lange, bis Flinns Suche wirklich in die Gänge kommt. Der Mittelteil hat sich etwas hingezogen, der Welten-Express wurde erkundet, was auf eine andere Art aufregend war, aber man ist was die Handlung anging nicht voran gekommen. Erst sehr gegen Ende verdichten sich die Hinweise, Vermutungen werden bestätigt und der große Showdown findet statt. Wobei ich sagen muss, dass mich weniger der Showdown an sich, als das was danach kam noch einmal mitgerissen hat, denn plötzlich kam eine kleine Wendung, die ich doch tatsächlich nicht hatte kommen sehen, die aber viel erklärt und die Geschichte für mich wunderbar abgerundet hat.

Fazit?
Der Welten-Express ist ein interessanter Auftakt, der Lust auf mehr Zeit in diesem magischen Zug macht. Vor allem überzeugen die sympathischen und charakteristischen Figuren, noch viel mehr aber einfach die ganze Atmosphäre der Geschichte. Der Welten-Express ist ein magischer Ort, der einige Sonderseiten bereit hält und den es Spaß macht zu erkunden. Der Spannungsbogen im Mittelteil ist zwar fast schon katastrophal nämlich quasi nicht vorhanden, aber nichtsdestotrotz kommt kaum Langeweile auf, dafür fasziniert der Welten-Express an sich viel zu sehr.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Ein Sommer mit den Garretts

Mein Sommer nebenan
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Die Beschreibung hatte mich von Anfang an begeistert, denn diese Geschichte klingt irgendwie anders, als etwas, das ich je gelesen habe. Demnach hoch waren auch meine Ansprüche und ich wurde nicht enttäuscht! ...

Die Beschreibung hatte mich von Anfang an begeistert, denn diese Geschichte klingt irgendwie anders, als etwas, das ich je gelesen habe. Demnach hoch waren auch meine Ansprüche und ich wurde nicht enttäuscht! Mein Sommer nebenan ist auf jeden Fall eines der besten Bücher die ich seit langem gelesen habe und liebe es total!
Samatha war mir von Anfang an richtig sympathisch, sie ist zwar eine typische Protagonistin, aber dennoch echt einzigartig. Sie ist das typische Mädchen von nebenan; lieb, nett, freundlich. Im Gegensatz zu ihrer Mutter hat sie keine Probleme mit den Garretts, nein sie bewundert und beneidet sie eher, weil sie eine so große Familie sind, während sie selbst nur ihre vollbeschäftigte Mutter und ihre Schwester Tracy hat, die allerdings mehr mit ihrem Freund Flip beschäftigt ist.
Jase ist…man muss ihn einfach gerne haben, man kann ihn nicht nicht mögen. Genau genommen muss man seine gesamte Familie mögen, die Garretts sind einfach unglaublich toll und zwar alle zehn! Es hat Spaß gemacht zu lesen, was alles in diesem chaotisch Haushalt passiert, weil jedes Kind seine Eigenarten hat. George weiß unglaublich viel, trotz dass er erst vier Jahre alt ist und hat unglaublich viel Mitgefühl für alles und jeden, besonders Tiere. Dann wäre da noch die 14 jährige Andy, die Probleme mit ihrem ersten Freund hat. Mrs Garrett ist unglaublich, wie sie mit all den Kinder klarkommt. Und Jase ist natürlich am tollsten, wobei ich besonders sein Hautier die Schlange Voldemort genial fand, die einen Schuh-Fetisch hat und vor der Sam sich immer wieder fürchtet. Was ich auch toll an ihm fand, war, dass er nicht so ein Bad-Boy ist, sondern ein wirklich netter Kerl und trotzdem nicht langweilig.
Aber ich muss sagen, dass ich fand, dass die Liebe zwischen den beiden sich am Anfang nicht richtig entwickeln konnte. Die beiden hatten sich ein paar Mal unterhalten, ein zwei Mal was unternommen und dann waren sie auf einmal zusammen. Aber danach waren die beiden wirklich süß und die Beziehung zwischen ihnen wurde finde ich ziemlich schön beschrieben, weswegen dieses Buch echt eines meiner Lieblingsbücher geworden ist, denn so etwas findet man nicht alle Tage.
Schön fand ich auch, dass die Protagonisten nicht in jedem Kapitel aufeinander gehockt haben, sondern es auch sehr viel um ihre Familien oder in Sams Fall halt auch ihre Freunde Nan und Tim ging. Gerade Tims Alkohol- und Drogenproblem hat die ganze Geschichte um einiges interessanter gemacht und auch divere Spannungen zwischen den Freundinnen brachten etwas Schwung rein.
Das Ende war etwas vorhersehbar, aber dafür der ganze Anfang und Mittelteil überhaupt nicht, sodass ich immer wieder überrascht wurde.
Der Schreibstil von Huntely Fitzpatrick fand ich sehr schön und leicht zu lesen, etwas nicht allzu anspruchsvolles, aber doch sehr angenehm auf einem anständigen Niveau.