Unterwegs auf der landschaftlich schönsten Route...
Jedes Jahr freue ich mich auf einen neuen Band aus der Hamburg-Reihe von Petra Hülsmann. Wenn man so will, ist es wie ein Treffen mit guten Freunden. Denn man trifft lauter vertraute Charaktere wieder, ...
Jedes Jahr freue ich mich auf einen neuen Band aus der Hamburg-Reihe von Petra Hülsmann. Wenn man so will, ist es wie ein Treffen mit guten Freunden. Denn man trifft lauter vertraute Charaktere wieder, die man in den vorangegangenen Büchern kennengelernt und in sein Herz geschlossen hat.
In dem Roman "Meistens kommt es anders, wen man denkt" dreht sich alles um Nele, die von der Liebe die Nase gestrichen voll hat. Ihr neuer Job bei einer angesagten Hamburger PR-Agentur soll ab jetzt an erster Stelle stehen. Inhaber Claas betraut sie mit der Imagekampagne für den Politiker Rüdiger Hofmann-Klasing, dessen Umfragewerte tief im Keller sind - aus gutem Grund, wie sie bald herausfindet. Darüber hinaus beschließt ihr kleiner Bruder Lenny, der das Down-Syndrom hat, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Ausgerechnet Nele soll ihn im Kampf mit den besorgten Eltern unterstützen, dabei ist sie doch insgeheim die größte Glucke von allen. Um das Chaos perfekt zu machen, stellt Nele fest, dass Claas mehr als nur ein netter Chef für sie ist und dass er ihr Herz ganz schön zum Stolpern bringt. Aber soll sie sich von der Liebe etwa schon wieder einen Strich durch die Rechnung machen lassen?
Das hübsche Cover ist in frühlingsfrischen Farben gehalten und auf den 2018 erschienen Band "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" abgestimmt. Eine gelungene Vorgehensweise, weil die Bücher gleichsam eine erzählerische Einheit bilden, auch wenn sie voneinander unabhängig gelesen werden können. Auf den ersten Blick springt ein Schneiderpuppe ins Auge, die im Leben von Nele eine wichtige Rolle spielt.
Was soll ich zum Titel sagen? Ich finde ihn schlichtweg genial. Er ist kurz und knackig, bringt die Handlung auf den Punkt und bleibt im Gedächtnis haften. Besser geht es nicht!
Kommen wir zu der Protagonistin. Die Heldin Nele kennen wir bereits aus dem 2018 veröffentlichten Roman "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen." Sie lebt in einer WG mit der engagierten Lehrerin Anni, arbeitet in einer PR-Agentur und ist eine fröhliche junge Frau, die nicht nur durch ihre bedingunglose Liebe zu ihrem an Trisomie 21 leidenden jüngeren Bruder Lenny beeindruckt. Ihr Leben ist nicht frei von Baustellen; sie kämpft mit Pleiten, Pech und Pannen. Anfangs erscheint sie etwas naiv und gutgläubig und neigt dazu, sich von ihren Mitmenschen ausnutzen zu lassen, aber im Verlauf des Geschehens lernt sie, persönliche Grenzen zu ziehen und auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten.
Wie immer ist es Petra Hülsmann gelungen, mich durch ihren humorvollen, lebendigen und temporeichen Stil zu begeistern, der durch eine vielschichtige Geschichte führt. Natürlich kommt die Liebe in diesem Buch nicht zu kurz, aber Petra Hülsmann kann und will weitaus mehr, als gefällige leichte Literatur zu schreiben. Anschaulich schildert sie die vielen großen und kleinen Probleme, mit denen behinderte Menschen in unserer Gesellschaft kämpfen. für mich sind Lenny und Mia die heimlichen Helden dieses Romans, die mich mit ihrer frischen, lebensbejahenden Art berührt haben. Der neue Roman von Petra Hülsmann ist ein Appell an Mitmenschlichkeit, Toleranz und Verständnis, und für mich gibt es nur eine angemesse Bewertung: 5 Sterne!