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Sidny

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Veröffentlicht am 09.12.2016

"Aber der Tod ist der Preis, den wir für die Schönheit bezahlen."

Stiefkind
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Für Rachel Daly ist ein Traum wahr geworden: geboren und aufgewachsen in einem heruntergekommenen Londoner Viertel hat sie vor kurzem den attraktiven, wohlhabenden David Kerthen geehelicht. Er führt sie ...

Für Rachel Daly ist ein Traum wahr geworden: geboren und aufgewachsen in einem heruntergekommenen Londoner Viertel hat sie vor kurzem den attraktiven, wohlhabenden David Kerthen geehelicht. Er führt sie ein in ein neues Leben ohne finanzielle Sorgen, in eine völlig andere Welt - das Paar zieht nach Cornwall und lebt in Carnhallow, dem Familiensitz der Kerthens. Zukünftig soll es ihre Aufgabe sein, die Instandsetzung des alten Anwesens zu organisieren und überwachen, und Jamie, ihren 8-jährigen Stiefsohn zu versorgen.
Jamies Mutter Nina ist etwa zwei Jahre zuvor in einem alten Bergwerksstollen tödlich verunglückt, der Junge ist durch den Verlust traumatisiert und der Schatten dieses Unglücks lastet immer noch schwer auf Rachels neuer Familie...

"Stiefkind" ist ein Psychothriller, der dieses Label auch wirklich verdient. Am Anfang startet man recht behäbig in die Handlung und lernt zunächst die wichtigsten Personen - hier die neue Ehefrau und Stiefmutter Rachel, Vater David und seinen Sohn Jamie - kennen.
S.K. Tremayne verwendet unterschiedliche Erzählperspektiven: Die meisten Kapitel sind aus Rachels Sicht geschrieben und sie fungiert auch als Ich-Erzählerin in diesen Abschnitten. Es gibt aber auch mehrere Einschübe, in denen die Perspektive zu David wechselt, allerdings sind diese Abschnitte dann in der dritten Person verfasst. Dadurch fühlte ich mich Rachel immer sehr viel näher als David - allerdings kamen mit dem Fortschreiten der Handlung bei mir auch immer mehr Zweifel auf, ob Rachel denn überhaupt eine zuverlässige Erzählerin ist und inwieweit ich als Leser ihren Ausführungen trauen kann. Alleine dadurch wurde schon eine gewisse Spannung erzeugt, weil ich die geschilderten Ereignisse permanent hinterfragt habe.

Zufällig habe ich in diesem Jahr auch zum ersten Mal Daphne du Mauriers "Rebecca" gelesen, und da dieses Buch bei mir noch so präsent ist, sind mir einige Parallelen aufgefallen:
Namenlose Ich-Erzählerin / Rachel Daly: Beide Figuren stammen aus eher ärmlichen Verhältnissen und steigen durch die Heirat mit einem wesentlich älteren Mann um etliche Gesellschaftsschichten auf. Beide haben Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl, vergleichen sich ständig mit der ersten Frau, fühlen sich in ihrer neuen Rolle unwohl und denken unterbewusst, dass sie dieses sorglose Leben nicht verdienen.
Maxim de Winter / David Kerthen: Beide stammen aus alten Familien, sind sehr stolz auf ihre Herkunft und wollen ihre Linie keinesfalls aussterben lassen. Für beide ist der Familiensitz (Manderley, bzw. Carnhallow) der wichtigste Anker im Leben, der um jeden Preis erhalten werden muss.
Rebecca de Winter / Nina Kerthen: Beide sind tödlich verunglückt, beide sind ertrunken - Rebecca im Meer und Nina in einem aufgegebenen Bergwerksstollen. Beide sind in das privilegierte Leben hineingeboren worden, werden als mondän und weltgewandt geschildert.
Die Parallelen zwischen den beiden Büchern sind so zahlreich und auffallend, dass es sich wohl kaum um einen Zufall handeln kann. Allerdings bringt die Figur Jamie, das "Stiefkind", hier eine ganz neue Komponente ein, und so entwickelt sich die Handlung auch in eine völlige andere Richtung.

Ich hatte mit "Stiefkind" spannende Lesestunden, weil ich den psychologischen Aspekt in solchen Thrillern sehr interessant finde. Für die volle Punktzahl reicht es leider nicht, einerseits weil ich mir in einem wichtigen Punkt eine etwas ausführlichere Auflösung gewünscht hätte, und andererseits weil etwas mehr Tempo der Handlung doch ganz gut getan hätte. Aber nichtsdestotrotz absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 05.12.2016

Düsteres Geheimnis um eine Familiendynastie

Das Erbe der Wintersteins
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Celine Winterstein arbeitet in der Geschäftsleitung des elterlichen Betriebs und ist frisch verliebt - außerdem stehen noch die Hochzeit ihres kleinen Bruders und Weihnachten vor der Tür. Es könnte alles ...

Celine Winterstein arbeitet in der Geschäftsleitung des elterlichen Betriebs und ist frisch verliebt - außerdem stehen noch die Hochzeit ihres kleinen Bruders und Weihnachten vor der Tür. Es könnte alles so schön sein, doch kurz vor Heiligabend erfährt sie von ihrem Vater Gustav, dass die Porzellanmanufaktur in einer ernstzunehmenden finanziellen Schieflage steckt. Daher soll die alte und längst nicht mehr bewohnte Winterstein-Villa inklusive Bootshaus renoviert und verkauft werden, in der Hoffnung, dass der Erlös die Manufaktur retten kann.
Celine soll die Arbeiten überwachen, doch es fällt ihr schwer, sich fremde Menschen im Heim ihrer Kindheit vorzustellen. Der Ortswechsel nach Meylitz weckt außerdem Celines Interesse an ihrer Urgroßmutter Claire - sie war die Gründerin des Familienunternehmens und außerdem die erste Winterstein, die in der Villa gelebt hat.

Ich durfte dieses Buch in einer Leserunde der Lesejury lesen, und die Autorin Carolin Rath stand den Teilnehmern für Fragen zur Verfügung, so dass "Das Erbe der Wintersteins" ein besonderes Leseerlebnis für mich war.

Es gibt zwei Handlungsstränge: einen, der in der Vergangenheit angesiedelt ist und der Claires Lebensgeschichte erzählt, und einen zweiten in der Gegenwart, in dem Celine im Mittelpunkt steht. Die Klara- und Celine-Kapitel wechseln sich hierbei immer ab, die Kapitel enden meistens mit einem kleinen Cliffhanger, wodurch ich immer Lust aufs Weiterlesen hatte.
Die beiden Handlungsstränge ergänzen sich sehr gut, so dass eine runde Geschichte um das Geheimnis der Familie Winterstein auf den Leser wartet.
Die Rückblenden in die Vergangenheit zu Claire Winterstein haben mir hierbei einen kleinen Tick besser gefallen als die Erzählpassagen der Gegenwart - die Szenen waren sehr bildhaft und lebendig beschrieben, so dass ich die örtlichen Gegebenheiten und die handelnden Figuren deutlich vor Augen hatte.
Aber ich fand trotzdem beide Erzählstränge mit ihren Protagonistinnen gut gelungen, und auch die übrigen Figuren waren gut gezeichnet und gaben der Geschichte den letzten Schliff.

Da ich generell Familiengeschichten mit verschiedenen Zeit- und Handlungssträngen sehr gerne mag, hat mir "Das Erbe der Wintersteins" sehr gut gefallen. Carolin Rath hat zudem ein spannendes Geheimnis eingebaut, und sie lässt auch detailreiche Schilderungen über die beim Publikum beliebten Kuriositäten- und Völkerschauen um die Jahrhundertwende mit einfließen, was ich sehr interessant (und auch etwas gruslig) fand.

"Das Erbe der Wintersteins" ist der erste Titel einer "Familiengeheimnis-Reihe" des Lübbe Verlags - die Autorin Carolin Rath arbeitet bereits an einem zweiten Buch, das zu dieser Reihe gehören wird. Die Titel bauen allerdings nicht aufeinander auf, im nächsten Buch wird eine andere Familie im Mittelpunkt stehen, man wird die Bücher also unabhängig voneinander lesen können - ich warte schon sehnsüchtig auf den nächsten Band!

Carolin Rath hat mir mit diesem tollen Schmöker für kalte, graue Wintertage schöne Lesestunden beschert - wer gerne Familiensagas liest, ist mit diesem Titel bestimmt gut beraten.

  • Einzelne Kategorien
  • Atmosphäre
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Gefühl
Veröffentlicht am 24.10.2016

Auf den Mops gekommen

Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen
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Lennart Malmkvist hat sich in seinem Alltagstrott (guter Job, hohes Einkommen, schicke Wohnung) recht gemütlich eingerichtet. Zumindest bis das Schicksal ihm einen Zauber- und Scherzartikelladen und einen ...

Lennart Malmkvist hat sich in seinem Alltagstrott (guter Job, hohes Einkommen, schicke Wohnung) recht gemütlich eingerichtet. Zumindest bis das Schicksal ihm einen Zauber- und Scherzartikelladen und einen sprechenden Mops zukommen lässt - ab diesem Punkt zieht das Chaos in Lennarts Leben ein. Und die Magie.

Ich muss zugeben, mir ist der Einstieg in dieses Buch nicht ganz leicht gefallen. Zu Beginn passiert nicht sehr viel und es dauert relativ lange, bis sich ein richtiger Spannungsbogen entwickelt. Das klingt ja nun erst mal nicht gerade verlockend, warum bin ich also an dem Buch dran geblieben und habe nicht aufgegeben? Das ist eigentlich nur dem Stil von Lars Simon zuzuschreiben, der ein Händchen dafür hat, absurd-komische Situationen einzufangen und mich damit bei der Stange gehalten hat - wenn ich beim Lesen ab und zu laut lachen (im Gegensatz zu "grinsen" oder "schmunzeln") muss, dann hat der Autor definitiv etwas richtig gemacht.

Und mein Durchhalten wurde auch belohnt: spätestens ab etwa der Hälfte war ich dann komplett in die Geschichte abgetaucht, und wollte einige Male "bloß noch schnell ein Kapitel" lesen, um dann irritiert festzustellen, dass Mitternacht schon längst vorbei ist und ich schon zwei Stunden hätte schlafen sollen.

Mir haben die Figuren von Anfang an gut gefallen: Protagonist Lennart und der dickliche Mops Bölthorn natürlich (der tatsächlich eine Hauptrolle in diesem Buch spielt), aber auch schrullige Nebenfiguren wie die Italienerin Maria, die klischeehaft den ganzen Tag Opernarien hört, während sie pausenlos Unmengen leckere Pasta und andere mediterrane Spezialitäten produziert.
Auch der Kriminalfall, in den Lennart wider Willen verwickelt wird, entwickelt mit der Zeit eine eigene Dynamik und bringt einen dazu, selbst wilde Theorien zu entwickeln.

Da die Magie zwar eine wichtige Rolle spielt, Lennart aber in unserer normalen Welt lebt, würde ich "Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen" der Urban Fantasy zuordnen - ein Genre, das mir unter gewissen Voraussetzungen sehr liegt. In diesem Fall erhält man eine Mischung aus alten nordischen Legenden, einem magisch begabten Bürohengst, der einen Kriminalfall aufklären muss, mit einem sehr kleinen Anteil Romanze (manchmal nimmt die Romanze bei solchen Büchern überhand - das ist dann in der Regel nicht mein Fall).

Außerdem handelt es sich hier ganz offensichtlich um einen ersten Band - die Geschichte ist nicht in sich abgeschlossen, sondern endet sozusagen mittendrin und der Leser erhält längst nicht auf alle offenen Fragen eine Antwort. Daher hoffe ich, dass die Fortsetzung nicht allzu lange auf sich warten lässt, damit man die Geschehnisse des ersten Bandes noch parat hat, wenn es so weit ist.

Im Nachhinein betrachtet ist der etwas "lange Anlauf" zu Beginn wohl der Tatsache geschuldet, dass es sich hier um einen Mehrteiler handelt. Nachdem ich das Buch nun beendet habe, bin ich auch tatsächlich der Meinung, dass es wichtig war, den Leser so gemächlich an Lennarts Entwicklung heranzuführen - ansonsten hätten sich die Ereignisse zu sehr überschlagen. Die zweite Hälfte hat mich dafür mehr als entschädigt und auch sehr neugierig auf die Fortsetzung gemacht.

Veröffentlicht am 02.10.2016

Eiskalte Gänsehaut

DNA
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Die junge Mutter Elisa wird in ihrem eigenen Zuhause bestialisch ermordet, doch ihrem Killer ist etwas entgangen: ihre siebenjährige Tochter Margrét war Zeugin seiner Tat. Die Kleine ist Kommissar Huldars ...

Die junge Mutter Elisa wird in ihrem eigenen Zuhause bestialisch ermordet, doch ihrem Killer ist etwas entgangen: ihre siebenjährige Tochter Margrét war Zeugin seiner Tat. Die Kleine ist Kommissar Huldars einzige Spur, ihre Aussage wird darüber entscheiden, ob der Täter davonkommt oder gefasst wird. Das traumatisierte Mädchen steht aber unter der Obhut des Kinderhauses, und Psychologin Freyjas oberstes Anliegen ist das Wohl des Kindes, daher kommen die Befragungen nur schleppend voran - bis eine zweite Frau auf ähnliche Weise getötet wird.
Der junge Amateurfunker Karl entdeckt zeitgleich einen geheimnisvollen isländischen Zahlensender, eine Frequenz auf der zu bestimmten Zeiten scheinbar sinnlos wirkende Zahlenkolonnen gesendet werden - gibt es einen Zusammenhang zu den Morden? Und geht im kleinen Island wirklich ein Serienkiller um?

Als ich die ersten 30 Seiten dieses Thrillers als Leseprobe gelesen hatte, stand für mich fest: Dieses Buch muss ich haben! Der Prolog erzählt eine kurze Episode aus dem Jahr 1987, im ersten Kapitel begleitet der Leser Elisas letzte Minuten - und ist sofort mitten drin, in dieser düsteren und spannenden Geschichte, die mir mehr als einmal Gänsehaut bereitet hat.

Als Protagonisten fungieren Huldar, Freyja und Karl:
Huldar ist ein junger Polizeibeamter, dem dieser spektakuläre Fall vollkommen unverhofft in den Schoß fällt. Er ist zum ersten Mal in seiner Laufbahn leitender Ermittler, und hätte es nicht vor kurzem Unregelmäßigkeiten und interne Untersuchungen bei der Mordkommission gegeben, wäre die Wahl sicher auf einen älteren, erfahreneren Kollegen gefallen.
Freyjas Situation ist ähnlich, sie hat ihren Job als Leiterin des Kinderhauses erst vor kurzem angetreten, dort werden misshandelte und missbrauchte Kinder psychologisch betreut. Sie muss ebenfalls beweisen, dass sie die Lage im Griff hat, wenn es auch zukünftig eine Zusammenarbeit zwischen Polizei und Kinderhaus geben soll.
Karl ist Anfang 20 und Student. Seine große Leidenschaft ist sein CB-Funkgerät und er ist ein richtiger kleiner Nerd, der leider zu spät geboren wurde. Seine Altersgenossen lachen eher über seine Amateurfunker-Ambitionen, und interessieren sich selbst für das World Wide Web und Computerspiele - nicht für die angestaubte Funktechnik. Das macht ihn zum Außenseiter bei seinen Kommilitonen, und selbst seine beiden einzigen Freunde teilen sein Interesse an der Funkerei nur mäßig. Seine Mutter ist vor kurzem verstorben, sein Bruder lebt im Ausland und Karls Funkgerät ist nur ein unzureichender Ersatz für echte soziale Kontakte.
Die drei Hauptfiguren sind zwar nicht immer echte Sympathieträger, aber sie sind glaubwürdig gezeichnet, haben ihre Schrullen und Macken und man kann sich jederzeit gut in sie hineinversetzen. Auf die inzwischen schon zur Genüge ausgereizten Thriller-Stereotype, wie beispielsweise den alkoholkranken Ermittler mit privaten Problemen, muss man sich hier zum Glück nicht einstellen.

Der Fall selbst ist wirklich gut und schlüssig konstruiert, auf den Täter kam ich erst ganz zum Schluss - eigentlich zeitgleich mit Huldar. Im Rückblick gab es aber durchaus so einige (wenn auch dezente) Hinweise, die den Leser auch schon früher auf die richtige Spur hätten bringen können.

Für mich war es das erste Buch von Yrsa Sigurdottir, und obendrein auch das erste eines isländischen Schriftstellers. Die Autorin hat mir wirklich spannende Lesestunden und einige Gänsehautmomente beschert. Im Mittelteil gab es ein paar kleinere Längen, darum reicht es nicht ganz für den fünften Stern, aber an der Autorin und an der Reihe werde ich definitiv dranbleiben!

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Über Geld redet man nicht."...

Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt
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... Sebastian Schnoy bricht mit dieser Binsenweisheit seiner Großmutter und hat sogar ein ganzes Buch zu diesem Thema geschrieben.
Wer sich nun erhofft, nach der Lektüre dieser etwa 300 Seiten endlich ...

... Sebastian Schnoy bricht mit dieser Binsenweisheit seiner Großmutter und hat sogar ein ganzes Buch zu diesem Thema geschrieben.
Wer sich nun erhofft, nach der Lektüre dieser etwa 300 Seiten endlich den Weg zu schnellem Reichtum zu kennen, den muss ich leider enttäuschen, genau hierfür hat der Autor leider keine Tipps. Er widmet sich stattdessen der Geschichte des Geldes (Seit wann bezahlen die Menschen mit Münzen, und wie hat das vorher geklappt? Woher kommt das Papiergeld, das Sparkonto, die Überweisung?), den verschiedenen Wirtschaftssystemen (Woran ist die DDR und damit der Sozialismus gescheitert? Warum hatte der Kapitalismus die Nase vorn?) und erklärt, warum Wirtschaftskrisen entstehen (von der niederländischen Tulpenkrise im 17. Jahrhundert bis zur Lehman-Pleite). Selbst die spannende Frage: "Was war zuerst da, Steuern, Schulden oder Sparguthaben?" wird nicht ausgelassen.

Auf den ersten Blick klingt das eigentlich unheimlich trocken, aber das ist es tatsächlich nicht, denn der Autor nähert sich diesen Themen stets von der humorvollen Seite, peppt das Ganze auch noch mit amüsanten Anekdoten und (hoffentlich nicht immer ganz ernst gemeinten) eigenen Schlussfolgerungen und möglichen Weiterentwicklungen auf.
Trotzdem driftet es aber auch nicht in irgendwelche Ulkereien ab, im Gegenteil, wie in einem Sachbuch werden viele mal interessante, mal absurde, mal lustige Fakten vermittelt, und man erhält hier tatsächlich ein sehr informatives Buch rund um das allgegenwärtige Thema Geld.

Außerdem gibt es noch ein zusätzliches, wirklich praktisches Gimmick dazu: Der Titel ist mit einem Aufkleber als "papego"-Exemplar gekennzeichnet. Ich kannte das bisher noch nicht, aber im Buch fand ich ein kleines Lesezeichen mit einer Erklärung: Man kann sich die Papego-App auf sein Tablet oder Smartphone laden, fotografiert damit die letzte gelesene Seite bevor man das Haus verlässt, und kann dann in Bus, Bahn oder Wartezimmer einfach mobil weiterlesen. Ich habe es getestet, und es hat auf Anhieb funktioniert.
Eine sehr praktische Sache, hoffentlich werden bald mehr Neuerscheinungen mit diesem Label versehen.

Mir hat "Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt" wirklich sehr gut gefallen. Die geschichtlichen Informationen waren interessant, in einigen aktuellen Themen wurde ich in meinen Ansichten bestätigt (ich hab jetzt keine Schweißausbrüche mehr, weil ich keine Riester-Rente abgeschlossen habe, mir kam das von Anfang an nicht ganz koscher vor), in anderen Themen habe ich neue Impulse bekommen, und kann mir bei Gelegenheit noch ein paar Gedanken dazu machen, was ja auch nie verkehrt ist.

Ein Buch für alle, die manchmal das Gefühl haben, in dem ganzen Finanz-Wirrwarr zwischen Sparguthaben, 0-Prozent-Finanzierung und Bausparer nicht mehr so ganz durchzublicken. Aber auch echte Finanzprofis, wie beispielsweise die berühmte schwäbische Hausfrau, wissen vielleicht noch nicht, dass das Erheben von Toilettengebühren schon lange vor der Erfindung von Autobahnraststätten Gang und Gäbe war, und können somit mit diesem Titel noch die ein oder andere interessante Hintergrundinformation abspeichern.