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Veröffentlicht am 23.10.2019

Krimihighlight

Hotel Cartagena
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„Hotel Cartagena“ ist der neunte Band aus der Krimireihe rund um die Staatsanwältin Chas Riley. Kolumbien vs. Norddeutschland, es gibt zwei Handlungsstränge, und doch findet der Showdown wieder im guten ...

„Hotel Cartagena“ ist der neunte Band aus der Krimireihe rund um die Staatsanwältin Chas Riley. Kolumbien vs. Norddeutschland, es gibt zwei Handlungsstränge, und doch findet der Showdown wieder im guten alten Hamburg statt. Buchholz‘ Romane sind sowieso eine Liebeserklärung an die Hansestadt.
Henning Garbarek ist ein Junge aus ärmlichen Verhältnissen, der in den achtziger Jahren sein Glück in Kolumbien sucht. Narcos, Breaking Bad, Miami Vice, Stirb langsam, La Casa de Papel (ich frage mich, ob die jüngeren Leser die Anspielungen auf popkulturelle Phänomene der Eighties im Roman überhaupt verstehen?). Es kommt, wie es kommen muss, der Hamburger mischt im aufkommenden Drogengeschäft mit und stellt für die Kolumbianer die „Brücke“ nach Europa her. Doch dies geht nicht lange gut.
Jahre später sinnt Garbarek auf Rache, und es trifft ausgerechnet Riley und Co, als ihr Ersatzvater und Mentor „Faller“ seinen 65. Geburtstag in einem Nobelhotel feiert.
Buchholz‘ Krimireihe ist „richtige“ Literatur für mich, denn ich „reibe“ mich am Inhalt, ich ärgere und ich freue mich über das Geschriebene. Die kurzen, knappen Kapitel finde ich spitze, ebenso die Sprache, die lakonisch und fast schnodderig ist. Manchmal muss ich auch an angloamerikanische Literaten (Frauen eingeschlossen) denken, denn wie Buchholz schreibt in Deutschland niemand. Stream of Consciousness, innere Monologe – das kann die Autorin gut, das Gedankenkarussell von Chastity Riley hat mich wieder mit dem Krimi versöhnt (ich glaube aber nicht, dass Reihenneulinge verstehen werden, dass Carla vergewaltigt wurde).
Den Anfang von „Hotel Cartagena“ fand ich recht zäh, und Buchholz muss aufpassen, dass ihre Figuren nicht zu Karikaturen und Comicfiguren werden, weil sie alle so saucool sind, wie es im wahren Leben wenige Leute sind. Viele männliche Figuren sind der Staatsanwältin mit Bindungsphobie regelrecht verfallen, weniger wäre da mehr, es hat fast schon etwas von Bella Swan in „Twilight“. Auch habe ich mich zunächst über etwas geärgert, das zunächst wie Salonkommunismus wirkt: Da werden Frauen geliebt, die „die Faust recken“, die gut situierte Riley ärgert sich über den „Kapitalismus“.
Im Verlauf des Romans wird aber eine profunde Sozialkritik mit Hand und Fuß entwickelt. Damit kann ich leben, und ich finde es wichtig, dass Literatur nicht nur schöngeistig ist. Nach einer etwas zähen Exposition nimmt die Erzählung dann richtig Fahrt auf, es kommt zum großen Showdown, die Bilder und Metaphern sind großartig, „zwei (…)Erzengel“ bewachen während einer Geiselnahme die halluzinierende (Blutvergiftung!) Chastity, die sich auch in dieser Ausnahmesituation nicht unbedingt keusch verhält. Damit komme ich zu einem weiteren Kritikpunkt. Natürlich sind Polizisten geschult in Sachen Extremfälle, aber dass quasi niemand während der Geiselnahme in Panik geriet, auch Rocco & Carla & Klatsche nicht, fand ich unglaubwürdig. Das Ende des Romans war aber wieder großes Kino: Riley auf den Spuren ihrer Vorfahren in Schottland.

Fazit:
Diversität ist in der Krimireihe rund um die Halbamerikanerin Riley kein bloßes Schlagwort. Multikulturalismus ist etwas Selbstverständliches, so selbstverständlich, dass er nicht an die große Glocke gehängt wird und daher nie forciert wirkt. Stil und Sprache – große Kunst. Es ist nicht einfach, in wenigen Worten Dinge auf den Punkt zu bringen. Obwohl ich mich zu Beginn der Lektüre zum Weiterlesen zwingen musste, konnte ich den Krimi bald nicht mehr beiseitelegen. Trotz aller Kritikpunkte vergebe ich für „Hotel Cartagena“ daher die volle Punktzahl, und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Fall!

Veröffentlicht am 09.06.2019

Uhtred kämpft gegen die Wolfskrieger

Wolfskrieg
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Das Hörbuch „Wolfskrieg“ hat mich sehr gut unterhalten!
Die Stimme des Sprechers gefiel mir gut, und auch die Intonation fand ich angenehm. Ich muss jedoch zugeben, dass ich männliche Stimmen weiblichen ...


Das Hörbuch „Wolfskrieg“ hat mich sehr gut unterhalten!
Die Stimme des Sprechers gefiel mir gut, und auch die Intonation fand ich angenehm. Ich muss jedoch zugeben, dass ich männliche Stimmen weiblichen vorziehe, wenn es um Audiobooks geht. „Wolfskrieg“ ist der elfte Band aus der Reihe rund um Uhtred. Der Protagonist ist mittlerweile sechzig Jahre alt und er hat sein großes Ziel erreicht – er hat den Stammsitz seiner Familie zurückerobert, die Bebbanburg.
Dennoch kann sich der Krieger nicht zur Ruhe setzen, denn politische Unruhen und Aufstände sorgen für Konflikte im heutigen England bzw. Großbritannien.
In der Uhtred – Reihe geht es eigentlich um nation building. Diesen Begriff füllt der Autor Bernard Cornwell mit Leben. Es gibt Kämpfe und Intrigen, Schlachten und Ränkespiele.
Und auch die Wikinger mischen wieder kräftig mit – Sköll Grimmarson wird zum Gegenspieler des Kriegsherrn aus Northumbria, und Uhtred bleibt nichts anderes übrig, als die Herausforderung anzunehmen und gegen die „Wolfskrieger“ zu Felde zu ziehen…
Sorgfältig recherchierte historische Romane sind oft trocken und blutleer, erinnern nicht selten an Sachbücher. Nicht so hier! Cornwell gelingt es, einen historischen Stoff packend zu „übersetzen“. Dabei gibt es im elften Band ein Wiedersehen mit Figuren, die ich seit der Lektüre von Band eins schätze oder hasse. Und auch religiöse Konflikte spielen wieder eine Rolle. Das Christentum kommt eher nicht so gut weg, dies hat mir schon an Band eins – „Das letzte Königreich“ nicht so gut gefallen, aber als mündige Leserin mache ich mir dazu meine eigenen Gedanken und ich sehe ein, dass Uhtreds anfängliche Zerissenheit zwischen den nordischen Göttern und dem noch jungen Christentum ein Grundpfeiler der Geschichte ist.
Der Held ist dem Christentum wohl oder übel verpflichtet (weshalb, werdet ihr bei der Lektüre oder beim Zuhören erfahren!).
In unserer heutigen säkularen westlichen Welt scheint Religion nicht mehr wichtig zu sein. Die Reihe rund um Uhtred zeigt auf, dass es keine Herrschaft ohne Religion gab, was ich spannend finde. In „Wolfskrieg“ kommt auch wieder eine mystische Figur hinzu, dieses Erzählelement kenne ich aus vorherigen Bänden (ich denke an Skade), und ich finde, dass der Autor einen gelungenen Mix aus Fakten, Fiktion und Mystischem präsentiert. Natürlich spielen auch Schlachten wieder eine große Rolle, Cornwell liebt es, kriegerische Auseinandersetzungen in epischer Breite zu präsentieren, was mich persönlich aber nicht stört.
Cornwells Figuren sind keine Übermenschen, die unverwundbar sind. Misserfolge und Verluste machen die Charaktere „rund“ und glaubwürdig.

Fazit:
„Wolfskrieg“ bietet packende und spannende Unterhaltung. Dem Autor ist ein Kunststück gelungen. Dreh – und Angelpunkt der Reihe ist die Rückeroberung der Bebbanburg, und trotzdem ist mit Band elf nicht „die Luft raus“. Ich freue mich jedenfalls schon auf Band 12 und auch auf die vierte Staffel der Serien - Adaption „The Last Kingdom“ (Netflix).

Veröffentlicht am 06.05.2019

Diese Geschichte läßt Keinen kalt

Der Honigbus
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Über die Autorin:

Meredith May ist Imkerin in fünfter Generation. In ihrem Memoir »Honigbus« erzählt sie von den Lebenslektionen, die sie von den Bienen ihres Großvaters in Big Sur lernte und die für ...

Über die Autorin:

Meredith May ist Imkerin in fünfter Generation. In ihrem Memoir »Honigbus« erzählt sie von den Lebenslektionen, die sie von den Bienen ihres Großvaters in Big Sur lernte und die für sie die Rettung aus einer schwierigen Kindheit bedeuteten.
May ist eine preisgekrönte Journalistin und Autorin. Sie schreibt für den »San Francisco Chronicle« und gewann den PEN USA Literary Award for Journalism und wurde für den Pulitzer Preis nominiert. Sie lebt in der San Francisco Bay Area und hält dort den letzten Bienenstock ihres inzwischen verstorbenen Großvaters. »Der Honigbus« wird in elf Sprachen übersetzt. ( Verlagsinfo)


Vor der Lektüre war mir gar nicht klar, dass es sich beim "Honigbus" um eine Autobiographie bzw. um Memoiren handelt, denn das Ganze ist wie ein fiktionaler Roman aufgebaut. Meredith May erzählt darin die Geschichte ihrer schwierigen Kindheit. Sie und ihr Bruder Matthew wachsen keineswegs behütet auf. Die Eltern trennen sich früh, und die Mutter zieht mit den Kindern von Rhode Island nach Kalifornien zu den Großeltern. Die gefühlskalte Großmutter bietet den Kindern keinen Halt, noch weniger die depressive Mutter. Der Großvater wird jedoch zur großen Stütze - er ist Imker. Bei den Bienen findet Ich - Erzählerin Meredith Trost und so etwas wie Geborgenheit, sie lernt etwas für's Leben. Und so anders als Menschen sind Bienen gar nicht, findet Meredith. Auch sie "brauchen eine Mutter". Als Meredith längst erwachsen ist und ihr berufliches Ziel erreicht hat (sie arbeitet als Journalistin beim San Francisco Chronicle), erkrankt der Großvater schwer an Parkinson. Meredith kümmert sich selbstverständlich um den Menschen, der ihr Vater und Mutter zugleich war, und sie tritt sein Erbe als Imkerin an...
" Der Honigbus " ist eine Geschichte, die keinen kalt lassen kann. Ich war während der Lektüre traurig und wütend, aber auch tief berührt von der Weisheit des Großvaters und beeindruckt von Meredith' Kampfgeist. Sie hat es geschafft, die schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten und positiv in die Zukunft zu blicken. Auch Stil und Sprache gefallen mir gut - ich hatte das Gefühl, hautnah dabei zu sein, da eine Ich-Erzählerin durch's Geschehen führt.

Fazit:

Der Inhalt steht der wunderbaren optischen Aufmachung des Buches in nichts nach - " Der Honigbus " ist keine leichte Kost. Trotzdem siegt nicht die Verzweiflung. Es ist ein Plädoyer für die Kraft der Natur und eine Feier des Lebens!

Veröffentlicht am 05.03.2019

packend und gut recherchiert

Der Bogenschütze
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Die Uhtred – Reihe von Bernard Cornwell habe ich zuerst auf Netflix entdeckt. Nachdem ich „The Last Kingdom“ geschaut hatte, war klar, dass ich auch die literarische Vorlage - „Das letzte Königreich“ ...


Die Uhtred – Reihe von Bernard Cornwell habe ich zuerst auf Netflix entdeckt. Nachdem ich „The Last Kingdom“ geschaut hatte, war klar, dass ich auch die literarische Vorlage - „Das letzte Königreich“ lesen musste. Cornwell versteht es meisterhaft, Fakten und Fiktion zu einer spannenden Geschichte zu verschmelzen.
Als ich dann sah, dass es den „Bogenschützen“ als ungekürztes Hörbuch gibt, wollte ich der Erzählung unbedingt lauschen, und ich wurde nicht enttäuscht. Die Intonation und die Stimmlage des Sprechers passen perfekt zum Geschehen.
„Der Bogenschütze“ bildet den Auftakt zu einer Trilogie.
Worum geht’s ?
„Am Ostermorgen 1342 wird ein englisches Küstendorf von vier französischen Schiffen überfallen, angeführt von einem geheimnisvollen schwarzen Ritter, der sich ‚Harlekin‘ nennt. Schnell brennt der ganze Ort, und aus der Kirche wird ein Schatz gestohlen: eine alte Lanze, sie soll Sankt Georg gehört haben, dem Schutzheiligen der englischen Könige. Als einer der wenigen überlebt Thomas, der Sohn des Pfarrers. Sein Vater verrät ihm im Sterben, dass der Mann in Schwarz ein Verwandter ist. Thomas schwört, den Frevel zu rächen. Doch er ahnt nicht, auf was für ein Wagnis er sich einlässt. Denn sein Feind scheint die mächtigste Waffe des Christentums zu besitzen: den Heiligen Gral.“

Wie beim „letzten Königreich“ geht es auch im „Bogenschützen“ darum, dass ein junger Mann (Uhtred respektive Thomas) seine Bestimmung findet. Dem Schicksal kann er nicht entkommen, und so wächst Thomas über sich hinaus – etwas, das als Rachefeldzug beginnt, wandelt sich zu einer schier übermenschlichen Aufgabe, zu einer heiligen Mission.
Cornwell verzichtet auf kitschige Szenen, dennoch kommt die Liebe in der Erzählung nicht zu kurz, und eigentlich ist das Ganze in gewisser Weise auch eine Coming of Age Geschichte. Das Mittelalter wird nie in romantisierter Form dargestellt, die Schlachtszenen sind plastisch, die Kämpfe werden in epischer Breite geschildert. Dies muss man mögen. Eins ist jedoch sicher: Bernard Cornwell präsentiert spannende und gut recherchierte Unterhaltung, man fiebert als Hörer/in mit den Figuren mit und es kommt keine Langeweile auf! Da es sich um eine Reihe handelt, werden am Ende jedoch nicht alle Handlungsfäden zusammengeführt, was ich aber nicht schlimm finde.
Daher vergebe ich für das Hörbuch „Der Bogenschütze“ 4,5 von insgesamt fünf möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Southern Noir

Nacht über dem Bayou
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Dave Robicheaux ermittelt:
Der Kavalier der alten Schule verfügt über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, und so macht er sich auf, in Louisiana den Sumpf aus korrupten Politikern und bösen Handlangern ...


Dave Robicheaux ermittelt:
Der Kavalier der alten Schule verfügt über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, und so macht er sich auf, in Louisiana den Sumpf aus korrupten Politikern und bösen Handlangern trockenzulegen.

Worum geht’s ?
Der Ich-Erzähler führt durch das Geschehen:
Aaron Crowns Familie werden Verbindungen zum Ku Klux Klan nachgesagt, er selbst war als Wilderer, der in den Wäldern sein Unwesen trieb, eher am Rand der Gesellschaft zuhause.
Crown beteuert, zu Unrecht im Gefängnis zu sitzen. Er ist vor 28 Jahren des Mordes am schwarzen Bürgerrechtler Ely Dixon verdächtigt und zu vierzig Jahren Haft verurteilt worden. Crown ersucht Robicheaux um Hilfe. Zur gleichen Zeit dreht ein Fernsehteam eine Dokumentation über eben jenen Fall und fördert dabei einige Ungereimtheiten zutage. Als Robicheaux, der die Geschichten über Crown für „Hinterwäldleranekdoten“ hält, zu ermitteln beginnt, häufen sich die seltsamen Zufälle.
Crown gelingt es schließlich, aus der Haftanstalt zu flüchten. Brisant: ein Mexikaner soll Dave Robicheaux töten, denn bestimmte Kreise wollen nicht, dass der alte Fall neu aufgerollt wird …
„Nacht über dem Bayou“ ist ein packender Krimi. Der Autor beschreibt die Atmosphäre des tiefen Südens und der „[…] von französischer Lebensart und einer vom Katholizismus geprägten Kultur[…]“ so plastisch, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, direkt vor Ort zu sein. Er präsentiert runde Charaktere – nie hat man das Gefühl, einer Karikatur zu begegnen, auch wenn eine finstere Motivation die Figur antreibt. Die Geschichte ist extrem gut geplottet und nicht vorhersehbar. Über den eigentlichen Handlungsverlauf will ich an dieser Stelle nicht viel verraten, um nicht zu spoilern, aber soviel kann ich sagen – der Roman ist fesselnd und nuanciert geschrieben. Gesellschaftskritik meets Spannung.
„Nacht über dem Bayou“ ist bereits 1999 im Goldmann Verlag erschienen. Nun liegt eine schöne erweiterte Neuausgabe aus dem Pendragon Verlag vor. Es ist der neunte Band aus der Reihe rund um Detective Robicheaux.

Für „Nacht über dem Bayou“ spreche ich gerne eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus!