Achterbahnfahrt der Gefühle
Find mich da, wo Liebe istSeit 8 Jahren hat die englische Instrumentenbauerin Grace eine Affäre mit David, einem verheirateten Familienvater. Ihr Liebesnest ist seine kleine Pariser Wohnung, in der sie sich so oft wie möglich treffen ...
Seit 8 Jahren hat die englische Instrumentenbauerin Grace eine Affäre mit David, einem verheirateten Familienvater. Ihr Liebesnest ist seine kleine Pariser Wohnung, in der sie sich so oft wie möglich treffen und den Alltag außen vor lassen. Als sie eines Abends von einem Konzert kommen, verhindert David ein Unglück und wird von den Medien als unbekannter Held gefeiert. Es passiert, was sie so lange vermieden haben, ihre Affäre wird öffentlich und seine Kinder erfahren davon. Geschieht jetzt endlich, was Grace sich schon so viel Jahre erhofft, was er ihr immer wieder versprochen hat? Trennt er sich von seiner Frau und heiratet sie? Doch alles wird noch schlimmer, als eine jahrelange Lüge ans Licht kommt.
Der Ausgangspunkt von Anstey Harris Roman klingt alltäglich, aber sie spielt gekonnt mit den Erwartungen und Vorurteilen des Lesers und überrascht dabei sehr.
Man hasst weder Grace noch David für den Ehebruch. Seine Frau weiß seit Beginn ihrer Affäre Bescheid. Sie führen eine offene Ehe, von der die Kinder aber nie erfahren dürfen – so die Absprache. David ist beruflich viel unterwegs und hat keine Probleme, die parallelen Leben zu führen. Er ist zu beiden Frauen und seinen Kindern sehr liebe- und rücksichtsvoll. Da er selber eine traumatische Kindheit hatte, will er ihre unbedingt perfekt gestalten. Er ist charmant und großzügig, weiß um die Bedürfnisse und Wünsche seines jeweiligen Gegenübers – er wirkt vertrauenswürdig.
Grace hat sich mit der Situation arrangiert und ist zufrieden. Ihr Leben dreht sich um David und die Musik. Sie hofft zwar auf eigene Kinder mit ihm, aber das hat noch Zeit. So lange lebt sie sehr zurückgezogen auf dem Land und führt ihren kleinen Laden, in dem sie Instrumente baut und restauriert. Eigentlich war ihr eine große Karriere als Cellistin vorausgesagt worden, aber dann ist sie von der Musikhochschule geflogen und kann seither nicht mehr vor Anderen spielen. In Rückblicken erfährt man, was ihr damals passiert ist und was sie selbst noch gar nicht verstanden und verarbeitet hat. Erst das Unglück und die daraus resultierenden Folgen lassen sie alles überdenken und ein einem anderen Licht sehen.
„Finde mich da, wo Liebe ist“ ist in meinen Augen kein Liebesroman und auch der Originaltitel „Goodbye, Paris“ passt besser zum Inhalt. Es geht nicht vorrangig um Liebe, sondern um Selbstfindung, Neuorientierung, kleine und große Geheimnisse und Musik. Ich bin fasziniert, wie gekonnt und die Autorin Details zum Bau von Instrumenten und den erwähnten Musikstücken einfließen lässt und die Geschichte dadurch für mich noch spannender und interessanter machte. Ein absolutes Herzensbuch, das mich sehr berührt hat.