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Veröffentlicht am 02.07.2019

Ein Äskulapstab im umgekehrten Dreieck – das Abenteuer unseres Lebens

Das Haus des Dämmerlichts
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Ein Äskulapstab im umgekehrten Dreieck – das Abenteuer unseres Lebens

„Die Organisation Äskulap informiert Angehörige von Patienten, wenn diesen die Vernichtung droht, entweder durch den Abtransport oder ...

Ein Äskulapstab im umgekehrten Dreieck – das Abenteuer unseres Lebens

„Die Organisation Äskulap informiert Angehörige von Patienten, wenn diesen die Vernichtung droht, entweder durch den Abtransport oder durch eine tödlich wirkende sogenannte Behandlung. Die Verwandten holen die Patienten dann meist vorher ab. Äskulap hat in Krankenhäusern, Heimen und Forschungseinrichtungen Leute, die Informationen weitergeben. Manchmal schützt Äskulap auch direkt bedrohte Menschen.“

Um den Tod ihres Zwillingsbruders an der Front in Russland zu verarbeiten wird die Tochter des Rüstungsfabrikanten Max Rotstetter im Jänner 1943 in das österreichische Sanatorium Schattwald geschickt. Die Begegnung der empfindsamen jungen Frau mit den Ärzten und Patienten in Schattwald verändern Charlotte Rotstetters Leben.

Viele Jahrzehnte später ereilt Anne Südhausen die Nachricht vom Tod ihrer Großmutter Charlotte. Die in Scheidung lebende Karrierefrau reist daraufhin nach Innsbruck, um die Beerdigung der zweiundneunzigjährigen alten Dame zu organisieren und den Nachlass zu regeln. Oma Charlotte hat Anne nicht nur das Haus in Innsbruck sowie ihren kleinen, schlappohrigen Hund namens Leo hinterlassen, sondern auch einige Aufzeichnungen aus den Vierzigerjahren, die sich als Charlottes Tagebücher entpuppen. Fasziniert taucht Anne in die Vergangenheit ein und erfährt von einer bewegten Zeit im Leben ihrer Großmutter. Doch auch andere Personen zeigen auffälliges Interesse an diesen alten, eng beschriebenen Kladden, und Anne beschleicht das Gefühl, dass Fremde sich in ihrer Abwesenheit Zutritt ins Haus verschaffen.

Dieser Roman aus der Feder von Barbara Dribbusch schildert die Erlebnisse einer mutigen jungen Frau „in einem Sanatorium in den verschneiten Bergen, mit einem Hausmeister namens Luzifer, einem Chefarzt im Pelerinenmantel, einer stummen Pianistin und einem Grammofon, aus dem in sternenklarer Bergnacht die Andrew Sisters erklangen.“ In einem einnehmenden Schreibstil, verbunden mit einem gewissen Spannungsbogen, macht die Autorin die angeordneten Gnadentode des Adolf Hitler, die sogenannten „Krankenmorde“ zum zentralen Thema ihres Buches. Sie beschreibt den systematischen Mord an geistig Behinderten und chronisch psychisch Erkrankten und erzählt von Menschen, die sich im Widerstand gegen das Naziregime organisieren und sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, um so vielen Patienten wie möglich zu helfen.

Barbara Dribbusch präsentiert ihre Geschichte in zwei verschiedenen Handlungssträngen. Während in der Gegenwart, im Dezember des Jahres 2014, Charlottes Enkelin Anne zur Beerdigung nach Innsbruck reist, umfassen die Rückblenden in die Vergangenheit jene Ereignisse des Jahres 1943, als die junge Charlotte Rotstetter in Schattwald eintraf. Die handelnden Figuren dieses Buches empfand ich als sehr gut charakterisiert und überzeugend dargestellt. Charlotte und Anne galt zwar die größte Aufmerksamkeit, ihnen wurden jedoch interessante Nebenfiguren zur Seite gestellt, beispielsweise Charlottes Zwillingsbruder Robert, Hausmeister Lukas Waldhofer und Dr. Carl Amberg. Der böse Antagonist wird durch den Obergutachter bei der Euthanasie-Aktion T4 unter Adolf Hitler, Prof. Dr. Hermann Josef Kettenbach, verkörpert. Für latente Bedrohung sorgt der unheimliche Assistenzarzt Josef Stühling, während in der Gegenwart der Neurobiologe Siegfried Rattler sowie der Medizinhistoriker Hendrik van Dijk eine wichtige Rolle für Anne Südhausen spielen.

„Das Haus des Dämmerlichts“ war ein faszinierender, aber auch nachdenklich stimmender Roman, der mir ausgezeichnet gefallen hat und den ich sehr gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 10.06.2019

„Wäre, hätte, könnte“ gibt es nicht. Das Einzige, was es gibt, ist das Hier und Jetzt.

Das Herz voller Träume
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„Wäre, hätte, könnte“ gibt es nicht. Das Einzige, was es gibt, ist das Hier und Jetzt.

„Ich glaube, um jemals wahrhaft zu leben, muss ich irgendwann das tun, was mir am allerschwersten fällt: mein Herz ...

„Wäre, hätte, könnte“ gibt es nicht. Das Einzige, was es gibt, ist das Hier und Jetzt.

„Ich glaube, um jemals wahrhaft zu leben, muss ich irgendwann das tun, was mir am allerschwersten fällt: mein Herz verschenken.“ (Amanda Abbott)

Die achtzehnjährige lebensfrohe Amanda Abbott hätte wohl niemals damit gerechnet, dass dieser letzte Wunsch ihrer Liste auf solch erschütternde Art und Weise in Erfüllung gehen würde. Amanda Herz wurde nämlich nicht an einen jungen Mann, sondern nach ihrem tragischen Unfalltod als Organspende an die schwer herzkranke Megan Jayne Jacob verschenkt. Der jungen Frau aus Minnesota, die beinahe ihre gesamte Kindheit im Krankenhaus verbrachte, rettete dieses kostbare Geschenk das Leben. Amandas Eltern offenbarten Megan Amandas Träume von faszinierenden Abenteuern, sie zeigen ihr die „To-do-Liste“ ihrer Tochter, auf welcher sie Dingen anführte, die sie in ihrem Leben tun, und Orte, die sie sehen wollte. Megan beschließt daraufhin, sich ihren Ängsten zu stellen und an Amandas Stelle all diese Orte aufzusuchen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Crystal tritt sie die Reise zu Ehren Amandas an. Den Schwestern bietet sich dadurch die einmalige Gelegenheit, nach Jahren endlich wieder zueinander zu finden. Es ist ein Weg, der Wunden aufreißt, zugleich jedoch auch Vergebung, Versöhnung und Heilung mit sich bringt.

Lindsay Harrels aktuelle Neuerscheinung erzählt von einer Familie, die von der Sorge um ein schwerkrankes Kind geprägt ist, und einer Zwillingsschwester, die kerngesund und selbstbewusst eine Karriere als erfolgreiche Architektin anstrebt. Die inneren Konflikte sowie die konträren Emotionen und Gedanken der beiden Mädchen werden hierbei überzeugend zum Ausdruck gebracht. Durch die hervorragend gezeichneten Protagonistinnen erfährt man als Leser von Missverständnissen, die bereits in der Kindheit entstanden, niemals aus dem Weg geräumt und geklärt wurden, und das Leben der Schwestern bis ins Erwachsenenalter beeinträchtigen. Crystal Ballinger ist eine arbeitssüchtige Karrierefrau und steuert durch ihren Lebenswandel zielstrebig auf einen Abgrund zu. Megan Jacob möchte nach ihrer Herztransplantation vermeiden, jemals wieder in ein Krankenhaus zu gehen und achtet akribisch auf die Einhaltung sämtlicher Empfehlungen ihrer Ärzte. Megans Leben, ihre Hoffnungen, Wünsche und Träume werden dabei jedoch vernachlässigt. Die beiden Männer an Megans und Crystals Seite bereichern als interessante und liebevolle Nebenfiguren die Handlung. Brian Ballinger macht sich Sorgen um seine Ehefrau. Der fürsorgliche und großzügige Mann überredet Crystal schließlich, ihre Schwester auf dieser Reise zu begleiten. Caleb Watkins ist Megans bester Freund und Krankenhauskumpel, er glaubte stets an Megan und ermutigte sie in jeder noch so schwierigen Lebenslage. Der attraktive Profifotograf strahlt vor Lebensfreude und lebt seinen Traum. Ob er auch Megan dazu überreden kann, ihre Träume wahr zu machen?

Sowohl der einnehmende und locker-leichte Schreibstil der Autorin, als auch die tiefgründigen Gedanken und Themen dieses Buches haben mich beeindruckt. Lindsay Harrel überzeugt darüber hinaus durch wundervoll gezeichnete Charaktere und verleiht deren Gedanken und Gefühlen auf berührende Art und Weise Ausdruck. Der Christliche Glaube zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, gewinnt jedoch erst im Verlauf der Handlung zunehmend an Bedeutung. SMS-Nachrichten, Blog-Einträge sowie Gedanken und Erinnerungen werden durch verschiedene Schriftarten übersichtlich dargestellt. Durch den laufenden Wechsel der Schauplätze gestaltet sich die Handlung interessant und abwechslungsreich.

Fazit: „Das Herz voller Träume“ überzeugt durch authentische Figuren, eine mit wichtigen Themen und tiefen Emotionen bereicherte Handlung und den Fokus auf den christlichen Glauben.

Dieses Buch hat mir großes Lesevergnügen bereitet und mir ausgezeichnet gefallen!

Veröffentlicht am 10.06.2019

SOMETHING NEW – eine Modenschau der besonderen Art

Das Leben ist nie perfekt
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SOMETHING NEW – eine Modenschau der besonderen Art

„Auf Ivy Clark. Ein schönes Gesicht. Ein toller Körper. Und ein leeres Herz.“

Ivy Clark arbeitet seit zehn Jahren als Model und wird von ihrem Onkel ...

SOMETHING NEW – eine Modenschau der besonderen Art

„Auf Ivy Clark. Ein schönes Gesicht. Ein toller Körper. Und ein leeres Herz.“

Ivy Clark arbeitet seit zehn Jahren als Model und wird von ihrem Onkel Bruce Olsen, New Yorks einflussreichsten Agenten, betreut. Doch Ivys Karriere befindet sich bereits auf dem absteigenden Ast. Als Bruce ein Angebot aus Greenbriar in South Carolina erhält, schickt er Ivy daher sofort in das kleine Inselstädtchen. Ivy soll das neue Gesicht für elegante und ungewöhnliche Kreationen einer Boutique für Brautmodelkollektionen werden, die sich „Something New“ nennt. Doch bei der Auftraggeberin handelt es sich um Marilyn Olsen, die Witwe von Ivys leiblichem Vater James, der seine uneheliche Tochter zeitlebens abgelehnt hatte. Ivy ist gezwungen, sich der unangenehmen Situation zu stellen und legt ein distanziertes und professionelles Auftreten an den Tag. Doch in Greenbriar wird sie nicht nur mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, sondern darüber hinaus auch mit Menschen, die sich von ihrem wunderschönen Äußeren und ihrer glamourösen Fassade nicht blenden lassen. Ivy ist zutiefst verunsichert, denn niemand soll ihr verletztes Innerstes und die große Leere in ihr entdecken. Dass darüber hinaus der talentierte Modefotograf Davis Knight nicht auf Ivys Verführungskünste reagiert, sondern viel zu tief in ihr Innerstes blickt, verunsichert die junge Frau und wirft sie vollends aus der Bahn. Ihrem Glauben an Geld, Ruhm und Schönheit steht Davis‘ tiefer, unerschütterlicher Glaube an Gott, der nach und nach auch den Schutzwall um die verletzte junge Frau durchdringt. Wird dieser Auftrag Ivys Karriere wieder in Schwung bringen, oder sie endgültig beenden und sie der einzigen Perspektive berauben, die sie jemals zu haben glaubte?

Was angesichts des Coverfotos und der Beschreibung eine leichte Sommerlektüre vermuten lässt, entpuppte sich rasch als tiefgründiger Roman um die verletzte Seele eines Kindes, das väterliche Liebe vermissen und viel zu schnell erwachsen werden musste. Katie Ganshert beschreibt die steile Karriere eines jungen Mädchens, dessen perfektes Äußeres sie in der Modewelt rasch nach oben brachte. Sie beschreibt das Leben hinter den Kulissen und die Erkenntnis, dass Schönheit nur allzu vergänglich ist und keine echte Basis im Leben sein kann.

In Ivy Clark erschuf die Autorin eine Protagonistin, die ihr ganzes Leben lang vergeblich nach Liebe und Anerkennung rang und von ihrem Agenten und der Männerwelt stets als Objekt behandelt wurde. In eindrucksvollen Worten und in einem wunderschönen Schreibstil berichtet Katie Ganshert von James und Marilyn Olsen, die durch James Affäre mit einer anderen Frau unverhofft zu einem Kind kommen. Ein Kind, das James nicht anzunehmen, und schon gar nicht zu lieben vermag. Ivys tiefe seelische Verletzungen und ihre enttäuschte Hoffnung auf die Liebe ihres Vaters stehen Marilyns sanfte, aber hartnäckige Versuche entgegen, die Liebe dieses Kindes zu erringen.

In Davis Knight steht Ivy ein männlicher Protagonist zur Seite, der seinerseits eine schwere Last aus der Vergangenheit zu bewältigen hat. Davis gab nach einem schrecklichen Ereignis vor zwei Jahren seine größte Leidenschaft auf und beendete seine erfolgreiche Karriere als hoch begabter Modefotograf. Die Menschen in seinem Umfeld zweifeln jedoch an der Richtigkeit seiner Entscheidung. „Gott hat dir einen besonderen Blick für seine Schönheit geschenkt. Du siehst Dinge, die wir anderen nicht sehen. Das ist eine wichtige Gabe. Also halte die Augen offen. Fang Gottes Schönheit ein und zeige sie dann der Welt. Denn diese Welt leidet, Davis. Die Menschen sind orientierungslos und suchen nach etwas Besonderem. Gott will, dass du ihnen hilfst, es zu sehen.“

Die Autorin hat sowohl bei der Charakterzeichnung der handelnden Personen, als auch in der Darstellung ihrer Gedanken, Glaubenssätze und Emotionen ausgezeichnete Arbeit geleistet. In einfühlsamen Worten und in einem behutsamen Tempo erzählt Katie Ganshert ihre Geschichte, die durch zahlreiche liebenswerte Nebenfiguren bereichert wird. Mein Herz flog der kranken kleinen Twila Welch zu, deren größter Traum eine Modelkarriere darstellt. Jordan Ludd, der sich nach seiner großen Liebe verzehrt, galt meine Sympathie, und Davis Schwester Sara Knight meine Bewunderung. Die anziehende Persönlichkeit mit ihrer großen inneren Schönheit, ihrer Lebensfreude und ihrem Lächeln spielt eine nicht unwesentliche Rolle in dieser Geschichte. Meine Favoritin und ganz persönliche Protagonistin war jedoch Marilyn Olsen, die mit ihrer liebevollen sanften Art und ihrer großzügig verschenkten Zuneigung hartnäckig um Ivys Liebe kämpft und dabei niemals aufgibt. Marilyns Bestreben, das ungeliebte Mädchen zu einer geliebten Tochter zu machen, rührte mich an mancher Stelle zu Tränen.

Fazit: „Das Leben ist nie perfekt“ wartet mit einer zutiefst berührenden und tiefgründigen Geschichte auf, deren zentrale Themen Liebe und Vergebung darstellen. Verletzungen aus der Vergangenheit müssen bewältigt und überwunden, die Prioritäten der handelnden Figuren in deren Leben überdacht und neu gesetzt werden. Der Glaube durchdringt das gesamte Buch und offenbart sich in Gesprächen und Gebeten, wird vor allem jedoch durch das Vorleben christlicher Werte seitens der handelnden Figuren vermittelt. Dieser Roman weist alle Faktoren auf, die ich an christlichen Romanen so sehr schätze – und ich kann dieses wunderschöne Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 10.06.2019

Egal was passiert, wir werden einander nie verlassen, solange wir uns lieben!

Solange sie tanzen
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Egal was passiert, wir werden einander nie verlassen, solange wir uns lieben!

„Es war mein Traum, mit dir mein ganzes Leben zu verbringen. Und dieser Traum ist in Erfüllung gegangen. Gibt es etwas Schöneres?“ ...

Egal was passiert, wir werden einander nie verlassen, solange wir uns lieben!

„Es war mein Traum, mit dir mein ganzes Leben zu verbringen. Und dieser Traum ist in Erfüllung gegangen. Gibt es etwas Schöneres?“ (Hans Friedberg)

Ada Friedberg ist seit einem Jahr verwitwet und lebt in einer kleinen Wohnung am Stadtrand von München. Der Tod ihres Ehemannes hinterließ eine riesengroße Lücke in ihrem Leben. Einzig der alte Boxerrüde Hemingway und Adas abendliche Beobachtungen der Nachbarschaft gestalten ihren einsamen Alltag ein wenig unterhaltsamer. Doch während Ada in Erinnerungen schwelgt und die goldenen Jahre mit Hans in ihren Gedanken Revue passieren lässt, ergreift sie eine leise Unruhe. Ada hat das Gefühl, immer vergesslicher zu werden, sie registriert kurze Momente der Verwirrtheit. In einem ehemals leerstehenden alten Haus erblickt Ada eines Nachts ein tanzendes Paar… hätte Hans doch bei ihr sitzen und es sehen können, hätte Ada doch noch einmal mit ihm tanzen können…

Barbara Leciejewski erzählt von der Witwe Ada, die ein einsames, aber zufriedenes Leben in einer kleinen Wohnung führt und auf bewegte und erfüllte Jahre zurückblicken darf. Die Autorin macht ihre Leser mit der reizenden alten Dame und deren Umfeld bekannt, macht sie mit Adas Alltag vertraut. Sie stellt ihnen Adas erwachsene Kinder Susanne und Thomas, deren Partner und Kinder, aber auch Adas Nachbarn vor, von denen besonders der nette alte Witwer Herr Lenz und ein hilfsbereiter junger Mann namens Leo eine wichtige Rolle spielen. Barbara Leciejewskis Geschichte wurde in zwei Erzählebenen verfasst und beginnt mit der Gegenwart, in der Ada sich in ihrem einsamen Leben als Witwe zurechtfinden muss. Der Fokus des zweiten Handlungsstrangs ist auf die Vergangenheit gerichtet, die liebevoll und in bedächtigen Schritten aufgerollt wird. Man darf die junge Ada zurück ins Jahr 1957 zu ihrer ersten Begegnung mit Hans Friedberg begleiten, erlebt die wunderschöne Zeit des Kennenlernens, ihre Verliebtheit und die gemeinsame Leidenschaft für den Tanz. Im Verlauf der Jahre überwindet das Paar einige Hürden und kann dabei stets auf eine tiefe und unerschütterliche gegenseitige Liebe bauen. Zwar verblassen mit zunehmender Vergesslichkeit das Leben und die klaren Bilder der Gegenwart immer mehr vor Adas Augen, doch die wunderschönen Erinnerungen und tiefen Gefühle der Vergangenheit bleiben bestehen. Und Ada wünscht sich nichts sehnlicher, als noch ein einziges Mal mit Hans zu tanzen.

„Es geht nicht darum, dass man ein Versprechen einhält, sondern darum, dass man es gerne einhält und dass man es an jedem einzelnen Tag wieder genauso geben würde.“

Sowohl der einfühlsame und wunderschöne Schreibstil der Autorin, als auch die starken Emotionen und tiefgründigen Gedanken machten diesen Roman zu einer herzerwärmenden Lektüre, die einerseits wehmütig stimmt, zugleich jedoch einen Rückblick in liebevoller Dankbarkeit für wunderschöne erlebte Jahre darstellt. Es gibt Bücher, die mich als Leser tief berühren und unter die Haut gehen. „So lange sie tanzen“ ist eines davon – eine erlesene kleine Perle, die mich vollständig in den Sog dieser Geschichte zog und mich durch Adas Erzählungen oftmals zu Tränen rührte. Barbara Leciejewski bedient sich hervorragend ausgearbeiteter Charaktere und schreibt von dem Kampf um eine Liebe gegen alle Hindernisse, eine Liebe, die ein ganzes Leben lang währte und auch über den Tod des Partners hinaus bestehen blieb. Das Thema Demenz wurde in die Handlung verwoben und ist von einem Aufruf, die kostbare Lebenszeit zu nützen und den Augenblick zu leben, begleitet.

„Man schiebt zu viel auf in seinem Leben. Später werde ich dies und später können wir das. Dabei wissen wir doch überhaupt nicht, ob es ein Später gibt. Wir halten uns alle für unsterblich.“

„Manchmal wünsche ich mir, ich könnte die Uhr zurückdrehen. Ich würde alles anders machen. Und ich würde jede Sekunde genießen, jede einzelne Sekunde. Warum merkt man immer zu spät, wie kostbar das Leben ist?“


Fazit: „So lange sie tanzen“ stellt eine zauberhafte Hommage an die Liebe dar und ist eine Lektüre, die man nicht so rasch wieder vergessen kann.

Begeisterte fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.06.2019

Tod hinter Glas

Schneewittchensarg
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Tod hinter Glas

Die Veranstaltung „250 Jahre Gustavssons – eine Kulturgeschichte in Glas“ dokumentiert die Erfolgsgeschichte eines Weltkonzerns und bildet den Hintergrund einer Ausstellung. Bei einem ...

Tod hinter Glas

Die Veranstaltung „250 Jahre Gustavssons – eine Kulturgeschichte in Glas“ dokumentiert die Erfolgsgeschichte eines Weltkonzerns und bildet den Hintergrund einer Ausstellung. Bei einem der Exponate handelt es sich um die Leihgabe eines amerikanischen Sammlers, eine Installation, die sich „Schneewittchen nennt“. Zum Entsetzen der geladenen Ehrengäste und des Firmenpatriarchs Gunnar Gustavsson befinden sich in diesem illuminierten gläsernen Sarkophag die menschlichen Überreste seiner Ehefrau Berit, die vor siebenundvierzig Jahren am Tag ihrer Hochzeit spurlos verschwand. Die Kriminalpolizei unter der Leitung von Ingrid Nyström rollt den knapp fünfzig Jahre alten Vermisstenfall neu auf und muss feststellen, dass er weit komplexer ist, als es zunächst den Anschein hat. Denn sowohl bei der jungen, selbstbewussten Berit, als auch bei den Familienmitgliedern der Gustavssons, gab es sorgsam gehütete Geheimnisse. Ingrid Nyström als ranghöchste Ermittlerin für Gewaltverbrechen der gesamten Region macht sich an die Arbeit und trotz eines schwelenden Konflikts zwischen ihnen beiden betraut sie auch ihre fähigste Mitarbeiterin Stina Forss mit diesem Fall. Ihnen zur Seite stehen wie gewohnt Lasse Knutsson, Anette Hultin, Hugo Delgado sowie die Pathologin Ann-Vivika Kimsel.

Die Geschichte wird in zwei Erzählsträngen dargebracht. Den Einstieg bildet eine Szene aus dem Jahr 1971, wo in einer warmen Sommernacht eine Braut spurlos verschwindet. Die Ereignisse in der Gegenwart thematisieren die Arbeit des Ermittlungsteams und die Interaktionen zwischen den Kriminalbeamten und den Mitgliedern der Familien Gustavsson, Lundberg und Thurstan. Der hervorragend konstruierte Kriminalfall wartet mit einem hohen Spannungsfaktor und vielversprechenden Fährten auf. Durch deren kursive Tagebucheinträge lernt man die verschollene Braut Berit Gustavsson näher kennen, und trotz einiger hoch brisanter und adrenalingeladener Szenen warten Voosen und Danielsson auch mit einer gewissen Situationskomik auf: „Aus großer Kraft wächst große Verantwortung“ proklamierte Forss mit aufgesetztem Pathos. – „Konfuzius?“ fragte der Mann von Gullvi Lundberg interessiert. – „Spiderman“, antwortete Forss trocken.

Wie in den Vorgängerbänden kam auch in diesem Fall das Privatleben der Kriminalbeamten nicht zu kurz. Während Ingrid Nyströms liebevoller Ehemann Anders mit Tochter Anne und dem kleinen Enkelsohn Albert für ein Jahr nach Tansania geht, wird die Deutschschwedin Stina Forss von den Dämonen ihrer Vergangenheit eingeholt. Der ehemals lebensfrohe Brummbär Lasse Knutsson wandelt sich plötzlich zu einem wortkargen und melancholischen Menschen, und auch Hugo Delgado und Anette Hultin werden mit privaten Problemen konfrontiert. Sämtliche handelnden Personen wurden hervorragend charakterisiert, ihre Darstellung war in hohem Maße überzeugend, ihre Gefühls- und Gedankenwelt wurde eindrucksvoll vermittelt. Was mich ein wenig störte war die an einigen Stellen doch recht derbe Sprache der eigenwilligen Stina Forss, der eine gestörte Persönlichkeit und ein eigenbrötlerisches und verschrobenes Wesen zugesprochen wird.

Trotz dieses kleinen Kritikpunkts empfand ich das vorliegende Buch als einen weiteren Bestseller aus der Feder des beliebten schwedischen Autorenduos. Roman Voosen und Signe Danielsson schaffen es immer wieder, mit ihren Krimis hochgradige Spannung und ein außergewöhnliches Abenteuer im Kopf zu erzeugen und mich dabei mit völlig unerwarteten Wendungen zu überraschen. „Schneewittchen-Sarg“ hat mich sehr gut unterhalten, mir ausgezeichnet gefallen und wartet vor allen Dingen mit einem atemberaubenden Finale auf, das es wirklich in sich hat. Auch für diesen ausgeklügelten und komplexen Fall kann ich einfach nur die Höchstwertung und eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Ich freue mich bereits jetzt auf das nächste Werk meiner favorisierten nordischen Krimiautoren!