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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2019

Augenstern

Krokodilwächter. Ein Kopenhagen-Thriller
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Für Esther de Laurenti ist es ein Schock, was in dem Haus geschieht, in dem sie sowohl selbst wohnt, als auch zwei Wohnungen vermietet: als ihr Nachbar Gregers die Treppe im Haus hintergeht, stolpert er ...

Für Esther de Laurenti ist es ein Schock, was in dem Haus geschieht, in dem sie sowohl selbst wohnt, als auch zwei Wohnungen vermietet: als ihr Nachbar Gregers die Treppe im Haus hintergeht, stolpert er angesichts einer offenstehenden Tür und fällt praktisch neben die Leiche einer jungen Frau. Jeppe Kørner und Anette Werner von der Kopenhagener Polizei haben mit ihrem Team bald die Identität der jungen Studentin ermittelt. Doch was sollen die seltsamen Schnittspuren im Gesicht der Toten? Wer ist der Täter? Während die Polizisten das Umfeld der Ermordeten befragen, wird schnell klar, dass deren Vater ein ganz bestimmtes Bild von seiner Tochter hatte – und dass dieses wenig mit der Realität übereinstimmte. Da entschließt sich Esther, den Ermittlern die Wahrheit zu sagen. Sie hat Julie ermordet – allerdings nur in der Phantasie. Doch dadurch kann sie trotzdem in Gefahr geraten...

In diesem von Dietmar Bär wie gewohnt grandios gelesenen Hörbuch ist es nur eine der ungewöhnlichen Zutaten, dass die beiden Ermittler eigentlich wenig miteinander anzufangen wissen – ohne wirklich dadurch zu Gegnern zu werden. Im Vergleich zu sonstigen Situationen in Krimis und Thrillern ist das sicherlich eine realistische Sicht auf eine typische Konstellation am Arbeitsplatz. Dazu gibt es den Kniff, dass der Roman nur die Sicht von Jeppe darstellt, nicht aber die von Anette - dafür zusätzlich die von Esther. Außerdem gibt es dazu noch kurze Einschübe eines Ich-Erzählers, die sich dann als wiederum ungewöhnliches Mittel bald klären. Der Fall ist spannend, allerdings fand ich die Brutalität teils unnötig (ja, ich habe gerade fast parallel die deutlich drastischeren Thriller von Andreas Gruber gelesen – dort passte die weitaus heftigere Brutalität aber meiner Meinung nach). Auch gibt es gewisse Längen mit Jeppes Schmerzen und Schmerzmitteln sowie seinen Erektionsproblemen nach dem Scheitern seiner Ehe, davon hätte mir weniger gereicht. Esthers Vorliebe für Rotwein hingegen fand ich irgendwie passend und sympathisch – ich kenne da einige Damen in dem Alter mit ähnlichen Hobbys. Ja, das ist trotzdem ungesund. Nein, ich muss da nicht konsequent sein. Außerdem ist Esther Hundemama, die darf das.

Insgesamt also hat mir das Gesamtpaket gefallen, auch wenn mir außer Esther und Johannes (dem Kumpel von Jeppe) eigentlich niemand so wahnsinnig angenehm war. Den zweiten Teil habe ich bereits bestellt. 4 Sterne

Veröffentlicht am 16.04.2019

Troubled Past

Der Väter Fluch
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Ich habe die Original-Version gelesen "The Forgotten". Einer der seltenen Fälle, in denen ich den Titel der deutschen Ausgabe passender finde...

"The call was from the police. Not from Rina's lieutenant ...

Ich habe die Original-Version gelesen "The Forgotten". Einer der seltenen Fälle, in denen ich den Titel der deutschen Ausgabe passender finde...

"The call was from the police. Not from Rina's lieutenant husband, but from the police police." p 1 The shul, the makeshift synagogue Rina and her family are members with, has been vandalized. Makeshift? Well, the orthodox congregation have rent a former storefront. The place has been broken in, the books have been torn, there are spray painted insults, swastikas, photography with concentration camp victims. A silver wine cup was stolen, a kiddush cup. Rina's husband Peter Decker is sent to investigate - he has his team search hate groups along with local schools, as the last similar cases had been committed by teenagers from private high schools. But even when a very probable suspect is found, this case has come by no means to a conclusion, because in the end, there will be murder, runaways, over eager parents and parents who could not care less, drugs, and fraud. And the case will hit close to home for the Deckers.

The series is strictly police procedural, with lots of footwork, and only at the beginning of using the internet. It kept me glued to the story, I like the dry irony of the writing (sort of Philip Marlowe - style), there was some action scene in it, and lots of pages with Rina involved. The case seemed logical enough, although I kind of wonder how probable it would have been that everything would end up linked together - how many separate crimes were there in the end? Like, 5 or 6??

There has been a long break from my side between the last book in this series and now this number 13 (there are 24 books as of 2019) - I admit that I liked the first ones best and thus lost speed. Decker's wife Rina is orthodox Jew and he adapted his life along. Longer story, read books 1+2, but you might as well hop in with this one, there are enough explanations without being overly spoilers. The Deckers are a real patchwork family, with his grown daugther from his divorced ex-wife, Rina's two sons from her husband, who died of cancer, and one daughter together.The first books were rich in explaining orthodox live mostly via Peter's questions, discuss an issue and often relate this to the topical case. Then Rina sort of faded to the background - same as I faded as a reader. Since the last book, author Faye Kellerman got me back. Now this is a lot with Rina and the family - mostly Jake - and lots about genocide in general, with Treblinka in particular, plus some discussion about couples with mixed background, which in this context might even mean orthodox Jew and not Jewish enough, aka, not orthodox; or Spanish-speaking, but Cuban and Mexican. They could have taken that further, but okay.

Complaints? Hm, Rina. I do like Rina, but I sometimes wonder. I mean, some readers complain about her being "holier than holy", which I would not sign, but then, come on. She is by twelve years younger than Peter, all men who see her tend to fall in love with her or feel lust about her, and she does not care much about how she looks like, other then look modest. And sexy as she is, and bright, and educated, she only ever sees Peter, despite a detective's income, working long hours, being grumpy and patronizing, and being a tad, hm, bulky. So she just wants what every girl would want...?!

Else, pretty good. 4 solid stars

Veröffentlicht am 16.04.2019

Kein Thriller, eher ein ruhiger Krimi mit psychologischem Nachbrenn-Effekt. Grandios vorgelesen

Der Mann im Park
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Ein kleines Mädchen wird tot in einer stillgelegten Fabrik gefunden, es ist 1928, Stockholm. John Sterner (sprich: Scherna; zumindest laut Hörbuch) ermittelt. Er ist routiniert, beginnt mit den üblichen ...

Ein kleines Mädchen wird tot in einer stillgelegten Fabrik gefunden, es ist 1928, Stockholm. John Sterner (sprich: Scherna; zumindest laut Hörbuch) ermittelt. Er ist routiniert, beginnt mit den üblichen Untersuchungen. Fingerabdrücke, Spurensicherung, die DNS kann man noch nicht nutzen und auch niemanden kurz mit dem Handy anrufen – ansonsten unterschied sich für mich überraschend wenig von heutigen Ermittlungen. Wer hat sie gefunden und warum, ist seine Aussage glaubwürdig, gab es Zeugen, wie kam das Mädchen dorthin, Ingrid heißt sie, mit wem hat sie sich vor ihrem Tod getroffen und wo, die Verzweiflung der Mutter, hätte der Vater, der kein Kind wollte, ein Motiv.

Sterner verspricht der Mutter, den Mord an ihrer Tochter aufzuklären, verbeißt sich immer mehr in den Fall, ermittelt erfolglos bei „den üblichen Verdächtigen“. Ein Mann im Park hat sich mit der Kleinen getroffen, ihr Geld gegeben, um Glanzbilder zu kaufen (ich nehme an, das, was ich als „Lackbilder“ kenne?). Nach Sterners vorzeitigem Ruhestand spürt ein Journalist ihn im Urlaub auf, es ist inzwischen 1953. Er möchte über ungeklärte Fälle schreiben und hat auch diesen einen, den, der Sterner nie losließ, ausgewählt. Und Sterner erinnert sich, hat Kopien der Akten, Tagebuchnotizen, taucht noch einmal tief in das Geschehen ein, erzählt. Der Mord ist kurz davor, nach nun fast 25 Jahren zu verjähren (Anmerkung: was in Deutschland bei Mord nie der Fall ist).

Der Ton ist ruhig, Sterner hat schon alles gesehen. Oft lässt der Autor den Leser am inneren Monolog des Ermittlers teilhaben, der sonst eher wortkarg ist. Eigentlich ist er emotional, hängt sehr an seiner Frau, das scheint aber mehr in seinem Inneren stattzufinden. Ich habe erstaunlich wenig das Gefühl gehabt, im „Früher“ zu sein, bis auf Hut und Anzug und die noch nicht entwickelte Technik lassen sich kaum Unterschiede wahrnehmen. Selbst die beschriebene Form des Zusammenlebens, die „Stockholmer Ehe“, bevor Sterner geheiratet hatte, die unverheiratete Mutter des Mädchens, wecken kein Naserümpfen.

Einen Thriller sehe ich hier nicht, viel „police procedural“, Mitlesen bei der Fußarbeit, mit psychologischen Ansätzen. Pontus Ljunghill lässt in seinem Debüt viel Zeit und Raum für Details, für den langsamen Fortschritt. Früh liest man aber auch aus der Sicht des Täters – nur in dessen Kopf findet zwischen ihm und Sterner eine Art Wettbewerb statt, während Sterner mir eher gegen sich zu kämpfen scheint, gegen das „Nicht-Aufklären“. Wenn einer nicht weiß, dass der andere auch ihn als Gegner wahrnimmt, ist es dann ein Wettkampf, kann es dann ein psycholgischer Spannungsroman sein?

Gelesen ist das genial von Bodo Primus, der sogar das, was als verschiedene schwedische Dialekte angekündigt wird, darstellen kann. Gehört konnte ich das haben, die Langsamkeit, dieses ruhige Voranschreiten, auch das häufige „sagte“ – was tat er, sagte er. Dieses und jenes, sagte sie. Mein alter Deutschlehrer hätte mir das um die Ohren gehauen, hier passte es. Trotzdem, gerade vom Schluss her, hat mich das .. ja was? Überrascht, umgehauen, geschockt, enttäuscht, verwundert? Irgendwie alles und nichts davon. Das ist schon definitiv ein Coup, ganz anders, aber auch irgendwie nicht alles „ganz“. Sterners Ehefrau Carolina ging mir mit ihrer Anspruchshaltung auf die Nerven, beim Täter nervte mich die Innensicht – und dieser Hass soll dann eventuell später zur Ruhe gekommen sein?

Für ruhige Stunden, gerne gehört, definitiv nicht für die klassischen Thriller-Leser. Für mich fing die eigentliche Geschichte in der Nacht nach dem Buch an, als ich über die Geschichte nach der Geschichte nachdachte. Für diesen „Nachbrenner“ 4 Sterne.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Solider Krimi, fesselt mit vielen Facetten

Justice - Alex Cross 22
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Weil einem Mitglied aus seiner Familie ein Mord und zwei Vergewaltigungen vorgeworfen werden, fährt Ermittler Alex Cross mit Großmutter, Ehefrau und zwei seiner Kinder in seinen Herkunftsort, den er aufgrund ...

Weil einem Mitglied aus seiner Familie ein Mord und zwei Vergewaltigungen vorgeworfen werden, fährt Ermittler Alex Cross mit Großmutter, Ehefrau und zwei seiner Kinder in seinen Herkunftsort, den er aufgrund der Erinnerungen aus seiner Kindheit an die Drogenvergangenheit und tragischen Tode seiner Eltern lange Jahre gemieden hatte.


Was wie ein harmloser Familienausflug beginnt, hat mich dann das ganze Buch über komplett in den Bann gezogen, inklusive einer Auflösung, mit der ich nicht im Ansatz gerechnet hatte. Ein echter „page turner“, bei der Cross‘ Familie zwischen die Fronten gerät und er selbst sich mit den Geistern seiner verdrängten Vergangenheit auseinandersetzen muss.


Patterson hat hier einen facettenreichen Krimi abgeliefert:
Rassismus in den Südstaaten der USA früher und heute, familiäre Hintergründe über den Ermittler, ein nicht unwichtiger Nebenplot und ein spannender Plot, der seinen Beginn in der Vergangenheit auch des Ermittlers hat. Mit anderen Worten: Wer einen soliden Krimi lesen möchte, der neben einer fesselnden Handlung nicht nur an der Oberfläche bleibt, sondern auch glaubhafte Einblicke bietet in sowohl bedingende gesellschaftliche Hintergründe als auch die Persönlichkeit der Ermittler, ist mit „Cross Justice“ gut bedient. Dabei schafft es James Patterson, die zu ermittelnden Gewalttaten sachlich darzustellen, ohne jedoch in ein Schwelgen in Brutalität zu verfallen. Einzig die Art und Weise des finalen Showdowns (nicht der Inhalt, der ist aufs feinste ausgetüftelt!) hätte für mich etwas weniger in Wildwestmanier ausfallen dürfen.


Das Buch ist bei weitem nicht das erste mit dem namengebenden Ermittler Alex Cross, jedoch ist es ohne Probleme auch ohne Vorkenntnisse aus den vorangegangenen Bänden zu lesen und zu verstehen – was jetzt definitiv nicht heißt, dass ich nicht in den einen oder anderen weiteren Cross-Roman zu schauen gedenke…


Veröffentlicht am 11.01.2019

Achtung: bezieht sich NUR auf die titelgebende Short Story

Minority Report
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...es gibt eine ebook-Version mit NUR der Titelgeschichte.

I was surprised I rather liked this - not like enthusiastically, but I felt very entertained. I had never seen the movie and I do normally dislike ...

...es gibt eine ebook-Version mit NUR der Titelgeschichte.

I was surprised I rather liked this - not like enthusiastically, but I felt very entertained. I had never seen the movie and I do normally dislike S/F stories. This one comes a bit different.

Set in a post-war future on earth, Precrime is the main method (and department) of policing (nowadays, that method would be called preventive policing, so it is not that far-fatched). Five years ago, the last murder occurred. Any other moment, the deed had been prevented before it could happen - thanks to the predictions uttered by the three so-called precogs. Analysis of everything those three say has become the major task of the police - as it had been established by Police Commissioner John Anderton. Now that Anderton has Ed Witwer in his office, the young man supposed to take over his job one day, Anderton. Unwilling as Anderton is to this, he soon recognizes more problems: he finds his own name on one of the cards for criminals-to-become.

Despite the S/F setting, and concept of the precogs, the rest of the story is based on the one hand on the general moral discussion (suffering victims vs. suffering of technically innocent inmates) and on the other hand on the logical discourse within the case of "minority report vs. majority report".

Great idea and plot - although it makes me wonder to read that Dick basically seems to have done everything under the influence. I needed a cyberpunk story for the 2018 Popsugar Reading Challenge and will rather get the whole book. I do not like Tom Cruise, but this was no "Mission Impossible" to broaden my reading horizon.