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Veröffentlicht am 31.07.2019

Falsche Zielgruppe

Dschungel
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Als ich den Klappentext dieses hübschen Buches gelesen habe, dachte ich: Toll, ein Buch über Freundschaft! Ein ungewöhnlicher Reisebericht! Und Kambodscha hat mich ja schon seit längerem interessiert. ...

Als ich den Klappentext dieses hübschen Buches gelesen habe, dachte ich: Toll, ein Buch über Freundschaft! Ein ungewöhnlicher Reisebericht! Und Kambodscha hat mich ja schon seit längerem interessiert. Das muss ich lesen.

Hätte ich mal weitergesucht. Friedemann Karig gibt sich große Mühe- damit, die ziemlich zerstörerische Freundschaft zweier Jungen vom Kindes- bis ins junge Erwachsenenalter darzustellen. Wie unausgewogen die Beziehung der beiden ist, erkennt man schnell daran, dass der Erzähler, der die Geschichte aus seiner Sicht schildert, namentlich überhaupt nicht erwähnt wird, während er die ganze Zeit über seinen Freund Felix erzählt.

Denn Felix ist verschwunden. Seit mehreren Wochen hat niemand mehr von ihm gehört, sein letztes Lebenszeichen kam aus Kambodscha. Der Erzähler, von seinem Freund nur Herr Doktor genannt, macht sich natürlich (ohne Vorbereitung oder nähere Informationen) auf den Weg, um ihn wiederzufinden.

Schon von Beginn an merkt man, das wird anders als ich es mir vorgestellt habe. Ein Buch über Freundschaft stelle ich mir irgendwie positiv vor. Die hier dargestellte Beziehung fühlt sich aber auf ganzer Linie falsch und angestrengt an; irgendwie nicht richtig. Beide Männer erscheinen mir unsympathisch, der eine durch seine ständige Unterwürfigkeit und widerstandslose Folgsamkeit; der andere durch seine Agressivität und übermäßige Dominanz.

Die Geschichte an sich plätschert irgendwie eindruckslos an mir vorbei oder ich finde keinen Zugang zu ihr. Das Buch kann mich nicht packen, meine Gedanken schweifen beim Lesen ständig ab. Zum Schluss muss ich mich fast dazu zwingen, das Buch überhaupt noch in die Hand zu nehmen, bis ich es dann doch abbreche.

Vielleicht hätte sich die Geschichte ja doch noch zum Positiven weiterentwickelt, ich möchte da ja nix schwarz malen. Ich war anscheinend einfach die falsche Zielgruppe für diesen Roman.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Interessant, aber nötig?

Ceviche. Das Kochbuch
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Der erste Blick in dieses Buch hat mich sofort fasziniert:

Gegarter Fisch, ohne dass ich groß kochen muss oder viele Zutaten benötige? Das klingt einfach zu gut um wahr zu sein!

Und so in etwa war es ...

Der erste Blick in dieses Buch hat mich sofort fasziniert:

Gegarter Fisch, ohne dass ich groß kochen muss oder viele Zutaten benötige? Das klingt einfach zu gut um wahr zu sein!

Und so in etwa war es dann auch:

Laut dieses Kochbuches kommen Ceviche aus der peruanischen Küche, können aber auch sehr stark japanisch beeinflusst zubereitet werden. Koch und Autor hat deshalb eine bunte Vielfalt an Variationen dieser beiden Zubereitungsvarianten zusammengestellt und dazu noch vegetarische und Eigenkreationen beigefügt.

Alle Rezepte sind wunderbar ansprechend fotografiert und machen so Lust, sofort mit dem Kochen zu beginnen. Ganz so einfach, wie es auf den ersten Blick schien, ist es dann aber doch nicht.

Zunächst einmal sind einige der benötigten Zutaten (mal abgesehen vom nötigen, für den Rohverzehr geeigneten Fisch) nicht ganz so leicht zu bekommen, angefangen bei Hauptzutaten wie Ají und Tigermilch.
Positiv anmerken kann ich dabei, dass dem Buch ein Glossar und eine Händlerliste beigefügt ist, die den Einkauf bzw die Vorbereitung ein wenig erleichtern; ein schnelles Kochvergnügen sieht allerdings anders aus.

Auch zeigt sich schnell, dass bei dieser Art der Gerichte die Vorbereitung der Zutaten alles ist. Am Anfang muss alles geschnippelt und soweit verarbeitet werden, dass man dann zum Schluss alles nur noch schnell zusammenschmeißen muss. Denn sobald der Fisch dank der Zitrussäure gart, muss er innerhalb weniger Minuten verzehrt werden, da das Gericht sonst ungenießbar wird (aus Erfahrung lernt man ja bekanntlich).

Mit anderen Worten zeigt dieses Buch, wie man mit riesigem Aufwand bei minimalem Effekt seine Gäste beeindrucken kann. Für meine Alltagsküche eignet es sich dann doch eher nicht. Ich überlasse die Bühne lieber dem Gastronomen um die Ecke, der mit seiner Streetfood-artigen Eventküche Ceviche in aller Munde bringt.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Entwurf statt fertigem Produkt

Dragon Hunter Diaries - Drachen bevorzugt
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Liebe Frau MacAlister,

als ein großer Fan Ihrer Bücher möchte ich sagen: Das können Sie besser!

Über viele Jahre hinweg haben Sie sich eine große Fangemeinde aufgebaut mit Ihren zahlreichen Büchern über ...

Liebe Frau MacAlister,

als ein großer Fan Ihrer Bücher möchte ich sagen: Das können Sie besser!

Über viele Jahre hinweg haben Sie sich eine große Fangemeinde aufgebaut mit Ihren zahlreichen Büchern über Drachen, Dämonen und diverse andere Gestalten der übernatürlichen Gemeinde.

Mit diesem Buch sollte nun eine neue Reihe eröffnet werden, in der es um Kreuzungen aus Drachen und Dämonen gehen sollte, sogenannten Drachenjäger, die als Krieger für die Sicherheit in der Anderswelt sorgen sollen.

Folgt man nun aber der Geschichte um Ronnie, die von ihrer sterbenden Schwester mehr schlecht als recht in ihr übernatürliches Erbe eingeweiht wird, und Ian, der scheinbar mit seiner dämonischen Seite und anderen Schicksalsschlägen zu kämpfen hat, bekommt man doch schnell den Eindruck, dass hier gewaltig was schief läuft.

Mal abgesehen davon, dass die Kommunikation zwischen sämtlichen Figuren Ihrer Geschichte katastrophal daneben geht und alle permanent aneinander vorbei reden, fühlt man sich auch von den konfusen Handlungssprüngen überfordert.

Insgesamt wirkt die ganze Geschichte seltsam unfertig, als ob Sie sich zwischendurch nicht ganz sicher gewesen wären, in welche Richtung sich das Buch überhaupt entwickeln sollte. Auch die Charakterentwicklung der Figuren wirkt irgendwie unausgereift, besonders in Bezug auf die weibliche Hauptfigur.

Den Plot als Tagebuch/ Romanentwurf Ronnies zu entwerfen schien für mich auf den ersten Blick eine gute Idee zu sein, wird aber leider nicht stringent durchgezogen, was den Leser nur zusätzlich verwirrt (Thema seltsame Überschriften).

Der gewohnte MacAlister-Charme scheint zwar ab und zu durch, geht aber oftmals in den übertrieben schrulligen Dialogen unter. Außerdem fehlen besonders für Quereinsteiger wichtige Erläuterungen und Hinweise, um die Handlungsweise bzw die Geschichte an sich überhaupt verstehen zu können.

Fazit:

Ich bin mir sicher, Frau MacAlister, Sie können das wesentlich besser; Ihre vorherigen Bücher haben es ja gezeigt. Möglicherweise wurde ja anstelle des fertigen Skripts ein Rohentwurf in Druck gegeben?

Falls nicht, lassen Sie sich in Zukunft bitte nicht von Lektoren oder Verlegern stressen, nehmen Sie sich lieber die nötige Zeit, um ein spannendes, lustiges, in ganzer Linie unterhaltsames Buch zu schreiben und nicht nur den blassen Schatten eines solchen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 10.06.2019

Gemeinsam verloren

Niemals ohne sie
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"Niemals ohne sie" ist das große Motto, das die 21 Kinder der Familie Cardinal ihr Leben lang zu verfolgen scheint. Aufgewachsen in einer verwahrlosten Bretterbude in einem kleinen Kaff im Nirgendwo Kanadas, ...

"Niemals ohne sie" ist das große Motto, das die 21 Kinder der Familie Cardinal ihr Leben lang zu verfolgen scheint. Aufgewachsen in einer verwahrlosten Bretterbude in einem kleinen Kaff im Nirgendwo Kanadas, machen sie schon früh Bekanntschaft mit Entbehrung und ständigem Kampf. Der Vater lebt für seine Erzsuche und bleibt mehr ein fernes Glanzbild, das die Kinder anhimmeln, die Mutter führt ein aufopferungsvolles Leben hinter ihren Kochtöpfen im ständigen Kampf, iher Rasselbande zu ernähren. Die Kinder führen ein zügelloses Leben, kümmern sich umeinander und regieren dank ihrer schieren Überzahl den Ort.

Und doch zeigt die Geschichte, die nacheinander aus der Sicht von sieben der Geschwister erzählt wird, dass dieser übermächtige Zusammenhalt, dieses strikte Gemeinschaftsdenken auch seine Schattenseiten hat. Dass die Kinder in der Masse ihrer Geschwister unterzugehen drohen, es für jedes ein Kampf ist, sich selbst zu entdecken und zu verwirklichen.

Die Geschichte ist eine Schilderung der Extreme, die die Liebe der Familie ausbilden kann, erzählt in einer fast schon poetischen Sprache. Und doch bleibt mir "Niemals ohne sie" seltsam fern. So wie sich die Cardinals gegen ihre Umwelt abschirmen, so verwehrt sich dieses Buch mir und gestaltet das Lesen dadurch schwierig.

Fazit:
Auch wenn ich mit diesem Buch nicht hundertprozentig warm geworden bin, so hat es doch einen seltsamen Sog entwickelt, welcher mich mit Sicherheit sehr bald zum nächsten Buch von Jocelyne Saucier greifen lassen wird.

Veröffentlicht am 31.05.2019

Handwerklich verbesserungswürdig

Was uns erinnern lässt
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Wie sehr habe ich diesem Buch entgegen gefiebert, behandelt es doch mit der DDR für mich literarisches Neuland und spielt zudem auch noch in meiner Heimat.

Beleuchtet wird die Geschichte der Familie Dressel ...

Wie sehr habe ich diesem Buch entgegen gefiebert, behandelt es doch mit der DDR für mich literarisches Neuland und spielt zudem auch noch in meiner Heimat.

Beleuchtet wird die Geschichte der Familie Dressel und ihres Hotels Waldeshöh am Rennsteig, die dank eines Ereignisses in ein Davor und Danach gespalten ist:
Ab Ende des Zweiten Weltkrieges begleiten wir die ersten beiden Generationen der Dressels, die um den Erhalt ihres Hotels kämpfen.
Gleichzeitig in der Gegenwart ist die junge Mutter Milla auf der Suche nach "Lost Places" im Thüringer Wald unterwegs und entdeckt die Überreste des Hotels. Um mehr darüber zu erfahren, sucht sie den Kontakt zu den letzten Familienmitgliedern der Dressels.

Die Geschichte an sich finde ich schön umgesetzt, abwechselnd erfährt bekommt man Informationshäppchen aus beiden Epochen zugeworfen und kann so das Schicksal dieses stellvertretend für die ganze DDR-Bevölkerung stehenden Hauses verfolgen. Allerdings gefällt mir der in der Vergangenheit verlaufende Erzählstrang wesentlich besser.

Das liegt zum großen Teil an der auf mich vollkommen unsympathisch wirkenden Milla. Nicht nur, dass ich mich frage, wie es diese Frau ohne Durvchsetzungsvermögen geschafft hat, ihren Sohn alleine großzuziehen. Ich finde es auch vollkommen unmöglich, wie sie sich, nur auf der Suche nach einer guten Story für ihren Instagram-Account, in das Leben einer fremden Familie drängt und das, obwohl sie ganz klar merkt, dass das gar nicht erwünscht ist. Zudem wirken die Dialoge seltsam hölzern und der ganze Plot etwas zu konstruiert, was dazu führt, dass das ganze Buch seltsam distanziert bleibt. Ich vermisse das Einfühlungsvermögen, dass es braucht, um solch ein Familienschicksal glaubhaft zu erzählen.

Fazit:
Ich wollte dieses Buch so sehr mögen und habe ihm immer wieder eine Chance gegeben, aber sowohl die unmögliche Protagonistin als auch der Erzählstil haben das immer wieder versaut.