Dies ist bereits der fünfte Band aus der Reihe um „die heimliche Heilerin“. Madlen von Beyenburg und ihr zweiter Ehemann Franz führen ein Hospital in Worms. Ein Neubau ist geplant, denn in den Räumen, wo die Kranken bisher untergebracht sind, geht es sehr beengt und behelfsmäßig zu.
Als der Erzbischof von Köln einen Boten schickt und sie um ihr Kommen bittet, macht sich Madlen sofort auf den Weg, denn mit Friedrich III. von Saarwerden verbindet sie eine langjährige Freundschaft. Anders als von Madlen vermutet, geht es dem Erzbischof nicht um eine Behandlung seines schon länger währenden Steinleidens, sondern er fühlt, dass seine Zeit auf Erden zu Ende geht und möchte seine Angelegenheiten ordnen. Dabei wünscht er sich Madlens Gegenwart, denn er hat einiges mit ihr zu bereden.
In dem Bewusstsein, alles geklärt zu wissen, verabschieden sie sich einige Tage später, und Madlen tritt den Heimweg nach Worms an. Aber dann kommt alles ganz anders als gedacht, und Madlen wird viel abverlangt. Sie erlebt schmerzliche Verluste und muss schwerwiegende Entscheidungen treffen, und letztendlich gerät ihr Lebenswerk in Gefahr.
Madlen wird als starke, geradlinige Frau beschrieben, die sich von den Männern ihres Zeitalters nicht einschüchtern lässt. Ich habe ihren Werdegang vom ersten Band an verfolgt und lese die Bücher über ihre Entwicklung und ihr Leben sehr gerne. Man erfährt viel über die damaligen Behandlungsmethoden der Kranken, aber auch über die Zweifel und das mangelnde Wissen der damaligen Zeit. Damit hadern auch Madlen und ihr Mann, denn es gibt so viele Menschen, denen sie nicht helfen können, weil die Ursachen vieler Krankheiten damals noch nicht bekannt waren.
Mit dem Erzbischof Friedrich von Saarwerden und den Anwärtern für seine Nachfolge bringt die Autorin einige historische Persönlichkeiten ins Spiel, die die Handlung sehr authentisch wirken lassen. Ob sich manches ähnlich zugetragen hat, wissen wir nicht, aber wie ich dem Nachwort der Autorin entnehme, hat sie sich sehr viele Gedanken gemacht, ausgiebig recherchiert und die geschichtlichen Zusammenhänge weitgehend so wiedergegeben, wie sie überliefert sind.
Ich mag den gefälligen Schreibstil der Autorin, auch wenn sie manchmal fast zu sehr ins Detail geht. Bei manchen Handlungen der Personen, die bis ins Kleinste beschrieben sind, hatte ich den Eindruck, dass sie eventuell später noch wichtig sein könnten. Manchmal war das tatsächlich der Fall, aber einige Szenen fanden nie mehr Erwähnung und hatten auch keinen Einfluss auf die weitere Handlung. Das Buch liest sich leicht und ist interessant, eben weil man sehr viele Informationen über den Alltag im 15. Jahrhundert erhält. Im letzten Drittel wird es dann richtig spannend, und das Ende wirkte dann wiederum fast ein wenig überstürzt.
Auch wenn es der fünfte Teil einer Reihe ist, kann man das Buch gut für sich allein lesen, denn die Handlung aller Bände ist jeweils in sich abgeschlossen. Rückblicke zu wichtigen Ereignissen der früheren Bände sind geschickt in die Handlung eingebaut. Ich habe beispielsweise erst beim Lesen des Romans festgestellt, dass mir einiges aus den Rückblicken unbekannt vorkam. Erst da habe ich gemerkt, dass ich zwar die Bände 1 bis 3, aber nicht den vierten Band gelesen habe. Meine Wissenslücken wurden jedoch durch die erwähnten Rückblicke gut aufgefüllt. Da für mein Empfinden am Ende nicht alles schlüssig war, gehe ich davon aus, dass die Abenteuer der Madlen von Beyenburg noch lange nicht zu Ende sind, und ich hoffe, dass dann auch meine offenen Fragen aus diesem fünften Band eine Erklärung finden.