Cover-Bild Die Aussprache
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 05.03.2019
  • ISBN: 9783455005097
Miriam Toews

Die Aussprache

Monika Baark (Übersetzer)

Der Platz 1-Bestseller aus Kanada.

Acht Frauen. 48 Stunden Zeit, die eigene Geschichte umzuschreiben.

Jahrelang haben sie versucht, mit dem, was geschehen ist, zurechtzukommen. Jetzt haben die Frauen einer abgeschieden lebenden Gemeinschaft die Gelegenheit, alles anders zu machen. Und so ergreifen sie das Wort. Sollen sie bleiben oder gehen? Bleiben sie, dann müssen sie nicht nur angehört werden, sondern auch verzeihen. Gehen sie, müssen sie in einer ihnen gänzlich unbekannten Welt den Neuanfang wagen.

„Ein Vulkan von einem Roman.“ Lauren Groff

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.01.2019

Eine ungewöhnliche Versammlung

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Es ist eine ausgesprochen ungewöhnliche Versammlung, die hier im Geheimen auf dem Heuboden eines dementen alten Mannes stattfindet in Molotschna, einer Mennonitenkolonie in Kanada, deren Mitglieder ebenso ...

Es ist eine ausgesprochen ungewöhnliche Versammlung, die hier im Geheimen auf dem Heuboden eines dementen alten Mannes stattfindet in Molotschna, einer Mennonitenkolonie in Kanada, deren Mitglieder ebenso abgeschieden wie - aus Sicht der sogenannten modernen Welt - rückständig leben und sich Gott anvertraut haben.

Umso ungeheuerlicher, was sich gerade dort zugetragen hat! Über Jahre hinweg hat eine Gruppe von Männern Frauen und Mädchen betäubt und mißbraucht - Nachts im Schlaf. Nur durch Zufall wurden die Schuldigen entdeckt und stehen nun in der Stadt vor Gericht.

Acht Frauen, Vertreterinnen dreier Generationen aus zwei Familien, wollen nicht wie die anderen einfach weitermachen, sondern sich wehren, indem sie etwas ändern. Die Versammlung dient der Entscheidung: soll gekämpft oder gegangen werden?

Da alle Frauen Analphabethinnen sind, haben sie August Epp, der eine Außenseiterposition in der Kolonie einnimmt, gebeten, ihre Sitzungen zu protokollieren.

Diese Protokolle, in denen jedoch auch der Blick auf Augusts eigenes Leben, seine Vergangenheit gerichtet wird, sind die Grundlage dieses Romans, der einerseits eine große Trauer, andererseits eine ungeheure Kraft beinhaltet, die ich während meiner Lektüre als sehr faszinierend empfand.

Die kanadische Autorin Miriam Toews war mir bisher nur vom Namen her bekannt und was bin ich froh, dass sich das nun geändert hat. Denn in ihrem Roman zeigt sie auf, dass es selbst in der ausweglosesten Situation einen Ausweg gibt - egal wie schutzlos auch die Suchenden sind. Sie zeigt klar die Werte auf, die dafür grundlegend sind: Mut, Zusammenhalt und auch Zuversicht.

Ein überaus ungewöhnlicher Roman, dessen besonderer Charme darin besteht, dass ein Mann über die Belange der Frauen berichtet: natürlich auch über seine eigenen, doch die dienen eher als Ergänzung zu den zentralen Entwicklungen - und die ranken sich nun mal um die acht Frauen, die sich dort zusammengefunden haben.

Ein sehr lakonischer, ja sparsamer Stil ist es, den Autorin Miriam Toews hier verwendet und gerade dadurch ist die Klarheit der Worte, der Gedanken, so ungeheuer eindringlich.

Stellenweise hat sie mich in ihrer Hinwendung zum Ursprünglichen an Louise Erdrich erinnert, auch wenn es nicht um die indigene Bevölkerung Nordamerikas, sondern um Mennoniten geht. Doch in ihrer Auseinandersetzung mit der jeweiligen außenstehenden Bevölkerungsgruppe ähneln sie sich in meinen Augen. Ein Roman wie ein Blitzeinschlag: Eigentlich passiert nicht viel, aber es steckt eine ungeheure Kraft hinter der ganzen Geschichte. In der ganzen Ernsthaftigkeit, der Achtung der Autorin vor dem Schicksal ihrer Protagonistinnen steckt eine gewisse Leichtigkeit, sogar ein nicht erwarteter Übermut, stellenweise auch Humor - all das kommt überraschend, fügt sich aber ausgesprochen stimmig in die Entwicklungen ein.

Ein Roman, den ich jeder Frau empfehle. Nein, eigentlich empfehle ich ihn jedem, dem die Geschicke der Frauen - ob im Besonderen oder Allgemeinen - am Herzen liegen!

Veröffentlicht am 10.06.2019

Markerschütterndes Thema, das leider unzufriedenstellend in Romanform gegossen wurde.

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Nichtstun, bleiben und kämpfen oder gehen – das sind die Optionen, die die acht Frauen in Miriam Toews’ Roman “Die Aussprache” für sich und all die anderen Frauen in ihrer Gemeinschaft sehen. Denn in ihrer ...

Nichtstun, bleiben und kämpfen oder gehen – das sind die Optionen, die die acht Frauen in Miriam Toews’ Roman “Die Aussprache” für sich und all die anderen Frauen in ihrer Gemeinschaft sehen. Denn in ihrer Mennonitenkolonie in Bolivien gab es in jüngster Zeit immer wieder Vorfälle, die die Frauen und ihre Kinder nicht auf sich beruhen lassen wollen und dürfen: Blutverschmiert und schmerzerfüllt wachten die weiblichen Mitglieder der Gemeinde auf, selbst die kleinsten Mädchen. Der Grund dafür blieb zunächst im Verborgenen, denn die Frauen konnten sich an nichts erinnern. Bis sich eines Tages herausstellt, dass einige Männer der Kolonie die Frauen nachts mit Betäubungsmittel außer Gefecht setzten und sie immer und immer wieder, über mehrere Jahre hinweg aufs Schlimmste missbrauchten. Zwischen 2005 und 2009 gab es über dreihundert Opfer innerhalb der Kolonie, das jüngste war drei Jahre alt. Die Männer der Gemeinschaft wollten die Opfer allerdings glauben machen, dass Dämonen die Frauen für ihre Sünden heimsuchten oder gar ihre Fantasie mit ihnen durchginge. Schon während ich diese Zeilen schreibe, überzieht mich eine Gänsehaut, denn – man mag es sich überhaupt nicht vorstellen – diese Ereignisse fanden tatsächlich statt. Miriam Toews gibt diesen unfassbaren Vorfällen nun einen literarischen Rahmen und setzt die Frauen der Kolonie in ihrem Roman in eine Scheune, wo sie nach der fürchterlichen Offenbarung beraten, was sie nun tun sollen. Die Männer der Kolonie sind in der Stadt und stehen unter polizeilicher Verwahrung, sollen aber von einigen übrig gebliebenen Mitgliedern der Gemeinschaft gerade “freigekauft” werden – zumindest für die Dauer bis zur Anklage. Den Frauen bleiben also nur zwei Tage, bis ihre Peiniger wieder zurück im Dorf sind, um sich zu entscheiden, wie sie handeln sollen.

"Miep selbst versteht nicht, warum sie an bestimmten Stellen ihres kleinen Körpers Schmerzen hat oder dass sie eine Geschlechtskrankheit hat."

Bleiben, kämpfen oder gehen – die Optionen der Frauen der Mennonitenkolonie sind wahrhaftig nicht zahlreich. Die Männer lassen ihnen sogar nur eine Wahl aus zwei Möglichkeiten: den Männern verzeihen und bleiben oder den Männern nicht verzeihen und die Kolonie verlassen, wobei den Männern und wohlgemerkt auch ihnen das Leben nach dem Tod im Himmel versagt wird. Diese Option wird von einigen Frauen deshalb nicht akzeptiert, auch die Männer wünschen sich natürlich trotz ihrer Taten ihren Platz im Himmel. Wie absurd das ist, diskutieren die Frauen in der Scheune aufs Genaueste. Die lebhafte Diskussion der acht Frauen und die Entscheidungsfindung zieht sich durch das ganze Buch, wird an vielen Stellen allerdings durch Anekdoten sowie biblische Gleichnisse und Geschichten aufgebrochen. Dass die Frauen eigentlich keine Rechte innerhalb der Kolonie haben und lediglich “Gebärmaschinen” und Arbeitskräfte sind, wird schnell klar; viele der Frauen haben mehr als zehn Kinder. Keine der Frauen kann lesen und schreiben und auch Schulbildung wird ihnen untersagt. Einem Außenstehenden mag die Entscheidung möglicherweise leicht fallen, denn um nichts in der Welt würde man doch freiwillig an einem solchen Ort bleiben – doch die Frauen kennen nichts anderes und haben Angst, außerhalb der Gemeinde nicht zurechtzukommen mit der Welt, dem Fortschritt und der Gesellschaft. Und das macht den Grundgedanken von “Die Aussprache” so interessant: Tiefgläubige Frauen, die in einer mennonitischen Gemeinde aufgewachsen sind und ihr Leben lang nichts anderes gesehen haben als vielleicht das angrenzende Mennoniten-Dorf, müssen sich entscheiden zwischen den andauernden Gewalttaten an ihnen und ihren Kindern und der Ungewissheit, ob sie “draußen” in der Welt überhaupt einen Weg zum Überleben finden würden oder mit ihrem Nachwuchs Hunger leiden müssten.

Weiterlesen unter: https://killmonotony.de/buecher/rezension/miriam-toews-die-aussprache

Veröffentlicht am 22.03.2019

Die Aussprache

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★★★☆☆ (3 von 5 Sterne)


Inhalt:

In einem kleinen Ort namens Molotschna, lebt eine Gruppe, die sich von der heutigen modernen Gesellschaft abschottet. Die Mennoniten leben unter sich und sind ein glückliches, ...

★★★☆☆ (3 von 5 Sterne)


Inhalt:

In einem kleinen Ort namens Molotschna, lebt eine Gruppe, die sich von der heutigen modernen Gesellschaft abschottet. Die Mennoniten leben unter sich und sind ein glückliches, gläubiges, kleines Völkchen. Doch über dieser Kolonie liegt seit geraumer Zeit ein Schatten. Frauen werden nachts betäubt und vergewaltigt. Schuldige sind schnell gefunden und verhaftet worden. Doch der Klan kämpft um deren Freilassung. 8 Frauen, die dagegen ihre Stimme erheben, müssen sich entscheiden, wie ihre Zukunft aussehen soll.
Die 8 Frauen diskutieren auf einem Heuboden, legen Pro- und Contralisten an, doch so schnell werden sie sich nicht einig. Welchen Weg sollen sie nur einschlagen, fragen sie sich.
In einem Leben bleiben was sie kennen, Seite an Seite mit ihren Peinigern ?
Kämpfen - doch haben sie die Kraft, der restlichen Kolonie die Stirn zu bieten ?
Oder die Kolonie verlassen, und damit vieles aufgeben ?


Meinung:

Der Klappentext hat mich sofort angesprochen, doch es war anders, als ich anfangs glaubte.
Der Anfang gefiel mir noch ganz gut, jedoch ab der Mitte war ich aus der Geschichte raus und alles wirkte für mich sehr verwirrend. Das Ende war wieder etwas besser, dennoch konnte mich persönlich die Geschichte nicht recht überzeugen. Die Mennoniten in Molotschna gibt es wirklich, auch die Vorfälle passierten wie beschrieben, wodurch das Buch für mich interessanter war. Die Gemeinde ähnelt sehr den Amischen. Doch im Gegensatz zu den Amischen sind sie weniger streng. Sie nutzen Strom, lassen sich fotografieren, haben Bücher, Zeitungen und Telefone.



Cover und Titel:
Das Cover und der Titel gefallen mir sehr gut. Der Titel sagt aus, was hinter der Geschichte steckt. Dass es nicht nur eine leichte Diskussion ist, sondern eine Debatte, wo es um die Zukunft der Kolonie geht.


Die Geschichte:
Der Hintergrund, die Thematik und das Wissen, dass es diese Gemeinde wirklich gibt, sprach mich sehr an. Jedoch war die Geschichte ein hin und her für mich, wodurch ich den Bezug teilweise komplett dazu verlor und nur schwer wieder in die Geschichte eintauchen konnte.


Die Charaktere:
Am Anfang werden kurz die 8 Frauen namentlich und verwandtschaftlich vorgestellt, dieses sollte man sich gut einprägen, denn ihre Namen sind sehr ungewöhnlich und ähneln einander. Die Charakter waren für mich das größte Problem, denn ich konnte die Protagonisten sehr, sehr schlecht auseinander halten. Gefallen haben mir jedoch die Jüngsten der Frauen, sie brachten noch etwas Schwung in die Geschichte.


Der Schreibstil:
Der Schreibstil ist nicht sehr schwer aber auch nicht zu leicht. Ich mag sehr gerne leichte und flüssige Schreibstile, erst dann kann ich wirklich in ein Buch eintauchen. Bei dieser Geschichte hatte ich sehr oft Schwierigkeiten, gerade auch, weil ich nicht immer wusste wer etwas sagt. Beschrieben wurde einiges sehr detailliert, was mir jedoch fehlte, eine bessere Beschreibung der Frauen vom Aussehen her – damit hätte ich sie vielleicht etwas besser auseinander halten können.



Fazit:
Für mich keine leichte Lektüre, dennoch denke ich, wer anspruchsvolle Bücher mag, findet sich mit dieser Geschichte besser zurecht, als ich es konnte. Die Thematik ist ernst und wirklich interessant, wodurch ich das Buch trotzdem empfehlen würde.