Allgemeines:
Harry Bingham ist studierter Politik- und Wirtschaftswissenschaftler und hatte eine Karriere bei der Bank J.P. Morgan vor sich, die er zugunsten des Schreibens abbrach. Seine Thriller um Fiona Griffiths wurden in Großbritannien bereits verfilmt. Mittlerweile hat er sechs Bände geschrieben, von denen mit Wo die Toten leben am 26. März der vierte im Rowohlt Taschenbuch Verlag auf Deutsch erschienen ist. Das Buch umfasst 526 Seiten und gibt einen Ausblick auf Band fünf.
Inhalt:
„Ein verlassener Friedhof im Nirgendwo. Im sogenannten «Totenhaus» liegt leblos eine junge Frau in weißem Kleid, eine Bibel in der Hand. Fiona Griffiths ist fasziniert von der schönen Unbekannten. Zwar stellt sich bald heraus, dass sie eines natürlichen Todes gestorben ist, doch das macht den Fund nur noch mysteriöser. Und ungelöste Rätsel sind nicht Fionas Ding. Sie findet heraus, woher die Frau kam. Warum niemand sie als vermisst gemeldet hat. Und welches Schicksal ihr bestimmt war. Ein Schicksal, schlimmer als der Tod. Es droht auch anderen. Zum Beispiel Fiona.“ (Quelle: Rowohlt Verlagsseite)
Meine Meinung:
Ich habe bereits die ersten drei Bände dieser Reihe gelesen und mit großen Erwartungen auf den vierten Band gewartet. Und er hat mich nicht enttäuscht. Vielleicht liegt es daran, dass die Fiona-Reihe nicht unter Zeitdruck geschrieben und übersetzt wurde, da die englischen Ausgaben bereits ab 2014 entstanden.
Ich liebe die Figur der Fiona Griffiths. Sie ist ein Charakter mit Ecken und Kanten, man möchte sie in den Arm nehmen und sie trösten, sie an die Hand nehmen und ihr zeigen, wie man Freundschaften schließt. Man möchte sie aber auch genauso oft schütteln und ihr sagen: „Benimm dich, merkst du nicht, was du gerade anrichtest.“ Harry Bingham hat hier wirklich eine tolle Thrillerreihe geschaffen!
Alle Bände sind vielschichtig angelegt, es gibt immer parallel stattfindende Handlungen, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Im Verlauf von Ermittlungen, neuen Verbrechen und Erkenntnissen führt Bingham alle Fäden gekonnt zusammen und schafft es, Spannung pur zu erzeugen. Im Zentrum aller Bände steht die Polizistin Fiona, die unter einem tragischen Syndrom leidet, dem Cotardsyndrom. Dieses Syndrom gibt es wirklich. Es lässt einen glauben, man sei tot. Man erstarrt, kann sich kaum bewegen und nimmt die Außenwelt kaum oder gar nicht wahr, kann Emotionen nicht zulassen. Für eine Polizistin eine sehr hinderliche Erkrankung. Ein Vorteil dieses Syndrom ist in Fionas Fall, dass sie sehr klar denken kann und oft Vorahnungen hat, wenn sie Schauplätze von Verbrechen aufsucht. Im Verlauf der vier Bände erfährt man immer mehr darüber, wie Fiona mit diesem Syndrom klar kommt. Sie hat ein Netz von vertrauten Menschen um sich herum aufgebaut. Diese wissen mit ihr umzugehen, zu ihnen fasst sie immer mehr Vertrauen. Ihr Selbstwertgefühl ist auch nicht das beste, sie kann oft nicht glauben, dass man sie mögen kann und ist sehr misstrauisch, wenn andere nett zu ihr sind. Eine ganz schön komplizierte Person, diese Dame! Zudem ist sie auf der Suche nach Informationen zu ihrer Vergangenheit, auch das zieht sich durch alle Bände. Warum, verrate ich hier nicht.
Wo die Toten leben startet etwas zäh, aber da man diesen Band sowieso nur lesen sollte, wenn man die anderen bereits gelesen hat, liest man auf jeden Fall weiter, denn man möchte unbedingt das Rätsel der Figur Fiona knacken. Und man wird auch nicht enttäuscht. Es gibt einen Todesfall, der zunächst keine Ermittlungen zu erfordern scheint, aber wo Fiona sich rumtreibt, bleibt nichts einfach. Und so ist es auch in diesem Fall. Mit vielen Details, schrägem Humor und den Eigenheiten der walisischen Bevölkerung ist auch dieser Band ein Lesegenuss für Fans dieser Reihe. Am Ende ist man wieder ein Stück weiter mit seinem Wissen um Fionas Leben.
Fazit:
Ich warte sehnsüchtig auf Band fünf, der für Oktober 2019 angekündigt ist. Fiona ist die neue Lisbeth Salander!