Wichtiges Thema etwas zu lang gestreckt
Falling Fast„Falling Fast“ von Bianca Iosivoni ist der Auftakt ihrer neuen New Adult Dilogie, welche mit „Flying High“ am 29. Juli 2019 ihr Finale findet. Es geht um Hailee DeLuca die in den College Ferien einen Roadtrip ...
„Falling Fast“ von Bianca Iosivoni ist der Auftakt ihrer neuen New Adult Dilogie, welche mit „Flying High“ am 29. Juli 2019 ihr Finale findet. Es geht um Hailee DeLuca die in den College Ferien einen Roadtrip durch die USA macht mit dem festen Vorsatz, mutig zu sein und alles zu tun, was sie sich sonst nicht traut. In einer kleinen Stadt trifft sie Chase Whittaker, der nicht nur ihrem Herzen sehr nahekommt, sondern auch allem, was sie geheim halten will.
Die Gestaltung des Covers gefällt mir ausgesprochen gut. Das Violett ist sehr lieblich und frühlingshaft das Gold veredelt es etwas. Die Farben sind harmonisch zueinander aber dort, wo sie aufeinandertreffen, herrscht ein wenig Unruhe. Zuerst dachte ich, es würde sich um Wolken handeln, aber jetzt denke ich mehr, dass es ineinanderlaufende Farben sind. Ein eher abstraktes Cover, was nichts über den Inhalt verrät, aber gerade dadurch neugierig macht. Besonders schön finde ich auch, wie der zweite Teil der Reihe, „Flying High“, dieses Konzept wieder aufgreift.
Sehr ungewöhnlich: Das Buch beginnt mit dem Hinweis auf eine Triggerwarnung. Diese befindet sich wiederum ganz am Ende des Buches. Da sie Spoiler enthält, wird vorne darauf verwiesen, dass man sie nur mit diesem Wissen lesen soll. Zunächst fand ich die Regelung sehr merkwürdig, da ich mir nicht vorstellen kann, dass man sich freiwillig spoilert, andererseits die Triggerwarnung aber keinen Sinn macht, wenn sie erst am Ende steht. Mein Unverständnis rührte aber vermutlich daher, dass ich glücklicherweise nicht triggergefährdet bin. Mittlerweile ist mein Verständnis ein anderes: Betroffene wissen, dass sie triggergefährdet sind und können so nach hinten blättern um zu identifizieren, welche Themen im Buch relevant werden – eine wirklich rücksichtsvolle Gestaltung, die Betroffenen hoffentlich hilft, Nicht-Betroffene aber auch nicht einschränkt.
Bianca Iosivonis Schreibstil ist sehr bildhaft und man kann sich alles gut vorstellen. Sie schreibt die Kapitel im Wechsel aus den Perspektiven von Hailee und Chase. Das ist mittlerweile häufig in diesem Genre zu sehen, ich finde es aber immer noch wunderbar, um Einblick in beide Gedanken und Gefühle zu erhalten. Beim Lesen habe ich allerdings eine etwas intensivere Beziehung zu Chase aufgebaut. Das liegt vor allem daran, dass Hailee ihre Geheimnisse nicht nur vor ihm, sondern gewissermaßen auch vor dem Leser geheim hält. Ihre Gedanken und Gefühle, sind daher zum Teil verborgen und ich konnte mich nicht komplett in sie hineinversetzen. Das führte auch dazu, dass sie mir manchmal in ihrem Verhalten widersprüchlich vorkam: mal sehr ängstlich, fast panisch und in einer ähnlichen oder schlimmeren Situation auf einmal entspannt. Sie war für mich nicht greifbar und leider nicht immer authentisch.
Chase hingegen ist ein sympathischer, bodenständiger Typ, dem Familie und die Loyalität zu ihr über alles geht. Er steckt häufig selbst zurück, um anderen zu helfen und das, ohne Rücksicht auf seine eigenen Bedürfnisse. Zudem reflektiert er sehr erwachsen über seine Beziehungen.
Auch die Nebencharaktere sind größtenteils sympathisch und durch ihre eigenen Geschichten sehr interessant. Zuweilen bekommt man aber das Gefühl, dass diese zu viel Raum einnehmen, wo es doch eigentlich um Hailee und Chase gehen sollte. Hier bin ich zwiegespalten: Zum einen finde ich es nervig, wenn jeder am Ende wieder sein eigenes Buch bekommt, zum anderen möchte ich aber auch nicht zu viel von ihnen in der Story um Hailee und Chase haben.
Mein größter Kritikpunkt ist leider der Spannungsverlauf. Am Anfang ist alles neu und interessant und man ist neugierig auf die Geheimnisse. Am Ende, wenn sich alles auflöst, nimmt das Tempo rasant zu und die Seiten fliegen dahin. Dazwischen war es für mich persönlich aber leider sehr zäh. Es passiert wenig, Hailee und Chase kommen sich erst schnell näher um dann lange auf der Stelle zu treten. Natürlich finde ich es gut, wenn es nicht von Null auf Hundert die Große Liebe ist, aber zwischendurch ist einfach kein Fortschritt zu spüren. Ich konnte mich leider des Eindrucks nicht erwehren, dass „Falling Fast“ ein bisschen künstlich in die Länge gezogen wurde, damit es noch Raum für den zweiten Band, „Flying High“, gibt. Ich bin schon froh, dass der Trilogie-Trend hier nicht zuschlägt, aber vielleicht ist auch der zweite Teil schon einer zu viel.
Aufgrund der geringen Spannung und der nicht zu greifenden Protagonistin wären es vielleicht 3 von 5 Sternen geworden. Besonders bepunkten möchte ich allerdings das wichtige Thema, welches Bianca Iosivoni aufgreift. Es handelt sich um etwas, was viel zu häufig tabuisiert oder totgeschwiegen wird. Natürlich ist es sehr sensibel, aber ich bewundere Bianca Iosivonis Mut und ihren beispielhaften Umgang damit. Somit komme ich zu 4 von 5 Sternen. Es sei noch so viel verraten: Der Cliffhanger hat es in sich und Teil zwei ist auf meine Wunschliste gewandert.