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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2019

Eintauchen in das Wien des MIttelalters

Halbseidenes mittelalterliches Wien
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In seinem 4. Band „Kriminalgeschichten aus Wien“ entführt uns Günther Zäuner in das Wien zwischen 500 - 1500.

16 Kriminalgeschichten sind in einen penibel recherchierten historischen Kontext eingebettet. ...

In seinem 4. Band „Kriminalgeschichten aus Wien“ entführt uns Günther Zäuner in das Wien zwischen 500 - 1500.

16 Kriminalgeschichten sind in einen penibel recherchierten historischen Kontext eingebettet. Dieses Buch tanzt ein wenig aus der Reihe seiner Vorgänger. Autor Günther Zäuner legt fast (?) mehr Wert auf Jahreszahlen als auf die eigentliche Kriminalgeschichte. Einiges davon kenne ich aus anderen Zusammenhängen.

Er beschreibt zuallererst die Anfänge Wien von der unbedeutenden Siedlung bis hin zur pulsierenden Stadt der Habsburger. Überhaupt treten die unterschiedlichen Herrschergeschlechter auf und auch wieder ab.

Günther Zäuner geht in der Einleitung der Frage nach, warum sich Mittelalterfeste einer solchen Beliebheit erfreuen. Liegt es daran, dass wenig Authentisches übermittelt ist und damit genügend Raum für Fantasie und Spekulation vorhanden sind? Oder, dass biedere Menschen des 21. Jahrhunderts in der Verkleidung von Ritter, Mönch oder Burgfräulein einfach „die Sau rauslassen“ können?

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, liebe ich doch Jahreszahlen und Querverbindungen. STaufer, Ottonen, Welfen, Ungarn, Babenberger und Habsburger - alle haben ihre Spuren hinterlassen.
Wir erhalten Einblicke in den Alltag der Menschen, der von Armut und Verschwendung, von Schmutz, Krankheit und Tod sowie von reger Bautätigkeit und Neugier geprägt ist.

Jeder Kurzkrimi beginnt mit einer Redewendung wie z.B. "den Löffel abgeben" deren Erklärung und wie sie in der heutigen Zeit verwendet wird. Anschließend folgt die, für den aktuellen Kriminalfall notwendige Einordnung in die Historie.


Fazit:

Wer gerne in eine mittelalterliche Stadt eintaucht, ist hier richtig. Die Kriminalfälle erscheinen quasi als „Nebensache“, was mich ob der Fülle der Informationen nicht stört. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.06.2019

Österr. Architektur zwischen 1970 und 1980 perfekt in Szene gesetzt

Bunt, sozial, brutal. Architektur der 1970er Jahre in Österreich
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In diesem Buch stellt Fotograf Stefan Olàh eine Auswahl an Gebäuden der Jahre 1970 bis 1980 vor. Der Titel des Buches „Bunt, sozial, brutal“ entspricht den ersten Gedanken, wenn man die Bilder ansieht. ...

In diesem Buch stellt Fotograf Stefan Olàh eine Auswahl an Gebäuden der Jahre 1970 bis 1980 vor. Der Titel des Buches „Bunt, sozial, brutal“ entspricht den ersten Gedanken, wenn man die Bilder ansieht.
„Bunt“, weil mit Farben und Formen experimentiert wird.
„Sozial“, weil es die Zeit der Regierung von Bruno Kreisky ist und der sozial Wohnbau (um den uns Städte wie Berlin beneiden) boomt.
„Brutal“, weil sehr viel Stahlbeton in roher Form verbaut und wenig Rücksicht auf die Umgebung genommen wird.

Manche Gebäude wirken martialisch, so wie zum einen die Wotruba-Kirche, die aus lauter Betonblöcken zusammengesetzt. Zu dieser Kirche gibt es eine Geschichte, die beinahe in Vergessenheit geraten ist: Margarethe Ottlinger hat den Bau großzügig unterstützt, als sie, die tiefgläubige Katholikin, 1955 nach sieben Jahren sowjetischer Lagerhaft wieder nach Wien zurückgekehrt ist.

Anderen haben ihre Architekten wie Günter Domenig einen sehr persönlichen Stempel aufgedruckt.

Es werden Wohnbauten (Wohnpark Alterlaa, Wien oder Terrassenhaussiedlung, Graz), Verkehrsbauten wie der Franz-Josefs-Bahnhof, Schulen, Bürohäuser, Universitätsgebäude (Iuridicum) oder Industriebauten wie die Köllnbreinsperre wunderbar in Szene gesetzt. Auch Zwentendorf, das sicherste Kernkraftwerk der Welt, weil nie in Betrieb gegangen, ist abgebildet.

Friedrich Achleitner (1930-2019), ein bedeutender österr. Architekt und Architekturkritiker kommt zu Wort.

Fazit:

Ein großartiger Einblick in die österreichische Architektur zwischen 1970 und 1980. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.06.2019

Fesselnd bis zur letzten Seite

Bachchoral
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In diesem 3. Fall erhalten Frieda Bach und Ronald Wendt, die beiden in eine Abstellkammer verbannten Ermittler, Zuwachs: Bettina Eichler, eine junge etwas unkonventionell gekleidete Polizistin. Sie soll ...

In diesem 3. Fall erhalten Frieda Bach und Ronald Wendt, die beiden in eine Abstellkammer verbannten Ermittler, Zuwachs: Bettina Eichler, eine junge etwas unkonventionell gekleidete Polizistin. Sie soll das Team für Cold Cases verstärken. Allerdings geschieht dies nicht auf Grund gesteigerten Wohlwollens durch Abteilungsleiter Gruppeninspektor Gruber, sondern ist ebenfalls Verbannung, weil Bettina es gewagt hat, Gruber zu widersprechen. Der heftet sich nämlich die Erfolge von Frieda und Ronald auf seine Brust, in der Hoffnung die Karriereleiter schnell hoch zu klettern. Na, wenn er sich da nur nicht verspekuliert.

Diesmal sind Frieda und ihr Team mit einer 50 Jahre zurück liegenden Mordserie an Frauen beschäftigt. Für Frieda wird der Fall für eine wahre Zerreißprobe: ihr verstorbener, geliebter Mann wurde damals verdächtigt, mehrere Frauen gefoltert und bestialisch ermordet zu haben. Wie konnte sie sich von ihm so täuschen lassen?
Noch während sie die in alten Akten wühlen, geschehen mehrere Frauenmorde, die der alten Serie frappant ähneln. Ist hier ein Nachahmungstäter am Werk?

Parallel zu den aktuellen polizeilichen Ermittlungen muss sich Frieda der unbekannten Vergangenheit ihres Mannes stellen.

Meine Meinung:

Wie wir es von Autor Ernst Schmid gewöhnt sind, schickt er Ermittler und Leser tief in die Abgründe der Menschen. Der Plot ist auch diesmals ähnlich wie bei den Vorgängern („Bachpassion“ und „Bachfuge“).
Neu hingegen ist die Person von Bettina „Betty“ Eichler, die mit Piercing und knappen Röckchen eher dem Klientel der Kriminalpolizei als einer Ermittlerin ähnelt. Dass sie die Nichte des Polizeipräsidenten ist und trotzdem auf dessen Protektion pfeift, macht die junge Frau so richtig sympathisch.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Der Autor verwendet wohl gesetzte Worte. Das Wortspiel mit Friedas Nachnamen „Bach“ und dem Komponisten kommt immer wieder vor.


Häufige Perspektivenwechsel machen den Thriller so richtig spannend. Zu Beginn der jeweiligen Ansicht steht der Name der entsprechenden Person: Also „Katharina“, „Christina“ etc.. Nur beim Täter ist die Überschrift „Er“ - und das aus gutem Grund. Nun weiß man, dass es sich um einen männlichen Täter handelt, wobei, das ist auf Grund der Grausamkeit ersichtlich. Erst langsam entwickelt (im Sinne von ans Tageslicht kommen) sich der ganze Hintergrund.

Die Charaktere haben alle ihre Ecken und Kanten. Allen voran natürlich das Ermittler-Trio. Auch Mathilde, die Schwägerin von Frieda ist eine Type für sich.

Die beschriebenen Gewaltorgien sind jetzt nicht unbedingt jedermanns Sache. Auch für mich gerade noch lesbar. Eine weitere Steigerung muss jetzt meiner Meinung nach nicht sein. Der Cliffhanger am Ende des 3. Bandes lässt auf einen weiteren Fall schließen.

Fazit:

Ein blutiger Thriller, der durch gekonnte Schreibweise besticht. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.06.2019

Fesselnd bis zur letzten Seite

Der dunkle Bote
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Alex Beer entführt uns in die junge Republik Österreich. Die Menschen hungern und frieren, die Spanische Grippe hat Millionen Todesopfer gekostet und die Kriminalität steigt unaufhörlich. Kaum ist eine ...

Alex Beer entführt uns in die junge Republik Österreich. Die Menschen hungern und frieren, die Spanische Grippe hat Millionen Todesopfer gekostet und die Kriminalität steigt unaufhörlich. Kaum ist eine Platte (=Bande) dingfest gemacht, so wachsen zwei neue nach. In diesem Umfeld müssen sich August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter zu allem Überfluss um ein ordentliches Büro mit einem Kollegn-Duo matchen: Wer mehr Fälle aufklärt, bekommt das Büro.

Zusätzlich belastet August das Verschwinden von Luise und ihren Kindern. Axel Koch, ihr lange tot geglaubter und plötzlich wieder aufgetauchter Ehemann hat Frau und Kinder entführt, und Emmerich Rache geschworen.

Dann geschehen mehrere Morde, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben und die Ermittler sind ein wenig abgelenkt. Ist die junge in Sachen Frauenrechte engagierte Journalistin Alma Lehner in die Todesfälle verwickelt? Die Spur führt ins nichts, als eine weitere übel zugerichtete Leiche gefunden wird.

Veit Kolja, eine Figur aus dem ersten Teil („Der zweite Reiter“), den August Emmerich für immer hinter sich gelassen geglaubt hat, erscheint wieder auf der Bildfläche. Diesmal will er helfen und verrät, wo Axel Koch seine Familie versteckt hat und, was der Unterweltler vorhat, doch nicht ohne Emmerich vor der Brutalität seines Widersachers zu warnen.

Meine Meinung:

„Es geht ihm nicht gut, dem müden, wunden Wien“, stellt August Emmerich fest und meint damit auch sich selbst. Er ist ebenfalls müde und verwundet. Er vermisst Luise und die Kinder, die er als „seine Familie“ bezeichnet.

Die Autorin legt gekonnt mehrere Spuren, die Emmerich weiterbringen, aber auch in die Sackgasse führen. Sehr gut gefällt mir, dass den Frauen im Polizeipräsidium eine große Rolle eingeräumt wird. Ohne die „Hühnerarmee“ geht so gut wie gar nichts. Bei der ersten Nennung des Begriffs musste ich schlucken - wie abwertend. Doch die Damen arbeiten effizient, im Untergrund und das im Schutze des unterschätzt Werdens. Das Netzwerk inklusive Flurfunk (in Österreich „Buschtrommeln“ genannt) ist engmaschig.

Auch die Rolle von Alma Lehner ist gut angelegt. Ein bisschen ähnelt sie August Emmerich. Sie hat Ecken und Kanten, lässt sich nicht einschüchtern und will das Leid vor allem von Frauen lindern. Ihre Arbeit erledigt sie recht unkonventionell. Ob sich da in einem neuen Band etwas mit Emmerich anbahnen könnte?

In August Emmerichs Privatleben spitzt sich Lage immer mehr zu. Der Showdown ist berührend wie beklemmend.

Ich habe mich in das Wien von 1920 zurückversetzt gefühlt. Den erwähnte Münstedt Kino Palast habe ich selbst noch besucht. Das Kino wurde 1984 endgültig geschlossen. Einige der Tschocherl (kleine Branntweinstuben), in denen man an illegalen Glücksspielen teilnehmen konnte, haben recht lange überlebt.

Fazit:

Ein atmosphärischer Krimi, der die Zustände der jungen Republik Österreich im Jahre 1920 perfekt wiedergibt. Ich gebe hier 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 06.06.2019

Der erste Mann auf dem MOnd

Neil Armstrong
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Gerade rechtzeitig zum 50. Jahrestag der ersten Mondlandung am 21. Juli 1969 ist diese Biografie von Neil Armstrong erschienen.

Wer erinnert sich nicht an die bewegenden Wort von Neil Armstrong: „The ...

Gerade rechtzeitig zum 50. Jahrestag der ersten Mondlandung am 21. Juli 1969 ist diese Biografie von Neil Armstrong erschienen.

Wer erinnert sich nicht an die bewegenden Wort von Neil Armstrong: „The Eagle has landed“ und wenig später „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit!“

Doch bevor Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond stellen kann, ist jahrelanges hartes Training notwendig. Schon als kleiner Junge will Neil nur eines - fliegen. Er ordnet alles diesem Traum unter. Sei es, dass er schon als Schüler arbeiten geht, um das nötige >Geld für Flugstunden zu verdienen, oder sei es, dass er als Soldat Kampfpilot wird. Sein ruhiger, besonnener Charakter, mit Problemen aller Art umzugehen, hilft ihm aus so mancher brenzligen Situation.


Meine Meinung:

Diese tolle Biografie vom „Ersten Mann auf dem Mond“, dem NASA-Astronauten Neil Armstrong, ist ein schönes Dokument für den Forscherdrang der Menschheit. Es verschweigt allerdings nicht, welche Unsummen die Raumfahrt verschlungen hat und welche Tragödien sich abgespielt haben.

Sehr gut gefällt mir die Aufmachung. Die Autorin hat viele, zum Teil private Fotos, verwendet. In ihrer Beschreibung des Astronauten bringt sie die Bescheidenheit des Menschen Neil Armstrong zur Geltung, der aufhört Autogramme zu geben, als er erfährt, dass damit reger Handel getrieben wird. Neil Armstrong wird als Held gefeiert, was ihm gar nicht so recht ist.

Die vielen technischen Begriffe werden auch für junge Leser gut erklärt.

Fazit:

Dieses Jugendbuch eignet sich auch für ältere Semester, die mit bangen Erwartungen 1969 vor den Fernsehgeräten gesessen sind und mitgefiebert haben. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.