Tradition und Moderne - vertragen sie sich?
Eine Liebe in NeapelUm es vorweg zu sagen, "Eine Liebe in Neapel" von Heddi Goodrich, ist ein wundervoller Roman. Dieses Buch hat so ziemlich alles, was ich mir von einem guten Roman erwarte. Zuerst einmal, eine einfühlsame ...
Um es vorweg zu sagen, "Eine Liebe in Neapel" von Heddi Goodrich, ist ein wundervoller Roman. Dieses Buch hat so ziemlich alles, was ich mir von einem guten Roman erwarte. Zuerst einmal, eine einfühlsame Geschichte mit gut herausgearbeitete Protagonisten. Doch neben Heddi und Pietro bekamen für mich auch alle anderen Personen die für den Handlungsverlauf wichtig waren, beim Lesen ein Gesicht und Individualität. Das sind ganz schön viele ausgearbeitete Charaktere. Dazu noch Infos über Land und Leute, in diesem Fall über Neapel und den Vesuv. Und da es sich bei den Freunden von Heddi um Geologiestudenten handelt, erfährt der Leser noch ganz nebenbei Wissenswertes über Vulkane.
Der Roman ist aus der Sicht von Heddi geschrieben. Schon zu Beginn weiß der Leser, dass diese Liebe in Neapel ohne Happy End geblieben ist. Es beginnt mit einer e-mail des Bedauerns über diese Trennung. Heddi lässt die Leserinnen - es werden wohl eher Frauen sein, die dieses Buch lesen als Männer - an ihrem Liebesglück als auch ihres Liebeskummers teilhaben.
Schon von der ersten Seite an taucht man in dieses sprichwörtlich italienische Lebensgefühl ein. Der alltäglich Lärm im spanischen Viertel von Neapel, die kleinen Gassen und über allem thront der Vesuv. Dies umfasst einen auf den nun folgen Seiten immer wieder. Allein die Beschreibung des Sciroccos! Man liest nicht nur vom warmen Wind sondern man empfindet diesen beim Lesen auf der Haut. Der Schweiß, der sich auf der Kopfhaut sammelt, über den Nacken und von dort über den Rücken rinnt, das Hemd verklebt. Kleine, glänzende Schweißperlen auf der Oberlippe, die man mit einer Serviette abtupfen möchte.
Es ist diese ausdrucksvolle Sprache der Autorin, die mich faszinierte und der ich mich nicht entziehen konnte. Ich hatte mir etliche Textzeilen während des Lesens aufgeschrieben, die mich begeisterten. Stellvertretend möchte ich aber nur auf einen kleinen Abschnitt auf Seite 268 verweisen: "Weg, alle weg. Man sah, dass er noch etwas hinzufügen wollte, doch die italienische Sprache war für ihn wie ein Stacheldrahtzaun, den er nicht überwinden konnte......." Eindrucksvoller kann man es nicht beschreiben. Genauso fühlt es sich an, will man sich in einer fremden Sprache ausdrücken, die man nur unvollständig beherrscht.
Wir bekommen in diesem Roman nicht nur eine Liebesgechichte erzählt, sondern es werden auch unterschiedliche Lebensgefühle vermittelt. Eine junge Frau, in den USA ganz ohne die Bürde von Traditionen aufgewachsen und ein junger, gebildeter Mann aus der tiefsten Provinz Italiens, dem die Tradition wie ein Mühlstein um den Hals hängt. Zwei Welten, die nicht unterschiedlicher sein können. Dass es kein Happy End geben kann erklärt sich allein schon aus der Aussage, dass das Land seiner Familie nicht Pietro gehört, sondern Pietro gehört dem Land .Liebe überwindet eben nicht immer alle Hindernisse. Es gibt Gefühle, Bindungen, die sind noch stärker.
Ein kleiner Fehler hat sich eingeschlichen: Weihnachten wird als katholisches Fest bezeichnte, ist aber ein christliches.