Cover-Bild Bella Ciao
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 528
  • Ersterscheinung: 20.03.2019
  • ISBN: 9783257070620
Raffaella Romagnolo

Bella Ciao

Maja Pflug (Übersetzer)

Piemont, 1946. Giulia Masca kommt als gemachte Frau zurück in das Städtchen ihrer Kindheit, wo sie noch eine Rechnung offen hat. Vor fünfzig Jahren wurde sie von ihrer besten Freundin und ihrem Verlobten hintergangen, weshalb Giulia die Flucht ergriff und sich in New York eine Existenz aufbaute. Nun will sie ihre Freundin wiedertreffen – wie werden sie sich gegenübertreten?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2019

Frauenschicksale

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Borgo di Dentro im Piemont im Jahr 1946: Fast ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Giulia Masca ihre Heimat verlassen hat, in der sie als Fabrikarbeiterin geschuftet hat. Nun kommt die Auswanderin als ...

Borgo di Dentro im Piemont im Jahr 1946: Fast ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Giulia Masca ihre Heimat verlassen hat, in der sie als Fabrikarbeiterin geschuftet hat. Nun kommt die Auswanderin als gemachte Frau zurück in das Städtchen ihrer Kindheit. Kurz vor ihrem Weggang wurde sie von ihrer damals besten Freundin Anita Leone und ihrem Verlobten Pietro hintergangen. Enttäuscht, allein, schwanger und ohne Geld hat Guilia deshalb die Flucht ergriffen und sich in New York eine neue Existenz aufgebaut. Nun will sie Anita wiedersehen. Wie wird das Treffen der beiden ausfallen?

„Bella Ciao“ ist ein Roman von Raffaela Romagnolo.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus neun Kapiteln und ist in drei Bücher gegliedert. Zudem gibt es eine Art Epilog („Das Fest“). Der Leser hat es mit mehreren Zeitebenen zu tun. Einerseits wird in der Gegenwart, also im Jahr 1946, erzählt, andererseits gibt es immer wieder Rückblenden, die bis ins Jahr 1900 reichen. Dabei wird auf unterschiedliche Perspektiven zurückgegriffen.

Zwar beweist die Autorin durchaus, dass sie mit Sprache umgehen kann. Allerdings wurde ich mit dem Schreibstil bis zum Ende nicht so recht warm. Nicht nur sehr abrupte, nicht gekennzeichnete Zeitsprünge und Perspektivwechsel erschweren das Lesen. Auch verschachtelte, teils sehr lange Sätze und immer wieder eingestreute Nebensächlichkeiten fordern die Aufmerksamkeit des Lesers.

Im Vordergrund der Geschichte stehen die Frauen, allen voran Guilia und Anita. Ihre Schicksale sind nicht einfach, sie mussten schwere Zeiten durchmachen. Dabei zeigt sich die Stärke der beiden, was mir gut gefallen hat. Die zwei Charaktere wirken authentisch. Und doch fiel es mir stellenweise schwer, Sympathie für Guilia und Anita zu empfinden. Eine Vielzahl an weiteren Figuren macht es nicht einfach, der Geschichte zu folgen. Allerdings sind jedem der drei Bücher Stammbäume und Personenübersichten vorangestellt, die die Orientierung erleichtern.

Trotz der mehr als 500 Seiten wird es inhaltlich nicht langweilig, denn die Handlung ist sehr dicht, da sie einen Zeitraum von rund 50 Jahren umfasst. Die große Stärke des Romans ist dabei seine thematische Vielschichtigkeit. Es geht um Liebe und Leid, um Mut und Krieg, um Politik und Auswanderung und einiges mehr. Obwohl es eine Vielfalt an emotional besetzten Themen gibt, gleitet die Geschichte nicht ins Kitschige ab. Allerdings kommt mir der Roman in Teilen etwas zu überfrachtet vor.

Ein weiteres Plus ist, dass der Roman die italienische Geschichte zwischen dem Anfang des 20. Jahrhunderts und dem Zweiten Weltkrieg sehr anschaulich beleuchtet. So erfährt der Leser unter anderem einiges über die unsäglichen Arbeitsbedingungen zu Beginn des Jahrhunderts, das Aufkommen des Faschismus und den Befreiungskampf gegen das Regime. Das macht die Lektüre nicht nur unterhaltsam, sondern auch äußerst lehrreich. Gut gefallen haben mir in diesem Zusammenhang auch die Anmerkungen der Autorin, die darüber aufklärt, was in der Geschichte zu den Fakten und zur Fiktion zu zählen ist. Sie belegen die fundierte Recherche der Schriftstellerin.

Das für den Verlag typische, reduzierte Cover, ein Gemälde der Künstlerin Meredith Frampton, passt zum Inhalt. Der deutsche Titel weicht stark vom italienischen Original („Destino“) ab, ist aber auch treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Bella Ciao“ von Raffaela Romagnolo ist ein besonderer und vielschichtiger Roman, der vor allem mit seinem historischen Kontext und starken Frauencharakteren punkten kann. Empfehlenswert ist die Geschichte vor allem für diejenigen, die sich vom gewöhnungsbedürftigen Schreibstil nicht abschrecken lassen.

Veröffentlicht am 09.05.2019

Ein packender Roman

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Einst lebte Giulia Masca unter ärmlichen Verhältnissen in dem kleinen Städtchen Borgo di Dentro. Als Sie ihren Verlobten Pietro mit ihrer besten Freundin Anita in einer eindeutigen Situation erwischte, ...

Einst lebte Giulia Masca unter ärmlichen Verhältnissen in dem kleinen Städtchen Borgo di Dentro. Als Sie ihren Verlobten Pietro mit ihrer besten Freundin Anita in einer eindeutigen Situation erwischte, ergriff sie die Flucht und ging nach Amerika. Doch nun ist sie alt und nach fast fünfzig Jahren zurück in ihre Heimat gekommen. Wie wird das Aufeinandertreffen der Freundinnen sein?
Mir gefällt der Schreibstil der Autorin Raffaella Romagnolo, er ist bildgewaltig und lebendig. Der anspruchsvolle Roman erfordert die volle Konzentration beim Lesen, aber er hat mich von Anfang an packen können. Beschrieben wird das Zeitgeschehen in Italien und die damit verbunden schwierigen Lebensumstände. Das Ganze rankt sich um die Protagonistinnen Giulia und Anita.
Es gibt eine ganze Menge Personen, die nicht einfach auseinander zu halten sind. Zum Glück gibt es Stammbäume, die sehr hilfreich sind, damit man nicht durcheinandergerät. Alle Charaktere sind sehr individuell und authentisch ausgearbeitet. Anita und Giulia sind starke Frauen, die ihr Leben trotz der widrigen Umstände gemeistert haben, auch wenn Giulia wohl den einfacheren Weg hatte.
Wir erfahren sehr viel über die politischen Verhältnisse in Italien, die von den Weltkriegen und dem Faschismus unter Mussolini geprägt sind. Aber auch das Schicksal der Einwanderer in Amerika wird gut dargestellt.
Ein lesenswerter anspruchsvoller Roman, den ich nur empfehlen kann.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Eine Reise in das Italien des letzten Jahrhunderts

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Die junge Giulia wächst in ärmlichen Verhältnisse in dem italienischen Ort Borgo di Dentro Ende des 19. Jahrhundert auf. Es sind stürmische Zeiten mit politisch unklaren Zuständen und ungerechten Lebensbedingungen. ...

Die junge Giulia wächst in ärmlichen Verhältnisse in dem italienischen Ort Borgo di Dentro Ende des 19. Jahrhundert auf. Es sind stürmische Zeiten mit politisch unklaren Zuständen und ungerechten Lebensbedingungen. Während Giulia in ihrer zerrütteten Familie keinen Trost findet, ist dies in der Familie Leones anders, denn Familie heißt zusammenzuhalten. Mit ihrer besten Freundin Anita Leones und ihrem Verlobten Pietro Ferro versucht sie die schönen Seiten des Lebens zu entdecken. Doch nach einer schmerzhaften Entdeckung, trifft sie eine verzweifelte Entscheidung und flieht völlig allein und unwissend in die fernen USA, mit nichts als ein paar wenigen Gegenständen und einer Adresse. Fast fünfzig Jahre später kehrt sie zurück zu ihrem schicksalsträchtigen Heimatort und muss feststellen, dass alles sich unwiederbringlich verändert hat. Ihre ehemals beste Freundin Anita, die restliche Familie Leone und sie selbst, Giulia, auch.



Die Geschichte teilt sich in drei Abschnitte, mit jeweils einem Stammbaum der wichtigsten Familien, über die berichtet wird, was ich besonders schön fand, da man dadurch die Beziehungen gleich erfassen konnte. Ich empfand den Einstieg in die Geschichte als mühselig und holprig. Es werden so viele Personen, ihre Beziehungen und die politisch-ökonomischen sowie gesellschaftlichen Umstände so detailreich geschildert, dass ich Schwierigkeiten hatte den Handlungen zu folgen. Vor allem die Beschreibungen, das Lokalkolorit, waren für mich oft viel zu ausführlich und unnötig breit geschildert. Ebenso störte mich der Wechsel der erzählten Zeiten, ohne dass dieser Wechsel irgendwie kenntlich gemacht wurde. Das führte dazu, dass ich die Entwicklungen manchmal nicht sofort verstand und richtig einordnen konnte. Auch wenn es sich um Erinnerungen handelt, wären Absätze angenehm gewesen. Im Laufe des Buches verschwanden die Schwierigkeiten und ich fand in einen flüssigen Lesefluss hinein, der das Vorankommen des Lesens förderte.

Da es sich um einen historischen Roman handelt, war für mich eine gewisse Distanz zu den Charakteren vorhanden, was ich aber nicht als negativ empfand. Nichtsdestotrotz konnte ich mit den Charakteren mitleiden, und jede unglückliche Fügung teilweise nachempfinden, da einem die Protagonisten doch ans Herz wachsen. Die historischen Ereignissen wurden umfangreich und sehr genau recherchiert, wenn auch vieles Fiktion ist. Die Mühen und die Arbeit sind erkenntlich und machen das Buch zu einem besonderen Lesevergnügen, das bei mir allerlei Emotionen zum Ausdruck brachte und die schrecklichen und düsteren Kriegszeiten perspektivisch erfassen ließ.

Besonders die Erzählungen über die Schicksale mehrerer Familien und deren Beziehungen konnten mich überzeugen und haben die Geschichte belebt und authentisch gemacht. Hinter all dem stecken tiefgründige und philosophisch anmutende Gedanken, Ansätze und Intentionen der Autorin, die die Protagonisten, allen voran Giulia, umtreiben und mit ihren folgenschweren Entscheidungen hadern lassen.

Bei all den fürchterlichen Ereignissen, gibt es immer einen Hoffnungsschimmer, der irgendwo leuchtet und nur gefunden werden muss. Das vermittelt die Geschichte, vor allem am Ende.



Fazit: Eine absolut umwerfende historische Familiengeschichte über mehrere Generationen, die zeigt wie entscheidend der Zusammenhalt innerhalb einer Familie ist und welche Hoffnung und Stärke sich dahinter verbergen mögen.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Gelungener historischer Roman über Italien und USA im 20. Jahrhundert

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Romagnolo ist mit diesem Buch ein beeindruckender historischer Roman gelungen. Der italienische Titel, "Destino" (Schicksal) passt deutlich besser als das nichtssagende "Bella Ciao", dessen Relevanz zur ...

Romagnolo ist mit diesem Buch ein beeindruckender historischer Roman gelungen. Der italienische Titel, "Destino" (Schicksal) passt deutlich besser als das nichtssagende "Bella Ciao", dessen Relevanz zur Geschichte sich mir nicht erschließt. Wir schreiben das Jahr 1900 im kleinen Städtchen Borgo di Dentro, als Ms. Giulia Masca Zeugin davon wird, wie ihre beste Freundin sie hintergeht. Sie flüchtet daraufhin nach Genua und gibt ihre gesamten Ersparnisse für ein Ticket nach New York aus. Dort baut sie sich ein neues Leben auf. Fast fünfzig Jahre und zwei Weltkriege später kommt sie zurück - auf der Suche nach Anita, ihrer besten Freundin von damals.

Romagnolo beschreibt ruhig und genau die Geschehnisse zwischen Giulias Flucht nach Amerika in 1900 und ihrer Rückkehr in 1946. Über Erinnerungen baut sie die ganze Geschichte auf, Generationen von Arbeitern in Italien und ebenso in New York, bis zur Wiedervereinigung der Freundinnen. Und was für eine Geschichte: obwohl es sich um einen Roman handelt, sind doch viele historische Gegebenheiten eingearbeitet. Es gibt sehr viele Protagonisten, wobei die Geschichten nicht alle chronologisch erzählt werden, sodass es hilft, ab und zu einen Blick auf die Stammbäume zu Beginn der Kapitel zu werfen. Ich fand das Buch sehr spannend zu lesen und, obwohl traurig, zeigt sich doch wieder einmal, dass die Zeit alle Wunden heilt und dass Familie über alles gestellt werden sollte. Lohnenswert, aber keine leichte Lektüre.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Intensive Familiensaga

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Raffaella Romagnolo erwähnt das titelgebende Partisanenlied „Bella Ciao“ nur einmal namentlich in ihrem neuesten Buch, doch Partsianen gibt es dafür reichlich. Die Handlung spielt im Dorf Borgo di Dentro ...

Raffaella Romagnolo erwähnt das titelgebende Partisanenlied „Bella Ciao“ nur einmal namentlich in ihrem neuesten Buch, doch Partsianen gibt es dafür reichlich. Die Handlung spielt im Dorf Borgo di Dentro im ialienischen Piemont, in das die Amerikanerin Giulia Masca 1946 zurückkehrt, nachdem sie es 45 Jahre zuvor in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlassen hat. Giulia Masca stammt aus einfachsten Verhältnissen und hat schon als Kind in der örtlichen Seidenspinnerei gearbeitet. Wegen des Verrats einer Freundin hat sie die Heimat verlassen und in New York Glück und Wohlstand gefunden, während Europa erst vom Ersten und dann vom Zweiten Weltkrieg erschüttert wurde. Nun ist sie für eine Nacht zurückgekehrt und die Erinnerungen holen sie ein. Doch nicht nur Giulia Mascas Leben wird in Rückblicken berichtet – auch das ihrer Kindheitsfreundin Anita Leone, die Borgo die Dentro nie verlassen hat. Im Gegensatz zu Einzelkind Giulia wurde Anita in eine starke und nicht ganz so arme Großfamilie hineingeboren, die gepachtete Weinberge bewirtschaftet. Ihre Kindheit ist glücklicher als die ihrer Freundin, doch leicht hat sie es später nicht. Die Autorin schildert entbehrungsreiche, harte Arbeiterleben, die von Existenzängsten, Kriegen und Naturkatastrophen erschüttert werden, doch auch von Liebe, Zusammenhalt und Loyalität geprägt sind. Gleich an zwei Stellen hat Raffaella Romagnolo Stammbäume eingefügt, damit ihre Leser von den komplexen Beziehungsgeflechten nicht zu verwirrt sind. Ich musste nur manchmal darauf zurückgreifen: Die meisten Figuren sind gut greifbar und mit klaren Eigenheiten versehen, was es leichter macht, sich in den verschiedenen Familienverbünden einigermaßen zurechtzufinden.

„Bella Ciao“ ist nicht immer ganz einfach zu lesen. Nicht so sehr wegen der Fülle an Protagonisten, auch nicht wegen der immerhin fast ein halbes Jahrhundert umfassenden, umrissenen italienischen Geschichte: Was mir etwas zugesetzt hat, sind Beschreibungen von Elend und Leid. Als Leser zieht man mit den Figuren in Schlachten, die in den meisten Familiensagas nicht so detailliert beschrieben werden. Beim Lesen war ich mehr als einmal froh, 100 Jahre nach den Hauptfiguren geboren worden zu sein. Doch „Bella Ciao“ ist auch einer dieser Romane, die einem eine ganz neue, in meinem Fall unbekannte Welt eröffnen, die man nicht mehr vergisst. Die Autorin schreibt mit viel Einfühlungsvermögen und schafft so komplexe Entwicklungen, in denen Menschen über sich hinauswachsen und auch Gut und Böse nicht immer klar zu trennen sind. Ich empfehle, sich etwas Zeit für „Bella Ciao“ zu nehmen – es ist kein Buch, bei dem es reicht, jeden Abend vor dem Einschlafen ein paar Seiten zu lesen. Doch wem es möglich ist, sich von Raffaella Romagnolo nach Borgo di Dentro mitnehmen zu lassen, der wird mit einem intensiven Leseerlebnis belohnt und weder Giulia Masca noch die Familie Leone schnell vergessen können.

Ich habe dieses Buch als Leseexemplar erhalten.