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Veröffentlicht am 03.10.2019

Wenn nichts bleibt, außer die Hoffnung

Eine Familie in Deutschland
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„Eine Familie in Deutschland – Am Ende die Hoffnung“ ist das Finale von Peter Pranges Zweiteiler rund um die Familie Ising im Zweiten Weltkrieg. Kenntnis des ersten Bandes, „Zeit zu hoffen, Zeit zu leben“, ...

„Eine Familie in Deutschland – Am Ende die Hoffnung“ ist das Finale von Peter Pranges Zweiteiler rund um die Familie Ising im Zweiten Weltkrieg. Kenntnis des ersten Bandes, „Zeit zu hoffen, Zeit zu leben“, ist zwingend nötig, denn der Autor knüpft nahtlos an die Geschehnisse in 1939 an und erzählt die Geschichte von hier aus bis zum Kriegsende und einem kurzen Epilog in 1955. Der Verlauf des Krieges und welche Auswirkungen er auf die einzelnen Protagonisten hat, steht hier im Mittelpunkt, doch die im ersten Teil begonnene Geschichte des Volkswagens verliert sich nicht.

Zwischen dem Buchdeckel und der allerersten Seite findet der Leser ein vertrautes Bild: die Familie am Kaffeetisch, sowie kleine Absätze mit dem jeweiligen Namen, dem Alter und einer Kurzbeschreibung der Person. Im Vergleich zum ersten Band wurde diese aktualisiert, was sehr hilfreich ist, um nach fast einem Jahr wieder in die Geschichte einzusteigen. Doch der Wiedereinstieg fiel allgemein nicht schwer, denn Prange lässt die wichtigsten Informationen zu jeder Person subtil in die ersten Kapitel einfließen. Dies wirkt sehr natürlich, sodass der Leser nicht das Gefühl hat, er lese nochmal eine Zusammenfassung. Ein umfangreicheres Personenregister befindet sich zur Hilfestellung erneut am Ende des Romans.

Der Roman ist, abgesehen von drei großen Abschnitten, in viele kleine Kapitel (im Durchschnitt zwei bis vier Seiten) aus wechselnden Perspektiven unterteilt. So weiß der Erzähler immer, was im Leben und in den Köpfen der einzelnen Personen, und später auch an den unterschiedlichen Schauplätzen, vor sich geht. Die kurzen Kapitel sind zudem praktisch, da der Leser immer mal zwischendurch etwas lesen kann. Die Überwindung, so ein dickes Buch in die Hand zu nehmen, ist dadurch sehr viel geringer, sodass man dann doch schnell vorankommt.

Meine positive Meinung zur Gestaltung der Charaktere bleibt auch in Band zwei erhalten. Die einzelnen Figuren sind so unterschiedlich, wie man sie auch in einer echten Familie vorfindet. Gerade mit Beginn des Krieges zeigt sich nochmal deutlich, für wen Moral und Anstand wie viel bedeuten und wer nur auf seinen persönlichen Vorteil hinarbeitet. Dadurch wird eine authentische Ausgangslage für den Roman geschaffen. Die Motive der Charaktere sind nachvollziehbar: sich anzupassen um zu überleben ist leicht, aber auch wichtig - sich aufzulehnen ist risikoreich und schwer. Prange gelingt es hervorragend, dieses Dilemma zu transportieren. Mich hat zudem auch häufig die Leitfrage des Autors beschäftigt „Wie hätte ich mich damals verhalten?“. So viel wir heute wissen und so nobel wir auch denken, wäre nicht jeder damals der Held gewesen, der uns vorschwebt.

Leider gibt es aber einen Charakter, der in der zweiten Hälfte des Buches für mich von jetzt auf gleich seine Nachvollziehbarkeit verliert. Vorher war dies einer der spannendsten Handlungsstränge, aber nach einer kurzen Sequenz kann ich Gedanken, Gefühle und Motive dieser Person leider bis zum Ende nicht mehr nachvollziehen. Wirklich schade!

Wenn auch immer mal wieder angeschnitten, tritt die Entwicklung des Volkswagens etwas weiter in den Hintergrund – verständlich und authentisch, wenn ein Krieg ausbricht. Darüber konnte ich also nicht mehr begeistert neues Wissen aufnehmen. Einige Dinge über den Zweiten Weltkrieg habe ich dennoch gelernt – ein schöner Nebeneffekt bei einem historischen Roman, den allerdings nicht jeder Autor erzielt.

Während ich in Band eins noch das Gefühl hatte, dass den Protagonisten gar nichts Schlimmes passieren kann und die Spannung darunter litt, hat Peter Prange in der Fortsetzung eine andere Seite aufgezogen. Diese münden in teilweise ungeahnte Wendungen. Der Leser leidet mit seinen Charakteren, ist geschockt über deren Erlebnisse, verabscheut die damaligen Ereignisse und schluckt schwer, wenn er bekannte Schlagwörter wie „Stalingrad“ liest. Jede noch so kleine positive Begebenheit ist ein Lichtblick, sowohl für die Personen im Buch, als auch für die davor. Um jeden der bekannten Charaktere hofft und bangt man. Das zeigt auch eine wertvolle Wahrheit des Krieges auf: Niemand wird verschont. Man muss nicht an vorderster Front gewesen sein, um darunter zu leiden. Der Krieg verändert alle Menschen – für immer.

Für dieses Auf und Ab der Gefühle und die hervorragende, authentische Erzählung vergebe ich daher 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Yoga, Streiten und ganz viel Versöhnen

Lotus House - Sinnliches Verlangen (Die Lotus House-Serie 3)
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Mit „Sinnliches Verlangen“ präsentiert Audrey Carlan den dritten Teil ihrer sieben Bände umfassenden Lotus House – Reihe. Protagonisten in dieser Etappe sind Mila Mercado und Atlas Powers, welche der Leser ...

Mit „Sinnliches Verlangen“ präsentiert Audrey Carlan den dritten Teil ihrer sieben Bände umfassenden Lotus House – Reihe. Protagonisten in dieser Etappe sind Mila Mercado und Atlas Powers, welche der Leser am Ende vom zweiten Band („Sanfte Hingabe“) bereits ganz kurz kennenlernt.
Beide sind Yogalehrer im Lotus House, aber vor allem mit Leib und Seele Künstler – sie als Malerin, er als Musiker. Was sie allerdings genauso gerne tun, ist, sich von ihrer ersten Begegnung an zu provozieren und zu streiten. Die körperliche Anziehung lodert hell zwischen ihnen, doch Mila sieht in ihrem Leben keinen Platz für eine feste Beziehung. Atlas allerdings legt sich heftig ins Zeug, um sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Die einzelnen Kapitel sind im Wechsel aus der Perspektive von Mila und Atlas geschrieben. Dies macht es dem Leser leicht, sich in beide gut hineinzuversetzen, weil er immer weiß, was die Person denkt und fühlt. Außerdem offenbart es den vielseitigen Schreibstil der Autorin, denn Atlas und Milas Gedanken unterscheiden sich natürlich auch vor allem in ihrer Wortwahl. Audrey Carlan hat beiden auf diese Weise ein signifikantes Profil verliehen. Die Sexszenen enthalten explizite Sprache.

Mehrere Kapitel sind zu jeweils einem Abschnitt zusammengefasst, der mit einer kleinen, gezeichneten Blume sowie einer wissenswerten Information über Chakra oder eine Yoga Position (ein „Asana“) beginnt. Das ist für den Leser nicht nur interessant und hilfreich, nein, es hat auch inhaltlich immer etwas mit den Kapiteln des entsprechenden Abschnitts zu tun. Der Leser merkt, dass Audrey Carlan sich hier viele Gedanken gemacht hat, statt willkürliche, schöne Sinnsprüche einzufügen. Dadurch hat sie bereits in Band eins mein Interesse an Yoga (wieder-)erweckt.

Mila und Atlas sind beide sympathische Charaktere. Sie haben in der Vergangenheit schlimme Schicksalsschläge erlitten, lassen sich aber nicht unterkriegen. Wie ausdauernd beide ihre großen Träume verfolgen, war sehr inspirierend zu lesen. Hohen Unterhaltungswert hatten auch immer die Spötteleien und kleinen Streitereien, welche leider im Verlauf der Geschichte weniger wurden.

Was mir an diesem Band wieder besser gefallen hat, im Vergleich zum unmittelbaren Vorgänger, sind die unverfälschten Gefühle. Es geht nicht dauernd hin und her, sondern Mila und Atlas prallen wie zwei Stürme aufeinander und ziehen danach in dieselbe Richtung. Sie passen so gut zusammen und dass sie die Kunst als eine Leidenschaft teilen, sie jedoch auf unterschiedliche Art ausüben, empfand ich beim Lesen als sehr harmonisch und gelungen. Auch als Leser, der der Kunst nicht derart zugewandt ist, genoss ich es davon zu lesen, wie viel den beiden das Ausleben ihrer Kreativität bedeutet.

Natürlich gab es auch ein paar Probleme für ihr Glück (davon ein Versuch der Autorin eher halbherzig), aber das gehört meistens in einen Liebesroman, um die Handlung nicht komplett friedlich zu gestalten. Ein bisschen mehr Spannung und weniger Vorhersehbarkeit hätte mir hier gut gefallen – ein klassisches Problem des Genres.

Insgesamt hat mir Band drei wieder besser gefallen als Band zwei. Die Geschichte wirkt runder, leidenschaftlicher und hat gleichzeitig noch eine ruhigere, künstlerische Seite. Aufgrund der Vorhersehbarkeit leider ein Punkt Abzug, sodass ich zu 4 von 5 Sternen komme.

Veröffentlicht am 13.09.2019

Spannender Auftakt der neuen Trilogie. Erotik, Gefahr und Kunst – eine interessante Mischung.

Sinful Prince
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Mit „Sinful Prince“ beginnt Meghan March ihre neue „Sinful Royalty“-Trilogie – ein Spinn-Off ihrer in diesem Jahr abgeschlossenen „Sinful“ Empire-Reihe. Protagonistin ist Temperance Ransom, Keira Kilgores ...

Mit „Sinful Prince“ beginnt Meghan March ihre neue „Sinful Royalty“-Trilogie – ein Spinn-Off ihrer in diesem Jahr abgeschlossenen „Sinful“ Empire-Reihe. Protagonistin ist Temperance Ransom, Keira Kilgores Assistentin, die beide bereits aus dem ursprünglichen Dreiteiler bekannt sind. Ich kann aber bereits vorwegnehmen: Vorkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich. Es treten zwar bekannte Personen am Rande wieder auf und es wird sehr entfernt auf vergangene Ereignisse Bezug genommen, aber der Leser oder die Leserin kann der Geschichte inhaltlich auch dann problemlos folgen, wenn dies das erste Buch der Autorin für ihn oder sie ist.

Temperance arbeitet hart und ist stolz auf das, was sie erreicht hat. Als sie allerdings ungeplant eine wilde Nacht mit einem Fremden verbringt, erwacht ihre wilde Seite. Sie kann danach kaum noch an etwas Anderes denken, als an das nächste Treffen mit ihm und welche geheimen Sehnsüchte er ihr erfüllt. Auf der anderen Seite will sie ihren seriösen, schwer erarbeiteten Lebensstil, nicht aufs Spiel setzen. Und ganz ungefährlich scheint der Unbekannte auch nicht zu sein.

Was mir bei dem Cover auf den ersten Blick am besten gefällt, ist, dass es - entgegen dem Trend im Genre - nicht einen Mann mit nacktem Oberkörper oder im Anzug zeigt. Diese wirken alle generisch und austauschbar und ich finde es schön, dass LYX bei dieser Reihe zeigt, dass es auch anders geht. Der Tropfen, der ins Wasser fällt und es nach oben spritzen lässt, ist ein perfekt passendes Sinnbild für Temperance Erlebnis mit dem Fremden. Nach Außen hin ist sie eigentlich das sprichwörtliche „Stille Wasser“ und die Begegnung mit dem Unbekannten ist der Tropfen, der sie durcheinanderwirbelt und eine unterdrückte Seite in ihr aufweckt. Das passiert auf eine unkontrollierbare Weise, genau wie man nicht vorhersagen kann, wo das Wasser hin spritzt. Eine großartige Gestaltungsidee ist außerdem, dass das aufspritzende Wasser wie eine Krone aussieht. Dies spiegelt den Namen der Reihe und des Teils gut wider. Wie auch bei der „Sinful Empire“-Reihe bin ich wieder begeistert, wie viele Gedanken man sich hier über das Design gemacht hat.

Der Schreibstil von Meghan March gefällt mir gut. Alles, was sie beschrieb, konnte ich bis ins kleinste Detail vor meinen Augen sehen. Auch die explizite Sprache finde ich für die Geschichte absolut passend.

Das Buch ist vollständig aus der Perspektive von Temperance geschrieben. Der Leser oder die Leserin kennt sie ja bereits aus Meghan Marchs vorangegangener Reihe. Hier fand ich sie immer sehr sympathisch und habe mich jetzt gefreut, sie etwas besser kennenzulernen. Dass sie diese wilden Fantasien in sich trägt, hätte ich überhaupt nicht erwartet! Ihren Charakter finde ich in dem neuen Buch nachvollziehbar und authentisch gestaltet, vor allem durch den inneren Kampf, der Lust nachzugeben gegen das Festhalten am Bekannten und Sicheren. Das alles lässt Temperance sehr menschlich wirken und ich konnte sehr gut mit ihr mitfühlen.

In ihrer neuen Reihe hat Meghan March auch etwas Neues gewagt. Neben der bekannten prickelnden Erotik und der gefährlichen Spannung, lässt sie ein interessantes Thema einfließen: Kunst und Selbstverwirklichung. Das hat dem Buch eine neue, viel tiefere und glaubhaftere Ebene hinzugefügt, die manchen Erotikromanen fehlt.

Leider waren viele andere Darstellungen im Buch absolut nicht glaubhaft und haben sich künstlich angefühlt. Temperance scheint gar kein Problem damit zu haben, ihre intimen Erlebnisse jedem anzuvertrauen, egal wie kurz sie die Person erst kennt. Von einem aufdringlichen Charakter – welcher allerdings eine tolle Prise Humor mit in die Geschichte bringt – lässt sie sich bis auf innerste ausfragen und auch mehreren Frauen, die sie erst kurz kennt, vertraut sie sofort alles an. Dies wirkte beim Lesen nicht realistisch auf mich.

Ein bisschen gestört hat mich außerdem noch die immense Geheimniskrämerei, die Meghan March auch diesmal wieder betreibt. Nirgendwo erfährt man etwas Konkretes, unendlich viele Fragen sammeln sich im Kopf und man beginnt auch in unwichtige Sachen viel zu viel hineinzuinterpretieren. Die Autorin lässt ihre Charaktere alle sehr vage und verhüllt sprechen und auch denken. Wenn man am Ende dann mal auf das Buch zurückschaut, muss man ehrlicherweise feststellen, dass man keine wirkliche Geschichte geliefert bekommen hat. Da ich aber wieder auf so eine unerwartete Auflösung wie in der „Sinful Empire“-Trilogie hoffe, kann ich meinen Unmut darüber gerade noch unterdrücken. Nach wie vor bleibt aber auch der fade Beigeschmack, ob nicht alle drei Bände in ein Buch gepasst hätten.

Temperance ist ein authentischer Charakter und sicher für viele Leser und Leserinnen absolut nachvollziehbar. Durch den zusätzlichen, neuen Aspekt hat Meghan March sich als Autorin verbessert, was ich definitiv positiv bewerte. Zu Lasten meiner Bepunktung gehen jedoch einige künstliche, unrealistische Szenen. Da ich meinen Ärger über die ganzen eingestreuten Nebelkerzen (oder auch nicht?) aber noch zurückhalten kann, komme ich insgesamt zu 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Gefühl/Erotik
Veröffentlicht am 11.07.2019

Tolle Fortsetzung – ich liebe die Legenden!

Fire & Frost, Band 2: Vom Feuer geküsst
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„Fire & Frost- Vom Feuer geküsst“ von Elly Blake ist der zweite Teil ihrer „Fire & Frost-Reihe“ nach „Vom Eis berührt“. Diese Rezension enthält daher Spoiler zu Band eins, nicht aber zu Band zwei.
Nach ...

„Fire & Frost- Vom Feuer geküsst“ von Elly Blake ist der zweite Teil ihrer „Fire & Frost-Reihe“ nach „Vom Eis berührt“. Diese Rezension enthält daher Spoiler zu Band eins, nicht aber zu Band zwei.
Nach der Zerstörung des Frostthrons ist der Minax frei und streift mordend durch Tempesien. Sein innigstes Ziel bleibt aber Ruby. Um ihn zu besiegen, muss sie ohne Arcus an den Hof der Feuerkönigin ins verfeindete Sudesien reisen. Ihr Begleiter ist der Fireblood Kai, der sie ihre Welt und ihre Gefühle in einem neuen Licht betrachten lässt.

Auch der zweite Teil ist vollständig aus der Sicht von Ruby geschrieben. Dies empfand ich als sehr angenehme Abwechslung, da aktuell viele Jugendbücher mit wechselnder Perspektive zwischen weiblichem und männlichem Protagonisten arbeiten. Hier war es sehr einfach, sich in Ruby hineinzuversetzen und die Erzählung hatte einen angenehmen Fluss ohne harte Brüche, sodass ich innerhalb von wenigen Tagen durch war.

Wie auch bei Band eins habe ich mir alle Szenen, in denen Legenden erzählt werden mit einem Post-it markiert – was ich sonst nie tue. Das erwies sich nun als sehr praktisch, da zwischen Band eins und zwei bei mir fünf Monate lagen. Anhand der Post-its konnte ich mir die Hintergrundstory nochmal schnell und einfach ins Gedächtnis rufen. Die Lore der Geschichte ist wirklich umwerfend, ein ganz großer Pluspunkt! Elly Blake hat sich viele Gedanken über den Hintergrund gemacht, über Prophezeiungen und Legenden, und lässt eine Welt entstehen, die nicht nur kreativ, sondern auch schlüssig ist.

Die Beziehung zwischen Ruby und Arcus und auch zwischen Ruby und Kai ist sehr wichtig für die Geschichte. Trotzdem hat Elly Blake es geschafft, nur so viel Lovestory einzubringen wie nötig. Es war genau so viel um interessant zu bleiben, aber auch nicht zu viel, als dass es genervt hätte oder von der Hauptgeschichte abgelenkt. Diese Gratwanderung gelingt nicht vielen Autoren, daher ein großes Lob!

In Teil eins hatte ich ein wenig angekreidet, dass es ein paar Längen gibt. Diese sind in Band zwei vollständig verschwunden. Es passiert immer etwas oder ein wichtiges Ereignis steht kurz bevor. So wollte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Den kleinen Punktabzug gibt es diesmal leider für das Ende. Einige offene Punkte verbinden sich, aber vieles wirkt etwas zu zufällig und zu „einfach“ für die Geschichte. Bei so vielen Problemen und Konfliktpotenzial hat sich für meinen Geschmack alles etwas zu leicht ineinandergefügt.

Positiv erwähnen möchte ich noch die Gestaltung des Endes. Es gab viele Situationen in denen die Autorin einen richtig gemeinen Cliffhanger hätte setzen können. Hat sie aber nicht! Natürlich ist noch einiges offen, da es ja einen dritten Band gibt, aber die Handlung, die für Band zwei anvisiert war, wurde abgeschlossen und es kann mit Teil drei ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. Diese Handhabung gefällt mir sehr gut, wirkt sie doch zum einen nicht so künstlich und zum anderen fällt der Einstieg in den Anschlussteil dadurch umso leichter.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Die wunderbare Lore und die mitreißende Geschichte werden nur vom faserigen Ende etwas abgeschwächt. Der dritte Teil der Reihe, „Von der Dunkelheit geliebt“, ist bereits erschienen und ich freue mich riesig darauf, das Finale zu lesen!

Veröffentlicht am 16.06.2019

Eine Familie mit vielen Geheimnissen

Das Mädchen aus Mantua
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„Das Mädchen aus Mantua“ ist der Name, mit dem die junge Witwe Celestina Ruzzini in Charlotte Thomas Roman bedacht wird. Gemeinsam mit ihrer Stiefschwester ist sie nach Padua gekommen, vorgeblich um eine ...

„Das Mädchen aus Mantua“ ist der Name, mit dem die junge Witwe Celestina Ruzzini in Charlotte Thomas Roman bedacht wird. Gemeinsam mit ihrer Stiefschwester ist sie nach Padua gekommen, vorgeblich um eine Zeit bei ihren Verwandten zu leben, doch Celestina hat ganz eigene Pläne: Verkleidet als Mann will sie Zugang zur Universität erhalten und Medizin studieren.

Das Buch ist in vier Teile unterteilt, die zeitlich allerdings nahtlos ineinander übergehen. Sie beginnen mit einer ganzseitigen Zeichnung, die zunächst noch medizinischen Bezug hat, später aber eher dekorativen Charakter. Diese Teile sind regelmäßig in kurze Abschnitte unterteilt, welche ebenfalls eine kleine Grafik im Zeilenbeginn haben. Beim Lesen ist das eine angenehme Abwechslung für das Auge.

Die Kapitel sind überwiegend aus Celestinas Perspektive geschrieben, viele allerdings auch aus der eines Mannes namens Timoteo Caliari, den sie kennenlernt, sowie manche aus der ihrer und seiner Familienmitglieder. Zudem lesen wir über einen Täter und seine Opfer, denn der Roman hat – für mich absolut überraschend, einen sehr hohen und spannenden Krimianteil. Da der Klappentext selbst kein Wort dazu verrät, will ich hier nicht auf dessen Inhalt eingehen. Dieser Handlungsstrang nimmt auf jeden Fall sehr viel Platz ein und hat mir wahnsinnig gut gefallen, da er die Spannung stets hochhält, der Leser zum miträtseln eingeladen ist und ich bis zum Ende nicht wusste, wer alles dahintersteckt. Man könnte das Buch fast schon als historischen Kriminalroman titulieren – dann wäre es sicher nicht so peinlich lange auf meinem SUB verstaubt.

Eine weitere, gehörige Portion Spannung entsteht dadurch, dass scheinbar jeder in Celestinas und Timoteos Familie ein Geheimnis hat. Häufig schleicht sich nachts oder auch tagsüber jemand aus dem Haus und in den Perspektivwechseln erfährt der Leser gerade genug, um zu wissen, wer es ist, kann aber immer noch viel spekulieren, was derjenige versteckt.

Auch den Anteil an Liebesgeschichte kann ich lobend erwähnen. Ich befürchtete davon viel zu viel und zu schnulzig, aber das war nicht der Fall. Die Liebe spielte zwar von Beginn an und dauerhaft eine Rolle, aber nicht zu aufdringlich. Celestinas Medizinstudium, der Kriminalfall und die anderen Geheimnisse hatten immer einen mindestens genauso wichtigen Anteil.

Sehr gut gefallen hat mir außerdem der zeitliche Verlauf. Trotz der über 500 Seiten, war die Geschichte straff geschrieben. An den richtigen Stellen wurden Tage bis Wochen übersprungen, sodass es keine Längen oder zähe Passagen gab. Zu Beginn eines neuen Abschnitts wurde beispielsweise mit „am selben Abend“ oder „einige Wochen später“ in Kombination mit der Angabe des Monats klar bezeichnet, wie viel Zeit vergangen war, sodass der Leser die Geschehnisse gut einordnen konnte.

Etwas zwiegespalten bin ich über eine Methodik der Autorin. Im Laufe des Romans gibt es Fußnoten, die fremdartige Begriffe und vor allem lateinische Buchtitel oder Aussprüche erklären beziehungsweise übersetzen. Dadurch entfällt ein Glossar. Auf der einen Seite hat mir das gut gefallen, weil man beim Lesen historischer Romane meistens vorher nicht weiß, welche Worte im Glossar erklärt werden, dadurch zum Teil vergebens hin und her blättert und der Lesefluss somit entweder durch das Blättern oder durch die unbekannten Worte gestört wird. Im Falle der Fußnoten muss man nicht blättern und weiß sofort, dass und welche Erklärungen vorliegen. Beim Lesen empfand ich diese Unregelmäßigkeit im Schriftbild trotzdem störend, auch wenn es in Summe sicher nicht mehr als zehn Fußnoten gab. Hinzu kommt allerdings, dass ich die meisten dieser Erklärungen unnötig fand. Nicht zwingend, weil ich wusste, was es bedeutet, sondern vielmehr, weil es zum Beispiel für die Geschichte irrelevant ist, wie eine einmal erwähnte medizinische Abhandlung im deutschen heißt. Gerade für solche Fälle bietet sich ein Glossar an: Wenn man es genau wissen will, kann man nach hinten blättern, wenn nicht, kann man ungestört weiterlesen.

Wer sich das Buch aufgrund des italienischen Settings ausgesucht hat, sei außerdem gewarnt: Celestinas Lebens spielt sich so gut wie ausschließlich zwischen Universität, Krankenhaus und ihrer Unterbringung ab. Die Geschichte hätte genauso gut in einem anderen Land mit einer prestigeträchtigen Universität stattfinden können. Die italienische Kultur und Lebensweise kommen nicht wirklich zum Ausdruck.

Was mir zuletzt noch jedes Mal Freude bereitet hat, war, von bekannten Gelehrten und berühmten Medizinern zu lesen. Während Girolamo Fabrizio und William Harvey selbst in dem Roman auftreten, werden Galilei und andere Wissenschaftler zumindest erwähnt. Sehr gut wurde außerdem die damalige medizinische Ausbildung erläutert. Hier hat man wieder viel gelernt, was ich an historischen Romanen sehr schätze. Vor dem Lesen empfehle ich, sich Bilder des anatomischen Theaters in Padua anzuschauen. Das ist sehr interessant und hilft bei der Vorstellung der Romanhandlung.

Zusammenfassend haben mir vor allem der Kriminalfall und die ganzen Geheimnisse sehr gut gefallen. Ich wollte stets weiterlesen und herausfinden was passiert war. Daher komme ich zu 4 von 5 Sternen.