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Veröffentlicht am 16.06.2019

[Klassiker] Ein Fall für den berühmtesten Detektiv - Der Hund der Baskervilles

Sherlock Holmes - Der Hund der Baskervilles
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Einleitung:

Ich wollte schon immer mal einen Klassiker lesen und was liegt da näher als mit dem berühmtesten Detektiv anzufangen? Bedingt durch viele Adaptionen in Film und Fernsehen war es mir ein Bedürfnis ...

Einleitung:

Ich wollte schon immer mal einen Klassiker lesen und was liegt da näher als mit dem berühmtesten Detektiv anzufangen? Bedingt durch viele Adaptionen in Film und Fernsehen war es mir ein Bedürfnis herauszufinden, wie Arthur Conan Doyle seinen Helden denn im Ursprung in Szene gesetzt hat. Da dies mein erster – aber sicherlich nicht mein letzter Versuch war, einen so alten Roman zu lesen, hatte ich nicht viele Erwartungen. Ich habe das Buch auf mich zukommen und wirken lassen.

Das Buch:

Titel: Der Hund der Baskervilles
Autor: Arthur Conan Doyle
erschienen: Juni 2017 – in einer Neuübersetzung von Henning Ahrens
Verlag: Fischer Taschenbuch
Genre: Kriminalroman
Zeit: England im frühen 20. Jh
ISBN: 978-3-596-03565-6

Im Original ist „Der Hund der Baskervilles“ erstmals als Fortsetzungsroman im Strand Magazine in der Zeit von August 1901 bis April 1902 erschienen. Die Gesamtausgabe des Romans erschien im März 1902 und die deutsche Erstausgabe erfolgte im Jahr 1903. Die hier vorliegende Übersetzung ist die derzeit aktuelle von Henning Ahrens aus dem Jahr 2017. Ich habe das Buch nie in einer englischen Originalausgabe gelesen, weshalb ich mir kein Urteil über die Genauigkeit der Übersetzung bilden kann. Jedoch habe ich keine logischen Übersetzungsfehler gefunden.

Handlung:

In Dartmoor wird Sir Charles Baskerville tot in der Nähe des Moores aufgefunden, angeblich angegriffen von einem riesigen Hund, den aber bisher noch niemand wirklich gesehen hat. Dieser Hund wird schon in der Legende der Baskervilles erwähnt, an die die Bewohner von Dartmoor auch heute noch glauben. Das Erbe tritt Sir Charles‘ Neffe Henry an. Dieser erhält in seinem Hotel in London eine rätselhafte Warnung, das er nach Hause zurück kehren solle, mit der er sich an Sherlock Holmes wendet. Sherlock Holmes schickt Dr. Watson gemeinsam mit Sir Henry nach Dartmoor mit der Auflage, den Mord zwar zu ermitteln, Sir Henry aber nie allein zu lassen. Gemeinsam finden Watson und Baskerville einige interessante Indizien, können sich den Mord jedoch nicht erklären.

Perspektive:
Dr. Watson erzählt als Beobachter die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Später, fast am Ende des Buches, spricht er seine Leserschaft sogar direkt an. So bekommt dieser Roman den Hauch eines Erfahrungsberichtes. Allerdings fand ich es etwas befremdlich, dass er in seinem Tagebuch und den Berichten an Sherlock Holmes wörtliche Reden niedergeschrieben hat. Dies jedoch sei der Tatsache geschuldet, dass sich diese 3 Kapitel so besser ins Gesamtkonzept des Buches einfügen. Da ein Tagebuch etwas sehr Privates ist, hätte ich an dieser Stelle allerdings auch erwartet, dass Watson etwas über seine Gefühle oder seine Sichtweisen preis gibt. Insgesamt ist der Roman eher sachlich nieder geschrieben. Im Vergleich zu modernen Romanen mit Perspektivwechseln und Vielschichtigkeit der Protagonisten, erfährt man hier während der Erzählung viele Details, die die Aufklärung des Falls und den Fortgang der Handlung beschreiben, aber eben nicht die Protagonisten selbst.
Zitat, S. 220: „Sherlock Holmes hat sich der kollektiven Erinnerung eingeprägt wie keine andere literarische Figur.“ Obwohl dies so ist, erfährt der Leser bedauerlicher Weise nicht mehr, als das, was über Sherlock Holmes ohnehin bekannt ist. Dennoch versteht es der Autor, den unterschiedlichen Figuren verschiedene Charaktereigenschaften zu eigen zu machen.

Figuren:
Sherlock Holmes: Er ist einer der berühmtesten Detektive. Ich schätze, es gibt wenige (lesende) Menschen, die seinen Namen nicht schon gehört hätten. Dennoch erfährt man ausgesprochen wenig über seine Person. Er hat einen scharfen Verstand, eine außergewöhnliche Kombinationsgabe, raucht Pfeife und wohnt in der Baker Street in London. Darüber hinaus hatte ich manchmal den Eindruck, dass er Dr. Watson etwas oberlehrerhaft behandelt. Fast am Ende des Buches erzählt Watson auch, dass es für Holmes‘ Kollegen und Freunde schwierig sein kann ihm zu folgen, da dieser sie nicht an seinen Gedanken teilhaben lässt, sondern im Nachhinein erklärt.
Im letzten Kapitel berichtet Sherlock Holmes, was er alles wusste und was er sich zurecht kombiniert hat und ich habe mir ein ums andere Mal die Frage gestellt, woher er diese Informationen hätte haben können. Ich finde, Holmes‘ Ermittlungsarbeit geht in diesem Roman unter und als Leser wird man am Ende lediglich mit den Ergebnissen konfrontiert. Das finde ich schade, denn gerade seine Kombinationsgabe und seine oftmals sehr direkten Fragen machen die Figur aus.

Dr. Watson: Er ist wohl ebenso berühmt wie Sherlock Holmes, aber er scheint nur Holmes' Schatten oder – wie oben bereits erwähnt – sein Lehrling zu sein. Er wird in dieser Geschichte als Schutz von Sir Henry Baskerville mitgeschickt und soll in Dartmoor im Mordfall Sir Charles Baskerville ermitteln und Sherlock Holmes auf dem Laufenden halten. Und obwohl er ein kluger Kopf ist, hatte ich oft den Eindruck, dass er sich hinter dem Können von Sherlock Holmes versteckt. Ich habe mich kurz auch gefragt, ob Holmes Watsons Chef ist, aber ich glaube nicht. Meines Wissens sind die beiden Freunde.

Sir Henry Baskerville: Er ist der Neffe des verstorbenen Sir Charles und sein Erbe, was ihn ganz zu Beginn erst einmal verdächtig macht. Sir Henry ist deutlich mutiger oder draufgängerischer als Dr. Watson; er tritt selbstsicher auf – eben so, wie man es von einem Adligen erwarten würde. Dabei ist er aber durchaus sympathisch, insbesondere in seiner Liebe zu Mrs. Stapleton. Dr. Watson soll ihn ja beschützen, aber es hat den Anschein, dass er diesen Schutz gar nicht braucht.

Alle anderen Figuren dienen hauptsächlich dazu Fakten zu enthüllen, die Dr. Watson für seine Ermittlungen braucht. Über die Figuren selbst erfährt man allerdings auch wenig. Erst zum Schluss des Buches ergeben sich einige persönliche Umstände. Während des Lesens habe ich natürlich versucht herauszufinden, wer der Mörder ist. Ich hatte schon recht früh zwei Figuren im Verdacht, von denen sich die eine mehr und mehr heraus kristallisierte. Diese war es dann am Ende auch. Allerdings kann ich nicht wirklich sagen, dass der Fall vorhersehbar war. Die scharfen Wendungen, wie sie heute üblich sind, bleiben zwar aus, aber dennoch klärt erst Holmes am Ende ganz genau auf, wie sich der Fall zugetragen hat. Das Motiv des Mörders ist etwas früher klar, und dann ergibt sich auch, wer es ist.

Dialoge:
Das erste Drittel des Buches besteht fast ausschließlich aus Dialogen, die hauptsächlich Sherlock Holmes führt. Im zweiten Drittel, als Sherlock Holmes in London und Dr. Watson mit Sir Henry Baskerville in Dartmoor ist, gibt es hingegen vergleichsweise wenige, aber teilweise sehr lange Dialoge. Bei ihnen kann man allerdings schon mal den Überblick verlieren, wer etwas sagt - besonders dann, wenn mehrere Figuren beteiligt sind. Grund ist, dass oft nur beim ersten gesprochenen Satz steht, wer ihn sagt. Danach kommen häufig nur noch die wörtlichen Reden. Bedingt durch den ungewohnten Schreibstil musste ich viele Sätze 2 oder 3x lesen, was die Übersicht zusätzlich erschwert. Im dritten Drittel halten sich Dialog und Erzählung die Waage und es ergibt sich öfter aus den gesprochenen Sätzen, wer etwas gesagt hat, da sich die Figuren mit Namen ansprechen. („so und so, mein lieber Watson.“ )
Mitunter empfand ich diese vielen Dialoge am Anfang als recht anstrengend, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Darüber hinaus passten die Satzklänge durchaus zu modernen Sherlock Holmes Figuren wie in Elementary. Auch wurden in dieser Neuübersetzung die Dialoge behutsam an den heutigen Sprachgebrauch angepasst (vgl. S. 220), was das Lesen sicherlich etwas erleichtert.

Schreibstil:
Ich habe den Schreibstil aus der heutigen Sicht als etwas altbacken empfunden. Allerdings habe ich dabei nicht vergessen, dass ich einen Klassiker in der Hand halte, dessen Original inzwischen beinahe 120 Jahre alt ist. Sprache verändert sich, das kommt hier wunderbar zum Tragen. Aber ich denke, dass man sich darauf einlassen können muss. Aus dem Schreibstil resultiert das eher getragene Tempo und kein allzu hoher Spannungsbogen. Während moderne Krimis z.T. mit rasanten Szenen aufwarten, liest sich „Der Hund der Baskervilles“ eher gemächlich. Dazu beitragen könnte auch, dass Holmes und Watson noch mit Pferdekutschen und nicht PS-starken Autos unterwegs sind.
Im zweiten Drittel verliert sich Dr. Watson in seinen Berichten manchmal in Details, die für die Handlung nicht unbedingt von Belang sind. Er sagt es sogar selbst und weiß auch, dass Sherlock Holmes sich dafür nur am Rande interessiert. Gleichzeitig will er aber auch keine Fakten unterschlagen – ob beim Leser oder bei Sherlock mag der Leser selbst entscheiden. Ich habe diese ausführlichen Umschreibungen zeitweise als langatmig empfunden. Am Ende des Buches weiß ich aber, dass dies wohl zum Stil von Doyle gehört. In der hier vorliegenden Neuübersetzung hat Henning Ahrens sogar schon Adjektive ausgedünnt, allerdings sind immer noch genügend vorhanden.

Setting:
Das London dieser Zeit wird nur oberflächlich beschrieben, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Handlung außerhalb spielt. Dennoch hätte ich mir ein paar Details mehr hier und da gewünscht, weil ich mir die Stadt zu jener Zeit recht romantisch vorstelle. Über Dartmoor erfährt man dagegen viele Einzelheiten, insbesondere das Moor wird sehr genau beschrieben. Manchmal auch zu genau, denke ich. So konnte ich mir nach einiger Zeit sehr gut vorstellen, wie es dort ausgesehen haben könnte. Elemente wie aufkommender Nebel über dem Moor, während Holmes und Watson den Mörder zur Strecke bringen wollen und ihnen so die Sicht genommen wird, sind absolut stilecht für das England im frühen 20. Jahrhundert. Ebenso ist der Aberglaube der Bewohner für meine Begriffe überaus authentisch.

Fazit:
Dieses Buch lohnt sich! Ich habe absichtlich kein anderes Buch parallel gelesen, weil der doch recht ungewohnte Schreibstil ein „durch die Seiten fliegen“ unmöglich macht. Aber ich habe das Buch durchaus genossen. Ist man erst einmal in der Story drin, kann man sich die Umgebung wunderbar vorstellen. Bei den Figuren muss das eigene Hirn etwas nachhelfen – vielleicht anhand von Verfilmungen. Der Fall selbst ist nicht allzu komplex, aber auch nicht wirklich vorhersehbar. Dies erreicht Doyle damit, dass er Watson ermitteln lässt und Holmes erst ganz am Ende alle notwendigen Details mitteilt, denke ich. Schade hingegen ist es ums Holmes‘ Ermittlerkünste, denn diese gehen in diesem Roman etwas unter.
Wer Klassiker mag oder diese gern einmal probieren will, ist mit diesem Fall von Sherlock Holmes bestens beraten. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 01.06.2019

Kann man die Vergangenheit verändern?

Der Da Vinci Fluch
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Einleitung:

Titel: Der Da Vinci Fluch
Autor: Katharina Sommer
erschienen: 08.03.2018
Verlag: Zeilengold
Genre: Fantasy
Zeit: Zeitreise
ISBN: 978-3-946955-08-5

Ich habe dieses Buch bei einer ...

Einleitung:

Titel: Der Da Vinci Fluch
Autor: Katharina Sommer
erschienen: 08.03.2018
Verlag: Zeilengold
Genre: Fantasy
Zeit: Zeitreise
ISBN: 978-3-946955-08-5

Ich habe dieses Buch bei einer Leserunde gewonnen und bedanke mich hierfür bei der Autorin, dem Verlag und Lovelybooks.de. Vor meiner Bewerbung hatte ich die Leseprobe gelesen und war angetan von der Idee und habe eine Geschichte erwartet, die jugendliche Erotik gepaart mit Abenteuer versprach. Ich wurde nicht enttäuscht!

Handlung:

Die 17jährige Hexe Carrie, welche im letzten Schuljahr an der Höheren Magischen Lehranstalt ihre Magie verloren hatte, kommt neu auf eine „normale“ Privatschule. Bereits am ersten Tag trifft sie auf Francis, der sie nur mit Wut und beinahe Hass überschüttet, nachdem sie ihn auf dem Schulparkplatz beinahe angefahren hätte. Er weiß, dass er verflucht ist und sieht in Carrie die Personifizierung dieses Fluches.
Im Geschichtsunterricht will der Lehrer, dass die Schüler einen Familienstammbaum anfertigen und plötzlich hat Francis Interesse an Carrie. Sie fragt sich, warum und ist zunächst misstrauisch. Bald schon lässt sie sich aber auf Francis‘ Charme und zuvorkommendes Benehmen ein, obwohl sie sich immer wieder fragt, ob das so richtig ist. Während ihrer gemeinsamen Arbeit an ihrem Schulprojekt lotst Francis Carrie unter einem Vorwand auf den Dachboden seines Hauses. Er überrumpelt sie und ehe sie sich versieht, landet sie mit ihm im 16. Jahrhundert. In einem Nonnenkloster erfahren sie, dass sie für Francis Plan, seinen Fluch zu brechen, zu spät kommen und reisen unverrichteter Dinge wieder zurück in die Gegenwart. Zufällig bemerkt Carrie jedoch, dass durch die Reise in die Vergangenheit ihre Magie wieder aktiv wird. Nun haben Carrie und Francis beide einen ganz persönlichen Grund eine weitere Reise in dieses Jahrhundert zu unternehmen. Carries Großmutter erweist sich dabei als große Hilfe. Beim zweiten Mal bleiben Carrie und Francis deutlich länger, treffen die richtigen Leute und schaffen es, ihren Plan – anders als gedacht – in die Tat umzusetzen. Beinahe kommt es dabei zum unnötigen Tod von Carrie, aber Francis und Lucius sind rechtzeitig vor Ort um dies zu verhindern.

Meine Meinung:

Das Cover des Buches lädt dazu ein genauer hinzuschauen. Insbesondere die roten Haare der Frau auf dem Cover haben ihre Bedeutung und leuchten überdies vor dem Hintergrund der dunklen Farben. Die Kapitelanfänge sind liebevoll gestaltet und passen zum Satz auf dem Rückendeckel „Menschen jagen Hexen – Hexen jagen die Zeit“.

Francis ist zunächst abweisend zu Carrie. Sie versteht das gar nicht, denn immerhin ist neu an der Schule, reagiert aber ebenfalls abweisend. Gleichwohl ordnet sie Francis aber in die Kategorie beliebter Schüler ein. Insgeheim nennt sie ihn „Sahneschnittchen“. Hier wird bereits deutlich, dass diese beiden sich wohl über kurz oder lang annähern werden.
Beide Charaktere sind liebenswert und authentisch als Schüler einer Oberstufenklasse, haben jedoch zusätzlich zu den ganz normalen Problemen auch noch ihre ganz eigenen, sehr speziellen. Francis ist mit einem Fluch belegt und Carrie hat im letzten Jahr auf der Höheren Magischen Lehranstalt ihre Magie verloren, weshalb sie dort nicht länger lernen darf. Leider wird im Laufe des Buches nur am Rande sehr kurz erwähnt, wie es dazu kam. Hier hätte ich mir etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht. Ebenso zu ihrem Berufswunsch Geisterjägerin zu werden. Immerhin hat ihre Mutter diesen Beruf ausgeübt und ist dabei gestorben, weshalb sie nun bei Onkel und Tante lebt. Auch ihr Freund starb bei einem Kampf mit einem Geist. Insofern hätte es aus meiner Sicht Grund genug gegeben, etwas genauer in Carries Vergangenheit zu schauen und zu erfahren, was passiert ist.

Francis Freundin Valerie ist das, was ich als Anführerin der Cheerleader bezeichnen würde. Sie ist beliebt, hat eine Schar von Freundinnen um sich herum und lässt sich ungern das Zepter aus der Hand nehmen. Erstaunlicher Weise nimmt sie Carrie ohne größere Umstände in ihre Gruppe auf. Man könnte sogar meinen, die beiden seien Freundinnen, aber dennoch traut Val Carrie nicht vorurteilsfrei. In einer Debatte mit Francis wirft sie diesem vor, dass er nicht erkennen würde, dass Carrie in ihn verliebt sei. Sie wittert also die Gefahr, lässt es aber dennoch zu, dass Carrie und Francis viel Zeit zusammen verbringen. Dieses Verhalten ist eher untypisch für einen Teenager und lässt bei mir den Verdacht aufkommen, dass da noch mehr sein müsste. Leider kommt das aber im Buch nicht weiter zum Tragen, was man aus meiner Sicht aber vielleicht auch vernachlässigen kann, das es für die Handlung des Buches nicht ausschlaggebend ist.

Im Geschichtsunterricht werden die Schüler dazu aufgefordert einen Familienstammbaum zusammen zu stellen. Dabei wird Francis klar, dass Carrie in direkter Linie von Leonardo DaVinci abstammt. DaVinci hat im 16. Jahrhundert seinen Erzfeind Francois Levevre, welcher ein direkter Vorfahr von Francis ist, verflucht, als dieser Leonardo auf den Scheiterhaufen schickte. Dieser Fluch lebt heute durch Francis und Carrie weiter und kann nur aufgehoben werden, wenn die Vergangenheit so verändert wird, dass Leonardo Francois nicht verflucht. Damit ist klar, dass Francis und Carrie in die Vergangenheit reisen müssen. Mir gefiel die Beschreibung sehr, wie sie dorthin gekommen sind, ebenso die Beschreibung des Florenz im 16. Jahrhundert. Vermutlich ist nicht alles geschichtlich ganz korrekt, aber wer sich darauf einlässt ohne ständig Google zu befragen, ob alle Fakten auch belegbar sind, wird viel Freude an der Erzählung haben. Ich konnte mir die Menschen, das große Fest und den Hexenprozess jedenfalls recht gut vorstellen.

Am Ende wartet das Buch mit einer sehr raschen Rückreise in die Gegenwart, einem (zwischenzeitlichen) Happy End für Francis und Carrie und mit vielen offenen Fragen auf. Die offenen Fragen betreffen zwar nicht die eigentliche Handlung, die Zeitreise in die Vergangenheit, aber dennoch sind sie da. Ich hoffe sehr, dass zumindest ein Teil davon in der nächsten Geschichte beantwortet werden, denn nur dann wäre die Geschichte für meine Begriffe ganz rund.

Alles in Allem ist dieses Buch absolut lesenswert. Für Freunde von Schulgeschichten mit beginnender Erotik in einer Phantasiewelt ist das Buch gemacht. Der Schreibstil ist leicht und flüssig und man kommt zügig durch die Seiten. Am Ende war ich fast ein bisschen traurig, dass es so schnell vorbei war und freue mich auf den nächsten Teil. Abstriche mache ich wegen der vielen offenen Fragen am Ende des Buches und der fehlenden Vergangenheit von Carrie.

Fazit:

Eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit um Francis in der Gegenwart vom Da Vinci Fluch zu erlösen. Liebevoll beschriebene Charaktere in einer schön komponierten Parallelwelt laden dazu ein zu träumen und mitzufiebern. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Spannend bis zur letzten Seite - ein toller Liebeskrimi :-)

Dunmor Castle - Das Licht im Dunkeln
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Einleitung:

Titel: Dunmor Castle – Licht im Dunklen (Teil 1)
Autor: Kathryn Taylor
erschienen: 29.04.2019
Verlag: Bastei Lübbe
Genre: Liebesroman
Zeitrahmen: Gegenwart

Eigentlich sind Liebesromane ...

Einleitung:

Titel: Dunmor Castle – Licht im Dunklen (Teil 1)
Autor: Kathryn Taylor
erschienen: 29.04.2019
Verlag: Bastei Lübbe
Genre: Liebesroman
Zeitrahmen: Gegenwart

Eigentlich sind Liebesromane nicht meine Favoriten, aber in diesem Fall ist er wirklich geglückt. Spannend bis zur letzten Seite und ich kann es kaum erwarten, dass im August der zweite Teil auf den Markt kommt. Ich durfte diesen Roman im Rahmen einer Leserunde lesen, wofür ich mich sowohl beim Verlag als auch bei den vielen netten Mitlesern bedanke, die herrlich engagiert Vermutungen ausgetauscht haben. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht!

Handlung:

Die junge Lexie kommt mit dem Auftrag, Pläne für die Renovierung des hiesigen Schlosses – Dunmor Castle – zu entwerfen, in ein kleines, idyllisches Dörfchen in Irland. Nicht nur, dass ihr hier alles seltsam vertraut und bekannt vorkommt, so scheint es auch, dass die Leute sie kennen – zumindest einige. Sie treten ihr unterschiedlich gesonnen entgegen. Einige sind freundlich, andere abweisend ohne dass ihr klar wäre, warum das so ist. Und dann ist da Grayson, der gut aussehende Mann und ärgster Konkurrent ihres Chefs, der ihr schon beim ersten Aufeinandertreffen den Kopf zu verdrehen scheint.
Doch so idyllisch, wie alles auf den ersten Blick scheint, ist es nicht! Da sind Geheimnisse zwischen den Dorfbewohnern, die ihre eigene Vergangenheit betreffen, da sind Geheimnisse im Schloss, die dessen Vergangenheit betreffen und immer öfter fragt sich Lexie, wie das alles zusammenhängt.
Am schlimmsten aber ist es, dass offenbar niemand bereit ist, ihr zu erzählen, was wirklich geschah und was sie damit zu hat. Sie war noch nie in Cerigh. Was also hat dieses Dorf mit ihr zu tun? Und warum will ihr niemand ihre Fragen beantworten?

Meine Meinung:

Das Cover des Buches passt perfekt zum Buch. Das Schloss im Hintergrund mit einer jungen Frau im Vordergrund, die auf das Schloss schaut, lässt einen von Anfang an erahnen, dass dies zwei der wichtigsten Bestandteile sind. Eine eigene sehr ähnliche Erfahrung in Schottland hat mich bewogen, mir das Buch genauer anzusehen.

Die Geschichte beginnt direkt zum Auftakt mit einer Szene, die die perfekte Mischung aus Krimi und erotischem Prickeln ist, einen Spannungsbogen erzeugt und bis zum Ende des Buches bleibt diese Spannung erhalten. Wer meint, dass ein Liebesroman flach ist, der wird hier ganz bestimmt vom Gegenteil überzeugt.
Im Laufe der Geschichte lernt der Leser die unterschiedlichen Dorfbewohner kennen, die alle ein gemeinsames Geheimnis zu hüten scheinen, auf jeden Fall aber Geheimnisse jeder für sich. Die Autorin versteht es glänzend ihren Figuren Leben einzuhauchen. Wichtige Figuren werden genauer beschrieben als unwichtigere (wirklich unwichtige Figuren gibt es meiner Meinung nach nicht, denn selbst die kleinste Nebenrolle scheint immer noch einen ganz bestimmten Grund zu haben.) und man kann sie sich mit ihren schrulligen, liebenswerten oder auch nervigen Eigenschaften richtig gut vorstellen.

Und natürlich ist da der tolle, aufregende Mann – Grayson – den Lexie von Anfang an anhimmelt. Sie weiß, dass sie das nicht darf oder sollte, aber dennoch kann sie sich seiner Anziehungskraft so überhaupt nicht entziehen. Und wie in einem guten Liebesroman üblich geht es ihm ganz genauso. Eigentlich steht er ja auf Püppchen, aber Lexie hat es ihm angetan, obwohl sie so normal ist, wie Du und ich. Durch den ganzen Roman hinweg prickelt es zwischen den beiden. Das Knistern ist förmlich greifbar und man wartet eigentlich auf das große Aufflammen der großen Liebe, auf Liebesschwüre… Aber nein, statt dessen beschreibt Kathryn Taylor immer wieder Situationen in denen sie sich streiten, in denen sie sich verfluchen, in denen sie sich anschmachten… Herrlich! Es ist eine wirklich erotische Mischung, die den Roman aber zu keiner Zeit dominiert. Eher im Gegenteil. Die Beziehung zwischen Grayson und Lexie ist eher nur eine „Nebensächlichkeit“. Das gefällt mir ausgesprochen gut.

Im Vordergrund steht dafür die Suche nach Lexies Vergangenheit. Wirklich jeder im Dorf scheint sie zu kennen, nur will niemand Lexie ins Bild setzen. Selbst die Bewohner, die ihr wohlgesonnen sind, reden nicht mit ihr darüber. Ich schätze, würde mir das passieren, ich würde längst nicht so ruhig bleiben, wie Lexie.

Die Autorin versteht es wirklich immer neue Fragen aufzuwerfen und damit die Spannung dauerhaft hoch zu halten. Teilweise werden die Fragen auch beantwortet, aber längst nicht alle und nicht jede Spekulation, die man im Laufe des Buches aufstellt, wird aufgelöst. Und das ist mein Kritikpunkt an dem Buch. Sosehr ich das Katz und Maus Spiel genossen habe und so spannend der Cliffhanger am Ende des Buches ist (obwohl die Lösung doch einigermaßen vorhersehbar ist), so hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin mehr Licht ins Dunkel bringt und damit dem Titel des Buches gerecht würde. Leider bleiben so viele Fragen offen, dass man sich letztlich ein bisschen so fühlt, als könne das Buch hier nicht zu Ende sein. Die Erwartungen, die sich unweigerlich aufbauen, werden am Ende enttäuscht und das ist schade. Das nicht alle Fragen geklärt werden, kann ich verstehen, aber zumindest die wichtigsten hätte sie meiner Meinung nach auflösen sollen. Bis zum August ist noch so viel Zeit, dass man von den vielen Verstrickungen bis dahin sicher nicht alle behält (schließlich liest man ja doch noch das eine oder andere Buch mehr!), sodass man gezwungen ist, dann noch einmal den ersten Teil zumindest zu überfliegen.

Der Schreibstil der Autorin ist toll. Man kann in die Geschichte eintauchen ohne lange über schwierige Formulierungen nachdenken zu müssen. Die Geschichte als solche ist rund und die Figuren sind glaubwürdig und gut beschrieben. Sie beschreibt teilweise Eigenschaften von Menschen mit einer Leichtigkeit, dass jeder schon einmal jemanden kannte, der eben diese Eigenschaften hat oder sich sogar selbst wieder findet.

Fazit:
Wer einen klassischen Liebesroman mit Herzschmerz auf jeder Seite erwartet, ist hier nicht richtig. Wer aber die Spannungen im Zwischenmenschlichen mag, wer Geschichten mag, bei denen nicht alles sofort klar ist, sondern bei denen man um die Ecke denken muss, der wird hier nicht enttäuscht und dem empfehle ich dieses Buch zu lesen. Es lohnt sich wirklich! Ein schöner Liebeskrimi!

Von mir gibt es 4 von 5 Sternen wegen der zu vielen offenen Fragen am Ende des Buches.

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  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 11.04.2019

Endzeitszenario im Zeitraffer

Das Feuer der Erde
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Einleitung:

Titel: Das Feuer der Erde
Autor: Leo Aldan
erschienen: 01.03.2019, VA-Verlag
Genre: Krimi

Ohne den Hinweis von Leo Aldan wäre ich wohl nie auf dieses Buch gestoßen, weil Katastrophen ...

Einleitung:

Titel: Das Feuer der Erde
Autor: Leo Aldan
erschienen: 01.03.2019, VA-Verlag
Genre: Krimi

Ohne den Hinweis von Leo Aldan wäre ich wohl nie auf dieses Buch gestoßen, weil Katastrophen und Endzeitszenarien nicht ganz oben in meiner Beliebtheitsskala rangieren. Nachdem ich aber die Leseprobe gelesen hatte und mich an Dan Brown erinnert fühlte (den ich übrigens sehr gern lese), nahm ich das Buch zur Hand.

Handlung:

Dr. Georgina Finley ist Geologin und entdeckt auf einer Expedition in die Antarktis, dass die Erderwärmung deutlich weiter voran geschritten ist als angenommen. Wetterveränderungen werden deutlich, die Vulkane unter der Antarktis drohen bald auszubrechen, die tektonischen Platten beginnen sich zu verschieben und die Vernichtung der Menschheit steht kurz bevor. Sie sieht sich in der Pflicht, ihre Daten schnellstmöglich auszuwerten um die verbleibende Zeit berechnen zu können und die Medien und die Menschen zu informieren. Aber niemand hört ihr zu – im Gegenteil, Politiker und Industrielle wollen ihr eher den Mund verbieten um eine Panik zu vermeiden. Und ganz besonders ihr größter Gegner Jayden Turkov! Ein Kampf gegen Windmühlen beginnt. Erst als die Katastrophe(n) die Erde heimsuch(en)t sind sie bereit auf das zu hören, was Georgina zu sagen hat.

Meine Meinung:

Mir gefällt das Tempo der Story, welches von Anfang bis zum Ende nicht abnimmt. Man gewinnt ein bisschen den Eindruck, als befände man sich in einem Zeitraffer. An vielen verschiedenen Orten auf der Welt brechen gleichzeitig unterschiedliche Katastrophen aus – Tsunamis, Erdbeben, Vulkanausbrüche. Während des Lesens kam mir öfter der Gedanke, dass ich nicht wüsste, wohin ich zuerst sehen sollte. Und alles ist darauf zurück zu führen, dass die Antarktis abtaut – ausgelöst u.a. durch die Treibhausgase.
Georgina ist eine Frau, in die ich mich hineinversetzen kann. Sie weiß um die Situation, versteht sie vor allem und will im Grunde nur helfen. Aber niemand will ihre Hilfe. Vielmehr hat man das Gefühl, als würden die „hohen Herren“ sich belästigt fühlen und lieber sperren sie sie weg, als dass sie darüber nachdenken, ob etwas an dem wahr sein könnte, was sie sagt… Sie haben Angst vor einer Panik… bis es zu spät ist. Manchmal erscheint Georgina mir etwas zu wenig diplomatisch, ein bisschen zu vorschnell vielleicht, aber dies sei der Situation geschuldet, in der sie sich befindet.
Turkov ist eine Figur, die aalglatter und selbstgerechter nicht sein könnte. Einzig sein Profit zählt und dafür geht er über Leichen. Schade, dass er etwas zu kurz kommt. Es sind immer nur eingestreute kurze Szenen, in denen er auftaucht – obwohl er so viel Macht zu haben scheint.
Georgina hat Freunde, die – egal, was passiert – mit ihr durch dick und dünn gehen. Ich mag sie alle, eben weil sie absolut loyal sind und nicht fragen, ob etwas eine Aussicht hat, sondern immer irgendeinen Sinn in dem sehen, was sie tun.
Das Ende des Buches mag ich nicht. Es erscheint mir zu aufgesetzt, zu unglaubwürdig. Wäre Georgina am Ende gestorben, wäre sie als Heldin gegangen und es hätte für meine Begriffe besser gepasst, wenngleich natürlich auch immer jemand überleben muss, damit es weiter geht.

Der Schreibstil des Autors ist leicht zu lesen. Man kann sich ganz in die Geschichte fallen lassen anstatt sich auf lange Sätze und viele Fremdworte konzentrieren zu müssen. Ein schwieriges Thema in einen guten Roman zu verpacken ist sicherlich nicht einfach, aber hier ist es gelungen, selbst wenn der Ablauf einer solchen Geschichte in groben Zügen vorhersehbar ist.

Weil das Thema in der heutigen Zeit so präsent ist – es vergeht kaum ein Tag, an dem nichts in den Nachrichten über Umwelt, Erderwärmung und deren Auswirkungen zu hören ist – macht das Buch auch nachdenklich. Ich habe mich gefragt, wie weit ist es wirklich schon mit der Erde gekommen? Und können wir den Prozess, der ja völlig real in Gang gekommen ist, wirklich aufhalten oder zumindest verlangsamen?

Fazit:

Das Buch ist absolut lesenswert, spannungsgeladen und temporeich. Man kann die Leidenschaft spüren, mit der der Autor geschrieben hat. Vielleicht wirkt es an mancher Stelle etwas pathetisch, aber möglicherweise auch nur, weil das Drama Umwelt tatsächlich viel zu sehr unterschätzt wird.
Leser, die Endzeitszenarien und Romane über Katastrophen mögen, sind hier bestens beraten. Und für alle anderen gilt: einfach rein lesen, es lohnt sich auf jeden Fall!

Veröffentlicht am 31.03.2019

Gelungene Fortsetzung einer großen Familiengeschichte

Möge die Stunde kommen
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Einleitung:

Titel: Möge die Stunde kommen
Autor: Jeffrey Archer
erschienen: 2016
Genre: Historischer Roman
Zeitraum: 1970 - 1978

Der Prozess zum Anfang des Buches ist die perfekte Überleitung ...

Einleitung:

Titel: Möge die Stunde kommen
Autor: Jeffrey Archer
erschienen: 2016
Genre: Historischer Roman
Zeitraum: 1970 - 1978

Der Prozess zum Anfang des Buches ist die perfekte Überleitung von Band 5 zu Band 6. Als ich am Ende des 5. Teils mitten im Prozess das Buch zuklappen musste, lag nichts näher, als unbedingt den 6. Teil zu lesen. Jeffrey Archer versteht es vortrefflich an der spannendsten Stelle aufzuhören um genau dort auch wieder einzusetzen.
Meine Erwartungshaltung an den 6. Teil war entsprechend hoch.

Handlung:

Zum Auftakt steht Emma Clifton wegen des Verleumdungsprozesses, den Virginia Fenwick gegen sie angestrengt hat, wieder im Gerichtssaal. Obwohl Virginia der Meinung ist, dass sie den Prozess so gut wie gewonnen hat und sie Emma endlich den wirtschaftlichen und persönlichen „Todesstoß“ verpassen kann, gewinnt Emma den Prozess. Nach diesem Prozess nimmt sie ihren Platz als Vorstandsvorsitzende bei Barringtons wieder ein. Später wird sie auch Mitglied eines Klinikbeirates in dem sie in der Folge zur Vorsitzenden wird. Zusätzlich nimmt sie ein Engagement als Mitglied des Parteiausschusses der Torries an und wird damit zur politischen Gegnerin von Giles. Aber Margaret Thatcher ist ihre Favoritin, die sie aktiv unterstützen will.

Harry Clifton widmet sich in diesen Jahren intensiv der Schreiberei. Seine Bücher werden erfolgreich in den USA verlegt und er schafft es mit jedem Buch auf die Bestsellerlisten. Vor allem Anderen versucht er jedoch das Buch „Onkel Joe“ des russischen Autors Anatoli Babakow in den USA verlegen zu lassen. Dies erweist sich als sehr schwierig und wieder einmal hat Harry es mit den Behörden zu tun und landet sogar im russischen Gefängnis.

Giles Barringtons politische Karriere ist geprägt von Skandalen und vielen Höhen und Tiefen. Eine Zeitlang scheint es, als müsse er seine politische Karriere ganz beenden. Da er aber beliebt und ein fähiger Politiker ist, landet er trotz allem immer wieder auf den Füßen und schafft es bis zum Leader of the Lords – dem Führer des Oberhauses. Privat ist er mit der Deutschen Karin Brandt liiert, die er heiratet. Es sieht so aus, als hätte er nach 2 gescheiterten Ehen endlich die Frau gefunden, mit der er glücklich wird. Aber Karin birgt ein dunkles Geheimnis, um das Harry weiß und ihn in einen inneren Konflikt stößt.

Sebastian Clifton macht Karriere. Nachdem Samantha ihn verlassen hat, arbeitet er teilweise exzessiv im Vorstand der Farthings Bank. Sein ärgster Feind Adrian Sloane erschleicht sich den Vorstandsvorsitz, doch schon bald kann Sebastian ihn mithilfe eines fremden Geschäftsmannes – Hakim Bishara – aus dem Unternehmen drängen. Bishara und Sebastian werden nicht nur Kollegen sondern auch Freunde, die sich vielen Problemen gegenüber sehen.
Privat hat Sebastian zunächst wenig Glück. Das indische Mädchen Priya Ghuman hat es ihm angetan, doch diese soll verheiratet werden. Bei dem Versuch, sie aus Indien zurück nach England zu entführen, wird Priya erschossen. In den USA hat er seine Ex-Verlobte Samantha und ihre gemeinsame Tochter Jessica ausfindig gemacht. Nach dem Tod von Sams Ehemann schafft es Jessica mit viel Witz, Intelligenz und Charme ihre Eltern wieder zu vereinen und diese sogar zur Hochzeit zu bewegen.

Virginia Fenwick entwickelt sich nachhaltig zu einer Intrigantin, die allen, die in ihrer Nähe sind, das Leben schwer macht. Stets auf ihren eigenen Vorteil bedacht, nutzt sie jede Gelegenheit ihren ausschweifenden Lebensstil mit fremdem Geld zu finanzieren. Darüber hinaus verfolgt sie nach wie vor das Ziel Emma zu stürzen und Giles‘ Karriere zu ruinieren.

Meine Meinung:

Emma und Harry Clifton nehmen in diesem Teil des Buches deutlich weniger Platz ein, als in den 3 vorangegangenen Teilen. So manche Entwicklung in ihrem Leben wird zwar erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt. Das fand ich einige Male schade, weil ich glaube, dass dort noch mehr Geschichte hätte liegen können. Zum Beispiel wird Emma zu Giles‘ politischer Gegnerin, aber dies kommt überhaupt nicht weiter zum Tragen, obwohl hier sicherlich Interessenskonflikte zu erwarten gewesen wären.
Emma arbeitet viel und man fühlt mit ihr, aber offensichtlich hat sie endlose Energie, denn nie beklagt sie sich oder fällt aus. Aber die eigentliche Arbeit kommt in dieser Geschichte etwas kurz. Darüber hinaus hat jeder von uns auch schlechte Tage. Emma nicht! Man fühlt sich bisweilen etwas entfremdet. Bisher waren Emma und Harry die Hauptfiguren für mich, jetzt hat sich eine gewisse Distanz aufgebaut und ich hatte das Gefühl, als sollte ich an ihrem Leben nicht mehr so intensiv teilnehmen.

Über Harry erfahren wir diesmal wie er versucht das Buch „Onkel Joe“ in den USA verlegen zu lassen und mit welchen Schwierigkeiten er dabei konfrontiert wird. Allerdings erscheint mir dieser Handlungsstrang sehr weit hergeholt. Dass sich ein Mensch mit fotografischem Gedächtnis eine Liste mit Namen merken kann, ist für mich nachvollziehbar. Dass er sich ein ganzes Buch merken kann, welches er vom Autor in 3 Tagen erzählt bekam, und aus dem Kopf aufschreibt, halte ich aber doch für eher unglaubwürdig. Darüber hinaus kann ich mir nicht vorstellen, dass die Russen ihn ausgerechnet mit dem Autoren in eine Zelle setzen würden.
Kurz vor der Verleihung des Nobelpreises stirbt Babakow und bis zum Ende des Buches wird nicht klar, ob er wirklich eines natürlichen Todes gestorben ist oder ob er umgebracht wurde. Ich könnte mir letzteres gut vorstellen. Jelena Babakowa nimmt den Nobelpreis stellvertretend für ihren Mann in Empfang und Harry hält eine Rede vor dem Publikum in Gedenken an Babakow. Diese Rede brachte mir mit ihrer Gefühlsgewalt eine Gänsehaut. Sie hat mich tief berührt und der letzte Satz dieser Rede wird mir wohl im Gedächtnis bleiben: „Die Feder ist stärker als das Schwert!“ Mit diesem Satz löste Harry auch und gerade im russischen Volk etwas aus. Wo immer er hinkam hielten Menschen in stummem Protest einen Stift in Höhe. Das erinnerte mich daran, dass gerade die stummen, immer wieder kehrenden Proteste es sind, die am Ende ihr Ziel erreichen.
Trotz aller Fiktion war diese Episode spannend beschrieben und ich habe mit Harry und Anatoli mitgefiebert, ob Harry es schafft.

Über das Privatleben von Harry und Emma erfährt man bedauerlicherweise nicht mehr viel. Konflikte scheint es in ihrer Beziehung nicht zu geben und als Leser stellt man sich die Frage, ob möglicherweise für Konflikte im Privaten gar keine Zeit mehr ist.

Maisie Clifton wird 70. Diese Gelegenheit nutzt der Autor um eine Rückblende auf die ersten Teile zu schreiben. Das gefiel mir ausgesprochen gut und ich fand sie am Anfang des Buches gut platziert. Mir hat dieser Rückblick geholfen mich zu erinnern, aber ich denke, für jemanden der die ersten Teile nicht gelesen hat, reicht sie nicht aus. Ich habe mich auch gefreut, überhaupt etwas von Maisie zu lesen. Sie war in den letzten beiden Teilen überhaupt nicht mehr präsent, obwohl ich diese Figur wegen ihrer Stärke wirklich mochte. Die Geburtstagsfeier ist überaus lebendig beschrieben, sodass der Leser das Murmeln der vielen Gespräche beinahe hören kann.
Später stirbt Maisie und ich habe mit Harry geweint und getrauert. Einmal mehr hat Jeffrey Archer nicht mit Gefühl gespart. Die bedrückte Stimmung war spürbar insbesondere durch die emotionale Rede, die Harry hält. Ich habe mich am Ende des Buches gefragt, ob Jeffrey Archer während seiner Zeit als Politiker auch solche Reden gehalten hat.

Giles Barringtons Karriere erfährt durch die Veröffentlichung des Briefes, der Emma zum Freispruch verhilft, zunächst einen Knick. Dennoch muss er der Politik nicht gänzlich den Rücken kehren. Dies hätte ich auch außerordentlich bedauert, denn er ist einerseits ein Sympathieträger und andererseits wäre er für Virginia Fenwick nicht mehr angreifbar. Er ist nicht frei von Skandalen, aber seinem Ruf schadet dies nie lange. Im Gegenteil, eben diese Vorfälle machen ihn menschlich und für den Leser glaubwürdig.
Einer seiner Skandale heißt Karin Brandt, eine junge Deutsche aus der DDR, die er bei einer Reise dorthin kennen- und lieben lernt. Dass die Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen, habe ich lange bezweifelt. Karin ist Stasiagentin, die auf Giles angesetzt ist. Als Karin vom MI6 enttarnt wird, wird sie als Doppelagentin angeworben. Ein interessantes Katz- und Mausspiel beginnt, welches für meine Begriffe deutlich mehr Potential gehabt hätte. Leider erfährt der Leser zu wenig darüber. Gleichzeitig vertiefen sich ihre Gefühle für Giles und ich hätte mir gewünscht, dass Giles eines Tages hinter ihr Geheimnis kommt und ihr dennoch vergibt. Insgesamt hatte ich gehofft, dass dieser Handlungsstrang intensiver würde. Mich hätten die persönlichen Konflikte interessiert, die Karin mit sich und Giles gegenüber auszustehen hatte, wie sie sich immer wieder herauswindet um nicht ertappt zu werden usw. Auch habe ich mir immer die Frage gestellt, wie Karin überhaupt zur Stasi gekommen ist. Bis zum Ende bleiben die Verstrickungen von Stasi, MI6 und dem Premierminister unklar.

Sebastian Clifton ist inzwischen zum Mann gereift, der seine ganz eigenen persönlichen und beruflichen Schlachten zu schlagen hat. War er im letzten Teil noch sehr jung und in der Rolle des Rebellen zu finden, hat er sich jetzt zum Businessman entwickelt, der hart an seiner Karriere arbeitet. Er sieht sich den gleichen Feinden wie seine Mutter gegenüber und in Hakim Bishara findet er einen vertrauenswürdigen Mitstreiter und Freund. Interessant fand ich, wie die beiden sich kennenlernten und ich habe mich gefragt, ob beide oder zumindest einer von ihnen tatsächlich so viel Menschenkenntnis haben kann, wie notwendig gewesen sein muss. Zunächst ist die Figur Hakim Bishara nur eine Nebenrolle, die sich jedoch schnell zu einer Hauptfigur entwickelt, die sicherlich auch im nächsten Teil eine Rolle spielen dürfte.
Im Privaten geht es für Sebastian drunter und drüber. Nach der Trennung von Sam war er an einer neuen Beziehung nicht interessiert – bis Priya Guhman seinen Weg kreuzt. Und weil bei den Cliftons nie etwas glatt geht, soll Priya in Indien verheiratet werden. Sebastian versucht sie in einer nervenaufreibenden Aktion nach England zurück zu entführen. Eine wirklich tolle Szene bei der man einfach nur hofft, dass sein Plan aufgehen möge. Das Tempo steigert sich teilweise ins Unerträgliche und genau in dem Moment, in dem man meint, jetzt haben sie es geschafft, kommt der große Knall. Man bedauert Sebastian und hofft, dass er sich von diesem Fehlschlag wieder erholen möge. Mit dem Schusswechsel endet diese Szene. In der nächsten Perspektive ist Sebastian wieder wohlauf und einsatzfähig. Was in der Zwischenzeit passiert, bleibt unklar.
Sebastians Tochter Jessica hat offenbar die Empathie von Maisie und die Intelligenz der Clifton-Familie geerbt, denn sie ist es, die es schafft ihre Eltern unter schwierigen Umständen wieder zu vereinen. Auch hier sind die Abfolgen spritzig, mit Wortwitz und sehr viel Charme geschrieben. Das kleine Mädchen wird zum neuen Star des Buches und man möchte noch so viel mehr über sie wissen. Hier setze ich auf Teil 7.

Jedes gute Buch braucht seine Feinde. In diesem Fall sind dies Virginia Fenwick, Adrian Sloane und Desmond Mellor. Alle drei sind daran interessiert den Cliftons und Barringtons zu schaden – egal wie. Bei jeder neuen Intrige habe ich gedacht, ihr schafft das sowieso nicht. Ich muss gestehen, dass sich so etwas wie Schadenfreude breitmachte, wann immer ihr Plan nicht aufging. Als Mellor im Gefängnis landet, habe ich gedacht „das hast Du verdient“. Die Figur der Virginia Fenwick hat sich im Laufe der Zeit auch mehr und mehr zu einer Hauptrolle entwickelt und ich vermute, dass sie auch in Teil 7 weiter ihr Unwesen treibt – gerade jetzt, da sie an allen Fronten verloren hat. Jegliche Geldquellen, auf die sie dauerhaft gesetzt hatte, sind versiegt. Ein Grund mehr, dass sie keinen Grund hat, in Teil 7 klein beizugeben.

Zum ersten Mal ist mir aufgefallen, dass Jeffrey Archer mit dem Stilmittel des offenen Endes arbeitet. In den Vorgängerromanen war dies nicht so präsent. Sowohl bei Dialogen, die mitten im Satz enden als auch in seinem Epilog. Während er bei Teil 1 bis 5 genau ein offenes Ende stehen ließ, bei dem er im nächsten Teil direkt ansetzte, hat er diesmal viele offene Enden gelassen. Ich bin sehr gespannt, wann und wie er diese vielen offenen Enden wieder aufnehmen will.

Eine Ungereimtheit, die sich aber vielleicht ebenfalls in Teil 7 klärt, ist die Frage, woher Giles plötzlich wusste, dass die Baroness Cynthia Forbes-Watson beim MI6 war. Bislang war er darüber nicht in Kenntnis und hat sich stets gefragt, welche Position sie einnimmt. Aber plötzlich im Epilog wusste er davon. Woher?

Jeffrey Archers eigene Biographie findet sich immer mal wieder in dieser Reihe. So dürfte er selbst die Vorlage für Giles Barringtons politische Karriere sein ebenso wie die für Harrys Schriftstellerei. Auch die Gefängnistagebücher aus einem früheren Teil entstammen seiner eigenen Vita. Im 6. Teil will Desmond Mellor durch Virginia Fenwick in den Adelsstand gehoben werden. Auch hier hat Archer ganz eigene Erfahrung und weiß mit Sicherheit, dass Virginia hier hätte gar nicht helfen können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Hakim Bishara muss sich vor der Ethikkommission der Bank of England wegen Insidergeschäften verantworten. Auch diesen Vorwurf hat er selbst ertragen und vereitelt. Der Prozess gegen Emma wegen Verleumdung wird meiner Meinung nach auch auf dieses Konto gehen. Ich finde es spannend und interessant zu lesen, wie Menschen aus ihrem eigenen Leben einen solch schillernden Roman machen können. Es ist durchaus empfehlenswert sich auch einmal mit dem Menschen Jeffrey Archer zu befassen.

Fazit:

Das Buch hat mit seiner spritzigen Art meine Erwartungen erfüllt, auch wenn die Geschichte diesmal viel im Finanzwesen und in der Politik, dafür aber weniger im privaten Bereich der Familien Clifton und Barrington angesiedelt ist. Darüber hinaus findet sehr deutlich ein Generationenwechsel statt. Während der 3. bis 5. Teil von Emmas, Harry und Giles‘ Leben getragen wurden, steht diesmal eher Sebastian im Vordergrund. Die vermeintlichen Nebenfiguren nehmen mehr Platz ein, sodass sich die Geschichte aus dem Schoß der Familie nach außen verlagert.
Das Buch ist – ebenso wie seine Vorgänger - absolut lesenswert und der Schluss mit den vielen losen Enden macht Lust auf den 7. Teil. Wer die anderen Teile gelesen hat, wird dieses Buch mit ebenso viel Freude lesen. Wer die ersten Teile jedoch nicht kennt, sollte eher erst diese lesen, damit er die Zusammenhänge verstehen kann.
Da mir das eine oder andere Thema nicht ausführlich genug beschrieben ist, gibt es von mir 4 Sterne.