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Veröffentlicht am 09.08.2019

Junge Liebe in einer geteilten Stadt - Es gibt keine einfachen Lösungen-

Ein halber Sommer
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So wie die Autorin Maike Stein bin auch ich mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass Berlin durch eine Mauer in Ost und Westberlin geteilt ist und hatte nie zu hoffen gewagt, dass sich dieser Zustand mal ...

So wie die Autorin Maike Stein bin auch ich mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass Berlin durch eine Mauer in Ost und Westberlin geteilt ist und hatte nie zu hoffen gewagt, dass sich dieser Zustand mal ändern würde. Dieser Jugendroman ist eine Zeitreise ins Jahr 1961, kurz bevor DDR- Staats- und Parteichef Walter Ulbricht in einer Pressekonferenz sagt: "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen" welche dann aber nur 2 Monate später doch gebaut werden sollte und bis 1989 bestehen blieb.

In dieser fiktiven Geschichte lernen sich die 17jährige Marie aus dem Osten der Stadt und die 17jährige (Helene) Lennie aus dem Westen Berlin's kennen, weil es im Frühjahr 1961 noch kein Problem war von einem Teil der Stadt in den Anderen zu gelangen. Ecki, der kleine Bruder von Marie hatte dort seine Fußballfreunde und Marie begleitete ihn regelmäßig. Nur der Vater der beiden durfte als DDR Funktionär Nichts von dem kleinen Ausflug wissen. Marie verliebt sich in das Mädchen aus dem Westen und auch Lennie hat Schmetterlinge im Bauch. Regelmäßig treffen sich die Beiden fortan und tauschen glücklich für die Zeit, in der sich nicht sehen können Briefe über einen geheimen Briefkasten aus. Umso größer ist der Schock als von einem Tag auf den anderen der Zugang zum anderen Teil der Stadt versperrt ist.

Spannend und voller Emotionen fiebert der Leser mit den Mädchen mit. Soll Marie wirklich ihr Leben riskieren, um zu Lennie zu kommen und den Vater und auch den kleinen Bruder zurücklassen, oder muss sie Lennie vergessen?

Der Berliner Dialekt, der in die Dialoge eingewoben ist macht die Figuren noch authentischer. Fehlt in der Ostberliner Familie die Mutter im Haus, so muss Lennie im Westen ohne den Vater aufwachsen, der aus dem Krieg nicht heimgekehrt ist und an dessen Tod die Mutter immer noch nicht glauben mag. Beide Mädchen gehen schon einer beruflichen Beschäftigung nach, wünschen sich aber etwas Anderes. Auch ihre Liebe müssen sie verheimlichen, denn sie stellt in den 60er Jahren einen Tabubruch dar und wird beiden Elternhäusern nicht toleriert.

Auch wenn der Erzählstil am Anfang etwas holprig war, habe ich die Geschichte richtig gern gelesen und konnte mich gut in die Zeit zurückversetzen. "Ein halber Sommer" ist ein spannendes, sehr gefühlvolles Jugendbuch, dass man auch als Erwachsener noch gut lesen kann. Die Autorin hat es wunderbar geschafft, ein Stück Zeitgeschichte in einem Roman zu verpacken.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Mit der Sprache der Blumen

Vanitas - Schwarz wie Erde
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Mit " Vanitas - Schwarz wie Erde" startet die Autorin Ursula Poznanski eine neue Serie. Caro Bauer ist eine Getriebene. Bis zum Schluss weiß man nicht genau was ihr eigentlich genau widerfahren ist. Es ...

Mit " Vanitas - Schwarz wie Erde" startet die Autorin Ursula Poznanski eine neue Serie. Caro Bauer ist eine Getriebene. Bis zum Schluss weiß man nicht genau was ihr eigentlich genau widerfahren ist. Es gibt immer wieder Andeutungen von einem Clan, der hinter ihr her ist und sie ständig in Todesangst versetzt, und dass ,obwohl die Polizei ihr Begräbnis inszeniert hat und ihr eine neue Identität und einen neuen Job beschafft hat.

Robert, ihr Kontaktmann bei der Polizei hat dafür gesorgt, dass sie jetzt in einem Blumenladen unlängst des Wiener Zentralfriedhofs arbeitet, sehr makaber! Trotz aller Vorsichtsmaßnamen fühlt sich Caro nicht sicher. Sie rechnet jederzeit mit ihrer Entdeckung und einer grausamen Hinrichtung aus Rache für ihren Verrat. So mit sich beschäftigt, ist sie auch alles andere als begeistert, als Robert ihr einen neuen Auftrag gibt und sie nach München umziehen soll, um Informationen für ihn zu sammeln.Die Polizei will einer auffallenden Zunahme an Todesfällen in der Baubranche nachgehen und schleust Caro unter dem Decknamen Carolin Springer in das Wohnhaus der Tochter eines der betroffenen Baufirmen ein. Sie soll in die freie Wohnung gegenüber einziehen und Kontakt aufnehmen und Augen und Ohren offenhalten. Nur so könnte Robert ihr im Gegenzug weiteren Schutz garantieren.

Caro's berechtigte Ängste oder Paranoia werden sehr glaubhaft geschildert. Dennoch springt sie in München über ihren Schatten und ermittelt mehr als ihr aufgetragen wurde. Dabei geht sie Risiken ein, die sie in Bedrängnis führen. Die Geschichte ist flüssig und spannend erzählt. Man kann Caro's Handlungen nicht immer ganz nachvollziehen. So überängstlich sie oft wirkt, stellt sie ihre Ängste oft zugunsten ihrer Neugierde zurück. Ist das realistisch?

Ich bin wirklich ein Fan von Poznanski Büchern, aber so ganz überzeugt mich dieser Thriller nicht. Am Ende gibt es einen Cliffhanger und so wird Caro auch im nächsten Teil der Serie weiter davonlaufen. Sehr gefallen hat mir die Kommunikation zwischen Robert und Caro. Sie hält Nichts von Telefonieren, man könnte abgehört werden. Auch die schriftliche Kommunikation über eine supersichere App ist Caro viel zu unsicher. So kommuniziert man via Blumenbestellungen mit der Sprache der Blumen. Die Sträuße sind zwar meistens häßlich aber die Botschaften eindeutig.

Ich finde diesen Thriller zwar deutlich schwächer als seine Vorgänger und auch als die Jugendbücher die Ursula Poznanski geschrieben hat, aber ich werde ihr treu bleiben und bin gespannt auf den Nachfolger zu Vanitas-Schwarz wie Erde.

Veröffentlicht am 16.07.2019

Muss der Kapitalismus, wie wir ihn zur Zeit haben, überdacht werden?

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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Als großer Marc Elsberg Fan war das neueste Buch "Gier" aus der Feder des österreichischen Autors für mich natürlich Pflichtlektüre. Ich habe mich dieses Mal für das Hörbuch entschieden, dass von dem ebenfalls ...

Als großer Marc Elsberg Fan war das neueste Buch "Gier" aus der Feder des österreichischen Autors für mich natürlich Pflichtlektüre. Ich habe mich dieses Mal für das Hörbuch entschieden, dass von dem ebenfalls bekannten und von mir sehr geschätzten Sprecher Dietmar Wunder vertont wurde.

Wie immer hat sich Elsberg mit einem hochaktuellen Thema befasst und daraus einen Thriller gemacht. Das Gefühl , dass die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer wird Jeder schon gehabt haben. In dem Roman "Gier" haben die Menschen genug von diesen Ungerechtigkeiten und verlangen auf der Straße in Massendemonstrationen ihren Anteil und dass, vor dem Hintergrund eines Gipfeltreffens in Berlin. Der Nobelpreisträger Herbert Thompson, der auf dem Gipfel eine Rede halten sollte, wird kurz vorher ermordet. Bei dem Mord, der wie ein Unfall aussehen sollte, gibt es einen Zeugen, den jungen Krankenpfleger Jan Wutte. Dieser wird dann auch durch ganz Berlin gejagt, wobei sich die Hetzjagd schließlich auch noch auf den Mathematiker Fitzroy Peel ausdehnt, mit dem Jan kurz nach seiner Flucht vom Unfallort Kontakt aufgenommen hat. Diese Figur Peel's ist genial, denn mit ihr kann der Autor komplizierte Wirtschaftstheorien auf einfache mathematische Beispiele für Jeden verständlich herunterbrechen. Natürlich werden viele Theorien der Volkswirtschaftslehre nur angerissen, aber das Fazit, das Kooperation und Teilen letztendlich dazu führt, dass Alle am Wohlstand partizipieren können, ist schon ein interessanter Gedanke.

Die Aufklärung des Mordfalls gerät bei den ganzen mathematischen Beispielen fast zur Nebensache. Das wäre dann auch schon mein einziger Kritikpunkt an dem Roman, der für mich aber nicht sehr schwer wiegt, da ich Elsberg's Art zu schreiben einfach mag. Außerdem hat er mir auch nach Beendigung des Hörbuchs genug Stoff zum Nachdenken gegeben. Als Hörbuch wirklich zu empfehlen, Dietmar Wunder hat wieder eine großartige Arbeit abgeliefert.

Veröffentlicht am 26.06.2019

Gefühlvoller Hamburgroman

Das Leben fällt, wohin es will
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Marie ist ein Partygirl, liebt ihre Freiheit, ihre WG, ihre Freunde und verdient gerade soviel wie sie zum Leben braucht. Dieses sorglose, leichte Leben endet abrupt, als sie erfährt, dass ihre Schwester ...

Marie ist ein Partygirl, liebt ihre Freiheit, ihre WG, ihre Freunde und verdient gerade soviel wie sie zum Leben braucht. Dieses sorglose, leichte Leben endet abrupt, als sie erfährt, dass ihre Schwester an Krebs erkrankt ist. Jetzt soll sie sich nicht nur um deren Kinder kümmern, sie soll auch auf einmal Verantwortung auf der familieneigenen Werft übernehmen, die die Schwester vor ihrer Erkrankung geleitet hat.

Ich habe mir diesen Roman von Petra Hülsmann, als Hörbuch geholt. Ehrlich gesagt fand ich die Sprecherin Nana Spier etwas gewöhnungsbedürftig. Wenn sie ihre Stimme für die männlichen Akteure sehr tief verstellt hat, hat mich das ein bisschen genervt. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit tatsächlich daran, und die Geschichte an sich fand ich ganz schön. Trotz schwerem Thema trägt der Humor der Autorin dazu bei, dass man der zunächst chaotischen Marie, die keinen rechten Plan für ihr Leben zu haben scheint gerne dabei zuschaut wie sie lernt, was im Leben wichtig ist. Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, die vielleicht ein bisschen vorhersehbar ist, aber das macht Nichts. Auch die anderen Charaktere sind sorgsam ausgearbeitet. So ist z.B Marie's Schwester Christine das charakterliche Gegenstück zu Marie, und man kann sich vorstellen das der Alltag sich nicht so reibungslos bewältigen lässt wie die große Schwester sich das vorgestellt hat.

Dieser gefühlvolle Sommerroman, der im schönen Hamburg spielt, hat mir gut gefallen und ich empfehle ihn gerne weiter.

Veröffentlicht am 16.06.2019

100 Frauenportraits witzig und modern aufbereitet

Teufelsweiber
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Carina Heer widmet sich in ihrem Buch "Teufelsweiber", erschienen im Benevento Verlag besonderen Frauen aus unterschiedlichsten Epochen und Ländern. Gemein ist diesen Frauen, dass sie mit ihren Taten oder ...

Carina Heer widmet sich in ihrem Buch "Teufelsweiber", erschienen im Benevento Verlag besonderen Frauen aus unterschiedlichsten Epochen und Ländern. Gemein ist diesen Frauen, dass sie mit ihren Taten oder Fähigkeiten hervorstechen und den Vergleich zu Männern nicht zu scheuen brauchen. Starke Frauen eben, allerdings im Guten wie im Schlechten. Die persönliche Auswahl der Autorin möchte ich gar nicht kommentieren. Beim Lesen fallen einem noch etliche Frauen ein, die durchaus auch in dieses Werk gepasst hätten.

Die Autorin schreibt witzig und modern zuweilen ein bisschen flapsig, aber auf jeden Fall so. dass ich mich gut unterhalten gefühlt habe und ganz nebenbei noch eine Menge neuer Dinge erfahren habe. Neben bekannten Frauen wie z.B Marlene Dietrich, Marie Curie, Sophie Scholl, die ich erwartet habe in dem Buch wiederzufinden, gab es auch jede Menge Persönlichkeiten von denen in noch nie etwas gehört hatte. Und sogar Legenden wie die Geschichte der schönen, kämpferischen Semiramis, die von Tauben aufgezogen wurde, finden Einzug in ihre Sammlung. Im Schnitt umfasst jedes kleine Portrait 3 Seiten und gibt so einen schnellen Überblick über das Leben und Schaffen der portraitierten Frau.

Schade nur, dass es kein zeitliches oder namentliches Register gibt, dass dem Ganzen etwas mehr Struktur verleihen würde. Dann würde sich das Buch auch prima als Nachschlagewerk eignen. Sucht man jetzt eine Person, muss man mühsam alle Namen in der Inhaltsangabe durchsuchen.

Trotz kleiner Einschränkungen hatte ich viel Spass beim Lesen dieses gut recherchierten Frauenbuches und empfehle es gerne weiter.