Profilbild von walli007

walli007

Lesejury Star
offline

walli007 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit walli007 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2019

Schnappschuss

R.I.P.
0

In ihrer Freizeit jobt die Schülerin Stella an der Kinokasse. Nach der Vorstellung ist sie allein, ihr Freund holt sie gleich ab. Aber ist sie überhaupt allein? Kurze Zeit später werden Fotos und Videos ...

In ihrer Freizeit jobt die Schülerin Stella an der Kinokasse. Nach der Vorstellung ist sie allein, ihr Freund holt sie gleich ab. Aber ist sie überhaupt allein? Kurze Zeit später werden Fotos und Videos über Snapchat versendet, die großes Entsetzen auslösen. Offensichtlich wurde das junge Mädchen gequält und entführt. Eine fieberhafte Suche beginnt. Auch wenn die Fotos etwas anderes zeigen, hofft man Stella noch lebend finden zu können. Kommissar Huldar, mit dessen Arbeitsbeziehung zu Erla es nicht zum Besten steht, beginnt mit den Befragungen unter den Mitschülern. Auch die Psychologin Freyja wird hinzugerufen. Sie soll ihre Meinung zu dem Geschehen abgeben und bei den Befragungen dabei sein, um den Schülern zur Seite zu stehen.

Es ist bereits die dritte Zusammenarbeit von Huldar und Freyja, deren private Bekanntschaft kaum vorhanden ist. Auch beruflich hat sich Huldar ins Abseits manövriert. Mit seinem Partner wird er eher für Nebenaufgaben abgestellt. Doch zielsicher wie das blinde Huhn findet Huldar mehr als nur ein Körnchen. Man mag von seiner Persönlichkeit halten, was man möchte, er ist einfach ein gewiefter Polizist mit dem richtigen Näschen. Dieses allerdings hat auch Freyja, auch wenn sie bei Erla aus gewissen Gründen nicht immer auf offene Ohren trifft. Beinahe unvorstellbar ist es, wie jemand etwas gegen eine offensichtlich beliebte Schülerin gehabt haben kann. Gerade hier kann Freyja ihre Beobachtungsgabe einbringen.

Schenkt man dem privaten Geplänkel zwischen Huldar, Erla und Freyja nicht ganz so viel Aufmerksamkeit, bekommt man einen ausgesprochen fesselnden Kriminalroman, mit dem ein sehr aktuelles Thema zur Sprache gebracht wird. Man bekommt eine Vorstellung, wie es heutzutage zugeht in unseren Schulen, zwischen den Kindern. Die Jugend ist zwar die schönste Zeit, aber manchmal auch die Schwerste. Die Frage, wie jemand dazu kommen kann, ein junges Mädchen zu töten, wird auf atemberaubende Weise geklärt. Die geschickt versponnenen Fäden führen dabei zwar geradlinig zum Ziel, das aber mit so viel Können, dass man gebannt an jeder Seite klebt und manchmal kaum fassen kann, was man liest. Ein Krimi wie er im Buche steht, mit einem Fall, der einen sprachlos macht.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Pennyroyal

Mortal Engines - Jagd durchs Eis
0

Als Tom und Hester den bekannten Buchautor Nimrod Pennyroyal kennenlernen, sind sie sehr angetan. Sie haben von seinen Reisen gehört und gelesen. Gerne nehmen sie ihn mit nach Anchorage, einer Stadt, die ...

Als Tom und Hester den bekannten Buchautor Nimrod Pennyroyal kennenlernen, sind sie sehr angetan. Sie haben von seinen Reisen gehört und gelesen. Gerne nehmen sie ihn mit nach Anchorage, einer Stadt, die von einem jungen Mädchen geführt wird, nachdem die meisten Bewohner gestorben oder geflohen sind. Auch Freya ist begeistert von Pennyroyal. Sie versucht mit ihrer Stadt nach Amerika zu kommen, wo es nach Pennyroyals Beschreibungen noch sesshafte Menschen und grüne Wälder geben soll. Doch lange können die Pläne nicht verfolgt werden, Bald schon droht Gefahr von Raubstädten und Kampfschiffen.

Die Reihe um die fahrenden Städte wurde soweit bekannt nicht vollständig übersetzt. Die Reihe setzt mit dem Vorgängerband quasi in der Mitte ein. Im vorliegenden Band sind Tom und Hester, zusammengeschweißt von den vorherigen Ereignissen, gemeinsam unterwegs. Hester ist sicher, wegen der Verletzungen im Gesicht, wird Tom der Einzige für sie bleiben. Dennoch sind sie offen für neue Abenteuer. Die Chance nach Amerika zu kommen, erscheint da sehr verlockend. Die Beschreibungen in Pennyroyals Bücher sind verheißungsvoll. Freya, auf der Suche nach einer neuen Heimat und mehr Sicherheit, könnte gut zu dem kleinen Trüppchen passen. Allerdings spürt Hester schon bald die Eifersucht an ihr nagen.

Auch dieses Hörbuch wird gekonnt vorgetragen von Robert Frank. Wenn man die Idee der fahrenden Städte mag, wird man ein kurzweiliges Hörerlebnis geboten bekommen. Pennyroyal ist ein Charakter, der polarisiert und deshalb in Erinnerung bleibt. Tom und Hester sind echte Sympathieträger, denen man gerne auf ihren Pfaden folgt. Ihre Wesenszüge sind lebendig geschildert und ihre Handlungsweisen nachvollziehbar. Man möchte sie manchmal zurückhalten oder warnen, doch nur aus Fehlern, die man selbst macht, kann man lernen. Und so hört man von Kämpfen, von Liebe und Verrat und wird dabei sehr gut unterhalten.

Veröffentlicht am 22.06.2019

Nie aufgeben

Hannah und ihre Brüder
0

Während einer Veranstaltung wird der angesehene Gönner der Stadt Chicago Elliot Rosenzweig von einem alten Herrn beschuldigt, während der NS-Zeit schwerste Verbrechen begangen zu haben. Der alte Ben Solomon ...

Während einer Veranstaltung wird der angesehene Gönner der Stadt Chicago Elliot Rosenzweig von einem alten Herrn beschuldigt, während der NS-Zeit schwerste Verbrechen begangen zu haben. Der alte Ben Solomon wird aus dem Saal geführt. Doch er ist sich sicher, er hat in Rosenzweig den SS-Offizier Otto Piontek erkannt. Als Kinder und Jugendliche sind sie zusammen aufgewachsen und doch wurde Otto zu einem der schlimmsten Mörder dieser Zeit. Wie allerdings soll Ben das beweisen? Er engagiert die Anwältin Catherine Lockhart und den Privatdetektiv Liam Taggart. Auch diese Beiden muss er erstmal von seiner Geschichte überzeugen.

Nicht davonkommen dürfen diese Nazi-Verbrecher, die so viel Leid über so viele Menschen gebracht haben. Und doch etliche konnten sich davonstehlen, mit Geld und Helfershelfern entzogen sie sich ihrer gerechten Strafe. Jahre später sind auch die entflohenen Täter alt geworden. Sollen sie verfolgt werden, wenn sie nach der langen Zeit noch entdeckt werden? Mord verjährt nicht, zurecht. Es gilt alles daranzusetzen die Mörder ihrer Strafe zuzuführen. Und genau das macht der alte Ben Solomon. Er gibt nicht auf in seinem Streben nach Gerechtigkeit. Die Taten des Otto Piontek müssen gesühnt werden. Mit der tatkräftigen Unterstützung von Lockhart und Taggart geht Solomon seine schwierigste Aufgabe an.

Mit diesem Buch geht der Autor ein wichtiges Thema an. Findet man heute noch einen Nazi-Verbrecher, ist dieser auch schon betagt. Vielleicht hat er jahrelang ein unauffälliges und unbescholtenes Leben geführt und sagt so etwas wie, was wollt ihr denn noch, es ist schon so lange her, ich bin alt. Aber kann dieses Argument gelten? Nicht umsonst gibt es für Mord keine Verjährung. Natürlich muss solchen Leuten der Prozess gemacht werden, natürlich darf ein Ben Solomon nicht aufgeben. Da die Täter häufig keine Reue zeigen, sind sie im Gefängnis richtig untergebracht. Da können vermeintlich gute Taten keinen Ausgleich bilden. Ob sich nicht zu viele unter dem Schutz ihrer Gönner der Verfolgung entziehen konnten. Sicher, doch den Glauben an das Rechtssystem halten die aufrecht, die sich dem entgegenstemmen. Obwohl die sehr erzählende Darstellung der Handlung den Lesefluss etwas bremst, sollte man sich dieses wichtigen Buches annehmen.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Postbotin mit Herz

Mörder unbekannt verzogen
0

Sie lebt, wo andere Urlaub machen. Und sie nimmt es nicht für selbstverständlich. Wenn Daphne Penrose von ihrer Heimat Cornwall erzählt, gerät sie ins Schwärmen. Das vom Golfstrom gesegnete Klima, das ...

Sie lebt, wo andere Urlaub machen. Und sie nimmt es nicht für selbstverständlich. Wenn Daphne Penrose von ihrer Heimat Cornwall erzählt, gerät sie ins Schwärmen. Das vom Golfstrom gesegnete Klima, das die Bäume und Pflanzen gedeihen lässt. Die mal liebliche, mal raue Landschaft. Die gewachsenen und liebevoll erhaltenen Städtchen. Was will man mehr? Einen Mord auf jeden Fall nicht und zwei schon garnicht. Doch genau das passiert. Der angesehene Arzt Dr. Finch wird während einer Veranstaltung erschossen und nahezu gleichzeitig wird eine weitere Leiche entdeckt.

Auch in ihrem zweiten Fall begeben sich Daphne Penrose und ihr Mann Francis auf Verbrecherjagd. Inspektor Vincent hat vornehmlich seinen Urlaub im Kopf und dennoch mach auch er sich daran, den Mörder zu finden. Als Botin der Royal Mail mit ihrem Fahrrad unterwegs nutzt Daphne jede Gelegenheit, den Leuten auf den Zahn zu fühlen. Wer kann nur etwas gegen den Doktor gehabt haben? Nicht so einfach ist es, etwas herauszufinden, war der Arzt doch allseits beliebt, einzig in Geldangelegenheiten hat er mitunter ein strengeres Regiment geführt, als nötig gewesen wäre. Doch reicht das als Motiv? Da könnte schon eher ein Corpus Delicti, das Francis untergekommen ist, zu einer echten Spur werden.

Wenn es nach dem Autor ginge, müsste man sofort nach Cornwall reisen und sich die Schauplätze des Romans selbst anschauen. Und, wer weiß? Vielleicht würde einem Daphne irgendwo über den Weg radeln. Vielleicht sollte man sich da beeilen, denn so leicht wie heutzutage wird es später vielleicht nicht mehr sein. Doch nicht nur die Begeisterung des Autors für Cornwall ist ansteckend, auch der Enthusiasmus, mit dem er seinen Figuren Leben einhaucht, wirkt ausgesprochen sympathisch. Die liebenswürdige Neugier, mit der Daphne unterwegs ist, passt zu ihrem Beruf und auch zu ihrer Berufung. Nie verliert Daphne dabei die Balance, sie merkt, wann es zu viel würde bevor der oder die Befragte überhaupt merkt, dass er oder sie Informationen preisgibt. In technischen Details versierter steht Francis seiner Frau in nichts nach, außer, dass er hin und wieder doch den Beamten die Arbeit überlässt.

Ein vergnüglicher Kriminalroman, der Urlaubsgefühle weckt und mit einem spannenden und überraschenden Fall überzeugt.

Veröffentlicht am 16.06.2019

Vom Finden

Das wilde Leben der Cheri Matzner
0

Im Jahr 1962 stirbt Marilyn und Cheri Matzner wird geboren. Allerdings ist die Geschichte ihrer Herkunft nicht so einfach. Ihre leibliche Mutter bringt sie in einer kleinen Klinik in Trenton zur Welt und ...

Im Jahr 1962 stirbt Marilyn und Cheri Matzner wird geboren. Allerdings ist die Geschichte ihrer Herkunft nicht so einfach. Ihre leibliche Mutter bringt sie in einer kleinen Klinik in Trenton zur Welt und verschwindet kurz nach der Entbindung. Das junge Ehepaar Matzner erwartet ein Kind. Es ist tragisch, der kleine Junge stirbt kurz nach der Geburt. Cici Matzner fällt in eine tiefe Depression, auch weil sie keine Kinder mehr bekommen kann. Sol sieht eine Chance darin, das neugeborene Mädchen zu adoptieren. Und so wächst Cheri in einer wohlhabenden Familie auf, hat die Möglichkeit zu studieren und überhaupt auf ein glückliches Leben.

Es könnte so schön und einfach sein, ist es aber nicht. Selbst die kleine Cheri merkt bald, dass ihre Familie nicht so ist wie andere. Cici kommt aus Italien und hat ihren Akzent nie abgelegt. Sols Familie hat sich von ihm abgewandt als er seinen Willen durchsetzte und Cici heiratete. Und Cici vereinnahmt ihre Tochter etwas arg. Sie will es besonders gut machen und vergisst, dass eine Mutter auch mal loslassen muss. Auch Cheris Verhältnis zu Sol ist eher angespannt. Von ihm möchte sie unabhängig sein. Nach einigen Versuchen in verschiedenen Jobs, ist Cheri nun verheiratet.

Dies ist wieder mal eines der Bücher, die sich möglicherweise erst dann erschließen, wenn man das letzte Kapitel beendet hat. Zunächst wirken die Handlungsstränge etwas zusammenhanglos und man fragt sich manchmal, weshalb einiges so angelegt ist, wie es ist. Je weiter man liest, desto mehr fügt sich alles zusammen. Cheris Persönlichkeit gewinnt mehr Kontur und man kann für die meisten ihrer Handlungen viel Verständnis entwickeln. Sie schafft vieles selbst und manchmal erhält sie Hilfe von ganz unerwarteter Seite. Cheri Matzner ist ein ungewöhnlicher Charakter, dem man außerordentlich gönnt, in sich selbst zu ruhen. Ein durchaus lebensbejahender Roman, in dem tragische Momente mit großer Authentizität geschildert sind.