Wenn ich nicht (mehr) verheiratet wäre, dann ...
Der Alte muss wegWer stellt sich nicht manchmal das Leben ohne seinen Partner vor, aber deswegen auf Haus, Auto, Sparbuch und Einbauküche verzichten? „Nie im Leben!“ denken Steffi und ihre Freundinnen beim montäglichen ...
Wer stellt sich nicht manchmal das Leben ohne seinen Partner vor, aber deswegen auf Haus, Auto, Sparbuch und Einbauküche verzichten? „Nie im Leben!“ denken Steffi und ihre Freundinnen beim montäglichen Klönen. Schließlich sind sie seit über 30 Jahren verheiratet und würden bei einer Scheidung nur verlieren: „Man kriegt doch nie im Leben wieder raus, was man mal investiert hat.“ (S. 17). Also gibt’s nur eine Lösung: „Der Alte muss weg“! Und hat nicht erst neulich ein Spezialist im Fernsehen erzählt, dass die meisten Morde gar nicht als solche erkannt werden? Da müsste sich doch was Todsicheres finden lassen ...
Carla Berling hat mich sehr überrascht. Was als lockerer, sehr sarkastischer Frauenroman beginnt, wird schon bald zur bitterbösen, selbstreflektierenden, tiefsinnigen und sehr spannenden Dramödie. Denn natürlich gehen die bierseligen Pläne schief und trotzdem sind am Ende Opfer zu beklagen „Wäre Elfi an diesem verhängnisvollen Montag nicht so betrunken gewesen, wäre vieles anders gelaufen. Vielleicht würden zwei Menschen heute noch leben.“ (S. 22).
Doch nicht nur die Frauen, auch Steffis Mann Tom scheint einen Plan zu haben. Der verhält sich plötzlich komisch, hat Geheimnisse vor ihr und optimiert sein Äußeres. Hat er etwa eine Geliebte? Will er sie abservieren, bevor sie ihn loswerden kann? So war das aber nicht geplant! Und auch bei Elfi und Babette läuft es völlig anders als erwartet.
Vor allem die Szenen mit Babettes Mann haben mich etwas schockiert und ich habe mich gefragt, ob die Autorin sie vielleicht selbst in der Bekanntschaft erlebt, gehört oder gelesen hat, denn sowas kann man sich fast nicht ausdenken. Ein sadistischer Fiesling par Excellence. Aber ist Babette wirklich so unschuldig, hilflos und naiv, wie ihr Blick aus den großen brauen Augen vermuten lässt?
Neben der Situationskomik und den spannenden Momenten lebt das Buch vor allem von den überspitzten Charakteren. Steffi bezeichnet sich selbst und ihre Garderobe als langweilig „leberwurstfarben“, Babette blüht auf, sobald sie das Haus verlässt und Elfi hat sich über die Jahre eine dicke Schutzschicht angefressen, weil ihr Mann sie immer nur als „zweite Wahl“ bezeichnet hat. Nur die unverheiratete Zita genießt das Leben in vollen Zügen und hält ihnen einen Spiegel vor: „Ein Leben, dass ihr nicht wollt, einen Typen, den ihr nicht liebt und Dinge, die man ersetzen kann.“ (S. 42)
Mein Tipp für alle Fans von Tatjana Kruse!