Auf Camilla Läckbergs “Golden Cage” hab ich mich total gefreut, was vor allem an dem Klappentext lag, der total in mein Beuteschema passte.
Ich hatte schon im Vorfeld meine Vorstellungen, bekam jedoch letztendlich etwas völlig anderes, als ich erwartet hatte.
Deswegen empfehle ich wirklich, den Klappentext nicht zu lesen und sich einfach blind auf das Buch einzulassen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr einnehmend und fesselnd und obwohl ich es gerade am Anfang etwas verwirrend und anstrengend fand, so hab ich dieses Buch im Nullkommanichts inhaliert.
Diese Geschichte entwickelt ein Eigenleben, dem man kaum gewachsen ist.
Faye ist kein Mensch den man mag. Stellenweise verstand ich sie wirklich. Ich konnte nachvollziehen was sie antrieb und welche Zerrissenheit in ihr tobte.
Aber zugleich verachtete und verabscheute ich das , was sie tat.
Ich verabscheute zu welcher Person sie geworden war.
Es gab Momente, da hatte ich das Gefühl, diese Frau wäre zu keiner Empathie fähig.
Ist es tatsächlich so? Oder ist es nur das Resultat daraus, was das Leben aus ihr gemacht hat?
Faye schlägt auf ihre Art zurück.
Was für mich sehr faszinierend zu beobachten war.
Man kann sich auch besser in sie hineinversetzen, weil man hier durchweg Fayes Perspektive erfährt. Und obwohl es immer wieder Rückblicke in ihre Vergangenheit gibt, so durchschaut man sie bis zum Schluss nicht.
Ihr Hintergrund ist keine leichte Kost und ich hatte manchmal wirklich das Bedürfnis um mich zu schlagen, aber auch mit den Augen zu rollen.
Bei Faye hat man das Gefühl es mit zwei Persönlichkeiten zutun zu haben, die sich vollkommen voneinander unterscheiden.
Kalt, berechnend, kompromisslos.
Sanft, verständnisvoll und charmant.
Mal unterwürfig, dann wieder haushoch überlegen und sich ihrer Stärke nur allzu bewusst.
Jack ist ebenso ein ziemliches Chamäleon, das nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Man hat auch bei ihm keine Ahnung, wer er überhaupt ist.
Die Züge die sich immer mehr herauskristallisieren fördern Abscheu und Wut.
Aber irgendwie tat er mir auch leid. Es tat mir leid, was für ein Mensch, er ohne Maske war.
Die einzige , die ich so unheimlich gern mochte , die ich von Herzen liebte, war Chris.
Ich fühlte mich ihr nah und sie hat mich einfach unheimlich bewegt und zum lachen gebracht.
Insgesamt sind die Charaktere sehr gut gestaltet und greifbar. Man hat das Gefühl jeder Mensch in diesem Roman hat ein Geheimnis. Was es nur interessanter für mich machte. Was bei mir jedoch die Fußnägel hochrollen ließ, war in manchen Situationen die Wortwahl. Ja, es zeigt wie mächtig man in diesen Momenten ist. Aber mein Gott, ich fand es einfach so falsch und verabscheuungswürdig. Das hat für mich das Ganze Frauenbild ruiniert, auch wenn ich wusste, worin der Sinn bestand.
Überwiegend geht es hier um Rache, Trauer und Manipulationen.
Es geht aber auch um Freundschaft und Loyalität.
Die Autorin setzt sich hier mit einer sehr ernsten Thematik auseinander.
Gewalt und die Folgen dessen. Leider fehlte mir hier etwas die Einfühlsamkeit und Emotionalität.
Sie bringt es knallhart, klar und schonungslos auf den Tisch und zeigt auf, was es mit den Menschen und denen in ihrem Umfeld anrichtet.
Qual, Wut und Schmerz kommt sehr gut zum Ausdruck.
Diese drückende Einsamkeit, die alles zerbrechen lässt und so viel Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit auslöst.
Es ist das Psychogramm gebrochener Menschen, die ins Leben zurückfinden müssen und daran wachsen.
Fayes Leben ist auf keinen Fall einfach und zeigt auf, was wahre Stärke bedeutet.
Man muss die Menschen nicht mögen, damit es bewegt und zum nachdenken bringt.
Obwohl ich Faye wirklich nicht mochte, hat mir diese Story unglaublich gut gefallen und etwas bei mir zurückgelassen.
Dennoch gab es auch Potenzial das etwas verschenkt wurde. Bei einigen Aspekten hätte ich mir mehr Details gewünscht. Denn es gab Szenen in Fayes Leben, die waren mir einfach unverständlich.
Mir ging nicht in den Kopf warum sie manches tat.
Doch wenn ich das Gesamtprodukt betrachte ,so kann ich darüber hinwegsehen.
Denn die Autorin hat hier wirklich ein geniales Werk aufgebaut, das eine Mischung zwischen Psychologischem Spannungsroman und Drama ist.
Es gab einige Szenen , die ich nicht habe kommen sehen und die mich wirklich umgehauen und überrascht haben.
Ich hatte Gänsehaut am Körper und fühlte die ganze Traurigkeit so intensiv, das es mich wirklich bewegt hat.
Die zwischenmenschlichen Aspekte kamen für mich sehr gut heraus , besonders an Momenten, in denen ich nicht damit gerechnet habe. Es sagt damit auch viel über die Charaktere aus und die Verbindungen zueinander.
Für mich ein wirklich tolles Werk, das zwar erst schleppend in Gang kommt, dann jedoch enorm spannend wird und seine Wirkung erst im Nachhinein entfaltet.
Fazit:
Der mutige und kompromisslose Weg einer starken Frau.
Golden Cage ist anders, als es auf den ersten Blick scheint.
Voller Geheimnisse, Abgründe und Wut.
Ein Roman der verwirrend und undurchsichtig ist, aber auch ziemlich faszinierend und genial ausgearbeitet ist.
Ein Roman in dem mehr Schein, als Sein zählt.
Die Autorin setzt sich mit einer sehr ernsten Thematik auseinander und bringt diese hier auch wirklich gut zum Ausdruck.
Ich bin tatsächlich ziemlich beeindruckt, was vor allem an den genialen Wendungen lag und welchen Weg das Ganze einschlug.
Die Story hat mich enorm überrascht, denn ich bekam etwas völlig anderes , als ich erwartet hatte und das Gesamtbild hat mir wirklich gut gefallen.
Nicht perfekt, aber verdammt genial und interessant.