Meinung
Dieses Buch war ganz anders, als ich es erwartet habe und auch so anders, als andere Bücher die sich mit solchen, oder ähnlichen Themen beschäftigen. Es konnte mich überraschen und von sich überzeugen, allein durch die Sicht, aus der dieses Buch erzählt wird.
Es wird durchgehend von Zach erzählt, der erst sechs Jahre alt ist und auch wenn ich es als erstes etwas gewöhnungsbedürftig fand, weil der Schriebstil einfach dementsprechend angepasst war, habe ich mich sehr schnell daran gewöhnt und konnte allem super folgen und fühlte mich dadurch irgendwie näher dran am Geschehen.
Die Frage, die mich aber anfangs am meisten beschäftigt hatte war die, wie es in einer Grundschule dazu kommen konnte, denn auch wenn die Grundschule in Amerika länger geht, als hier bei uns, so sind die Kinder da doch trotzdem auch noch ziemlich jung. Solche Geschichten erwartet man eher auf der High School zu finden, nicht bei einer Altersgruppe von 6 bis 12 Jährigen. Aber im Verlauf der Geschichte hat sich alles immer weiter Stück für Stück aufgeklärt, man konnte mit Zach zusammen immer mehr Blickwinkel sehen und immer mehr erkennen, was alles wirklich passiert ist und das ist gar nicht so einfach, denn ihm, der dabei war, erzählt man nicht besonders viel darüber.
Es war einfach nur unglaublich traurig. Hier erlebt man die Familie komplett in ihrer Trauer und ihren Schwierigkeiten, nachdem es passiert ist. Sie sind durchgehend traurig, fühlen sich schlecht - und das spürt man beim Lesen einfach. In diesem Buch wird keiner total Glücklich sein, auch wenn es durchaus seltene, klitzekleine Glücksmomente gibt. Wer erwartet, dass es schnell fröhlicher werden wird, sollte sich von dieser Erwartung verabschieden. Es braucht einfach Zeit!
Trotzdem mag ich dieses Buch, ich mag den Jungen, ich mag wie Zach alles meistert und finde es schrecklich wie manches abläuft - und doch mag ich das Buch!
Zach ist einfach ein sehr empathisches Kind, er fühlt viel und spürt auch viel was von den Menschen in seiner Umgebung ausgeht, er nimmt die Gefühle anderer tatsächlich wahr und das intuitiv und stark. Und auch seine Art, mit dem Tot seines Bruders umzugehen fand ich toll, genauso die Tatsache, wie ihm die Buchreihe "Das magische Baumhaus" dabei helfen konnte - es war einfach nur schön und ich finde, die Autorin hat sich hier wirklich Gedanken gemacht und ein tolles Buch geschrieben. Ein Buch über ein wichtiges Thema, aber von einer ganz anderen, neuen Seite. Eines, welches sicher auch in anderen Situationen helfen könnte, mit seiner Trauer zurecht zu kommen. Man muss einfach bereit dafür sein.
Trotzdem finde ich, dass sie die Diagnose des Täters hätte weglassen können. Ich verstehe, dass es vermutlich an einem real passierten Amoklauf vor ein paar Jahren angelehnt ist, auch wenn es nur eine Vermutung ist, weil bei diesem auch diese Diagnose erwähnt wurde. Aber ich finde sie hätte es weglassen sollen. Menschen die davon nicht wirklich etwas wissen, bilden durch solche Aussagen, beziehungsweise Verbindungen zweier komplett verschiedener Dinge vorurteile, mit denen anderen tatsächlich geschadet werden kann, Mit solchen DIngen muss man vorsichtig sein, wenn man sie mit schlimmen Taten in Verbindung bringt. Menschen neigen dazu, eine Sache direkt auf alle auszuweiten, die Ähnlichkeit haben, wenn auch nur durch eine Diagnose, auch wenn auch Menschen mit einer identischen Diagnose komplett verschieden sind. Mal davon abgesehen, dass jeder so handeln kann, egal wer und egal ob er irgendeine Diagnose hat, oder als vollkommen normal gilt. Es ist ein logischer Gedanke, dass ein Mensch wissen sollte dass wenn einer so ist, nicht alle so sein müssen - aber leider denken viele Menschen nicht so, und können sowas nicht trennen, sehen auf einmal alle als potentiell so. Ich finde das an diesem Buch einfach nicht gut, aber das ist nur meine Meinung und ich hoffe einfach, dass alle, die dieses Buch lesen, eh keine solchen Vorurteile bilden werden und auch auf das hören was Zach uns in diesem Buch mit gibt. Die Geheimnisse des Glücks zum Beispiel, die wir in einer Buchreihe finden können - die aber auch einfach in uns sind, wenn wir nur danach schauen. Oder etwa mit seiner Art und seinem Denken, das uns zeigt was wirklich wichtig ist, und dass es nicht richtig ist, jemandem die Schuld an etwas zu geben, der im Grunde auch nichts dafür kann. Man kann einem Menschen, egal wie er zu dem Täter steht, nicht an dessen Handlungen die Schuld geben. Schuld ist immer der, der die Tat tatsächlich begannen hat. Nicht die Menschen, die ihm nahestehen. Manchmal kann man Dinge nicht voraussehen und so verhindern.
Kurz und Knapp
Ein unglaublich trauriges Buch, aus der Sicht eines kleinen Jungen, der so viel mehr versteht, als so mancher Erwachsener, oder gelehrter. Denn manchmal braucht man nur so einen Menschen, der tatsächlich andere und deren Gefühle wirklich wahrnehmen kann. Der selbst dann spürt, was der andere fühlt, wenn es nicht so offensichtlich ist. Manchmal reicht es aus, wenn man einen kleinen Menschen zuhört und wirklich den Sinn seiner Worte begreift. Wenn man bereit ist, nach dem Glück zu suchen, das man verloren hat.
Ich mochte das Buch, obwohl ich den Schreibstil anfangs gewöhnungsbedürftig fand, und obwohl mir eine Sache an diesem Buch auch weniger gut gefallen hat, obwohl ich einen Charakter in diesem Buch auf mancher Seite gern geschlagen hätte. Ich mochte es, weil ich Zach mochte. Weil ich gut fand, wie er gehandelt hat und ich gern von ihm gelesen habe. Weil ich es einfach anders fand. Anders mit diesem Thema.
Von mir gibt es an dieser Stelle eine Empfehlung, falls ihr auch über solche Themen, wie zum Beispiel Amokläufe liest.