Familienroman Teil II
Schon „Die letzten Tage von Rabbit Hay“ habe ich als absoluten Familienroman empfunden, selbst wenn er im Titel nur einen Namen beinhaltet. Daher habe ich mich auch überhaupt nicht gewundert, als mit „Für ...
Schon „Die letzten Tage von Rabbit Hay“ habe ich als absoluten Familienroman empfunden, selbst wenn er im Titel nur einen Namen beinhaltet. Daher habe ich mich auch überhaupt nicht gewundert, als mit „Für immer Rabbit Hayes“ nun der zweite Band angekündigt wurde. Rabbit mag tot sein, aber dass sie durch ihre Familie noch weiterlebt und daher immer noch mitten im Geschehen sein kann, daran hatte ich keine Zweifel und genau dieser Eindruck hat sich bestätigt.
Bei Familien Hayes ist wunderbar gelungen, dass sie aus höchst unterschiedlichen Charakteren besteht, die jeweils noch mal Anhang mit sich bringen, so dass ein regelrechtes Sammelsurium zusammenkommt, das uns einen höchst authentischen Blick auf eine chaotische, aber stets liebenswerte Familie ermöglicht. Bereits im ersten Band war das überdeutlich aufgefallen: die Thematik mochte noch so traurig sein, es war aber dennoch eine stetige Lebensfreude zu spüren und damit verbunden war eben eine lebensbejahende Botschaft. An diese Stimmung knüpft der zweite Band nahtlos an. Wir erleben den Todesmoment von Rabbit und trotzdem spürt man nicht nur Leere, sondern auch Hoffnung, weil die Familie zusammen ist und sich gegenseitig schützt. Da ich selbst aus einem Umfeld mit engen Familienverhältnissen komme und selbst schon belastende Situationen erlebt habe, in denen alle zusammengerückt sind, hat sich dieses Buch so nah für mich angefühlt. Fast als ob es meine Geschichte wäre und dennoch natürlich ganz anders.
Das herrliche an den Hayes ist natürlich auch, dass sie das Herz auf der Zunge liegen haben. Sie sagen, was sie denken, sie kennen keine Hemmungen und das führt natürlich zu aberwitzigen Situationen. Auch diese Mischung aus dem Ernst des Lebens und einfachem, simplem Humor geht mitten ans Herz. Lachen und Weinen sind ohnehin zwei Emotionen für mich, die eng miteinander verknüpft sind, von daher ist diese Mischung genau richtig. Gut gemacht ist ebenfalls, dass das Buch eine klare Gliederung hat, innerhalb derer das Gedankenkarussell der wichtigsten Hayes plus Majorie dargestellt wird. Diese Struktur bringt zwar viele Zeitsprünge mit sich, fand ich aber dennoch genau richtig, da sich so einige wichtige Entwicklungen ergeben konnten, ohne dass man diese aufgrund der Zeitraffung als überhastet empfindet. Das zentrale Ziel der Autorin war ja schließlich, dass verschiedene Formen der Trauerbewältigung dargestellt werden und so etwas löst sich nicht innerhalb weniger Monate auf. Daher waren die Zeitsprünge genau richtig.
Auch thematisch wird ein breites Spektrum angeboten. Neben der Trauerbewältigung sind dies auch das Krebs-Gen und seine Folgen, Missbrauch, Verantwortung, Entfremdung und weitere Schicksalsschläge. Dies klingt zugegebenermaßen alles sehr düster, aber ich fand es zwischen den Seiten gut umgesetzt, da eben immer der Positivismus dabei ist und man so sehr reflektiert auf die Themen schaut und am Ende doch eine Lösung dabei hat, die einen zufrieden stimmt. Dadurch ist der Wälzer von 500 Seiten wirklich flott zu lesen, zumal es auch sehr viele Dialoge gibt, die von Wortwitz sprühen.
Fazit: Für Anna McPartlin hat es sich in jedem Fall gelohnt, zu den Hayes zurückzukehren, da die Familienmitglieder auch ohne Rabbit in ihrer Mitte genug Geschichten bieten, die das Herz mit Tränen und Freude unterhält. Zudem ist Rabbit ja doch immer dabei, so dass sich bei mir ein rundum zufriedener Gesamteindruck ergeben hat.