Die Mutter der Haunted House-Geschichten
"Spuk in Hill House" stammt aus der Feder der amerikanischen Autorin Shirley Jackson und erschien bereits 1959. Ein Klassiker und Meilenstein im Gothic-Horror-Genre und für mich die „Mutter“ aller Haunted-House-Geschichten. ...
"Spuk in Hill House" stammt aus der Feder der amerikanischen Autorin Shirley Jackson und erschien bereits 1959. Ein Klassiker und Meilenstein im Gothic-Horror-Genre und für mich die „Mutter“ aller Haunted-House-Geschichten. Als bekennende Liebhaberin dieses Sub-Genre sah ich mich dazu verpflichtet dieses Buch zu lesen und ich habe es (trotz kleiner Abzüge in der B-Note) nicht bereut.
Dr. Montague hat es sich zum Ziel gesetzt übernatürliche Aktivitäten nachzuweisen. Als Ort für seine Studien scheint „Hill House“ perfekt. Gemeinsam mit seinen Assistenten Luke, Eleanor und Theodora möchte er den Spuk in diesen alten Gemäuern untersuchen. Recht schnell häufen sich seltsame Ereignisse…
Natürlich merkt man dem Buch sehr schnell an, dass es bereits 1959 geschrieben wurde. Die Sprache und der Stil unterscheiden sich an manchen Stellen deutlich von heutiger Horror-Literatur. Ob das jedem gefällt, ist die andere Frage. Ich persönlich empfand beim Lesen direkt ein wohlig, nostalgisches Gefühl und war angetan von dem altmodischen Charme.
„Es lag eine beständige Stille auf dem Holz und den Steinen von Hill House, und was immer dort wandelte, es wandelte allein.“ Seite 7
Besonders gut ist es Shirley Jackson gelungen, die Atmosphäre in und um Hill House einzufangen. Ich habe alles genau vor meinem Auge gehabt: die Hügel, den nahe gelegenen Bach, die verwinkelten Gänge. Ich habe die knarzenden Dielen gehört, den kalten Hauch an der Schwelle zum Kinderzimmer gespürt. Wirklich toll ausgearbeitet fand ich auch die Geschichte um Hill House selbst und die dadurch gegebene Erklärung, wieso das Haus „böse“ ist. Das Buch ist einfach unheimlich atmosphärisch und intensiv erzählt. Das gefiel mir ausgesprochen gut und ist in meinen Augen einer der wichtigsten Punkte bei einer Haunted-House-Geschichte.
Leider war der Erzählstil Jacksons jedoch in meinen Augen bei den Dialogen nicht immer gelungen. Die Dialoge waren teilweise sehr gewöhnungsbedürftig. Sie wirkten oft so, als würden die Personen komplett aneinander vorbeireden. Es gab Gedankensprünge und Szenen-Wechsel, die ich nicht verstanden habe und die mich kurz aus dem Lesefluss rissen oder gar die Spannung an der einen oder anderen Stelle zunichtemachten.
„Ich bin wie ein kleines Tier, das von einem Ungeheuer verschlungen wird, dachte sie, und das Ungeheuer spürt in sich meine winzig kleinen Bewegungen.“ Seite 57
Die Charaktere des Buchs waren sehr unterschiedlich und in meinen Augen komplett unsympathisch. Tatsächlich mochte ich die schrullige Haushälterin und den ruppigen Hausmeister am liebsten. Die Szenen mit diesen beiden Figuren waren einfach göttlich. Die Hauptfiguren jedoch blieben für mich alle undurchsichtig und blass. Die Gründe für ihr Handeln und ihre Worte erschlossen sich mir einfach nicht. Dadurch fehlte mir der Bezug zu ihnen. Einzig bei Eleanor blitzten Ansätze davon durch. Sie war mir aber zu naiv und sprunghaft in ihrer Meinung, um sie wirklich „zu mögen“.
Da Ende des Romans war dann wieder ganz nach meinem Geschmack und mir fallen immer wieder neue Wege ein, wie man es deuten könnte.
„Spuk in Hill House“ ist anders als erwartet, aber aufgrund seiner bedrückenden Atmosphäre und der bildgewaltigen, fast poetischer, Sprache von Jackson durchaus lesenswert. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich mich gut unterhalten fühlte. Falls ihr solche Geschichten, genauso gern mögt, wie ich, solltet ihr euch gern an diesem Klassiker probieren. Unter Beachtung des Erscheinungsjahrs des Buchs gebe ich vier von fünf Sternen.