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Veröffentlicht am 25.10.2019

Diese Dystopie sorgt mir ihrer Nähe zur Realität für gelungene Unterhaltung, dennoch hätte ich mir eine Ausarbeitung mit etwas mehr Tiefgang erhofft.

Der Store
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Beschreibung

Cloud ist der weltweit größte Konzern im Onlinegeschäft und liefert alles außer Waffen direkt per Drohne vor die heimische Tür. In den zahlreichen MotherClouds entstehen neue Lebensräume ...

Beschreibung

Cloud ist der weltweit größte Konzern im Onlinegeschäft und liefert alles außer Waffen direkt per Drohne vor die heimische Tür. In den zahlreichen MotherClouds entstehen neue Lebensräume für die Mitarbeiter des Imperiums. In einem bewährten Sterne-System treibt Cloud seine Mitarbeiter zu mehr Leistung an, immer mit dem Bild einer großen Familie vor Augen, die der ganze Konzern darstellen will. Paxton und Zinnia lernen sich an ihrem ersten Tag bei Cloud kennen und entdecken schnell die dunkle Kehrseite hinter der schönen Fassade…

Meine Meinung

In seinem dystopischen Roman »Der Store« prangert Rob Hart die Auswüchse des Onlinehandels bis hin zu einer verschärften Situation des Aussterbens der Innenstädte an. An ihre Stelle drängt sich ein der weltweit größte Onlinehandels-Konzern Cloud, der sich durch eine harte Preis- und Klimapolitik eine regelrechte Monopolstellung errungen hat. Dieses Szenario fühlt sich im 21. Jahrhundert angekommen äußerst real an und erzeugt alleine schon durch diese Nähe eine gewisse Grundspannung die dazu verleitet den Atem anzuhalten.

Die perfekt zum Inhalt abgestimmte Aufmachung des Buches fällt dem Betrachter auf Anhieb ins Auge, denn durch den kartonähnlichen festen Einband und den leicht glänzenden Strichcode entsteht der Eindruck, ein Paket in Händen zu halten. Ergänzt wird das ansprechende Äußere durch einen leuchtend orangefarbenen Buchschnitt.

Rob Hart gewährt uns gleich drei verschiedene Einblicke in seine Geschichte, zum einen folgen wir dem ehemaligen Unternehmer Paxton, dessen Firma durch den mächten Cloud-Konzern in die Knie gezwungen wurde und nun keine andere Lösung sieht als sich bei Cloud um einen Arbeitsplatz zu bewerben, und dann wäre da noch Zinnia, welche sich als Wirtschaftsspionin in das Unternehmen einschleicht. Unterbrochen werden diese zwei Erzählperspektiven immer wieder durch tagebuchartige Blogbeiträge des Cloud Gründers Gibson Wells.

Die Botschaft von Rob Hart ist unmissverständlich, mit seinem Roman setzt er einen Wandel in Szene, der sich in Ansätzen schon heute erkennen lässt und kreiert daraus eine Utopie. Klimawandel und das Sterben der Städte befeuern die Bildung neuer Ballungszentren rund um das große, alles verschlingende Imperium der Cloud. Cloud ist weltweit der größte Onlinestore, der andere Firmen zum Frühstück verschlingt und in MotherClouds seine zahlreichen Arbeitnehmer um sich schart. Gibson Wells ist Gründer des Cloud-System und hat darin alles perfekt geregelt um nach Außen den Anschein einer heilen Welt vorzugaukeln während in den MotherClouds Überwachung, Leistungsdruck und Lohndumping auf der Tagesordnung stehen.

Authentisch und erschreckend zugleich skizziert Rob Hart ein Zukunftsszenario von ausgestorbenen Städten und einem weltweit führenden Konzern für Onlinehandel, der zugleich als weltweit größter Arbeitgeber agiert und durch diese Monopolstellung in vielen Belangen den Ton angibt. Damit lenkt der Autor das Augenmerk auf die bereits heute bestehende Problematik des sterbenden Einzelhandels in vielen Innenstädten und spitzt dies zu einer Vision zu, deren Erfüllung sich keiner wünschen kann. Allerdings wird der Leser im Unklaren gelassen, welche Hintergründe das vollkommene Aussterben der Städte genau hatte. Es scheint sich alles an einem ominösen Massacker am Black Friday aufzuhängen, zu dem ebenfalls mehr Input wünschenswert wäre. Auch im Bezug auf die angeschnittene Wirtschaftsspionage hätte sich genügend Potenzial für mehr Spannung und Tiefgang geboten, doch diese Chance hat der Autor leider ungenutzt verstreichen lassen.

Stattdessen ist man genauso sehr im eintönigen Leben aus Arbeit und begrenzter Freizeitmöglichkeiten, die das Leben in einer überwachten MotherCloud mit sich bringt, gefangen, wie es die Hauptprotagonisten der Geschichte sind. Zinna rennt mit ihrem roten Poloshirt als Lagerarbeiterin von Regal zu Regal und hechelt einer kaum haltbaren Leistungsvorgabe hinterher und Paxton nimmt die Arbeit bei Cloud nur als Übergangslösung an, wird aufgrund seiner bisherigen Laufbahn mit einem blauen Poloshirt und den Aufgaben eines Sicherheitsmitarbeiters ausgestattet. Mit jedem Kapitel spürt man deutlicher wie sehr der Ort Paxton und Zinia an sich fesselt, auch wenn das Leben in der MotherCloud an harte Bedingungen geknüpft ist und man seine Freiheit vor der Sicherheitskontrolle abgegeben hat. Die glanzvollen Bilder und Werbespots über Familie und Glück haben nichts mit der Wahrheit gemein, trotzdem sind sie eine große Versuchung, aufgrund der noch trostloseren Aussicht abseits der Cloud, an Ort und Stelle zu verweilen.

Rob Hart legt mit seinem Roman »Der Store« eine Dystopie vor, deren Thematik sich stark an der Gegenwart orientiert und sich dadurch äußerst real anfühlt. Durch eine angenehme Kapitellänge, eine leichte Sprache und einen unterschwelligen Spannungsbogen lässt sich das Buch fast an einem Stück weglesen und regt zum Überdenken der eigenen Angewohnheiten an.

Fazit

Diese Dystopie sorgt mir ihrer Nähe zur Realität für gelungene Unterhaltung, dennoch hätte ich mir eine Ausarbeitung mit etwas mehr Tiefgang erhofft.

Veröffentlicht am 25.10.2019

Diese phantastische Geschichte konnte mich nur in ihren Ansätzen überzeugen, ansonsten aber leider nicht für sich gewinnen.

Das Land Kant
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Beschreibung

Seit langer Zeit ist das Land Kant verflucht und durch diesen Fluch in zwei Welten gespalten, in ein oberirdisches und ein unterirdisches Reich. Die Draufkanter leben an der Oberfläche in ...

Beschreibung

Seit langer Zeit ist das Land Kant verflucht und durch diesen Fluch in zwei Welten gespalten, in ein oberirdisches und ein unterirdisches Reich. Die Draufkanter leben an der Oberfläche in Frieden, ganz im Gegensatz zu den Drumkantern, die ihre unterirdische Welt mit den Höhlenwocklern teilen müssen. Die Höhlenwockler ihrerseits legen ihre ganze Kraft in ihr Ziel, die Drumkanter zu versklaven.

Eine Prophezeiung führt den jugen Draufkanter Joldur und die Drumkanterin Ximdi auf einen gefährlichen Weg, um die Zugänge zwischen den beiden Reichen wieder zu öffnen. Währenddessen träumt der Höhlenwockler Krassnack davon, ein Held im vernichtenden Krieg gegen die Drumkanter zu werden.

Meine Meinung

Jochen Gerbershagen hat mit »Das Land Kant – Joldur und die sieben Schlangen« den ersten Band einer geplanten Fantasy Saga erschaffen, die laut Verlag im All-Age-Fantasy Bereich einzuordnen ist. Die äußerst gelungene Aufmachung des Buches mit goldglänzendem Cover, welches eine Schlange ziert und noch durch einen Buchschnitt in Schlangenhautoptik ergänzt wird, sowie Buchtitel und Beschreibung des Buches klingen volltönend und sehr verlockend. Jedoch stellte sich während der Lektüre des Romans eine stetig wachsende Ernüchterung ein.

Das versprochene Land Kant mit »[…]staunenswerten Landschaften sowie wundersamen Tieren, Pflanzen, magischen Geschöpfen« wird zwar grob skizziert und beginnt etwas Farbe zu bekommen, doch der Autor hat es versäumt sein Grundgerüst mit facettenreichen Details und einer unterfütternden bildhaften Beschreibungen zu einer Welt zu verweben, die den Leser in Staunen versetzt.

Als die Hauptprotagonisten Joldur und Ximdi die Bühne betreten habe ich neue Hoffnung geschöpft, dass der schlichte Weltenausbau durch lebhaft gezeichnete Charaktere und einen fesselnden Handlungsablauf aufgewogen wird. Doch auch den Wesen der Draufkanter, Drumkanter und Höhlenwockler fehlt es deutlich an Profil. Die wenigen Merkmale der unterschiedlichen Spezies, wie z. B., dass die Drumkanter 4 Arme haben und von Frauen beherrscht werden und bei den Draufkantern die Männer das sagen haben, werden im Handlungsverlauf eingestreut und nicht näher beleuchtet. Es werden gewisse Traditionen der Völker eingebracht, aber ohne das man deren Hintergründe erläutert bekommt. So hat sich die Geschichte leider auch als enttäuschend dargestellt, denn es fehlt an Struktur und einer feineren Ausarbeitung.

Die leichte Sprache und Erzählweise von Jochen Gerbershagen und der recht oberflächliche Weltenaufbau lassen für mich darauf schließen, dass die Geschichte eher etwas für das Genre der Kinderliteratur, und auf keinen Fall ein All-Age-Roman ist. Dennoch kann man das Potenzial des Autors erkennen und wünscht sich bei der Lektüre, dass dieser etwas tiefer im Brunnen seiner Erzählkunst geschöpft hätte. Zudem war der Handlungsstrang über Krassnack und die Höhlenwockler nicht genügend mit den anderen beiden Handlungssträngen verknüpft, sodass sich mir der Sinn und Zweck dieser Ebene nicht erschlossen hat. Dies mag vielleicht der Tatsache geschuldet sein, dass Jochen Gerbershagen die Geschichte als Saga auslegen möchte und wohl noch weitere Bücher in der Planung sind. Dennoch hätte ich es als handwerklich schöner empfunden, wenn bereits im ersten Band ein roter Faden erkennbar gewesen wäre, an dem sich der Leser grob orientieren kann.

»Das Land Kant – Joldur und die sieben Schlangen« lässt zwar die gute Grundidee zu einer phantasievollen Geschichte erkennen, jedoch habe ich keinen Zugang zu diesem Buch erhalten, da die Geschichte auf mich einen unreifen Eindruck machte und ich das starke Gefühl hatte, dass Jochen Gerbershagen viel mehr dazu hätte aufs Papier bringen können, um einen wirklich gelungenen All-Age-Fantasy Roman aus der Wiege zu helfen.

Fazit

Diese phantastische Geschichte konnte mich nur in ihren Ansätzen überzeugen, ansonsten aber leider nicht für sich gewinnen.

Veröffentlicht am 23.08.2019

In diesem Comic steckt sehr viel Potenzial, dass durch die stilistisch ansprechenden Zeichnungen des Künstlers hervorsticht.

Die Bluse
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Meine Meinung

Der Comic »Die Bluse« von Bastien Vivés ist mir gleich ins Auge gesprungen und hat mich durch die Thematik angesprochen. Der französische Künstler erzählt in seinem Werk die Geschichte einer ...

Meine Meinung

Der Comic »Die Bluse« von Bastien Vivés ist mir gleich ins Auge gesprungen und hat mich durch die Thematik angesprochen. Der französische Künstler erzählt in seinem Werk die Geschichte einer jungen Frau, die sich selbst erst durch eine kleine Wende in ihrem Leben besser kennen lernt, ihre Lust austestet und ihre Fähigkeiten bewusst wahrnimmt.

Die Literaturstudentin Séverine führte ein eingefahrenes, gar langweiliges, Leben mit ihrem Freund Thomas der ihr nur wenig Aufmerksamkeit schenkt und am liebsten Zeit mit seinen Freunden beim Spielen und Serien schauen verbringt. Als sich Séverine eine Seidenbluse ausleiht verändert das nicht nur ihre eigene Wahrnehmung von sich, sondern auch die Menschen um sie herum betrachten die junge Frau plötzlich in einem völlig veränderten Licht.

Bastien Vivès hat also durchaus eine interessante und spannende Grundidee herangezogen, mich aber leider mit der Umsetzung nicht ganz überzeugen können. Es ist spannend zu betrachten, wie ein feines Kleidungsstück urplötzlich aus einer schüchternen und zurückhaltenden Persönlichkeit einen ganz anderen Menschen macht. Der Rollenwechsel hat schon etwas von einer Superheldin, die sich ihr Outfit überstreift und alleine durch die veränderte Kleidung ganz anders auftritt und ihre Kräfte nach außen hin bewusst zeigen kann.

Ich hätte mir allerdings sehr gewünscht das die Kraft des Female Empowerment sich auch in den Gefühlen der Protagonisten findet. Zu der Gedankenwelt von Séverine bekommt der Leser allerdings keinen Zugang gewährt und somit bleiben ihre Gefühle zu ihrer rasanten Entwicklung weithin im Dunkeln. Sicherlich hätte es der Handlung gutgetan, wenn der Autor dies etwas mehr herausgearbeitet hätte.

Sehr gut gefallen hat mir der unglaublich befreite Umgang mit der weiblichen Lust. Nachdem Séverine in der edlen Seidenbluse steckt geht sie ohne jede Bedenklichkeiten mit ihrer Sexualität um, probiert aus und entdeckt eine ganz neue Seite an sich. Manche Szenen mögen etwas überspitzt dargestellt sein und doch kommt die Botschaft genau durch diese Überspitzung deutlich an.

Die Zeichnungen Vivès passen in ihrer Schlichtheit und dem minimalistischen Stil, der nur das wesentliche preisgibt, sehr gut zur Story. Die Darstellung von Séverines Gefühlen in ihrer Mimik ist meist nur in feinen Nuancen angedeutet und überlässt es so oftmals dem Leser, welche Gedanken wohl in ihrem Kopf vorgehen mögen.

Fazit

In diesem Comic steckt sehr viel Potenzial, dass durch die stilistisch ansprechenden Zeichnungen des Künstlers hervorsticht. Von der Umsetzung des Themas hätte ich mir jedoch ein bisschen mehr Tiefgang bezüglich der Gedanken und Gefühle gewünscht.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Ein Debüt mit Schwachstellen, aber dennoch ein ganz wichtiger Roman #GegendasVergessen! Deshalb absolut lesenswert!

Als die Tage ihr Licht verloren
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Beschreibung

1930, Berlin. Die Schwestern Linda und Gitte wachsen in einer gut bürgerlichen Familie mit liberalen Eltern heran. Gitte arbeitet als Sekretärin und möchte eines Tages Jura studieren, um ...



Beschreibung

1930, Berlin. Die Schwestern Linda und Gitte wachsen in einer gut bürgerlichen Familie mit liberalen Eltern heran. Gitte arbeitet als Sekretärin und möchte eines Tages Jura studieren, um Anwältin zu werden. In Linda hingegen schlägt ein sensibles Künstlerherz, dass sie an den Schuhmacher Erich verschenkt. Das Glück der jungen Liebe wird, als Erich in den Krieg einberufen wird, jäh getrennt. Als Linda plötzlich keine Nachrichten mehr von der Front erhält und vom schlimmsten ausgeht, verfällt sie in eine tiefe Depression. Dieser psychisch labile Zustand bringt Linda in der Zeit der »Euthanasie« in eine schreckliche Gefahr.

Meine Meinung

Stephanie von Hayek befasst sich in ihrem Debütroman “Als die Tage ihr Licht verloren” mit einem Thema das mir wahrlich die Haare zu Berge stehen lässt. Die Rede ist von »Euthanasie« im Dritten Reich.

Erschreckend und nüchtern zugleich erzählt Stephanie von Hayek die Geschichte einer Berliner Familie zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Dabei verwebt die Autorin fiktive Persönlichkeiten und Geschehnisse mit realer Vorkommnisse in der Geschichte auf welche sie im Nachwort auch noch einmal näher eingeht. Stefanie von Hayek kleidet ihren Roman in einem gewöhnungsbedürftigen Erzählstil ein. Dabei greift sie auf eine recht abgehackte Sprache zurück, die mir persönlich nicht sonderlich lag und es mir sehr schwer machte, richtig in die Story eintauchen zu können.


Der Roman ist in drei Abschnitte unterteilt, im ersten Teil »Schmetterlinge« lernt der Leser die Berliner Familie, vor allen Dingen die Schwestern Linda und Gitte und ihr soziales Umfeld in einer Zeitspanne von 1932 bis 1938 näher kennen. Der nächste Abschnitt trägt den passenden Titel »Mitten unter uns« und zeichnet die haarsträubende Realität des nationalsozialistischen Regimes zwischen 1939 und 1940 auf. Der letzte Teil »Pusteln« spielt ebenfalls in dem Jahr 1940, hier möchte ich allerdings nicht zu viel von der Geschichte verraten.

Die Grundzüge des Plots haben mir tatsächlich sehr gut gefallen aber durch den ungewöhnlichen Stil wurde ich bis zuletzt mit den agierenden Charakteren einfach nicht warm. Dies mag wohl zusätzlich an der auktorialen Erzählerstimme gelegen haben die von vorneherein eine gewisse Distanz zu den Protagonisten erweckt und bis zum Schluss die Kluft zwischen Leser und Protagonist nicht zu überbrücken vermag.


Im Gegensatz zu den agierenden Persönlichkeiten ist Stephanie von Hayek das Setting ihres Debüts umso eindrucksvoller gelungen. Wie in Schockstarre erlebt man die (kranke) ideologische Vorstellungen des Nazi-Regimes mit ihren unfassbaren Moralvorstellungen, mit denen sich die Täter versuchen weiß zu machen, dass der sogenannte Gnadentod eine Erlösung für die betreffenden Personen sei. Nur allzu leicht war es möglich in diesem System vollkommen unschuldige Personen zum Tode zu verurteilen. Bei diesem grauenerregenden Gedanken bekomme ich glatt Gänsehaut. Genau aus diesem Grund möchte ich euch “Als die Tage ihr Licht verloren” ans Herz legen, auch wenn mich die Geschichte nicht vollkommen überzeugen konnte – denn diese Gräueltaten dürfen nicht in Vergessenheit geraten!

Fazit

Ein Debüt mit Schwachstellen, aber dennoch ein ganz wichtiger Roman #GegendasVergessen! Deshalb absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 21.09.2018

Trotz romantisch-verträumten französischen Charme und einem gelungenen Ansatz lies diese Geschichte mein Herz nicht schneller schlagen.

Das Mädchen, das in der Metro las
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Meine Meinung

Der Klappentext des Romans “Das Mädchen, das in der Metro las” der französischen Schriftstellerin Christine Féret-Fleury klingt aller Wahrscheinlichkeit nach im Ohr eines jeden Buchliebhabers ...

Meine Meinung

Der Klappentext des Romans “Das Mädchen, das in der Metro las” der französischen Schriftstellerin Christine Féret-Fleury klingt aller Wahrscheinlichkeit nach im Ohr eines jeden Buchliebhabers sehr wohltönend und verführerisch. Denn gibt es etwas besseres als ein Buch über die Lese-Leidenschaft (eines anderen Menschen) und die Macht der Bücher und wie sie dadurch Leben verändern können?

Doch meine Freude auf die Geschichte über die junge Frau Juliette wurde von Seite zu Seite immer mehr getrübt. Ich nahm an, dass Juliette die meiste Zeit lesend verbringt, doch weit gefehlt! Juliette hat zwar auf der täglichen Metrofahrt zu ihrer Arbeit als Immobilienmaklerin ein Buch dabei, doch sie beobachtet viel lieber andere Menschen beim Lesen ihrer Lektüren als ihre Nase selbst in ein Buch zu stecken. Da gibt es die Dame mit dem immer gleichen italienischen Kochbuch, der Herr mit Hut und seiner Insekten-Lektüre oder die junge Frau die immer auf Seite 247 in Tränen ausbricht. Zudem irritierte mich die regelrechte Hortung von Büchern in Juliettes kleiner Wohnung – denn sie gibt einfach jedem Buch, ob sie es einmal lesen wird oder nicht, ein Zuhause. Da spielt es auch überhaupt keine Rolle, ob sie der Inhalt des Buchs eigentlich gar nicht interessiert. Es macht eher den Anschein, als wolle Juliette allen verlorenen Büchern ein Heim bieten um ihrem Leben wenigstens etwas Farbe zu verleihen.

Der für sie immer enger werdenden Lebensraum entzieht Juliette jedoch die Luft zum atmen. Auch der Leser wird etwas durch die Trostlosigkeit von Juliettes tristen Leben angesteckt.

Ende am Licht des Tunnels zieht erst auf als Juliette eines Tages beschließt zwei Stationen früher aus der Metro auszusteigen und den restlichen Weg zur Arbeit zu Fuß zu gehen. Das Schicksal führt sie an diesem Tag direkt zu dem kuriosen Buchvermittler Soliman und seiner Tochter Zaïde.

Die lang ersehnte Kehrtwende ist somit eingetreten und das wirklich Interessante an dem dünnen Büchlein beginnt sich sacht zu entfalten. Auch ein Hauch französischer Charme schwingt nun zwischen den Zeilen mit. Es wird romantisch verträumt – allerdings nicht in dem Sinne der Verliebtheit in einen anderen Menschen, sondern im Sinne eines aufblühenden Lebenslaufs. Juliette beginnt endlich zu lesen und findet zu sich selbst. Leider ist auch hier nicht alles ganz rund für mich, aber der Ansatz hat mir richtig gut gefallen und es hat mir Freude bereitet mitzuerleben wie Juliette endlich aufblüht und sich in das Abenteuer ihres Lebens stürzt.

Ich bin wirklich ein bisschen traurig darüber, dass diese Geschichte und ich nicht ganz zueinander gefunden haben. Der Ansatz über die Buchkuriere, wie sie Menschen beobachten um ihnen ein Buch auf den Weg mitzugeben das ihr Leben verändern kann hat jede Menge Potential. Vielleicht hätte die Story auch nur etwas mehr Raum benötigt um sich mit mehr Details und Tiefe einen Weg in mein Leserherz zu bahnen. Aus den Charakteren hätte schließlich so viel werden können, doch vor allem die interessanten Nebendarsteller verkommen zu blassen Statisten. Schlussendlich bleibt bei mir nur der hübsche blaue Schal von Juliette und ein gelb gestrichener Bus in Erinnerung.

Fazit

Trotz romantisch-verträumten französischen Charme und einem gelungenen Ansatz lies diese Geschichte mein Herz nicht schneller schlagen.