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Veröffentlicht am 05.08.2019

Einblick in eine ganz andere Welt und Lebensphase

Baba Dunjas letzte Liebe
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Ich fand die Geschichte von Baba Dunja toll! Sie ist für mich ein Einblick in eine ganz andere Welt, in eine ganz andere Lebensphase. Dazu diese schnodderige, nicht direkt sympathische, aber doch irgendwie ...

Ich fand die Geschichte von Baba Dunja toll! Sie ist für mich ein Einblick in eine ganz andere Welt, in eine ganz andere Lebensphase. Dazu diese schnodderige, nicht direkt sympathische, aber doch irgendwie liebenswerte Ich-Erzählerin, die sich durch nichts einschüchtern oder beirren lässt und ihren ungewöhnlichen Weg geht. Das Leben in der Todeszone wird zwar leicht romantisch, aber nicht verharmlosend erzählt.


Ich fand es eine runde, faszinierende Geschichte, auch wenn wie häufig bei Alina Bronsky am Schluss nicht alles zuende erzählt wurde.

Von Sophie Rois sehr gut vorgetragen.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Ergreifende Geschichte

Die Nickel Boys
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Nach dem großen Roman über die amerikanische Sklaverei "Underground Railroad" hat Colson Whitehead sich auch in seinem neuen Roman "Nickel boys" wieder den US-amerikanischen Rassismus als Thema vorgenommen. ...

Nach dem großen Roman über die amerikanische Sklaverei "Underground Railroad" hat Colson Whitehead sich auch in seinem neuen Roman "Nickel boys" wieder den US-amerikanischen Rassismus als Thema vorgenommen. Diesmal ist es ein weniger prominentes, teils immer noch totgeschwiegenes Thema: die Misshandlungen Jugendlicher in Besserungsanstalten. Hierbei verschweigt der Autor nicht, dass dies natürlich auch weißen Jugendlichen passiert ist, konzentriert sich aber auf die Geschichte der schwarzen Jugendlichen. Wie mühsam und unangenehm die Aufarbeitung dieser Verbrechen ist, kann man in Deutschland wohl gut nachvollziehen, wo man sich schon lange mit dem Thema Missbrauch in Heimen (zwar ohne Rassismus und Todesfälle, aber dennoch ungerecht und unrecht) mehr oder weniger auseinander setzt.
Colson Whitehead beschreibt die Realität in einer Besserungsanstalt aus der Sicht des 15-jährigen Elwood, der beste Chancen darauf hatte, durch Bildung seinem eher chancenlosen Umfeld zu entkommen, und der dann aber unvermittelt und unschuldig in eine Besserungsanstalt geschickt wird. Beschrieben wird außerdem der Alltag außerhalb der Anstalt, der in den 1960`er Jahren im Süden der USA immer noch von Rassentrennung und vielen Ungerechtigkeiten geprägt ist. Dies setzt sich in der Anstalt fort.
Dass es in den ganzen USA immer noch latenten bis offenen Rassismus gibt, wird spätestens in den Passagen, die im Jahr 2014 spielen, klar.

Geschrieben ist dies nicht sentimental, aber dennoch zu Herzen gehend. Die Geschichte wird mir lange in Erinnerung bleiben.

Veröffentlicht am 09.01.2019

Erschütternde, gut erzählte Geschichte

Stella
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So wie von Takis Würger beschrieben habe ich noch nie über die Zeit des Nationalsozialismus gelesen. Zunächst einmal hat er mit der Figur Stella eine ungewöhnliche, aber doch auch realistische Person in ...

So wie von Takis Würger beschrieben habe ich noch nie über die Zeit des Nationalsozialismus gelesen. Zunächst einmal hat er mit der Figur Stella eine ungewöhnliche, aber doch auch realistische Person in den Mittelpunkt seines Buches gestellt. Ich möchte hier nicht zu viel über die spannende Figur und die teils erschütternde, teils unbeschwerte Handlung verraten, da ich das Buch ohne Vorwissen über die genauen Hintergründe gelesen habe, und (wenn möglich) genau zu dieser Lektüre raten möchte – natürlich mit der Empfehlung, sich anschließend anhand des (etwas knapp gefassten) Nachworts und weiterer Quellen über die realen Hintergründe zu informieren. Die Geschichte wird vom Schweizer Ich-Erzähler Friedrich erzählt, der einen spannenden Gegenpol zu Stella bildet. Beide Personen sind mir ans Herz gewachsen und ich habe mit den beiden mitgefiebert, mitgelitten.
Eine Stärke von Takis Würgers Erzählkunst liegt aber auch im Detail. Durch viele kleine Einzelheiten wird das Berlin 1942 bei ihm lebendiger als bei den meisten anderen Autoren. Teilweise ist es ganz anders als erwartet und beleuchtet dabei bestimmt nicht unbedingt den Alltag des damaligen Durchschnittsbürgers, aber gerade auch diese hier beschriebene Subkultur ist spannend. Diese Beschreibung war für mich genauso faszinierend wie die eigentliche Geschichte. Dazu gehört auch die zeitliche Einordnung, die sich zu Beginn jedes der 12 Kapitel findet, in der der Autor in aller Kürze sowohl wichtige als auch scheinbar nebensächliche Ereignisse des jeweiligen Monats in der Weltgeschichte auflistet – eine rasante Reise durch ein Jahr Geschichte.
Sprachlich ist das von Takis Würger intelligent und einfühlsam umgesetzt worden.
Spannende, erschütternde Geschichte trifft auf große Erzählkunst – Leseempfehlung! Ein erstes literarisches Highlight 2019.

Veröffentlicht am 13.12.2018

Klasse!

Adler und Engel
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Der Klappentext von Juli Zehs Debüt verspricht eine Liebesgeschichte kombiniert mit einem Roadtrip. Das findet sich zwar beides auch im Buch, aber "Adler und Engel" bietet inhaltlich noch sehr viel mehr ...

Der Klappentext von Juli Zehs Debüt verspricht eine Liebesgeschichte kombiniert mit einem Roadtrip. Das findet sich zwar beides auch im Buch, aber "Adler und Engel" bietet inhaltlich noch sehr viel mehr und ich fand es super, das Buch ohne mehr vorherige Infos zu lesen, mich überraschen und begeistern zu lassen. Deshalb werde ich mich hier auch mit weiteren Aussagen zum Inhalt zurück halten – wer vor der Lektüre unbedingt mehr über die Handlung wissen möchte, kann das bestimmt irgendwo im Internet nachlesen.
Das Erstlingswerk von Juli Zeh ist meiner Meinung nach zurecht gelobt und mit Preisen ausgezeichnet worden. Tolles Buch – spannend, überraschend, vielschichtig, manchmal auch witzig! Auch sprachlich sehr gelungen.

Veröffentlicht am 22.10.2018

Intensive Geschichte

Mein Ein und Alles
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Puh, weder das harmlose Cover noch der etwas explizitere Klappentext lassen vermuten, was für eine heftige Geschichte "Mein Ein und Alles" ist. Die intensive, kranke Beziehung zwischen Turtle und ihrem ...

Puh, weder das harmlose Cover noch der etwas explizitere Klappentext lassen vermuten, was für eine heftige Geschichte "Mein Ein und Alles" ist. Die intensive, kranke Beziehung zwischen Turtle und ihrem Vater wird zwar beschrieben ohne dass das ganze jemals an der Grenze zum voyeuristischen kratzt, wie es Thriller (das hier ist kein Thriller) manchmal tun, trotzdem geht die Geschichte wirklich unter die Haut – wohl auch weil dem Leser Turtle unweigerlich schnell ans Herz wächst und man ihr so sehr den Ausweg aus dieser Beziehung wünscht.

Turtle ist eine außergewöhnliche 14-jährige – in fast jeder Hinsicht: ein Überlebenswunder, abgebrüht (mit weichem Kern), eine harte Kritikerin ihrer selbst und – obwohl sie in der Schule eher schlecht ist – auf ihre Art ein kluger Kopf. Überhaupt benehmen sich die Kinder und Jugendlichen alle ungewöhnlich, meist ihrem Alter voraus.

Ungewöhnlich einen Roman für Erwachsene mit einer so jungen Hauptdarstellerin zu lesen, aber ich fand es sehr gelungen und eindringlich.

Für mich in den Top 3 der Neuerscheinungen 2018! Eine intensive, lohnenswerte Lektüre.

***

Achtung: Als Geschenk finde ich das Buch eher ungeeignet. Falls dieses Buch aber doch ein Geschenk sein soll, sollte man sich als Schenker 100% sicher sein, dass der Beschenkte eine solch intensive, teils bedrückende Geschichte wirklich lesen möchte.