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Veröffentlicht am 26.10.2016

Emotionen pur.

Der alte König in seinem Exil
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Arno Geiger erzählt in diesem Buch vom Leben seines Vaters, welches duch die Demenz bzw. Alzheimer-Erkrankung immer mehr an Orientierung verliert. Es ist jedoch nicht nur die Lebensgeschichte des Vaters ...

Arno Geiger erzählt in diesem Buch vom Leben seines Vaters, welches duch die Demenz bzw. Alzheimer-Erkrankung immer mehr an Orientierung verliert. Es ist jedoch nicht nur die Lebensgeschichte des Vaters namens August die Inhalt des Buches ist, sondern auch der Umgang im Alter bzw. mit der neuen Situation (durch die Krankheit, einen Umzug in ein Heim). (Mehr gibt es dazu nicht zu sagen - m.M.n.)

Wer sich schon öfter mit dem Thema Demenz bzw. Alzheimer auseinander gesetzt hat, der wird dieses Buch sicher mit anderen Augen sehen, so erging es mir nämlich - um dies gleich mal vorweg zu sagen. (Meine Oma ist auch an Demenz "erkrankt", manche geschilderten Situationen kamen mir sehr bekannt vor...)

Im Buch erzählt Arno Geiger über das Leben seines Vaters, wie er so aufgewachsen ist, seine Frau kennen lernte, das Leben mit dem Vater. Über die Veränderungen, die die Krankheit Demenz bzw. Alzheimer mit sich bringt und die erst abgetan werden und nicht ernst genommen werden. Mit der Zeit lernt man aber den Umgang mit der Krankheit, so dass man den Vater eben auch möglichst versucht zu schonen bzw. keine Diskussionen einzugehen, auch wenn man hier oft mal geschickt manche Frage bzw. Fragestellung umgehen muss, was er im Buch recht gut schildert.

Es war für mich einfach mal "wunderbar" zu sehen, dass es auch anderen Menschen so geht, die mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, zu tun haben. So war es eine Bestätigung zu lesen, dass man eben auf keinen Fall große Diskussionen eingeht, sondern eine Aussage ggf. einfach bestätigt und die Person im Glauben lässt, dass es so ist. (Wenn gleich mir das anfangs echt oft schwer gefallen ist, weil man die Dinge ja doch richtig stellen will.) Es hat allerdings wirklich oft keinen Sinn, etwas richtig darzustellen, denn im nächsten Moment sind die Dinge schon wieder vergessen, da das Kurzzeitgedächtnis einfach nicht mehr mit Informationen "belieferbar" sind.

Manche im Buch geschilderte Situationen mögen einem als nicht-betroffenem Menschen wirklich lustig vorkommen, ich habe extra die oben ausgewählte Leseprobe hier genommen. Auch für mich ist diese Szene ein Stück weit "lustig", aber dennoch ist es schlimm hier zu sehen, wie sich ein Erkrankter die Welt zurecht bastelt. In manchen Momenten kann man sich manchmal wirklich nur wundern, ich habe beispielsweise meine Oma vor kurzem gefragt (unterwegs in der Stadt, schönster Sonnenschein) ob sie ein Eis möchte. Daraufhin habe ich die folgende Antwort erhalten: "Ich mag Eis, aber ich möchte heute keines." Ich war daraufhin regelrecht baff, denn solche Antworten bin ich weniger gewohnt - eben weil sie so dermaßen klar war. Über diese Antworten wundert man sich bei Demenzkranken eben doch auch manchmal - zumindest geht es mir so. Ich denke zwar auch gerne noch mit einem Schmunzeln an diese Szene, es gibt aber auch oft genug Momente, in denen man nur noch heulen könnte. Beispielsweise wenn eine erkrankte Person verwirrt ist. So wollte meine Oma schon zu ihren Eltern gehen, diese sind seit langem Tod, ich habe meine Urgroßeltern nicht mehr kennen gelernt... (In manchen Momenten - wie eben in der Eis-Szene - merkt man, dass Demenz auch mit "Altersschwachsinn" bzw. Altersblödsinn übersetzt wird. Ich möchte damit auf keinen Fall irgendetwas abwerten, aber es stimmt eben auch ein Stück weit...)

Ich habe nun wohl wirklich weit ausgeholt, ich hoffe man sieht mir dies nach, aber es ist eben ein Thema das mich unheimlich beschäftigt und mit diesem Buch noch mehr beschäftigt hat.

Für mich war dieses Buch ein Kraftspender, ein Mut-Macher. Ein Buch, das mir gezeigt hat, dass wir auf dem richtigen Weg hinsichtlich des Umganges sind. Dass man alles eigentlich lockerer sehen sollte. Und das tue ich auch.

Ich lege dieses Buch jedem ans Herzen, der sich mit Demenz auseinander setzen möchte bzw. muss. Für mich war es ein interessanter Einblick, zumal die Geschichte wunderbar geendet hat (und damit verrate ich nicht zuviel), so dass bei mir nur noch die Tränen gelaufen sind...

Ich vergebe 5 von 5 Sternen und spreche eine Lese-Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 26.10.2016

35. Oh, da werden deine Eier ja auch langsam müde...

Dann zeigte er mir seine Schlumpfsammlung
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... und die Fabrik schließt bald. (Seite 88 - aus "Vermehrungsdruck" - Ansage von Mann an Frau) Im Buch sind die verschiedensten eher ungewöhnlichen bzw. nicht so gut gelaufenen Dates geschildert - vom ...

... und die Fabrik schließt bald. (Seite 88 - aus "Vermehrungsdruck" - Ansage von Mann an Frau) Im Buch sind die verschiedensten eher ungewöhnlichen bzw. nicht so gut gelaufenen Dates geschildert - vom fliegenden Entrecote über nachplappernde Dating-Partner, getauschte Wohnungen, um mehr Schein und Sein vorzugeben als vorhanden ist, über Bewertungs-Apps bis hin zu Photoshop-Unterstellungen. Außerdem gibt der Autor verschiedene Tipps.

Jaaa, ich habe mich wirklich sehr auf dieses Buch und die kuriosen Datingszenen gefreut, war dann aber zu Beginn ein bißchen voreingenommen, gebe ich ganz ehrlich zu... Als ich gelesen habe, dass der Autor sonst noch für BILD-online arbeitet... nun ja... ;) das ist eben doch nicht das seriöseste Blatt... ;) aber gut, jeder hat eine Chance verdient, so also auch dieses Buch.

Eingeteilt ist es in verschiedene Kapitel, angefangen bei "Pannen, Pech und Peinlichkeiten" zu "Falsche Erwartungen", "Feine Unterschiede" über "Überraschungsei mit faulem Inhalt" bis hin zu "Zurückweisung". Die Kapitel leitet jeweils erst einmal ein kurzer Text zum Inhalt ein, anschließend folgen ggf. ein paar Tipps, danach in die Kategorie passende Date-Desaster von verschiedenen (scheinbar real existierenden) Personen, manchmal folgen dann noch einmal ein paar Tipps.

Ab und an liest man manche Namen immer mal wieder und kann so auch auf einen Bezug aus einem vorherigen Kapitel schließen, ich weiß auch nicht genau woher der Autor seine Aussagen bekommen hat, also ob es sich ggf. um Freunde bzw. Bekannte des Autors handelt, diese online gesammelt wurden, etc.

Die geschilderten Dating-Desaster sind teilweise wirklich kurios, manchmal auch sehr zum Fremdschämen, ab und an aber auch gar nicht so schlimm wie vielleicht gedacht... Klar könnte Mann/Frau manchmal erst nachdenken, bevor er sie etwas ausspricht, aber gut... manchmal tut die Wahrheit eben auch weh - dann aber vielleicht lieber "ein Schlag ins Gesicht" - statt vielen weiteren zähen Dates... ;)

Vom Schreibstil her hat es mir sehr gut gefallen, denn die Einführungen zum jeweiligen Kapitel sind durchaus gut nachvollziehbar, nicht mit großartigen Fremdwörtern verbunden, wirklich sehr verständlich. Bei den einzelnen geschilderten Dating-Szenen ist neben einer kurzen "Überschrift" jeweils noch der Name sowie das Alter zu lesen.

Die anschließenden Tipps finde ich soweit ganz gut - generell sollte man eben einfach ehrlich sein (sich keine 10 cm größer machen, keine 20kg leichter, nicht erfolgreicher als man es ist, etc.), alles entspannt auf sich zukommen lassen, manches nicht vorschnell beurteilen, sich nicht rausreden... Alles aber vielleicht auch leichter gesagt (geschrieben...) als getan...

Mir hat dieses wunderbar unterhaltsame und mit Tipps gespickte Buch sehr gut gefallen, ein Buch, in das man immer mal wieder hineinschauen kann, kurze Szenen lesen kann, es wieder weglegen kann. Manche Szenen fand ich durchaus etwas berührend, bei anderen hingegen bin ich vor Lachen fast vom Sofa gefallen...

Neben dem Taschenbuchformat, das ich äußerst praktisch finde, gefällt mir auch der Preis ganz gut - 8,99 Euro finde ich dafür absolut ok.

Ich vergebe hier 5 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Ich hab so oft an Dich gedacht...

Die Frau Müller hat mir schon wieder die Zähne geklaut!
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Steffi ist Altenpflegerin und gibt einen schönen Einblick in ihren Beruf, den sie liebt – und stellt „ihre Alten“ ebenso vor, die sie im Heim betreut. Es gibt jedoch auch Tage, da möchte sie sich am Liebsten ...

Steffi ist Altenpflegerin und gibt einen schönen Einblick in ihren Beruf, den sie liebt – und stellt „ihre Alten“ ebenso vor, die sie im Heim betreut. Es gibt jedoch auch Tage, da möchte sie sich am Liebsten vor den Rollator werfen, eben wenn mal wieder jemand das Gebiss versteckt hat, Bewohner versuchen den Weihnachtsbaumschmuck zu essen – oder eben ähnlichen Dingen, die im täglichen Leben durchaus vorkommen. Sie schildert all dies in einer sehr direkten Art und Weise, man merkt aber auch, dass sie das Herz am rechten Fleck sitzen hat. (Stefanie Mann heißt nicht wirklich so, sondern hat sich diesen Namen als Pseudonym zugelegt. Ihre Arbeitsstätte ist auch nicht die Frankenruh, wie im Buch geschildert, auch sind die einzelnen Personen nicht so direkt vorgekommen, sondern aus einer Sammlung von Personen und Ereignissen aus ihrer Zeit in Altenheimen "entstanden".)

Ich hatte schon eine grobe Ahnung, was mich da beim Lesen wohl so erwartet, und so bin ich mit gemischten Gefühlen rangegangen. Eben einerseits weil ich selbst eine gewisse Erfahrung im Umgang mit dem Altenheim sowie gerade Dementen und alten Menschen gemacht habe, andererseits weil es mich emotional doch auch sehr packen könnte - was das Buch auch durchaus gemacht hat - aber durchaus eben im positiven Sinn.

Die Schilderungen von "Schwester Steffi" sind soweit alle sehr nachvollziehbar, ich fand es vom Sprach- und Lesestil her sehr gut geschrieben, keine großartigen Schachtelsätze, spezielle Begriffe werden im Glossar ganz hinten im Buch noch einmal erklärt. (Wobei die Begriffe sich auch schon im Kontext erschließen lassen und auch da oftmals schon kurz und verständlich erklärt werden.) Von der Sprache her kommt "Steffi", die das Buch ja wohl nicht selbst geschrieben hat, sondern "lediglich" die Erfahrungen und Geschichten Carina Heer mitteilt, die das Ganze dann aufgeschrieben hat, als sehr umgängliche Person rüber. Stefanie Mann kommt in den Schilderungen als durchaus selbstbewusste, aber auch pflege- und berufserfahrene, junge Frau daher und rüber, was ich sehr sympathisch, aber für ihr junges Alter auch bewundernswert finde. Sie wirkt oftmals vielleicht auch ein wenig burschikos bzw. auch robust, wobei man das in diesem Beruf sicher auch sein muss, man darf nicht zu zaghaft bzw. zerbrechlich sein, außerdem auch nicht empfindlich (weder emotional noch körperlich). Dennoch merkt man auch immer wieder wie liebevoll sie mit "ihren Alten" (Alte ist für sie kein Schimpfwort wie es andere ggf. so sehen!) umgeht, wie sie manches auch emotional packt, wie wunderbar sie aber auch gewisse Momente der einzelnen Personen betreut.

Das Buch zeigt durchaus auch die Pflegenotstände und generelle Engpässe in der Pflege auf, was ich einerseits persönlich als schlimm und heftig empfinde - Zeit ist oftmals quasi Mangelware, die Dokumentation der verschiedenen Schritte einer Behandlung nehmen viel Zeit in Anspruch, die man lieber mit der alten Person verbracht hätte - und aber andererseits auch wichtig empfinde, dass es angesprochen wird. Vielleicht wird man ja irgendwann einmal darauf aufmerksam, dass sich hier einiges ändern muss? (mehr Pflegekräfte, mehr Wert auf den Menschen legen zu können als in die Dokumentation einzelner Schritte/der Verwaltung, gerechte Löhne zu zahlen, etc.)

(Vielleicht bin ich da persönlich auch ein bißchen zu nah dran, da ich erlebt habe, wie sich in einem Alten- und Pflegeheim die Situation von "familiär, herzlich und dennoch sauber, korrekt" zu "alles gleich, alles ändern müssen, Bürokratie hoch 10, gemobbten Pflegekräften, wunderbaren Wand-Sprüchen" geändert hat - was nur durch den Wechsel der Heimleitung kam... )

Das Buch hat mich ziemlich gepackt, einerseits konnte ich oftmals auch mitlachen, wenn lustige bzw. kuriose Geschichten erzählt wurden, ich habe hier aus eigenen Besuchen im Heim auch so verschiedene Geschichten miterlebt, die mich heute auch noch schmunzeln lassen; zum Anderen war es für mich auch eine durchaus emotionale Sache, weil der sehr liebevolle Umgang auch in schwierigen Zeiten geschildert wurde - was einen wieder an das Gute im Menschen glauben lässt.

Gerade die folgende Aussage aus dem Buch finde ich absolut gelungen - vielleicht hilft es manchen Menschen ja, dass sie "Demenz" verstehen - und vor allem akzeptieren? (Demenz heißt u.a. auch "Altersblödsinn", "Altersstarrsinn" - was ich aus eigener Erfahrung auch absolut so unterschreiben würde - ohne dass ich dies abfällig meine!!!)

Seite 120

Man muss sich einfach bewusst sein, dass es einem Dementen nicht darum geht, dich zu ärgern. Er hat einfach nur seinen ganz eigenen Plan im Kopf, den du nicht verstehst – und den er häufig selbst nicht begreift.

Ich würde mir wünschen, dass es mehr solche Pflegekräfte wie "Stefanie Mann" gibt, ich habe zwar auch solche Pflegekräfte erlebt, leider aber auch andere, was aber sicher auch am enormen zeitlichen Druck liegt...

Sollte die Autorin dies irgendwie selbst mal lesen, würde ich mich wirklich freuen, wenn Sie Kontakt mit mir aufnimmt, teilweise hatte ich das Gefühl, dass wir im gleichen Pflegeheim unterwegs waren (ich war dort allerdings nur als Besucherin) - und "Stefanie Mann" ist ja wohl aus Franken, was man im Buch immer mal wieder auch "heraus hört". :)

Ich kann diese Lektüre wirklich nur jedem ans Herz legen, spreche eine absolute Empfehlung aus, jeder sollte hier einmal über seinen Tellerrand hinaus schauen, man wird ja auch durchaus gut unterhalten, es sind auch viele lustige und kuriose Situationen im Buch geschildert, ebenso sind andere wieder sehr emotional. Alles in allem ist es eben ein Buch, das einen guten Einblick in den Alltag in einem Alten-Pflegeheim gibt und dennoch nicht nur fachlich, sondern eben auch menschlich und emotional geschrieben ist. Von mir gibts dafür 5 von 5 Sternen.

verfasst April 2015

Veröffentlicht am 26.10.2016

Beeindruckend.

Mein Leben mit den Toten
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Das Leben endet tödlich. Manchmal kommt jedoch der Tod sehr plötzlich und sehr grausam, so dass diese Toten dann bei Alfred Riepertinger "landen", denn er sorgt dafür, dass Tote wieder "normal" aussehen, ...

Das Leben endet tödlich. Manchmal kommt jedoch der Tod sehr plötzlich und sehr grausam, so dass diese Toten dann bei Alfred Riepertinger "landen", denn er sorgt dafür, dass Tote wieder "normal" aussehen, die Angehörigen würdig Abschied nehmen können. Gerade bei Unfallopfern oder Suiziden ist dies für die Angehörigen sehr wichtig - und leider sehen die Verstorbenen nach einem Unfall doch eher entstellt aus, darum kümmert sich Alfred Riepertinger um eine gute "Wiederherstellung". Er sargt die Toten auch mit ein und obduziert sie vorher auch, so dass er hier eine gewisse Forschungsarbeite leistet.

Ich möchte gleich zu Anfang mal den Unterschied erklären:

Rechtsmedizin = hier werden Tote untersucht, bei denen von Anfang an klar steht, dass sie einen unnatürlichen Tod gestorben sind

Pathologie = hier werden Tote, die eines natürlichen Todes gestorben sind, obduziert wenn es die Angehörigen wünschen (so kann man u.a. sehen, welche Auswirkungen eine Krankheit hatte etc.), generell befasst man sich in der Pathologie auch mit krankhaftem Gewebe (Histologie), so werden hier auch Gewebeproben (bei Geschwüren/Krebs) untersucht.

Allein ein Vorwort von Mark Benecke zu lesen hat mich dermaßen beflügelt, dass mir in der Bücherei gleich klar war: Mitnehmen, lesen! Sonntag nachmittag, schön auf dem Sofa eingekuschelt habe ich angefangen - und das Buch hat mich nur so in seinen Bann gezogen. Ich wollte einfach nur lesen, lesen, lesen.

Der Autor schildert seine Fälle, die er so abgewickelt hat, sehr anschaulich, das mag nicht für jeden angenehm sein bzw. sollte man vielleicht nicht unbedingt während des Essens lesen. (Wobei: Essen und Lesen zusammen halte ich bei einem Buch für schwierig...). Jedoch erhält man so einen wirklich guten Einblick und kann sich manches bildlich vorstellen - wenngleich ich selbst bisher weder Gehirnmaße noch Kopfhaut gesehen habe, noch bei einer Obduktion dabei war. (Wenngleich es mich seeeehr reizen würde.)

Die geschilderten Fälle handeln von Suiziden, von Unfallopfern bis hin zu Toten des Königshauses Liechtenstein. So war unter anderen Rudolf Moshammer "zu Gast" bei Alfred Riepertinger, Roy Black war bei ihm seine sonnengebräunteste Leiche die er je hatte, die Mädchen von Krailling (Doppelmord von Krailling) wurden von Riepertinger ansehlich gemacht.

Gerade bei solchen Todesfällen muss selbst er sich - verständlicherweise! - zusammen reißen, die Faust darf nur in der Tasche geballt sein... Verständnis für eine solche Tat kann da wohl keiner äußern. Jedoch kann man auch nicht in die Menschen hinein schauen, so galt es im Fall eines 15jährigen, der sich im Keller die Schrotflinte in den Mund schob und abdrückte, das Gesicht wieder herzurichten. Man kann die einzelnen Menschen nicht immer verstehen, warum sie sterben (möchten).

Alfred Riepertinger schildert alles sehr eindrucksvoll und den Tod als einen natürlichen Gang des Lebens, Tote sähen friedlich aus, wären "eigentlich wie immer", könnten sich eben nur nicht mehr äußern. All das lässt einen das Ganze dann etwas entspannter hinnehmen können, wobei ich selbst bisher auch keinen Toten aus meinem Verwandten-/Bekanntenkreis gesehen habe.

Das Buch hat mich regelrecht gefesselt, ich konnte es fast nicht aus der Hand legen, wobei ich es partout nicht vor dem Schlafen gehen direkt gelesen habe, solch ein Buch darf bei mir nicht mit ins Schlafzimmer "wandern". Träumen möchte ich dann doch lieber von anderen Dingen. ;)
Die Erzählweise im Buch hat mir sehr gut gefallen, es kommen zwar fachliche Begriffe vor, diese werden jedoch gut und sachlich erklärt, notfalls kann man ja manches auch immer noch einmal nachschlagen. Manchmal hat man das Gefühl, Riepertinger kommt beim Erzählen vom "Hundertstel ins Tausendstel", hüpft vom privaten Thema ins Berufliche, wobei ich das nicht schlimm finde, ich finde es ok, dass man zwar private Dinge von ihm erfährt, er die aber nur so "beiläufig" mit einfließen lässt.

Wer sich generell für das Thema "Tod" interessiert, sich schon mal mit der Pathologie befasst hat bzw. Interesse hat, es zu tun, dem kann ich dieses Buch wirklich empfehlen. Mich hat lange kein Buch so gefesselt wie dieses Buch. Ich fand den Einblick in die Arbeit von Alfred Riepertinger sehr spannend, kann dieses Buch absolut empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Krankheit ändert einen Menschen.

Ein Schnupfen hätte auch gereicht
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Gaby Köster's Leben spielte sich wohl lange wie auf der Überholspur ab. Im Januar 2008 "verpasst ihr Körper ihr dafür die Quittung", sie erleidet einen Schlaganfall, liegt einige Zeit im Koma und muss ...

Gaby Köster's Leben spielte sich wohl lange wie auf der Überholspur ab. Im Januar 2008 "verpasst ihr Körper ihr dafür die Quittung", sie erleidet einen Schlaganfall, liegt einige Zeit im Koma und muss sich sehr viel an Beweglichkeit wieder sehr mühsam erkämpfen. Ihre Erlebnisse aus dieser Zeit (und aber auch aus der vorherigen Zeit) hat sie zusammen mit Till Hohenender, der schon Comedy-Texte für sie geschrieben hat, und wohl zu einem sehr guten Freund geworden ist, aufgeschrieben.

Als damals das Buch heraus kam, hab ich mich noch gar nicht so für das Buch interessiert. Generell bin ich schon an solchen Büchern, die zum einen eine Lebensgeschichte erzählen und auch zur Verarbeitung dienen, interessiert. Nun gut, durch Zufall hab ich das Buch ja nun ausleihen können.

Und: es hat sich meiner Ansicht nach absolut gelohnt, das Buch zu lesen. Gaby Köster erzählt hier, wie blöd sie den "drecksdrisseligen" Schlaganfall findet, wie er ihr das Leben schwer gemacht hat - gleichzeitig erfährt man viel über ihren beruflichen Anfang (von der Kneipe ins Radio bis hin zum Anruf von Rudi Carell), außerdem auch ein wenig Privates. Ihr Privatleben hält sie weitgehend aus dem Buch heraus - sie erzählt zwar von ihrem Mann bzw. der Name fällt mal und dass die Presse damals bei der Scheidung natürlich heiß auf Infos war, man erfährt jedoch deutlich mehr über ihren Sohn Donald und ihre Hunde (Frau Doktor, Taxi, Bitte, Urlaub, Tussi, Toffifee). Allein bei der Wahl der Hundenamen merkt man, wie "verückt" Gaby Köster doch ist, wobei ich die Namen wirklich sehr lustig finde und es doch ein Gag ist, wenn man einen Hund ruft ("Frau Doktor, komm her" - etc.).

Generell ist Gaby Köster wohl ein recht lebensfroher Mensch, natürlich hat ihr der Schlaganfall sehr zu schaffen gemacht, was ich durchaus sehr nachvollziehen kann, schließlich wollte mein linker Arm auch einige Zeit nicht so wie ich das wollte - zumal ich eine Fallhand hatte. Entsprechend gibt es natürlich auch schwere Tage im Leben von Gaby Köster. Mit der Hilfe ihrer Familie (ihr Sohn Donald, ihre Mutter Ria) und einigen guten Freunden gelingt es ihr jedoch, wieder ein "geregeltes", "normales" Leben zu führen.

Die Einblicke in ihr Leben waren für mich sehr interessant, anfangs dachte ich noch "Oh, was erwartet mich da" - denn das Buch ist so geschrieben, wie Gaby wohl redet. Da sind viele interessante und auch komische Vergleiche enthalten, sie schimpft auch gerne mal (aber nicht mit wirklich "bösen" Kraftausdrücken... - sondern richtig kreativ ;) ), es war zu Anfang wirklich sehr gewöhnungsbedürftig. Auch meiner Mama ging es so - sie hat das Buch vor mir gelesen. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber an den Stil. Und fühlt auch regelrecht mit Gaby mit, wenn es ihr mal wieder nicht so gut geht. Und freut sich aber auch, wenn sie von der kleinen Zita aufgemuntert wird oder wenn sie Kraft durch ihre Hunde erfährt.

Mich hat dieses Buch sehr fasziniert - der Einblick in das Leben von Gaby Köster nach ihrem Schlaganfall war sehr interessant, ich mag sie gerne, denn sie erscheint einem sehr ehrlich (was sie wohl auch wirklich ist!) und ist trotzdem eine absolut tolle Comedian - und Frau. (wobei: Ehrlichkeit darf dem nicht widersprechen... nun ja. ;) ) Ich kann dieses Buch jedem ans Herz legen, der mal mehr über Gaby Köster erfahren möchte, der vielleicht auch eine Erfahrungsgeschichte hinsichtlich eines Schlaganfalls lesen möchte, wobei allen voran sollte es hier um Gaby Köster gehen, finde ich.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung für das Buch von dieser wunderbaren Frau aus. (Till Hoheneder hat ihr übrigens beim Schreiben geholfen - ein recht enger Freund ist er - und da ihre linke Hand nicht so fit beim Schreiben ist, hat er ihr da geholfen.)