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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

atmosphärischer Krimi

Grado im Regen
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Schauplatz Grado: Im Mittelpunkt des Krimis steht Franziska, um sie herum ist die Handlung aufgebaut. Nachdem sie sich von ihrem Mann vorläufig getrennt hat, bewohnt sie eine Wohnung in einem Appartmenthaus ...

Schauplatz Grado: Im Mittelpunkt des Krimis steht Franziska, um sie herum ist die Handlung aufgebaut. Nachdem sie sich von ihrem Mann vorläufig getrennt hat, bewohnt sie eine Wohnung in einem Appartmenthaus mit Blick aufs Meer. Neben ihr wohnt in einer alten Villa Angelina Maria, eine ältere Frau, die etwas wirr zu sein scheint. Beide Frauen beobachten unabhängig voneinander jeden Abend eine Schwimmerin, die mit ihren langen Haaren fast wie eine Mehrjungfrau wirkt.

Eines abends sieht Angelina Maria, wie die Meerjungfrau ertrinkt. Sie alarmiert die Polizei, doch diese nimmt sie erst nicht ernst. Kommissarin Maddalena Degrassi ordnet dann doch noch Nachforschungen an, lässt die Strandabschnitte absuchen. Einer der Bademeister macht eine schreckliche Entdeckung. Und dann ist Franziska plötzlich verschwunden....

"Grado im Regen" überzeugt von Anfang an mit viel Atmosphäre, denn der Regen ist fast allgegenwärtig, die Stimmung sehr gut eingefangen. Ein Buch, bei dem der Titel wirklich passt. Drei Frauen spielen eine Rolle, deren Schicksal miteinander verknüpft ist. Franziska, deren Mann sie betrogen hat, ausgerechnet mit Kommissarin Maddalena Degrassi. Diese wiederum hat durch den Seitensprung ihren Partner verloren, er kann ihr den Fehltritt nicht verzeihen. Und schließlich noch Angelina Maria, deren Vergangenheit ein großes Geheimnis birgt.

Die Geschichte startet ruhig, man lernt in aller Ruhe die Protagonisten kennen und kann sich mit ihnen vertraut machen. Erst im letzten Drittel kommt Spannung auf, was mir persönlich etwas zu spät war. Dafür ist der Krimi aber absolut fesselnd, da neben der Haupthandlung Angelina Marias Geschichte aufgerollt wird, und diese ist sehr bewegend.

Fazit: "Grado im Regen" punktet mit leisen Tönen und ist für Leser, die eher ruhige und unblutige Krimis mögen bestens geeignet. Ein Krimi für entspannte Lesestunden. Am Ende bleibt noch genug Raum für eine Fortsetzung, auf die man gespannt sein darf.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mord in Stralsund

Erst wenn du tot bist
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Fanny bricht mit ihrem alten Leben. Über viele Jahre war sie Kriegsreporterin an unterschiedlichen Schauplätzen, hat durch ihre Arbeit und die ständige Gefahr psychische Probleme in Form von Panikattacken ...

Fanny bricht mit ihrem alten Leben. Über viele Jahre war sie Kriegsreporterin an unterschiedlichen Schauplätzen, hat durch ihre Arbeit und die ständige Gefahr psychische Probleme in Form von Panikattacken bekommen. Sie verlässt ihren langjährigen Lebenspartner und versucht in ihrer alten Heimat Stralsund Fuß zu fassen. Seit ihrer Jugendzeit war sie nicht mehr dort, konnte aber einen Job bei der regionalen Presse, den Ostsee-Nachrichten ergattern. Noch vor Antritt der Stelle findet sie beim joggen eine Frauenleiche, ihr neuer Chef erteilt ihr den Auftrag, über den Mord zu berichten. Ihr Zwillingsbruder Lars ist der ermittelnde Kommissar, nach kurzem Zögern stimmt Lars einer inoffiziellen Zusammenarbeit zu, da es ihm an Personal mangelt.

"Erst wenn du tot bist" ein ein spannender Krimi vor der wunderbaren Kulisse der Hansestadt Stralsund, mit einem Plot der mit einigen Überraschungen aufwartet. Fanny kommt sympathisch rüber, man lernt sie mit all ihren Schwächen kennen. Durch ihre Erinnerungen erfährt man, was sie an den Kriegsschauplätzen als Reporterin erleben musste, welchen Gefahren sie ausgesetzt war. Kein Wunder, dass sie an Panikattacken leidet. Sie recherchiert im Mordfall mit all ihrer Energie, befragt Personen aus dem Umfeld der toten Melanie Schmidt und wühlt in der Vergangenheit. Mit einem Alleingang bringt sie sich letztlich in große Gefahr.

Der Schreibstil ist locker, der Spannungsbogen steigert sich kontinuierlich um am Schluss in einem spannenden Showdown zu enden. Neben den Ermittlungen wird die aktuelle Flüchtlingskrise thematisiert sowie die Meinungsbildung durch die Presse, was der Story einen realistischen Touch gibt. Ein Krimi, bei dem man sehr gut eigene Überlegungen anstellen kann und der eigentlich nach einer Fortsetzung schreit.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wer sagt die Wahrheit?

Stumme Hechte
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Im vierten Teil der Reihe um den LKA Ermittler Martin Nettelbeck und seine Truppe geht es wieder mal hoch her. Ausgerechnet auf einem Campingplatz, dessen Besitzer die Freikörperkultur pflegen, wird ein ...

Im vierten Teil der Reihe um den LKA Ermittler Martin Nettelbeck und seine Truppe geht es wieder mal hoch her. Ausgerechnet auf einem Campingplatz, dessen Besitzer die Freikörperkultur pflegen, wird ein Toter gefunden. Brisant, dass es sich bei dem toten Mann um einen hochrangigen Polizeibeamten handelt, der zusammen mit drei Freunden, ebenfalls hohe Tiere bei der Polizei, auf Fahrradtour war. Offensichtlich hat René Walcha einen Suizid begangen, sich mit einer Waffe erschossen. Routinemäßig werden Ermittlungen angestellt, um ein Fremdverschulden auszuschließen. Nettelbeck und sein Team befragen die Freunde des Toten, doch keiner von ihnen kann sich erklären, wieso Walcha Selbstmord begehen sollte. In einem anderen Strang verfolgt man Nadine Lemmnitz, die vor kurzem aus dem Gefängnis entlassen wurde und die Rache nehmen will an dem Mann, den sie für den Tod ihrer Freundin verantwortlich macht.....

Auch dieser Fall von Autor Reiner Wittkamp spielt in Berlin und Umland, wenn man die Stadt kennt ist es umso spannender die Wege der Protas mitverfolgen zu können. Ich hatte viele Stellen bildlich vor Augen und habe Nadine auf ihrer Fahrt quer durch die Stadt begleitet. Wie von den letzten Teilen gewohnt, spielen auch hier wieder einige schrullige Charaktere mit, angefangen bei der Campingplatzleiterin Rosa Engelbusch bis hin zum Baulöwen Marius Fechner. Er ist bekennender Kunstsammler, der ein Faible für die Farbe grau hat und in einem ehemaligen Flakturm wohnt.

Auch wenn man die ersten Teile nicht gelesen hat, kommt man gut in die Handlung, da wichtige Beziehungen zwischen den Protas ausreichend erklärt werden und die Fälle jeweils in sich abgeschlossen sind.

Die Story verläuft in zwei Strängen, wobei Nettelbeck diesmal persönlich involviert ist. Er muss seine Machtlosigkeit erkennen, denn auch als Polizist kann er nichts unternehmen, um die Ermittlungen voranzutreiben, wenn sie sein persönliches Umfeld betreffen.

Kurze abwechselnde Kapitel und unterschiedliche Sichtweisen sorgen für ein hohes Tempo, so dass die Seiten nur so dahin fliegen. Ich habe mich gefreut liebgewonnene Charaktere wieder zu treffen und habe den Krimi in kurzer Zeit verschlungen. Auf Nettelbecks nächsten Fall bin ich schon gespannt und vergebe für "Stumme Hechte" 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Regiokrimi mit Herz und Humor

Krumme Gurkerl
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"Krumme Gurkerl", was hab ich gegrübelt was es mit dem Titel auf sich hat. Die Auflösung sorgte dann für einen Lacher!

Ganz beschaulich beginnt der Krimi mit einer Fahrt auf dem Dampfer, der regelmäßig ...

"Krumme Gurkerl", was hab ich gegrübelt was es mit dem Titel auf sich hat. Die Auflösung sorgte dann für einen Lacher!

Ganz beschaulich beginnt der Krimi mit einer Fahrt auf dem Dampfer, der regelmäßig zwischen Kehlheim und dem Kloster Weltenburg verkehrt. Matrose Herrmann ist froh die letzte Fahrt für heute hinter sich gebracht zu haben, alle Touris, auch die nervigen sind von Bord. Doch halt, nicht alle. Unten im Gastraum sitzt noch einer aus der Männerclique, allesamt waren sie besoffen und einer von ihnen scheint seinen Rausch im Schiff ausschlafen zu wollen. Auch mehrmaliges Rütteln weckt den jungen Mann nicht auf. Da gibt es nur einen Schluss: der ist mausetot.

Die beiden Ermittler Alex Brandl und Max Spenninger kommen an den Schauplatz, wo sich schnell herausstellt dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben ist. Ihre Ermittlungen laufen an, als erstes werden die Freunde des Toten befragt. Doch bevor es brauchbare Ergebnisse gibt, wird die nächste Leiche gefunden. Wieder ein junger Mann, auf dieselbe Art und Weise getötet. Im beschaulichen Altmühltal geht ein Serienmörder um.

Der Regiokrimi punktet mit Humor und viel Lokalkolorit und dem wunderbar leichten Schreibstil. Dazu einiges an Mundart, aber nicht zu viel, ich hatte keine Probleme den Dialekt der Einheimisch zu verstehen. Die Protagonisten sind Originale, Alex Brandl ist der behäbige, etwas aus der Form geratene Familienvater dem seine beiden Teenagertöchter mit ihren Sonderwünschen ganz schön zusetzen. Ganz im Gegensatz zu seinem Kollegen Alex Brandel, der Single ist und jedem Rock hinterher rennt und gerne mal anzügliche Gesten macht. Beide zusammen sind ein gutes Team, auch wenn sie sich manchmal anschnauzen. Die Mordfälle bringen sie an ihre Grenzen, dann stellt auch noch die Obrigkeit ein Ultimatum und droht, eine unbeliebte Kollegin von auswärts hinzuzuziehen. Klar dass die beiden alles tun um das zu vermeiden.

Fazit: Unterhaltsamer Regiokrimi mit Herz und Humor. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, hätte aber gern noch mehr gerätselt was das Motiv der Mordfälle angeht. Das war für mich nach dem ersten Drittel absehbar.

Veröffentlicht am 12.06.2024

das Plastikzeitalter

Partikel
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Von Wolf Harlander habe ich bisher alle Thriller gelesen, mir gefällt dass er immer aktuelle Themen aufgreift, so auch diesmal. Mikroplastik, eine Bedrohung für die Umwelt, Mensch und Tier.

Als vor der ...

Von Wolf Harlander habe ich bisher alle Thriller gelesen, mir gefällt dass er immer aktuelle Themen aufgreift, so auch diesmal. Mikroplastik, eine Bedrohung für die Umwelt, Mensch und Tier.

Als vor der marokkanischen Küste ein Frachtschiff, das mit illegalem Plastikmüll beladen ist, sinkt, droht eine Umweltkatastrophe gigantischen Ausmaßes. Ein Teppich aus Mikroplastik bedeckt die Küsten Marokkos und die der umliegender Länder, der Tourismus leidet. Nelson Carius und Diana Winkels vom BND untersuchen den Fall.

Doch die Haupthandlung dreht sich um die Journalistin Melissa, deren zweijährige Nichte durch Mikroplastik unheilbar erkrankt ist. Da Melissa schon einige Artikel zum Thema Mikroplastik veröffentlicht hat, erweckt sie das Interesse des amerikanischen Startups Cyaclean, das eine Methode entwickelt, Mikroplastik mittels Algen aufzulösen. Sie bekommt die Chance für ein Interview mit dem Gründer. Zwei Stränge, die wie erwartet irgendwann zusammenlaufen.

Das Buch fängt dramatisch an, man lernt die Protagonisten nach und nach kennen und erfährt wichtige Fakten zum Thema Mikroplastik. Ich war von Anfang an gefesselt und habe die Handlung gespannt verfolgt. Die Figuren sind interessant, ich konnte mit Melissa mitfühlen. Bis zur Mitte hätte die Story von mir 5 Sterne bekommen, leider flach die Spannung merklich ab, die Handlung dümpelt vor sich hin. Was ich schon bei den vorigen Büchern bemängelt hatte, gilt auch für "Partikel": Eine Straffung um 100 Seiten, weniger ausufernde Dialoge und ich hätte die Geschichte verschlungen. So musste ich mich zwingen, zu Ende zu lesen. Zudem rückt das Thema Mikroplastik im Verlauf in den Hintergrund.

Gut fand ich das Wiedersehen mit Nelson Carius und Diana Winkels, den schon bekannten Charakteren. Nelson versucht immer noch den Tod seiner Eltern aufzuklären.

Fazit: 3,5 Sterne, aufgerundet auf 4 für einen Thriller mit aktueller Thematik.

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