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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2019

Fesselnd bis zur letzten Seite

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Dies ist der zweite Krimi rund um KHK Gina Angelucci. Nach der Baby-Pause kehrt die engagierte Münchener Kriminalistin in de Beruf zurück.

Ihr erster Fall für nach Altbruck, einem kleinen Ort nahe München, ...

Dies ist der zweite Krimi rund um KHK Gina Angelucci. Nach der Baby-Pause kehrt die engagierte Münchener Kriminalistin in de Beruf zurück.

Ihr erster Fall für nach Altbruck, einem kleinen Ort nahe München, wo man bei Bauarbeiten zu einem neuen Gewerbegebiet, Teile von zwei menschlichen Skeletten entdeckt hat.

Recht bald ist klar, dass die beiden Toten, ein Mann und eine Frau eines gewaltsamen Todes gestorben sind. Tatzeit: vermutlich 1944/45. Gina will den Toten ihre Identitäten wiedergeben, obwohl ihr Chef sogar nicht damit einverstanden ist.
Sie verbeißt sich in den Fall und findet heraus, dass im ach so beschaulichen Altbruck nicht alles so ist, wie es scheint. Während der Nazi-Zeit haben einige Dorfbewohner den Grundstein für ihr aktuelles Vermögen gelegt. Mitten drinnen zwei verfeindete Familien und eine ehemalige Munitionsfabrik.


Meine Meinung:

Inge Löhnig ist wieder ein fesselnder Krimi gelungen, der verschiedene Themen anspricht. Da ist zum Beispiel der Umgang mit den Verbrechen der Nazis, die viele Leute heute am liebsten vergessen wollen und andere als Mahnmal aufgearbeitet wissen wollen. Auch Ginas und Tinos kleine Tochter Chiara, die mit Trisomie 21 geboren wurde, hat ihre Auftritte. Sei es als fröhliches aufgewecktes Kind, oder sei, dass ihr und ihrer Familie mit Unverständnis begegnet wird. „Damals hätte es so etwas nicht gegeben.“
Doch damit nicht genug! Die junge Familie wird von einer geheimnisvollen Frau aus einem vorherigen Fall verfolgt. Gina Angelucci und ihr Mann, Tino Dühnfort, meistern die Herausforderungen, die ihnen das Leben stellt.

Gina ist sympathisch, zielstrebig und wohltuend normal. Sie stürzt sich in die Arbeit, füg Mosaiksteinchen an Mosaiksteinchen und kann auch ihren Chef überzeugen. Die Leser natürlich sowieso.

Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, die Charaktere haben Ecken und Kanten. So schafft es Inge Löhnig, gemeinsam mit dem gut durchdachten Plot, ihre Leser zu fesseln. Gekonnt legt sie falsche Spuren und führt die Leser ein wenig an der Nase herum.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, der auch ein wenig nachdenklich macht.
Gerne gebe ich hier 5 Sterne und warte auf eine baldige Fortsetzung.

Veröffentlicht am 19.06.2019

Diesmal liegen Obst und Gemüse unter dem Messer

Kochbuch ohne Rezepte, Band 3
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Auch der 3. Band dieser Kochbuch-Reihe begeistert. Buchrücken, Lesebändchen und Titel sind passend zum Inhalt (Obst und Gemüse) in grün gehalten.

Der Aufbau ist, damit sich Koch bzw. Köchin leichter tun, ...

Auch der 3. Band dieser Kochbuch-Reihe begeistert. Buchrücken, Lesebändchen und Titel sind passend zum Inhalt (Obst und Gemüse) in grün gehalten.

Der Aufbau ist, damit sich Koch bzw. Köchin leichter tun, wie in den Vorgängern. Zwischen den einzelnen Kapitel ein paar leere Seiten (als kleines Extra: sie sind liniert!), die Platz für eigene Notizen und Anmerkungen bieten. Viele Fotos ergänzen den informativen Text.

Wir lernen den Unterschied zwischen Obst und Gemüse kennen (Gibt’s den überhaupt?), zahlreiche fast ausgestorbenen Obst- und Gemüsesorten und deren Verwendung. Wir erfahren Wissenswertes über Einkauf und Lagerung.

Wie werden Bratkartoffel wirklich knusprig? Einfach nachlesen auf S. 133.

Fazit:

Ein anschauliches Kompendium über Obst und Gemüse, in dem sich auch Kochanfänger bestens zurecht finden. Bon Appetit und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 16.06.2019

Kleopatra - die Frau, die Rom herausforderte

Kleopatra. Die Königin, die Rom herausforderte und ewigen Ruhm gewann
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Wer kennt sie nicht, Ägyptens Königin Kleopatra, die Rom herausgefordert hat? Spätestens seit Albert Uderzo und René Goscinny Asterix, Obelix und Miracolix in Alexandria in Windeseile einen Palast für ...

Wer kennt sie nicht, Ägyptens Königin Kleopatra, die Rom herausgefordert hat? Spätestens seit Albert Uderzo und René Goscinny Asterix, Obelix und Miracolix in Alexandria in Windeseile einen Palast für Kleopatra aus der Wüste stampfen und dabei über ihre Nase philosophieren, ist sie auch Menschen bekannt, die sich nicht für Geschichte interessieren. Auch der Hollywood-Schinken von 1963 mit Liz Taylor und Richard Burton ist durchaus noch in Erinnerung.

Doch wer war Kleopatra wirklich?

Der Autor nimmt uns mit in das antike Rom. Gleich als „Einleitung“ quasi erleben wir die Ermordung von Gaius Iulius Caesar an den Iden des März 44 v. Chr. mit. Alberto Angela lässt Zeitgenossen, Verschwörer und antike Geschichtsschreiber zu Wort kommen. Allerdings nicht ohne anzumerken, dass einiges propagandistisch abgeändert worden ist. Je nach dem, wie es eben gerade passend war.

Dann wenden wir uns Kleopatra zu: Sie ist eigentlich eine griechisch-makedonische Prinzessin, die nach guter alter ägyptischer Sitte mit ihrem Bruder vermählt ist. Mehrmals muss sie um ihr Leben bangen. Sie ist ihrer Umgebung weit überlegen. Sie ist hoch gebildet und spricht mehrere Sprachen. Ihre vorausschauende Politik, ihre Strategie sowie ihre Kaltblütigkeit faszinieren. Doch wie kommt es dazu, dass sie letzten Endes doch scheitert?

„Sie gewann die beiden größten Römer ihrer Zeit für sich, und wegen des dritten nahm sie sich das Leben.“ (Cassius Dio, Römische Geschichte 51, 15, 4)


Meine Meinung:

Alberto Angela versteht es ausgezeichnet trockene Geschichte spannend zu inszenieren. Das Buch liest wie eine Folge von „ZDF-History“. Dort wo die Faktenlage dünn ist oder die Berichterstatter sich widersprechen, merkt der Autor dies an: „Sueton schreibt“, „Platon berichtet“ etc.. Er weist darauf hin, dass einiges erst 100, 200 Jahre später niedergeschrieben wurde (wie z.B. Cassius Dio (163-229 n. Chr.)). Auch, dass manche Quellen Propaganda für ihren, gerade aktuellen Herrscher betrieben. Octavianus, der sich später Augustus nennt, ist ein Meister der Propaganda. Alles was auf Marcus Antonius und Kleopatra hinweist, wird schlecht gemacht.

Eine starke Frau? Geht für Octavianus gar nicht - die muss mit allen Mitteln diffamiert werden.

Eine klitzekleine Kritik muss ich dennoch anbringen: Manchmal wiederholt sich der Autor. Der Leser kann sich das schon merken, dass Kleopatra flüssig griechisch mit den Römern spricht.


»Meine Nachforschungen ergeben das Bild einer unglaublich modernen Frau, die so ganz anders war, als wir es zumeist erwarten. Und genau dieser ›moderne‹ Zug ermöglichte es Kleopatra, eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Antike zu spielen.«

Fazit:

Alberto Angela schafft es, Geschichte in eine leicht lesbare Form zu bringen. Dafür gebühren ihm 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.06.2019

Eintauchen in das Wien des MIttelalters

Halbseidenes mittelalterliches Wien
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In seinem 4. Band „Kriminalgeschichten aus Wien“ entführt uns Günther Zäuner in das Wien zwischen 500 - 1500.

16 Kriminalgeschichten sind in einen penibel recherchierten historischen Kontext eingebettet. ...

In seinem 4. Band „Kriminalgeschichten aus Wien“ entführt uns Günther Zäuner in das Wien zwischen 500 - 1500.

16 Kriminalgeschichten sind in einen penibel recherchierten historischen Kontext eingebettet. Dieses Buch tanzt ein wenig aus der Reihe seiner Vorgänger. Autor Günther Zäuner legt fast (?) mehr Wert auf Jahreszahlen als auf die eigentliche Kriminalgeschichte. Einiges davon kenne ich aus anderen Zusammenhängen.

Er beschreibt zuallererst die Anfänge Wien von der unbedeutenden Siedlung bis hin zur pulsierenden Stadt der Habsburger. Überhaupt treten die unterschiedlichen Herrschergeschlechter auf und auch wieder ab.

Günther Zäuner geht in der Einleitung der Frage nach, warum sich Mittelalterfeste einer solchen Beliebheit erfreuen. Liegt es daran, dass wenig Authentisches übermittelt ist und damit genügend Raum für Fantasie und Spekulation vorhanden sind? Oder, dass biedere Menschen des 21. Jahrhunderts in der Verkleidung von Ritter, Mönch oder Burgfräulein einfach „die Sau rauslassen“ können?

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, liebe ich doch Jahreszahlen und Querverbindungen. STaufer, Ottonen, Welfen, Ungarn, Babenberger und Habsburger - alle haben ihre Spuren hinterlassen.
Wir erhalten Einblicke in den Alltag der Menschen, der von Armut und Verschwendung, von Schmutz, Krankheit und Tod sowie von reger Bautätigkeit und Neugier geprägt ist.

Jeder Kurzkrimi beginnt mit einer Redewendung wie z.B. "den Löffel abgeben" deren Erklärung und wie sie in der heutigen Zeit verwendet wird. Anschließend folgt die, für den aktuellen Kriminalfall notwendige Einordnung in die Historie.


Fazit:

Wer gerne in eine mittelalterliche Stadt eintaucht, ist hier richtig. Die Kriminalfälle erscheinen quasi als „Nebensache“, was mich ob der Fülle der Informationen nicht stört. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.06.2019

Österr. Architektur zwischen 1970 und 1980 perfekt in Szene gesetzt

Bunt, sozial, brutal. Architektur der 1970er Jahre in Österreich
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In diesem Buch stellt Fotograf Stefan Olàh eine Auswahl an Gebäuden der Jahre 1970 bis 1980 vor. Der Titel des Buches „Bunt, sozial, brutal“ entspricht den ersten Gedanken, wenn man die Bilder ansieht. ...

In diesem Buch stellt Fotograf Stefan Olàh eine Auswahl an Gebäuden der Jahre 1970 bis 1980 vor. Der Titel des Buches „Bunt, sozial, brutal“ entspricht den ersten Gedanken, wenn man die Bilder ansieht.
„Bunt“, weil mit Farben und Formen experimentiert wird.
„Sozial“, weil es die Zeit der Regierung von Bruno Kreisky ist und der sozial Wohnbau (um den uns Städte wie Berlin beneiden) boomt.
„Brutal“, weil sehr viel Stahlbeton in roher Form verbaut und wenig Rücksicht auf die Umgebung genommen wird.

Manche Gebäude wirken martialisch, so wie zum einen die Wotruba-Kirche, die aus lauter Betonblöcken zusammengesetzt. Zu dieser Kirche gibt es eine Geschichte, die beinahe in Vergessenheit geraten ist: Margarethe Ottlinger hat den Bau großzügig unterstützt, als sie, die tiefgläubige Katholikin, 1955 nach sieben Jahren sowjetischer Lagerhaft wieder nach Wien zurückgekehrt ist.

Anderen haben ihre Architekten wie Günter Domenig einen sehr persönlichen Stempel aufgedruckt.

Es werden Wohnbauten (Wohnpark Alterlaa, Wien oder Terrassenhaussiedlung, Graz), Verkehrsbauten wie der Franz-Josefs-Bahnhof, Schulen, Bürohäuser, Universitätsgebäude (Iuridicum) oder Industriebauten wie die Köllnbreinsperre wunderbar in Szene gesetzt. Auch Zwentendorf, das sicherste Kernkraftwerk der Welt, weil nie in Betrieb gegangen, ist abgebildet.

Friedrich Achleitner (1930-2019), ein bedeutender österr. Architekt und Architekturkritiker kommt zu Wort.

Fazit:

Ein großartiger Einblick in die österreichische Architektur zwischen 1970 und 1980. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.