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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2019

Für Krimiliebhaber

111 Tipps und Tricks, wie man einen verdammt guten Krimi schreibt
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Auch Krimi-Autoren kochen nur mit Wasser. Manchmal ist es sogar nur lauwarm. Wer hinter die Kulissen eines verdammt guten Krimis schauen will, ist hier richtig.

Von A wie Angst bis Z wie Zufall erklärt ...

Auch Krimi-Autoren kochen nur mit Wasser. Manchmal ist es sogar nur lauwarm. Wer hinter die Kulissen eines verdammt guten Krimis schauen will, ist hier richtig.

Von A wie Angst bis Z wie Zufall erklärt Krimi-Autor Martin Schüller in 111 Kapiteln die wichtigsten Ingredienzien, die einen fesselnden Krimi ausmachen. Allerdings, Patentrezept zu einem Bestseller gibt es nicht. Dazu sind die Vorlieben der Leser, die zwischen Cosy-, Hardboiled, Regio- und sonstigen Krimis unterscheiden, zu verschieden.

Die einzelnen der 111 Kapitel sind humorvoll und informativ geschrieben. Besonders gelungen finde ich Kapitel 80 (S. 170), das - nein ich verrate es nicht - lest es selbst.

Wer gerne Krimis liest, sie analysiert oder gar das Wagnis eingehen will, seine eigenen mörderischen Gedanken zu Papier bringen will, ist todrichtig.

Fazit:

Ein gelungener Streifzug durch die Welt von Mord und Totschlag, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 26.06.2019

Ruhig, aber dennoch fesselnd

Der Würger von Triest
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Mia, die Tochter eines erzkonservativen Einwanderers aus Süditalien, wird in ihrer Arbeitsstelle, einem Frisiersalon, ermordet aufgefunden. Ist sie einem sogenannten „Ehrenmord“ zum Opfer gefallen? Immerhin ...

Mia, die Tochter eines erzkonservativen Einwanderers aus Süditalien, wird in ihrer Arbeitsstelle, einem Frisiersalon, ermordet aufgefunden. Ist sie einem sogenannten „Ehrenmord“ zum Opfer gefallen? Immerhin wollte sie ja ihrer Familie entkommen. Noch bevor Commissario Vossi alle Details kennt, stirbt eine Physiotherapeutin in einem Fangobad. Zunächst sieht dieser Todesfall wie ein Unfall aus, bis Vossi entdeckt, was die beiden Toten verbindet.

Commissario Vossi ist diesmal mehrfach gefordert, denn abseits der Ermittlungen stört die aktuelle Politik seinen Arbeitsablauf: Man legt nämlich die beiden Dienststellen Triest und Gorizia zusammen. Die Kollegen aus Gorizia machen Vossi dafür verantwortlich und begegnen ihm entsprechend unwirsch.

Meine Meinung:

Krimis von der Oberen Adria sind für mich als Österreicherin immer wie „Heimkommen“. Zwischen altehrwürdigen Palazzi, die den Charme längst vergangener Größe des Habsburgerreichs verströmen, Kaffeehäusern, dem Hauch von Karst und Meer ermittelt Commissario Vossi mit seinem Team. Seine Vorfahren, ehemals Altösterreicher, wie man jene Menschen nennt, die seinerzeit der Donaumonarchie angehörten, haben den Commissario genauso geprägt wie das wechselvolle politische Schicksal von Triest bzw. Gorizia und deren Hinterland.

Werner Stanzl Krimis zeichnen sich durch bedächtiges Ermitteln aus, keine schießwütigen Ermittler, die korrupt oder Alkoholiker sind. Vossi ist durch und durch ein Genussmensch. So dürfen wir ihn bei der Suche nach einem neuen Lieblingscafé in Triest begleiten. Wilde Verfolgungsjagden finden nur im Ansatz statt, denn die schmalen, kurvenreichen Straßen lassen hohes Tempo nicht wirklich zu. Trotzdem fährt der eine oder andere aus der Fahrbereitschaft mit Blaulicht und Sirene, um den Commissario abzuholen. Das ist, so meint, Vossis Gemahlin mit trockenem Humor, der Ausgleich für die schlechte Bezahlung.

Wir Leser müssen diesmal länger auf die Auflösung warten, denn die wenigen Spuren führen immer wieder in eine Sackgasse.
Was Vossi auszeichnet, ist sein Gespür für Nuancen, für Stimmungen und seine Gabe, den Menschen zuzuhören und auch das Ungesagte zu hören.

Fazit:

Wer eher ruhige Krimis, die an der Oberen Adria spielen, mag, ist hier bestens aufgehoben. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 22.06.2019

Fesselnd und ein bisschen gruselig

Der Preis des Lebens
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Dieser fesselnde Krimi enthält zwei Handlungsstränge: Zum einen jenen internationalen, in dem ein Ärzteteam Organtransplantationen abseits von Eurotransplant durchführen und jenem, der in Wien spielt und ...

Dieser fesselnde Krimi enthält zwei Handlungsstränge: Zum einen jenen internationalen, in dem ein Ärzteteam Organtransplantationen abseits von Eurotransplant durchführen und jenem, der in Wien spielt und genau diesen Verbrechern das Handwerk legen soll.

Michael Lenhart, Major und Sonderermittler für Wirtschaftskriminalität, hat den Kabinettchef der österreichischen Innenminsterin in der Öffentlichkeit geohrfeigt, weil der durch eine gezielte Indiskretion Ermittlungsarbeit von mehr als einem Jahr zunichte gemacht hat und die Täter dadurch entkommen hat lassen. Der Preis für seine Geradlinigkeit, sich nicht auf eine Stress bedingte Ausnahmesituation auszureden, ist seine Degradierung zum Hauptmann und die Verbannung in den D-Trakt, in eine ehemaligen Dienstwohnung im Innenministerium. Dort soll er gemeinsam mit Leutnant Sabine Preiss, die ebenfalls unangenehm aufgefallen ist, über alten, unaufgeklärten Fällen sitzen und neue Erkenntnisse gewinnen.

Noch bevor die beiden sich häuslich eingerichtet haben, platzt ein aktueller Fall in den D-Trakt: Während eines Armenbegräbnisses ist den Mitarbeitern des Wiener Zentralfriedhofs ein Sarg vom Transportwagen gefallen, der zusätzlich zur Leiche einer alten Frau die eines jungen Mannes enthalten hat, dem man nach allen Regeln der Chirurgie Organe entnommen hat.
Lenhart und Preiss sollen diesen Fall auf Grund eines Krankheitsbedingten Personalengpasses bei der Mordkommission übernehmen.

Recht bald ist klar, dass hinter dem Missgeschick der beiden ahnungslosen Friedhofsangestellten eine bestens organisierte und international tätige Verbrecherorganisation stehen muss, wie unbestätigte Informationen der Geheimdienste andeuten.

Für die Beiden, intern „Bonnie und Clyde von der Abteilung für Abfälle“ genannt, beginnt nun ein Wettlauf mit der Zeit, denn die Liste der Menschen, die auf ein Spenderorgan warten und über ausreichend Geld, aber zu wenig Skrupel verfügen, ist lang.

Meine Meinung:

Das ist ein Krimi nach meinem Geschmack!

Zwei in die Verbannung geschickte Ermittler, die den Vorgesetzten mehr als unangenehm aufgefallen sind, lösen einen internationalen Fall, der bis in die höchsten EU-Kreise reicht mit Bravour. Na nicht nur mit Bravour, sondern auch mit angeordneter Unterstützung durch das Bundesheer, genau genommen vom „Kommando Führungsunterstützung & Cyber Defence“. Allerdings, erfolgt das alles im Geheimen, ohne Wissen des Verteidigungsministers. Über das Unterlaufen so mancher Vorgesetzter habe ich mich königlich amüsiert.

Die Charaktere sind, wie aus dem Leben gegriffen, beschrieben. Sie haben Ecken und Kanten sowie ungewöhnliche Vorlieben. So ist Lenhart ein Fan von Aristoteles und zitiert den, sehr zum Missfallen des unmittelbaren Vorgesetzten Brigadier Fritsch häufig. Sabine Preiss, eine ehemalige Angehörige des Jagdkommandos, die ihrem Vorgesetzten seine Unfähigkeit an den Kopf geworfen hat, oder eben Lenhart, dessen großer Auftritt inklusive Ohrfeigen für den Kabinettchef für Bewunderung sorgt (manchmal, von höheren Chargen nur hinter vorgehaltener Hand) oder jenem Oberleutnant Rainer Fussenegger, der sich während seiner Zeit als Grundwehrdiener bei der Cyberabwehr ins System gehackt hat und die Abfangjäger starten und eine Runde über Wien drehen hat lassen. „Der damalige Chef der Cyberabwehr wurde abgelöst, ich blieb.“ (S.108)

Meine Lieblingsfigur ist allerdings Sigrid Wolf. Eine Beamtin, die schon viele Minister und Chefs kommen und auch wieder gehen gesehen hat, allerdings kaum wahrgenommen wird. Ein kleines Kompliment von Michael Lenhart und der „Vorzimmerdrache“ wird handzahm und läuft zur Hochform auf.

Apropos, Innenministerin! Herrlich, dass die Frau Innenminister den Namen eines Waffenfabrikanten trägt: Ferdinand Ritter von Mannlicher (1848-1904). Ihr Seitenhieb auf den gleichfalls fiktiven Verteidigungsminister, der gerne martialische Sprüche klopft, und dessen einzige militärische Leistung ein extremer Kurzhaarschnitt ist, ist einfach göttlich. Da bin ich doch als Österreicherin versucht, an eine bestimmte Person zu denken.

„Ein Idiot bleibt ein Idiot. Ganz gleich wie viel Lametta seine Uniform schmückt. Das gleiche gilt für die Chromosomenverteilung.“ (S. 101).

Der Schreibstil ist flüssig, zeitweise launig und zeugt von guten Kenntnissen der österreichischen Innenpolitik und des Berufsbeamtentum. Als Beamtin habe ich über die Schilderungen der internen Kanäle zwischen den Ministerien herzlich lachen müssen. Es zahlt sich immer aus, auch in anderen Ministerien jemanden zu kennen.


Doch bei aller Leichtigkeit des Lesens darf nicht übersehen werden, dass sich der Autor mit ernsten Themen beschäftigt: Erstens: Die Skrupellosigkeit einiger Kriminellen, die gezielt Menschen töten, um an deren Organe zu kommen, damit einige wenige Reiche Gesundheit für sich und ihre Lieben kaufen können. Dieser Zweig des Verbrechens könnte allerdings niemals ohne Billigung von ganz weit oben existieren. Das heißt, Geld regiert wie immer die Welt.

Zweitens: Die Anfälligkeit von EDV-Systemen. Das ist ja inzwischen bekannt, trotzdem sind nicht alle Firmen- und/oder Behördennetzwerke ausreichend geschützt.

Fazit:

Ein österreichischer Krimi der Sonderklasse, dem ich gerne 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung gebe. Ich hoffe, es gibt eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Macht Lust auf Urlaub

Mein Salzkammergut
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Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an einen der schönsten Landstriche Österreich: Das Salzkammergut.

In beeindruckenden Texten, in denen Einheimische wie der Schuhmacher aus Goisern oder die Schriftstellerin ...

Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an einen der schönsten Landstriche Österreich: Das Salzkammergut.

In beeindruckenden Texten, in denen Einheimische wie der Schuhmacher aus Goisern oder die Schriftstellerin Barbara Frischmuth, zu Wort kommen, bringt uns das Autoren-Duo diese Gegend näher.
Zu jeden Ort wie Bad Ischl, Hallstatt oder Bad Aussee gibt es einen Abriss der Geschichte des Ortes bzw. seine Rolle im Welgeschehen. Dabei wird auch so manche unrühmliche Rolle während der NS-Zeit nicht verschwiegen.
Umrahmt werden diese Texte von hinreißenden Fotos, die die Aura der Orte wiedergeben.

Nicht ausgespart werden auch die Schattenseiten des Tourismus, die den Bewohnern z.B. in Hallstatt das Leben inzwischen sehr schwer machen.

Der berühmte Altmeister des Wiener Kabaretts, Karl Farkas, würde sagen: „Schauen Sie sich das an!“.

Fazit:

Eine Hommage an einen bezaubernden Landstrich, der Lust macht, die Koffer zu packen und den Zauber der Landschaft zu genießen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Hat mich gut unterhalten

Das Sissi-Feuerwerk
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Es ist wieder einmal Sommer in Bad Ischl und die Stadt will ihren Gästen etwas Besonders bieten: Ein Varieté mit dem Titel „Sissi-Feuerwerk“. Bad Ischl ist als Treffpunkt und Wallfahrtsort von Habsburg-Fans ...

Es ist wieder einmal Sommer in Bad Ischl und die Stadt will ihren Gästen etwas Besonders bieten: Ein Varieté mit dem Titel „Sissi-Feuerwerk“. Bad Ischl ist als Treffpunkt und Wallfahrtsort von Habsburg-Fans und im Besonderen als Mekka für Verehrer der Kaiserin Elisabeth „Sissi“ bekannt. Echte Anhänger der Monarchie wie Dr. Ronacher sind über die Kommerzialisierung nicht gar so begeistert.

Bei den Proben des Varietés, das auch eine Tierschau im Programm hat, stürzt ein als Sissi verkleidete Artistin vom Hochseil. Mitten drin ist auch Chefinspektor Paul Materna, der eben bei Freundin Josi Konarek, auf Urlaub weilt. Zuerst geht man von einem unglücklichen Zufall aus, doch bald ist klar, dass hier jemand nachgeholfen hat. Doch wer? Und was haben die militanten Tierschützer mit dieser Sache zu tun? Oder warum sind Tierpfleger Giorgio und eine weitere Artistin verschwunden? Gemeinsam oder jeder für sich? Fragen über Fragen, denen sich Materna nun stellen muss. Welche Roll spielt der charismatische Gerold Stein, der in den Ermittlungen ständig Maternas Wege kreuzt?

Meine Meinung:

Jenna Theiss ist wieder ein interessanter Krimi mit viel Lokalkolorit gelungen. In Bad Ischl versammeln sich allerlei skurrile Persönlichkeiten wie eben der näselnde Dr. Ronacher, den Josi und Materna nur „Graf Bobby“ nennen.

Auch Josi selbst, Journalistin und Psychologin, hat so ihre Eigenheiten. Mit Bad Ischl verbindet sie eine Art Hassliebe, die sie schön langsam aber sicher abzulegen beginnt.
Gut gefällt mir, dass diesmal auch die Ursache des Familienzwistes um Maternas Familiengeschichte erwähnt wird. Das könnte noch Stoff für weitere Krimis sein. Immerhin sind die Familien seines Vaters und seiner Mutter Profiteure des NS-Regimes.

Dieser zweite Krimi der Reihe um Materna und Konarek verzichtet auf blutige Details und reißerische Verfolgungsjagden. Es wird ordentlich ermittelt, Schritt für Schritt und die Auflösung ist schlüssig.

Für nicht österreichische Leser steht ein ausführliches Glossar am Ende des Buches. Das Personenverzeichnis zu Beginn, hilft den Überblick zu bewahren.

Nicht unerwähnt lassen darf man die köstlichen Mehlspeisen, die im berühmten Café Zauner serviert werden: Von Apfelstrudel bis Zaunerstollen.

Fazit:

Ein Krimi mit viel österreichischem Flair und gründlicher Ortskenntnis, dem ich gerne 5 STerne gebe.