Profilbild von Recensio

Recensio

Lesejury Star
online

Recensio ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Recensio über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2019

Erschreckend realistisch

Dry
1

Alyssa wohnt mit ihrer Familie in einer Kleinstadt in Kalifornien. Da vor einiger Zeit das Wasser knapp wurde, hat man de facto klare Regeln zum Wassersparen aufgestellt. Wer beispielsweise Pflanzen gießt ...

Alyssa wohnt mit ihrer Familie in einer Kleinstadt in Kalifornien. Da vor einiger Zeit das Wasser knapp wurde, hat man de facto klare Regeln zum Wassersparen aufgestellt. Wer beispielsweise Pflanzen gießt oder unnötig Wasser verbraucht, wird knallhart bestraft. Was nach einem unmutzubaren Leben klingt, wird plötzlich zu einem furchtbaren Albtraum, als gar kein Wasser mehr aus den Hähnen kommt. Der Kampf ums eigene Überleben und das der Angehörigen hat begonnen. So steht auch unsere Protagonistin Alyssa eines Tages vor den Toren der Hölle.

Wir begegnen im weiteren Verlauf anderen Figuren. Verschiedene Persönlichkeiten, verschiedene Denkweisen. Dem Leser wird klar gemacht, wie Menschen sich verhalten, wenn sie befürchten zu verdursten. Alyssa versucht verzweifelt zu helfen, allen beizustehen und die Gruppe, die sich gebildet hat, zusammenzuhalten. Dabei bleibt sie leider selbst sehr auf der Strecke und hat niemanden, der sich um sie kümmert, so wie sie sich um die anderen kümmert.

Das Buch wird aus mehreren Perspektiven erzählt, und zwischendurch wechselt auch der Handlungsort, sodass man miterlebt, wie auch andere Gegenden und Menschen die Katastrophe bewältigen müssen.

Fazit: DRY ist realistisch, schockierend und belehrend. Die Tatsache, dass sowas tatsächlich passieren kann, beschert mir eine Gänsehaut.

Veröffentlicht am 10.07.2019

Unglaublich berührend

Für immer Rabbit Hayes
0

Nachdem Mia „Rabbit“ Hayes den Kampf gegen den Krebs verloren hat (kein Spoiler, denn dass das passiert, erfährt im ersten Band bereits per Klappentext), geht das Leben für ihre Familie trotzdem weiter. ...

Nachdem Mia „Rabbit“ Hayes den Kampf gegen den Krebs verloren hat (kein Spoiler, denn dass das passiert, erfährt im ersten Band bereits per Klappentext), geht das Leben für ihre Familie trotzdem weiter. Jeder trauert alleine und anders. Die Ehe von Rabbits Eltern zerbricht fast an der Lücke, die die Tochter hinterlässt. Juliet, Rabbits zwölfjährige Tochter, zieht mit ihrem Onkel nach Amerika. Ein so großer Schritt wird die Trauer um die geliebte Mutter verdrängen, denkt sie. Doch es stellt sich heraus, dass sie ihre Mutter mehr denn je braucht, als sie sich verliebt. Für Grace beginnt neben dem Verlust der Schwester ein weiterer Alptraum: Sie trägt das Krebs-Gen in sich, und ihre Zukunft wird in dunklen Farben gezeichnet.

Schon beim ersten Teil um Rabbit habe ich es einfach nicht geschafft, meine Tränen zurückzuhalten. So reale Charaktere, zum Greifen nah. So viele Emotionen. Was soll ich hier groß schreiben über authentische Entwicklungen oder ähnliches? Das würde der Story nicht gerecht. Diese Geschichte hat viel mehr. Sie berührt mich, lässt mich lange nicht los, und ich würde nichts lieber tun, als vor allem Molly und Juliet zu helfen, sie in den Arm zu nehmen. Schon im Vorgängerbuch hat der wahnsinnig einfühlsame Schreibstil mir eine Gänsehaut beschert. Inzwischen habe ich von Anna McPartlin mehrere Bücher gelesen, und sie waren alle gut – aber das hier ist wieder ganz großes Kino.

Zuerst schweißt Rabbits Sterben die Familie zusammen, und danach driften alle auseinander – doch eigentlich wollen sie nur eines: einander helfen und gemeinsam diese schwere Zeit überstehen. Aber jeder trauert anders, und das kommt hier sehr gut zur Geltung. Während einer sich in Arbeit vergräbt und sich immer Beschäftigung sucht, um nicht nachdenken zu müssen, kann ein andere nur schwer loslassen und lässt die Vergangenheit immer wieder aufleben.
Familie Hayes ist liebenswert, chaotisch und normal. Trotz meiner anfänglichen Bedenken, dass ein zweiter Teil nicht gelingen würde - was ja meistens der Fall ist -, bin ich froh, ihn gelesen zu haben und kann sagen: Ich habe mir umsonst Gedanken gemacht! Mit ihrer einzigartigen Art hat Anna McPartlin es wieder einmal geschafft, mich vollkommen in den Bann zu ziehen und emotional abzuholen.

Persönliches Fazit: Legt Taschentücher bereit! Diese grandiose Fortsetzung berührt tief und lässt einen taumelnd zurück.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Spannende Unterhaltung!

Nadelherz
0

Die Geschichte um Tessa könnte dramatischer nicht sein. Die Rückblicke in die Zeit ihrer Gefangenschaft waren sehr emotional und haben mich teilweise so sehr berührt, dass ich kaum schlafen konnte.

„Sie ...

Die Geschichte um Tessa könnte dramatischer nicht sein. Die Rückblicke in die Zeit ihrer Gefangenschaft waren sehr emotional und haben mich teilweise so sehr berührt, dass ich kaum schlafen konnte.

„Sie schloss die Augen, hoffte erneut, sie würde einfach aufwachen. Wieso wachte sie nicht auf? So etwas geschah doch nur im Film, und dabei mochte sie weder Krimis, Horror noch Thriller. Liebesfilme, Komödien oder Arthaus, das war ihre Welt. Keine Folterkeller, Käfige und Eimer zum Reinpinkeln“ (Zitat S. 144).

Durch die kurzen Kapitel, ihren lockeren Schreibstil und die steten Perspektivenwechsel schafft es Julia Corbin, den Leser stets neugierig zu machen und damit am Buch dran zu bleiben.

Der Leser darf die Ermittler begleiten, die ganze Arbeit leisten, den kranken Nadelherz-Killer endlich zu fassen. Was ich hierbei sehr hilfreich fand, war, dass am Anfang des Buches alle Ermittler einmal vorgestellt werden. Da das Buch ja bereits Band 3 einer Reihe ist, hatte ich somit überhaupt keine Probleme reinzufinden und konnte immer wieder kurz vorne nachsehen, wer nun wer ist.

Die Sequenzen wechseln, und der Leser begleitet die Gedankenwelt von Tessa abwechselnd von damals und von heute. Tessa ist eine unglaublich starke Frau, der so viel Schlimmes widerfahren ist. Ich hatte Mitleid mit ihr und konnte es kaum erwarten, dass der anonyme Nadelherz-Killer endlich gefasst wird.

Zum Schluss nimmt das Buch nochmal richtig Fahrt auf. Die Auflösung könnte überraschender nicht sein, und der Leser darf sich hier auf ein spannendes Ende freuen!

Persönliches Fazit: Obwohl ich Band 1 und 2 nicht gelesen habe, war die Story für mich total schlüssig. Ein super spannendes Buch mit großartiger Ermittlungsarbeit, die ich so intensiv bisher in noch keinem anderen Buch miterlebt habe! Der Leser bekommt hier tiefe Einblicke in Julia Corbins Spezialgebiet – die Biologie –, was für mich absolut faszinierend war!

©Recensio Online, 2019, Sabrina

Veröffentlicht am 20.06.2019

Ein starker Thriller!

Die Stille des Todes
0

Zwanzig Jahre zuvor im beschaulichen Ort Vitoria: Der Polizist Ignacio überführt seinen Zwillingsbruder Tasio. Er soll für die schreckliche Mordserie verantwortlich sein, in der die Leichen nackt und ...

Zwanzig Jahre zuvor im beschaulichen Ort Vitoria: Der Polizist Ignacio überführt seinen Zwillingsbruder Tasio. Er soll für die schreckliche Mordserie verantwortlich sein, in der die Leichen nackt und paarweise aufgefunden werden. Doch nun werden wieder zwei Tote gefunden, und alles erinnert an damals. Kraken und Estibaliz ermitteln gemeinsam mit ihrer Chefin Alba. Sitzt Tasio, der vor seiner Verhaftung ein angesehener Archäologe war, wirklich seit zwanzig Jahren unschuldig im Gefängnis? Weil er kurz vor seiner Entlassung steht, kämpfen die beiden Ermittler gegen die Zeit.

Die Geschichte entwickelt sich langsam, aber stetig spannend. Es bleibt keine Zeit zum Pausieren. Geheimnisse werden gelüftet, Dramen ausgefochten. Die Autorin versteht es, die Geschichte des Baskenlandes einfließen zu lassen, ohne dass die Spannung dabei verloren geht. Durch die bildhaften Beschreibungen befindet man sich mitten in Vitoria, steht vor den Sehenswürdigkeiten, beobachtet die Einwohner. Aufgrund der abwechselnden Erzählung in der Gegenwart und in der Vergangenheit kommt man dem Geschehen von damals noch ein bisschen näher.

Die Charaktere sind durchweg ausgereift, authentisch und sympathisch, allen voran Kraken. Der hat zwar sein Päckchen zu tragen und ist auch nicht ganz frei von den gängigen Ermittler-Klischees, es bleibt jedoch abzuwarten, wie sein Charakter sich in den nächsten Teilen weiterentwickelt.

Eine Besonderheit in diesem Buch ist die Karte, die den Handlungsort noch ein Stück greifbarer macht, sowie ein Personenregister. Die wichtigsten Örtlichkeiten werden der besseren Übersicht halber hier noch einmal kurz aufgeführt. Für den Einstieg war das wirklich sehr hilfreich, da die spanischen Namen ungewohnt waren und schnell zu Verwirrung geführt haben.

Persönliches Fazit: Ein atmosphärischer Thriller mit gut gewählten Twists und einer anständigen Portion temporeicher Spannung. Ich freue mich auf die Verfilmung, die bereits in Planung sein soll.

© Recensio Online, 2019

Veröffentlicht am 18.06.2019

Must-read!

Bruder
0

Einen guten Thriller macht in meinen Augen aus, dass man viel von der Gedankenwelt der Protagonisten erfährt. Aber es ist auch wichtig, dass der Autor Bilder entstehen lässt, die einem Gänsehaut bereiten. ...

Einen guten Thriller macht in meinen Augen aus, dass man viel von der Gedankenwelt der Protagonisten erfährt. Aber es ist auch wichtig, dass der Autor Bilder entstehen lässt, die einem Gänsehaut bereiten. Dieser Buch verbindet beides miteinander und zeigt: nicht nur das geschriebene Wort verursacht Kopfkino. Mitunter sind sogar die Dinge grausamer, die man nur zwischen den Zeilen lesen kann, oder sich selbst aus Andeutungen zusammenbastelt.

Die Hassliebe zwischen den Brüdern Reb und Michael Morrow steht hier im Mittelpunkt der Geschichte. Hört sich erst einmal nicht so spektakulär an, denn für die Grausamkeiten ist eine Figur zuständig, die sich meist am Rande herumdrückt und dennoch immer präsent ist: Momma.

„Das Haus wirkte in der Dunkelheit wie verflucht. Blasses Mondlicht spiegelte sich in den vorderen Fenstern. Der kalte weiße Lichtschimmer verlieh den verwitterten Dachschindeln einen fast schillernden Silberton.“ (Zitat S. 85)

Zurückgezogen leben die Morrows in einem abgelegenen Farmhaus. Michael stellt sich immer öfter die Frage, ob er hier sein Leben lang bleiben will und ihn die Morrows gehen lassen würden. Allen voran Reb, sein großer Bruder, vor dem alle Angst haben. Im Gegensatz zu Michael ist dieser schroff, brutal und herzlos. Liebe hat er nur für eine Person empfunden: für seine Schwester Lauralynn.

Als Michael dann Alice kennen lernt und sich in sie verliebt, möchte Reb ihn unterstützen, Alice' Herz zu gewinnen. Michael hofft nun auf die Beziehung zu seinem Bruder, die er sich von Anfang an gewünscht hat.

„Manche Dinge ergeben erst rückblickend einen Sinn. […] Du weißt nicht, was du dir ansiehst, bis du weißt, was als nächstes passiert. Dann musst du wieder an den Anfang gehen, um die Hinweise zu entdecken.“ (Zitat S. 142)

Die Entwicklung der Geschichte hat mich echt umgehauen. Nach und nach haben sich die Hinweise zwar zu einem Bild zusammengesetzt, aber so richtig gerechnet habe ich damit bis zum Ende nicht. Konkreter möchte ich nicht werden – das würde zu viel verraten. Ich habe auf einen Irrtum gehofft, auf einen Fehler in den Nachforschungen. Aber vergebens. Und doch hat es genauso gepasst, wie es war und wie es endet.

Obwohl mir vor Entsetzen manches Mal die Luft wegblieb, wollte ich unbedingt weiterlesen. Das war schon fast zwanghaft, weil ich ohnehin ständig an die beiden Brüder denken musste. An sich ist die Geschichte unterschwellig ruhig, doch es brodelt so viel unter der Oberfläche. Die Autorin hat einen unaufgeregten Schreibstil, der im Kontrast zur Handlung steht. Man hetzt nicht durch die Handlung, sondern wird mit ruhigen Worten durch die Grausamkeiten geführt. Das passt perfekt zu der beklemmenden und düsteren Atmosphäre, die das Haus und seine Bewohner umgibt. Ich bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn ich an einige Passagen denke.

„Momma bekam, was Momma haben wollte.“ (Zitat S. 225)

Persönlich hätte ich es spannend gefunden, wenn man etwas mehr über Momma und Wade, und insbesondere über ihre Beziehung zueinander, erfahren hätte. Dennoch ist es durchaus konsequent, dass der Leser nur das weiß, was auch Michael weiß, weil er den Großteil der Geschichte erzählt. Ein paar Andeutungen lassen jedoch ein relativ gutes Bild davon entstehen, was Momma widerfahren ist.

Persönliches Fazit: Hohe Spannung bis zum letzten Wort und ein perfekt ausgearbeitetes Psychogramm – ein Tipp nicht nur für Fans des Genres, sondern für jeden, der gern in die tiefen Abgründe der menschlichen Seele abtaucht!

©Recensio Online, 2019