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Veröffentlicht am 23.11.2016

Spannender Psychothriller mit emotionalen Momenten

All die bösen Dinge
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Vor 15 Jahren verschwanden in Suffolk die Zwillinge Harry und Millie, als ihre Tante Alex auf sie aufpasste. Die junge Polizistin Kate Todd fand die Leiche des kleinen Harry, während das Schicksal seiner ...

Vor 15 Jahren verschwanden in Suffolk die Zwillinge Harry und Millie, als ihre Tante Alex auf sie aufpasste. Die junge Polizistin Kate Todd fand die Leiche des kleinen Harry, während das Schicksal seiner Schwester ungeklärt blieb.


Jackie Wood, die damals wegen Beihilfe am Mord verurteilt wurde, wird in der Gegenwart wegen Verfahrensfehlern freigelassen. Der verurteilte Mörder hatte sich während der Haft selbst getötet.


Alex Devlin ist entsetzt, als sie in den Nachrichten erfährt, dass Jackie Wood freigelassen wurde und sorgt sich insbesondere um ihre psychisch nach wie vor sehr instabile Schwester Sasha, deren Ehe nach dem Tod der Zwillinge in die Brüche gegangen war. Alex hat immer noch Schuldgefühle wegen des Verschwindens der Kinder unter ihrer Aufsicht und möchte als freiberufliche Journalistin ein Interview mit Jackie Wood führen, in der Hoffnung, den Verleib ihrer Nichte zu erfahren. Darüber hinaus hat sie noch einen weiteren, sehr persönlichen Grund, die Umstände der Tat vor 15 Jahren aufzuklären. Bei dem zweiten vereinbarten Interviewtermin findet sie Jackie allerdings nur noch tot vor.


Kate Todd ist inzwischen zum Detective Inspector aufgestiegen und wird mit den Ermittlungen um den Mord von Jackie Wood betraut. Schnell ist offensichtlich, dass diese Tat nicht unabhängig von den Ereignissen vor 15 Jahren zu sehen ist.


"All die bösen Dinge" ist spannend und fesselt bis zum Schluss, auch wenn der Leser ab dem letzten Drittel des Buches erahnen kann, wie die beiden Fälle miteinander in Verbindung stehen bzw. wer die Kinder getötet hat.

Der Psychothriller wird aus den Perspektiven von Alex und Kate geschildert. Beide Frauen haben den Mord an den Zwillingen nicht verarbeitet. Alex ist geplagt von Schuldgefühlen und Sorgen um ihre Schwester, Kate hat den schockierenden Fund des kleinen Harrys nie aufgearbeitet. Das Trauma beginnt auch zunehmend ihre Ehe zu belasten.


Der Thriller wirkte in keinster Weise konstruiert, sondern auf erschreckende Weise sehr realitätsnah. Nicht nur die Ermittlungen um die Aufklärung der beiden Mordfälle, sondern auch die emotionale Einbindung aller direkt oder indirekt an der Aufklärung beteiligten Protagonisten sowie die Rückblicke in die Vergangenheit hielten den Spannungsbogen auf einem bis zum Schluss hohen Niveau.

Veröffentlicht am 06.11.2016

Tiefgründiger Roman für Freundschaft - humorvoll und tragisch zugleich

Du und ich und das Meer
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Der Roman spielt in den 60er-Jahren im britischen Brighton. 1963 sind Dottie und Mary 17 Jahre alt und seit ihrem achten Lebensjahr beste Freundinnen. Während Dottie immer schon die Zurückhaltende von ...

Der Roman spielt in den 60er-Jahren im britischen Brighton. 1963 sind Dottie und Mary 17 Jahre alt und seit ihrem achten Lebensjahr beste Freundinnen. Während Dottie immer schon die Zurückhaltende von beiden war, die von ihren Mitschülern als pummelig gehänselt wurde, strotzt die zierliche Mary nur so vor Selbstbewusstsein und träumt von einer Karriere als Künstlerin in Paris. Beide könnten nicht unterschiedlicher sein und doch verbindet sie eine enge Freundschaft. Vor allem Mary kann sich immer auf die herzensgute Dottie, aus deren Perspektive der Roman verfasst ist, verlassen.

Erste Konflikte gibt es in der Freundschaft als sich beide verlieben. Dottie schwärmt für den rothaarigen Ralph, der ihr später sogar einen Heiratsantrag macht und ihr ein bescheidenes Leben in Brighton bieten kann. Mary verliebt sich in den Musiker Elton, der allerdings kein Interesse an einer festen Beziehung hat und unabhängig seinen Spaß haben möchte.

Durch einen dummen Fehler wird die Freundschaft von Mary und Dottie auf die Probe gestellt. Die vernünftige und im Vergleich zu Mary erwachsen gewordene Dottie ist diejenige, die sich und ihre eigenen Gefühle hinten anstellt und trotz aller Widrigkeiten uneingeschränkt zu Mary hält.

"Du und ich und das Meer" ist ein berührender Roman über eine Freundschaft zweier unterschiedlicher Frauen, die so innig ist, dass sie trotz Schwierigkeiten und Enttäuschungen letztlich immer zueinander halten. Während sich Mary als Kind immer vor Dottie gestellt und diese vor gemeinen Mitschülern in Schutz genommen hat, ist es Dottie, die Mary als junge Frau einen Fehler mit weitreichenden Folgen verzeihen kann.

Dieses tiefgründige, durch eingeschobene Anekdoten der Familien von Mary und Dottie herzerfrischend witzige und am Ende unheimlich bewegende, traurige Debüt von Sandy Taylor hat mich positiv überrascht. Ich konnte mich gut in die Gefühlswelt der Protagonisten hineinversetzen und habe ich mich durch die anschaulichen Beschreibungen von Orten und Begebenheiten in die 60er-Jahre nach Brighton versetzt gefühlt.

"Du und ich und das Meer" ist ein atmosphärischer Frauenroman, der sich von den üblichen Liebesgeschichten abhebt und den Fokus ganz auf die Freundschaft und gegenseitige Treue zweier Frauen legt. Gleichzeitig ist er eine Zeitreise in die 60er-Jahre, so dass sich beim Lesen auch die Frage stellt, wie die Geschichte heutzutage, in einer Zeit größerer persönlicher Freiheit verlaufen wäre.

Im Nachwort kündigt die Autorin eine Fortsetzung des Romans an, was ich zwiegespalten bewerte. Einerseits bin ich neugierig auf einen zweiten Teil von "Du und ich und das Meer", andererseits empfinde ich den Roman als abgeschlossen und weiß nicht, wie Sandy Taylor diesen noch toppen möchte.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Überraschend spritziger Liebesroman über einen Neuanfang in der Provinz

Liebe, Zimt und Zucker
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arit zieht der Liebe wegen nach Beendigung ihres Studiums von Hamburg ins ländliche Altberg und wird dort prompt von ihrer großen Liebe Toby, dem "Würstchenköng", abserviert. In der Hoffnung, dass es sich ...

arit zieht der Liebe wegen nach Beendigung ihres Studiums von Hamburg ins ländliche Altberg und wird dort prompt von ihrer großen Liebe Toby, dem "Würstchenköng", abserviert. In der Hoffnung, dass es sich Toby doch noch anders überlegen könnte, bleibt sie in der Kleinstadt, wo sie schon fast familiär aufgenommen wird. Enttäuscht und desillusioniert zieht sie in eine kleine Kellerwohnung und nimmt einen Job in einem Coffeeshop an. Ihre Schichten teilt sie sich mit Moritz, der das "Fischköpfchen" für spießig hält und der scheinbar jedes Wochenende eine andere Affäre hat.

Als Marit im Café einen USB-Stick findet, nimmt sie Kontakt zu dem Besitzer auf und steht mit ihm in einem fortlaufenden E-Mail-Kontakt, der sich zu einem unterhaltsamen Flirt mit dem charmanten Julian aus Berlin entwickelt.

Marit taut mit der Zeit auf, geht aus sich heraus und knüpft erste Freundschaften in Altberg. Zu spät merkt sie, dass die liebenswürdige Tessa, die ihr sogar einen Job bei der örtlichen Zeitung besorgt, die Verlobte ihres Exfreundes ist...

Julian ist zwar ein hervorragender Online-Flirtpartner, in der Realität verspürt Marit aber nicht das nötige Herzklopfen, auch wenn sie mit Toby inzwischen abgeschlossen hat und über die enttäuschende Trennung hinweg ist. Zudem scheint Julian auch mehr als nur der E-Mail-Kontakt zu Marit mit Altberg zu verbinden...

Mit Moritz gehen die Kabbeleien und verbalen Gefechte im Coffeeshop weiter bis es zu den ersten Annäherungsversuchen nach Feierabend kommt und Marit überhaupt nicht mehr weiß, woran die mit dem dann wieder betont coolen und sehr abweisenden Moritz ist.

"Liebe, Zimt und Zucker" ist ein Roman, wie ich schon einige gelesen habe: Eine junge Frau wird von der Liebe enttäuscht und steht an einem Neuanfang, bei dem ihr ein Mann begegnet, der eigentlich so gar nicht zu ihr passt.
Julia Hanel hat diese Geschichte aber so humorvoll und mit viel Wortwitz aufgelockert, dass die Seiten beim Lesen nur so dahinfliegen. Der Roman enthält Details, die über eine reine Liebesgeschichte hinausgehen, überraschende Wendungen und überzeugt darüber hinaus durch sympathische Charaktere, mit denen man als Leser gerne mitfiebert und mitfühlt.

"Liebe, Zimt und Zucker" ist für mich nicht nur eine süße und amüsante Lovestory, sondern ein überraschend spritziger Roman, der mich bis zum Schluss sehr gut unterhalten hat und bei dem ich regelrecht enttäuscht war, dass der am Ende fast zu schnell vorbei war. Nicht nur zu einer Tasse Cappuccino-Tiramisu ein Liebesschmöker für den tristen Herbst!

Veröffentlicht am 07.08.2024

Eine tragische Familiengeschichte und eine abgründige Party, die auf eine Eskalation hinausläuft - lebendig, unterhaltsam und bewegend.

Malibu Rising
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Zum Abschluss des Sommers ist Nina die Gastgeberin der legendären Party der Rivas. Sie ist die älteste Tochter des weltberühmten Musikers Mick Riva, der seine Familie vor Jahren im Stich gelassen hat. ...

Zum Abschluss des Sommers ist Nina die Gastgeberin der legendären Party der Rivas. Sie ist die älteste Tochter des weltberühmten Musikers Mick Riva, der seine Familie vor Jahren im Stich gelassen hat. Selbst hat sich Nina einen Namen als Surfermodel gemacht, nachdem sie sich Jahre lang wie eine Mutter um ihre drei Geschwister gekümmert hat. Nina möchte gar nicht im Mittelpunkt stehen und hat in diesem Jahr noch weniger Lust auf die Party, nachdem ihr Mann sie öffentlichkeitswirksam für eine Tennis-Ikone verlassen hatte.
Noch ahnt Nina nicht, wie die Party nach Mitternacht aus dem Ruder laufen wird, in welchen Streit ihre Brüder geraten und welchen Gast ihre Schwester eingeladen hat.

Der Roman besteht aus zwei Teilen, wobei der erste Teil die Stunden vor der Party beschreibt und in Rückblenden die Kindheit der Riva-Geschwister vom Kennenlernen ihrer Eltern an im Jahr 1956 erzählt. Mit dem zweiten Teil beginnt die Party, zu der sich jährlich die Prominenz aus Sportlern, Schauspielern und Musikern einfindet, die ein wahrhaftig berauschendes Fest feiern möchten.

Bei Teil eins handelt es sich um eine tragische Familiengeschichte, die anhand des Klappentextes nicht so zu erahnen war. Sie ist bewegend aufgrund der Verluste und schildert einnehmend das enge Band der vier Geschwister. Gleichzeitig steigt mit der Vorgeschichte die Spannung, was sich auf der Party ereignen mag. Die Szenenwechsel erfolgen dabei schnell, während man Einblicke in die Gedanken, Gefühle und Wünsche der Geschwister, aber auch der von einzelnen Gästen erhält.
Viele von ihnen sind auf der (verzweifelten) Suche nach Liebe. Die Riva-Geschwister gelangen zudem zu neuen Erkenntnissen und lernen sich selbst besser kennen.

Unsicherheiten und Ängste, den Schein zu wahren und seine Rolle zu spielen, sind unter den Protagonisten vordergründig, obwohl es sich um so berühmte Persönlichkeiten handelt, die erfolgreich sind und von anderen begehrt und beneidet werden.

Wie in "Daisy Jones and the Six" für die Musik oder in "Carrie Soto ist back" für Tennis ist in "Malibu Rising" die Leidenschaft für das Surfen bildhaft dargestellt. Selbst wenn man noch nie auf einem Board gestanden hat, ist das Gefühl der Freiheit und Schwerelosigkeit auf der Welle mitreißend.
Die Stimmung in Bezug auf die Party (des Jahrzehnts) ist erwartungsvoll und glamourös und das 80er-Jahre-Feeling spürbar. Alkohol und Drogen zeigen ihre Wirkung und bald kann man nur noch fassungslos dabei zusehen, wie Partygäste sich daneben benehmen, als ob es kein Morgen gäbe.

Die Geschichte ist lebendig und unterhaltsam und steuert gespannt auf eine Eskalation der Situation hin. Die Familiengeschichte ist tragisch und bewegend, die Party abgründig. Während man die Riva-Geschwister lieb gewinnt, hofft man, dass am Ende nicht alles zerstört wird, was Nina, Jay, Hud und Kit miteinander verbindet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.08.2024

Facettenreicher Thriller über eine neuartige, sehr aktuelle Thematik, der an unterschiedliche Schauplätze führt und aufgrund seiner spürbaren Realitätsnähe so erschreckend ist.

Der tiefste Punkt
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An einem stürmischen Novembertag verunglückt ein Schiff in der Ostsee mit 24 Menschen an Bord. Zuvor waren Radar- und Echolotgeräte ausgefallen, so dass die Seenotrettung zu spät kam. Nina trauert um ihren ...

An einem stürmischen Novembertag verunglückt ein Schiff in der Ostsee mit 24 Menschen an Bord. Zuvor waren Radar- und Echolotgeräte ausgefallen, so dass die Seenotrettung zu spät kam. Nina trauert um ihren Mitbewohner Simon, den sie glaubt, kurz nach dem Untergang des Schiffes gesehen zu haben. Als sie feststellt, dass kurz danach bei ihnen eingebrochen worden war und nur Simons Computer entwendet wurde, fällt ihr auch wieder Simons Nervosität und Unruhe der letzten Zeit ein.
Zusammen mit dem Hubschrauberpilot Matthew ist Nina einer Verschwörung auf der Spur. Schon bald glauben sie, dass Simons seltsames Verhalten vor dem Unglück in einem Zusammenhang damit stehen könnte.
Währenddessen träumt Omar in Kenia von einem eigenen Boot und Ausflugsfahrten zu einer ehemaligen Raketenstation im Indischen Ozean, um der Armut zu entfliehen, die Astronautin Shana kämpft auf der Internationalen Raumstation ISS mit einer defekten Funkantenne und Henri, Direktor des Hauptbüros der European Space Agency (ESA) in Paris, versucht zu verstehen, welche irritierenden Signale von mehreren Standorten in Kenia und der Ostsee versendet werden.

Der Roman wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt und führt an unterschiedliche Schauplätze weltweit - und darüber hinaus. Ein Schwerpunkt der Handlung liegt jedoch auf den Hauptfiguren Nina und Matthew, die das Schiffsunglück in Reetna hinterfragen und eine mögliche Verbindung zu ihrem Freund Simon aufdecken möchten.

Die Szenenwechsel erfolgen zügig und fast durchweg im spannendsten Moment, so dass man unweigerlich weiterlesen muss.
Je tiefer Nina und Matthew graben, desto unklarer wird, wem sie trauen können. Ihre Alleingänge mit dem bewussten Ausschluss der Polizei sind abenteuerlich, aber nachvollziehbar. Das Gefühl des Beobachtetwerdens ist dabei genauso spürbar wie eine stetige Gefahr, die lauert.

Was hinter dem Sinken des Schiffs steckt und welcher Zusammenhang mit gestörten Funksignalen und den anderen Schauplätzen in Kenia und der ISS bestehen könnte, erscheint unfassbar komplex und nicht zu erahnen.
Welche Mächte, Staaten und Geheimdienste agieren, was vertuscht oder bezweckt werfen soll und welches technische Knowhow dabei eine Rolle spielt, erzeugt von Anbeginn Spannung, die sich durchgängig hält. Wendungen und die verzweifelte Spurensuche von Nina und Matthew sorgen für einen Lesesog, der neugierig auf die Auflösung der Verschwörung oder kriminellen Machenschaften macht.
Kritisch anmerken muss man allerdings, dass es den beiden Hauptfiguren manchmal zu leicht gemacht wird, wenn sie beispielsweise in sicherheitsempfindlichen Bereichen einfach so hinein und hinaus spazieren können. Auch erscheint das weltweite Personengeflecht für die Dramaturgie etwas simpel konstruiert.

Dennoch ist "Der tiefste Punkt" ein facettenreicher Thriller auf der Höhe der Zeit. Gesellschaftlich relevante und aktuelle Themen wie Armut, Gewalt, Rassismus und Umweltverschmutzung geben der Geschichte einen bodenständigen Hintergrund, während die technische Seite etwas abstrakter ist, jedoch nie zu tief geht und für den Laien aufschlussreich erklärt wird. Was Technik kann und wie leicht sie missbraucht werden kann, ist authentisch und erschreckend.

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