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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2019

zwiegespalten

Hotel Cartagena
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Auf der einen Seite hat es mir Spaß gemacht, wieder über Chastity Riley, ihre Männer und ihre Liebe zu Hamburg zu lesen. All die Bekannten, die irgendwie liebevoll, verletzlich und beschädigt beschrieben ...

Auf der einen Seite hat es mir Spaß gemacht, wieder über Chastity Riley, ihre Männer und ihre Liebe zu Hamburg zu lesen. All die Bekannten, die irgendwie liebevoll, verletzlich und beschädigt beschrieben werden tauchen gleich zu Beginn des Buches auf. Und dieser besondere Schreibstil von Simone Buchholz hatte mich gleich wieder gepackt: karge, schnoddrige Sätze, eine wirklich sehr ungewöhnliche Erzählweise bis hin zur Poesie.

Unschön fand ich allerdings eine längere Passage, die fürchterlich zäh zu lesen war. Was wir da zu lesen bekommen haben sollte wohl irgendwie Fieberwahn oder Delirium darstellen, hat inhaltlich überhaupt keinen Sinn gemacht hat. Auch gibt es keinen wirklichen Fall. In einem Hotel gibt es eine bewaffnete Geiselnahme. Obwohl ein komplettes Kripoteam als Geiseln direkt beim Geschehen ist, bleiben diese, ebenso wie wir Leser, nur in der Beobachterrolle. Parallel dazu erfahren wir die Hintergrundgeschichte des Hamburgers Henning Gabarek in Kolumbien. Für mich war das kein interessanter Krimi.
Auch wenn mir der Fall und der Verlauf diesmal nicht gefallen hat, will ich die für mich noch offenen Bände der Reihe nachlesen und gebe einem zukünftigen auch nochmal eine Chance.

Veröffentlicht am 04.10.2019

schwerer Stoff

Auf Erden sind wir kurz grandios
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Der Titel und das Cover haben mich von Anfang an beeindruckt. Der vietnamesische Junge Little Dog beschreibt in trauriger, melancholischer Art seine Kindheit in Amerika. Dies in Briefform an seine Mutter, ...

Der Titel und das Cover haben mich von Anfang an beeindruckt. Der vietnamesische Junge Little Dog beschreibt in trauriger, melancholischer Art seine Kindheit in Amerika. Dies in Briefform an seine Mutter, die allerdings nie lesen gelernt hat. Er ist sehr eng mit seiner Mutter verbunden, die ihn allerdings prügelt und auch psychisch mehr fordert, als es einem Kind gut tun kann. Bei den ersten beschriebenen Szenen mit Gewalt und Prügel ist er erst 4 bzw 8 Jahre alt. Die Alltagsgeschichten des kleinen Jungen werden im Wechsel mit grausamen Szenen und Kriegserlebnissen erzählt.

Ich habe nun ca. 100 Seiten gelesen und inzwischen ist Little Dog im jungen Erwachsenenalter angekommen. Aber auch hier fällt mir das Lesen weiterhin schwer. Nun habe ich überlegt, ob ich noch Tage oder Wochen so weiterlesen möchte und mich dagegen entschieden. Ich möchte nichts negatives über dieses Buch sagen, es ist wirklich beeindruckend geschrieben. Aber für mich ist es ein zu schwerer und depressiver Stoff.

Veröffentlicht am 05.09.2019

unsterblich verliebt

Fünf Lieben lang
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Ich kannte Andre Aciman als Autor nicht, aber mit diesem Buch zeigt er, dass er gut schreiben kann. Wir erleben Paul, beginnend als 12-Jähriger, wie er sich immer wieder unsterblich in jemanden verliebt. ...

Ich kannte Andre Aciman als Autor nicht, aber mit diesem Buch zeigt er, dass er gut schreiben kann. Wir erleben Paul, beginnend als 12-Jähriger, wie er sich immer wieder unsterblich in jemanden verliebt. Dabei wechselt seine Ausrichtung zwischen Mann zu Frau. In jeder der 5 Geschichten schwärmt Paul von einer auserwählten Person. Er ist ganz gefesselt vom Begehren und Nachdenken über sie. Seinen ganzen Alltag verbringt er mit träumen und hoffen darauf, dass es zu näheren Begegnungen kommt. Er saugt jede Geste und jedes Wort in sich auf.

Irritierend fand ich, dass wenn es Paul tatsächlich geschafft hat, die Liebe dieser Person zu gewinnen, er das Erworbene danach nicht mehr wertschätzt. Als Beispiel Manfred, um den sich im 2. Kapitel alles dreht. Im Folgekapitel erfahren wir in einem Nebensatz, dass Paul tatsächlich mit ihm zusammen ist. Aber nun hat es für Paul keine Wichtigkeit mehr.

Nach dem schönen Anfang auf der italienischen Insel gestaltete sich auch für mich die Geschichte leider etwas langatmig. Ich konnte Pauls Gedanken und seine Art meist nicht verstehen und so blieb mir nur, diese Geschichten ohne Mitzufühlen zu begleiten.

Veröffentlicht am 09.08.2019

ziemlich derb

Wilder Winter
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Ich fand die beiden Freunde Hap und Leonard eigentlich gar nicht so ungleich, wie im Klappentext betont wird. Außer dass der erste weiß und hetero, Leonard jedoch schwarz und schwul ist. Die ganze Geschichte ...

Ich fand die beiden Freunde Hap und Leonard eigentlich gar nicht so ungleich, wie im Klappentext betont wird. Außer dass der erste weiß und hetero, Leonard jedoch schwarz und schwul ist. Die ganze Geschichte wird von Hap in der Ich-Form erzählt. Die beiden kennen sich schon ziemlich lange, sind gute Freunde und können sich jeweils auf den anderen ohne Worte verlassen.

Schon im Klappentext heißt es „ … bewahrheitet sich bald das, was Leonard von Anfang an klar war: Wo Trudy ist, gibt's Ärger.“ und dies fasst den Inhalt kompakt zusammen. Die beiden lassen sich von Haps Exfrau Trudy dazu anstiften, mit deren jetzigen Lebensgefährten und einigen Kumpels auf die Suche nach der verlorenen Beute aus einem Banküberfall zu gehen.

Der Schreibstil lebt von den derb-sarkastisch Dialogen zwischen den beiden und ihren Frotzeleien und flotten Sprüchen den anderen gegenüber. Allerdings wurde mir dies relativ schnell leid. Leider entwickelte sich der Verlauf hin zu viel Brutalität und Gewalt, so dass ich von dieser Reihe keine weiteren mehr lesen möchte. Schade, denn die Neuauflage in der optisch schönen Aufmachung zu kleinem Preis finde ich echt ansprechend.

Veröffentlicht am 21.06.2019

Holmes und Watson mit Smartphones

Ein perfider Plan
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Klappentext: „Wenige Stunden, nachdem Diana Cowper ihre eigene Bestattung in einem Beerdigungsinstitut plante, wurde die gut betuchte Witwe in ihrem Haus erdrosselt aufgefunden. Kannte sie ihren Mörder? ...

Klappentext: „Wenige Stunden, nachdem Diana Cowper ihre eigene Bestattung in einem Beerdigungsinstitut plante, wurde die gut betuchte Witwe in ihrem Haus erdrosselt aufgefunden. Kannte sie ihren Mörder? Wusste sie um ihr Schicksal? Diese Fragen stellt sich auch der ehemalige Polizeioffizier Daniel Hawthorne, der inzwischen als Privatdetektiv ermittelt. Da er aber nicht nur den Mörder finden will, sondern aus dem merkwürdigen Mord auch ein Buch entstehen soll, schaltet er den Bestellerautor Anthony Horowitz ein – und bald hat auch er sich unrettbar in den mysteriösen Fall verstrickt.

Die ganze Geschichte ist tatsächlich im Stil von Holmes und Watson erzählt. Und so passt dies manchmal nicht so recht zusammen mit Dingen wie Smartphones und Emails. Es war eher schwer für mich, diese Geschichte gut zu finden, da ich Daniel Hawthorne so unsympathisch fand. Und dadurch nie Tony Horowitz verstehen konnte, der sich dessen Unverschämtheiten immer wieder gefallen lies. Der Fall allerdings blieb bis zur Auflösung mysteriös und hatte mit diesem anhaltenden Spannungsbogen doch seinen Unterhaltungswert.
Horowitz ist ja tatsächlich Krimiautor und die Idee ist originell, ihn als Autor gleichzeitig zu einer der Hauptpersonen im Ermittlungsfall zu machen. Mich persönlich hat dieser Fall aber nie richtig gepackt.